Hallo und Fragen zu meinen Bögen

Fragen zu Boegen zum Bogenschiessen. Keine Fragen zum Bogenbau.
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Odilon
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Hallo und Fragen zu meinen Bögen

Beitrag von Odilon » 07.06.2020, 18:22

Hallo Miteinander,
zunächst danke für die Aufnahme!
Ich bin 29, komme aus Dortmund, bin 1,97m, kräftig und hab einen Auszug von ~32". Noch was wichtiges? Achja ich werd u.a. Techniklehrer und würde mittelfristig auch sehr gerne mal selbst einen Bogen bauen, aber dank Corona ist das im Moment ja alles nicht so einfach...
Ich habe zudem das Glück recht ländlich zu wohnen und direkt vor meiner Haustür schießen zu können.

Wie wahrscheinlich die meisten Männer bin ich fasziniert von Waffen, auch wenn ich überzeugter Pazifist bin. Als Kind habe ich mir mal einen Bogen bei Decathlon gekauft und ein bisschen geschossen, aber in einem Verein war ich nie, bin nicht so der Vereinstyp. Vor ein paar Jahren hab ich nochmal spontan ein Taktedown Rekurce Set mit 28lbs günstig bei Ebay geschossen. Jetzt im Lockdown, mit viel Zeit und der Möglichkeit daheim zu schießen, habe ich mich neu ins Bogenschießen verguckt und möchte aktiv einsteigen. Vor allem wieder inspiriert hat mich Lars Anderson.

Dazu kaufte ich mir zunächst den Reiterbogen SKB von Samick, leider war ich mit der 55lbs Version etwas größenwahnsinnig. Ich neige manchmal etwas zur Ungeduld und wollte einen Allround Bogen, anstatt klein anzufangen und mich nach und nach zu steigern - naja Fehler muss man machen, um draus lernen zu können. Die 55lbs kann ich ziehen und Schieß-Sessions mit 60-80 Schuss waren kein Problem, das Trefferbild wurde auch immer besser. Aber natürlich fehlt mir noch sehr viel Übung, um konstant und zuverlässig da zu treffen, wo ich möchte.
Nach einer langen Session mit 120-130 Schuss habe ich es dann jedoch sehr in der Schulter gespürt und mir zum Üben zusätzlich einen 30lbs Sir Henry Strongbow von Bearpaw gekauft, um meine Muskeln und Sehnen langsam zu trainieren und mir keinen langfristigen Rückenschaden einzuhandeln.

Wie man an der Wahl der Bögen vermutlich ablesen kann, interessiere ich mich vor allem für traditionelles und instinktives Schießen. Die vielen Konventionen beim modernen Bogenschießen schrecken mich eher ab, weswegen ich auch keine allzu große Lust auf meinen Recurve mehr habe.
Meine Trainer/Lehrer sind bis jetzt vor allem virtuell bei Youtube, besonders Gary Chynne´s ruhige Art sowie seine simple aber effektive Herangehensweise hat es mir angetan. Achja und ich schieße bis jetzt mediteran, will später aber auch gern die Daumentechnik lernen - aber eins nach dem anderen.

So viel grob zum Rahmen und mir. Nun habe ich noch ein paar Fragen zu meinen Bögen.

Bei meinem Samick haben sich am Bogenbauch, direkt über und unter dem Griffstück, kleine tastbare "Pickel" gebildet (siehe Bilder), die wor allem im gespannten Zustand hervortreten. Habt ihr Erfahrungen damit? Ist das problematisch, ist mein Auszug vielleicht zu groß bzw. die Stauchung zu stark oder passiert das einfach mal bei so low budget Bögen und ist kein Problem?
Darf man an dem Glas ein bisschen schleifen (natürlich ganz fein), oder sollte ich das irgendwie anders nachbehandeln? Ist das vielleicht sogar ein Garantiefall?

Außerdem habe ich gehört, dass man mit Glas belegte Bögen ohne Probleme gespannt aufbewahren können soll, gilt das auch für den SKB? Wenn er ein paar Pfund verliert, wäre das ja nicht so wild :D

Mit dem Sir Henry habe ich gestern das erste Mal ein paar Pfeile schießen können und er macht mir auch Spaß, vor allem kann ich damit besser an meiner Technik feilen ohne meinen Rücken zu überlasten.
Diesen Vollholzbogen würde ich natürlich nicht gespannt lagern, selbst nach kurzem aufspannen und schießen blieb schon eine kleine Krümmung zurück. Außerdem ist mir aufgefallen, dass er etwas Krumm ist und ich frage mich, ob das bereits der Rohling war und enstsprechend getillert wurde oder dies beim Transport im Lieferwagen beim feucht-warmen Klima der letzten Woche passiert sein könnte. Bearpaw selbst hat mir hierzu leider nicht geantwortet :-/ (siehe Bilder)

Außerdem würde mich interessieren, inwieweit meine Bögen wetterfest sind und bei welchen klimatischen Bedinungen ich vom schießen absehen sollte - also bei strömenden Regen wollte ich nicht schießen, aber ob z.B. schwüle Sommertage ein Problem darstellen.
Außerdem würde mich interessieren, welche sonstige Pflege so ein Vollholzbogen wie der Sir Henry benötigen. Leider sind die Beschreibungen und Anleitungen meist sehr dürftig. Man kann ja schon froh sein, wenn man Angaben zum max. Auszug findet - was bei meiner Körpergröße natürlich ein wesentlicher Faktor bei der Bogenwahl ist.

mit freundlichem Gruß und vorab vielen Dank für die Antworten
Odilon aka. Marius
Dateianhänge
SKB unterer WA.jpg
"Pickel" am unteren WA des SKB
SKB oberer WA.jpg
"Pickel" am oben WA des SKB
Sir Henry 1.jpg
Sir Henry der Länge nach
Sir Henry 2.jpg
Sir Henry ungespannt auf der Seite liegend

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Grombard
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Re: Hallo und Fragen zu meinen Bögen

Beitrag von Grombard » 07.06.2020, 18:37

Moin und willkommen.

Das an deinem Samick würde ich als Lackschäden bezeichnen.
Sicher beim Transport oder hinlegen irgendwo angeschlagen.

Die meisten glasbelegten Bögen kann man gespannt lagern.
Im Zweifel immer den Hersteller fragen.

Dein Sir Henry ist aus Rattan.
Sowas bekommt eigentlich immer Set.
Wenns zu viel wird einfach zurückbiegen.
(Gilt natürlich nur für Rattan und nicht für echte Holzbögen)

Mit einem lackiertem glasbelegtem Bogen kannst du theoretisch unter Wasser schießen.
irgendwas is ja immer

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Re: Hallo und Fragen zu meinen Bögen

Beitrag von Odilon » 07.06.2020, 18:59

Danke für die schnelle Antwort!

diese Lackschäden haben sich beim spannen und schießen gebildet und waren nicht von Beginn an vorhanden und ich habe auch immer darauf geachtet, nirgendwo anzuschlagen. Deswegen die Vermutung mit der Stauchung. Ich habe keine Ahnung wie dieses Glas funktioniert und ob das nur oberflächliche Lackabplatzer sind oder mehr dahinter steckt. Skeptisch wurde ich halt, weil es vor allem im gespannten Zustand hervortritt, aber kaum wenn er entspannt ist. Ich hab es mal mit p1200 vorsichtig geschliffen, aber sie traten danach wieder hervor.

Gilt Rattan nicht als (Voll-)Holz? Wieder was gelernt und gut zu wissen, dass Rattan zum "Set" neigt, es kein Materialfehler ist und wieder zurück gebogen werden kann und darf (natürlich nicht übermäßig).

Gut, dann wird der SKB ein schlechtwetter Bogen ;D

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Ravenheart
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Re: Hallo und Fragen zu meinen Bögen

Beitrag von Ravenheart » 09.06.2020, 09:39

wg. SKB:
Wenn die Schäden erst bei Benutzung entstanden sind, fürchte ich ein größeres Problem.
Zum Glück liegen die Schadstellen in einer Linie, deshalb wird er NICHT gleich brechen, aber falls noch Garantie drauf ist - sofort zurück damit!
(Ich vermute einen Längsriss im Kernholz, wodurch sich das Holz innen aufwölbt und die Glasfaser nach außen drückt.!)

wg. "instinktiv":
Der Begriff ist veraltet, heute sagt man "intuitiv", weil "Instinkte" was anderes sind....

wg. "Muskeln und Sehnen langsam zu trainieren "
SEHR gute Entscheidung! Du kannst Dich auch mit dem 30er warm schießen, dann den 50er nutzen so lange es OHNE Probleme geht. Du wirst merken, dass die Phase dann nach und nach länger wird!

wg. Schulterschmerzen:
KÖNNTE auch (mit) an falscher Technik liegen!
Ach bitte darauf, dass
1. der Ellenbogen NIE höher kommt als die Schulter ist und
2. sich beim Ziehen die GANZE SCHULTER mit nach hinten bewegt, NICHT nur das Schultergelenk dreht! (Beim Bogenschießen kommt ein wesentlicher Teil der Kraft aus der Rücken-Muskulatur!)
(Außerdem achte auch drauf, dass Unterarm und Zug-Hand in einer Linie bleiben und NICHT das Handgelenk abknickt, sonst gibt's da bald die nächste Problemstelle!)…
(ABER
Übe NICHT an allen 3 Hinweisen auf einmal! Konzentriere Dich auf eine Sache und danach auf die Nächste!)

wg. Lagerung:
Glasbogen vertragen gespannte Lagerung zwar BESSER als Vollholz, aber auch die leiden! Bogen nach Gebrauch immer abspannen. Nur Compounds bleiben immer gespannt.

wg. Krumm werden bei Holzbogen:
Das nennt man , wenn es nur kurz nach dem Schießen ist, Stringfollow, und wenn es sich dauerhaft gefestigt hat, Set.
BEIDES ist 8in begrenztem Rahmen) völlig normal und weder ein Mangel noch eine Beeinträchtigung der Leistung.
Erst wenn das Set so groß wird, dass die Sehne im ungezogenen, aber gespannten Zustand ("auf Standhöhe") nicht mehr straff ist, ist es mangelhaft und der Bogen war überlastet, schlecht getillert, oder minderwertig.

wg. Wetter:
Große Hitze ist unschädlich, solange der Bogen nicht in der Sonne (wohlmöglich sogar hinter Glas im Auto) "brät". Da können verklebte Schichten sogar auseinander gehen. Aber unter 40° lässt zwar die Leistung leicht nach, aber es schadet nicht.
Nässe wird auch von Vollholz gut vertragen, wenn das Holz versiegelt ist (Lack oder Öl) UND der Bogen am Abend abgetrocknet wird. Tagelanges Lagern in Regen oder Wasser weicht ihn allerdings auf und verstärkt das (s.o.) Set.
Trockenheit wird ebenfalls kurzzeitig gut vertragen, aber wochenlanges Lagern in einem stark beheizten Raum killt Bogenrohlinge und Vollholzbogen nach einigen Wochen, Glasbogen nach einigen Jahren.
Ein GUTE Lagerorte für Bogen sind: im Schlafzimmer unter dem Bett, oder ein nicht zu feuchter Keller / Abstellraum, oder ein nicht zu stark besonnter Schuppen.

EIBENbogen sollte man zudem nicht bei Frost schießen. Andere Hölzer sind bei LEICHTEM Frost problemlos nutzbar.

Rabe

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Re: Hallo und Fragen zu meinen Bögen

Beitrag von Odilon » 11.06.2020, 19:14

auch dir, Ravenheart, ein herzliches Danke für diese ausführliche Antwort!

Danke für den weniger hoffnungsvollen Hinweis zum SKB... ich habe vorgestern wieder damit geschossen und er wirft nach wie vor sehr kräftig, allerdings ist der Schaden am unteren WA dabei wieder etwas größer geworden, genau auf der gleichen Linie, was ja für einen Längsriss spräche :-/. Ich werde morgen mal bei meinem Händler anrufen und ihn fragen. Hat jemand Erfahrung mit Westwood-archery? Bei kleinen Shops habe ich immer ein etwas schlechtes Gewissen... der Kauf war Mitte April, das Widerrufsrecht ist damit schonmal erloschen.

Ok danke für den Hinweis, dann möchte ich intuitiv schießen ;D


Genau so habe ich es letztes Mal gemacht, erst einige Pfeile mit dem schwächeren Sir Henry und dann zum Schluss noch etwas mit dem SKB.

Das liegt ganz bestimmt auch an meiner Technik, die ich bei diesem zu starken Bogen zu wenig berücksichtigen kann. Wenn ich umtauschen sollte, dann werde ich fragen, ob ich stattdessen eine 40lbs Version kriegen kann.
Aber ich werde die Tipps der Reihe nach beherzigen, danke =)

Den SKB habe ich jetzt mal einige Tage gespannt gelassen, zum einen kann ich ein paar lbs weniger verschmerzen und zum anderen wollte ich schauen, ob sich dies auf den Schaden auswirkt - hat es nicht.

Der Sir Henry hatte bis jetzt immer etwas "Stringfollow", aber das hat sich bei der ungespannten Lagerung bisher immer zurückgesetzt. Jetzt weiß ich es, dank euch, und mach mir keine Sorgen mehr ;D

und danke außerdem für die Wetter- und Langerungstipps, dann steht dem Schießvergnügen im Smmer ja nichts im Wege 8)

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Re: Hallo und Fragen zu meinen Bögen

Beitrag von apaloosa » 11.06.2020, 19:33

Hallo,
das Widerrufsrecht ist damit schonmal erloschen.
aber nicht die Garantiezeit, die beträgt, wenn ich mich nicht total vertue, 1/2 Jahr.
Sprich den Shop an und sende ihn zurück, das ist m. E. ein Garantiefall.

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Re: Hallo und Fragen zu meinen Bögen

Beitrag von Ravenheart » 17.06.2020, 10:10

Gut, dann ganz genau:

Widerrufsrecht:
Gilt nur bei Online- oder Haustürkauf.
Dauer: 14 Tage. Beweislast: keine, Gründe müssen nicht angegeben werden.

Gewährleistung:
Händlerpflicht zur Rücknahme bei Mängeln. Händler muss ggf. nachweisen, dass beim Kauf der Schaden nicht bestand.
Dauer: 2 Jahre, Beweislast: In den ersten 6 Monaten: Händler, danach: Kunde

Garantie:
Freiwillige Leistung des HERSTELLERS. Vereinfacht für den Kunden die Mängelbehebung NACH Ablauf der ersten 6 Monate der Gewährleistung. Beweislast: nicht erforderlich.
(Beispiel: Ein Radio funktioniert nach 9 Monaten plötzlich nicht mehr. Um Gewährleistung zu bekommen, müsste nun der KUNDE dem Händler nachweisen, dass der Fehler, der zum Ausfall führte, schon beim Kauf bestand. Kann kaum ein Kunde.

Daher tritt nun der Hersteller ein und ersetzt oder repariert das Gerät, wenn er keinen Mangel feststellt, den der KUNDE zu verantworten hat (runter gefallen o.ä.)...

Rabe

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