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Re: Der Hohenaschaubogen, ein Burgunderbogen!

Verfasst: 01.04.2013, 14:30
von Wilfrid (✝)
Da is ja noch ne Frage offen ....:-(
Die Kante am Bauch bringt den Bogen dazu, sich über den Bauch zu biegen und nicht über eine der Seitenkanten. Auch das seitliche Ausknicken kann man über die Lage dieser Kante besser steuern als über einen runden Bauch.
Wenn das Bogenprofil anfängt, höher als breit zu werden biegt sich ein rechteckiges oder ovales Profil schneller mal zur Seite weg als ein 5 eckiges

Re: Der Hohenaschaubogen, ein Burgunderbogen!

Verfasst: 04.04.2013, 11:59
von Drako292
Sehr interessante Sache. Ich finde aber das der Griff an sich gebogen ist und nicht die Fades. Weiss jemand wie die Geweihspitzen befestigt waren ? In etwa so wie die Hornspitzen beim elb?

Re: Der Hohenaschaubogen, ein Burgunderbogen!

Verfasst: 04.04.2013, 12:12
von Wilfrid (✝)
Es sieht für mich aus, als wenn der Bogen im "Reset" gebogen wurde, da bleibt dann eben die "Griffbiegung" mehr über als die restliche Biegung

"Burgunderbogen" - Ein Mythos?

Verfasst: 12.11.2013, 14:45
von lonbow
Ich habe neulich auf Google nach Burgunderbogen gesucht und bin in einem Forum auf den Link eines alten Bogenlexikons von ca. 1900 gestoßen.
In diesem Lexikon wird der "alte Schweizerbogen" beschrieben. Er ist aus Goldregen gebaut und das Holz wird über dem Feuer in die "Topedoform" (Form der Bögen auf Bildern im antiken Griechenland, also mit zurückversetztem Griff und reflex gebogenen Enden) gedämpft. Die Beschreibung entspricht also genau dem, was ich unter Burgunderbogen verstehe. Ich dachte, dass es also zwei Namen für den Burgunderbogen gibt.
Allerdings bin ich ebenfalls im Internet auf Hinweise gestoßen, dass es in Lausanne(französische Schweiz) im 19.jh einen Bogenbauer Namens Bourgogne gab, der schweizer Bögen herstellte. Meine starke Vermutung ist also, dass die Bezeichnung "Burgunderbogen" durch ein Missverständnis wegen dem Namen des Bogenbauers aufkam. Sollen wir die Bezeichnung "Burgunderbogen" also über Bord werfen, und stattdessen die Bezeichnung "schweizer Bogen" verwenden?
Und hat dieser Bogentyp überhaupt etwas mit Burgund zu tun? Was meint ihr?

Hier die Zitate:

aus dem Paleo-Planet-Forum:
This is a bow that we have in the Society of Archer Antiquaries collection. It is one of those eighteenth to nineteenth century laburnum longbows made by a Swiss bowyer Bourgogne. We are currently conducting a research project into this bow and other examples in European collections here is a link to the relevant thread on our forum.

Beschreibung eines Bogens in einem französischem Forum:
-Arc suisse, probablement signé "BOURGOGNE", facteur d'arc installé à Lausane, début 19eme

Hier die Links:

http://www.google.de/imgres?biw=1384&bi ... ,s:0,i:215

http://www.google.de/imgres?biw=1600&bi ... &dur=1034&
hovh=194&hovw=259&tx=117&ty=95&page=1&tbnh=139&tbnw=184&start=0&ndsp=36&ved=1t:429,r:12,s:0,i:117


Viele Grüße,
David

Re: Der Hohenaschaubogen, ein Burgunderbogen!

Verfasst: 12.11.2013, 15:54
von Ravenheart
Beide Links sind leider unbrauchbar!
Links immer mit dem Button URL einfügen!

Rabe

Re: Der Hohenaschaubogen, ein Burgunderbogen!

Verfasst: 12.11.2013, 16:26
von lonbow

Re: Der Hohenaschaubogen, ein Burgunderbogen!

Verfasst: 12.11.2013, 18:58
von Wilfrid (✝)
naja, das ist nun mal aber kein Widerspruch, das der Herr Bougogne eine Bogen in überlieferter Form baut, und andere diese Bögen Burgunderbögen nennen, bis ~ 1500 gehörte Lausanne zu Hochburgund .
http://de.wikipedia.org/wiki/Lausanne
Und die Bögen aus dem 16/17 Jhdt werden kaum nach diesem Bogenbauer genannt worden sein, eher beide nach dem Herzogtum Burgund.Und Maximilian hat ja seine Bögen von Flandern ? bauen lassen. Es kann natürlich sein, das die Familie Bourgogne schon früher Bögen dieser Form gebaut haben, aus Familientradition, denn der Erste war ja dem Namen nach Burgunder.

Re: Der Hohenaschaubogen, ein Burgunderbogen!

Verfasst: 12.11.2013, 19:17
von Heidjer
Hallo David,

Das ist im Prinzip die alte Frage, wie nennt man einen Bogen, oder ein Bogendesign?

Bekannt ist der Begriff Hohenaschaubogen, aber nur weil auf Schloß Hohenaschau ein Bogen diesen Typs überlebt hat. In der neueren Literatur findet man häufiger eben den Begriff Burgunderbogen, woher der stammt kann ich auch nicht sagen. Tatsache ist das viele der überlebende Bögen diesen Typs aus Lyon stammen auch wenn Lyon ein wenig südlich von Burgund liegt, möglicherweise stammt das Holz, ebend Hauptsächlich Goldregen, aber auch Eibe ist bekannt, aus Burgund? Oder wurde das Bogenschiessen in Burgund höher geschätzt wie im übrigen Frankreich, es gibt ja in Frankreich Bogenvereine mit mehr als hundertjähriger Tradition?

Der Begriff Schweizerbogen ist mir auch schon unter gekommen, auch wenn ich ihn nicht direkt mit dem "Burgunderbogen" verknüpft habe. Tasächlich sollen in der Schweiz neben Frankreich die meisten Bögen diesen Typs überlebt haben. Eine weitere Tatsache ist, alle diese Bögen stammen aus dem 17'ten, 18'ten und 19'ten Jahrhundert, eine Zeit also, wo der Bogen in Europa ein absolutes Nischendasein führte. Zudem sind es relativ aufwändige Bögen meist mit Samtgriff und Geweihnocken, also höherwertige Jagdbögen oder Scheibenbögen, als Waffe waren die nie gedacht!
Tatsächlich wissen wir in Deutschland relativ wenig über diese Bögen, es müßte mal jemand in Frankreich nach diesen Bögen recherchieren, hallo Zoffti bzw Lena. ;)


Gruß Dirk

Re: Der Hohenaschaubogen, ein Burgunderbogen!

Verfasst: 30.11.2013, 23:09
von Blacksmith77K
Hab noch was...

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Re: Der Hohenaschaubogen, ein Burgunderbogen!

Verfasst: 01.12.2013, 00:21
von Wilfrid (✝)
im Griffbereich kann er die Verwandtschaft mit nem Oberflachtbogen nicht verleugnen, schöne Bilder...
Danke schön

Re: Der Hohenaschaubogen, ein Burgunderbogen!

Verfasst: 01.12.2013, 00:36
von Heidjer
Ja, vielen Dank für die Bilder, ist das der original Hohenaschaubogen im Nürnberger Museum?
Wie sieht der Bogenbauch aus?


Gruß Dirk

Re: Der Hohenaschaubogen, ein Burgunderbogen!

Verfasst: 01.12.2013, 23:01
von lonbow
@ Dirk: Was willst du über den Bogenbauch genau wissen?

Re: Der Hohenaschaubogen, ein Burgunderbogen!

Verfasst: 02.12.2013, 20:06
von Heidjer
Nun, die Burgunderbögen gibt es mit perfekt halbrunden Bäuchen, also ein D-Profil und mit fünfeck Profil und da interressiert mich eigentlich der Winkel des "Dachfirstes".
Bei dem kürzeren Burgunderbogen aus dem Münchener Jagdmuseum ist der Winkel ein wenig größer als 90° also geschätzt etwa 100° und das halte ich schon für eine echt scharfe Bauchkante.


Gruß Dirk

Re: Der Hohenaschaubogen, ein Burgunderbogen!

Verfasst: 02.12.2013, 22:00
von lonbow
Hallo Dirk,

Der Winkel der Bauchkante müsste beim Hohenaschaubogen größer sein, da die Wurfarme ein etwas flacheres Profil haben.
Beim genaueren Betrachten wirkt die Kante außerdem nicht extrem spitz. Ich denke dass der Winkel zwischen vielleicht 110 oder 120 Grad liegt.

Grüße,
David

Re: Der Hohenaschaubogen, ein Burgunderbogen!

Verfasst: 02.12.2013, 22:00
von Taran
Wenn ich mir den "Dachfirst" anschaue, aber auch die Rillen an der Kante, dann sehe ich hier eher einen Kunstschreiner am Werk...

Naja, er ist schon Bogenbauer, aber er hat offenbar den Auftrag, ein repräsentatives Stück zu fertigen.

Ich würde mal vermuten, dass diese Bögen nicht 100%ig ausgereizt und auf Leistung gebaut sind, sondern z.B. zu lang für ihr Zuggewicht, damit eben die Stauchbelastung am Bauch nicht zu groß wird. Das muss doch der limitierende Faktor dieses Designs gewesesn sein!

Man brauchte keine Waffe (wie oben gesagt), sondern ein repräsentativ designtes Statussymbol, so dass bei der Effizienz kleinere Abstriche gemacht werden konnten.

Nur meine Meinung, ich lasse mich gerne widerlegen. Die Alamannenbögen hatten ja auch so ein Profil, dass allen Regeln der TBB1-4 spottet... Warum?