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Mittelstück-Formen beim Recurve

Verfasst: 24.06.2012, 15:13
von Purzel
Ein HALLO an alle ;D
Ich frage mich mal wieder etwas, auf das Tante Google leider keine Antwort kennt. Mir ist mal so beim Stöbern aufgefallen, das manche Mittelstücke beim Recurve einen nach vorne oder nach hinten versetzten Griff haben. Kann mir jemand erklären was das jeweils für Auswirkungen hat?
Hier noch ein paar Beispielfotos:
Bild
Das ist der Samick Squall mit einem zurückversetztem Griff
Bild
Und das ist der Samick Devastator mit einem wie mir scheint stark nach vorne versetztem Griff

Optisch erscheint natürlich letzteres irgendwie stimmiger, da die Form dann nicht unterbrochen wird, aber wie wirkt sich das auf das Schussverhalten eines Bogens aus?

Re: Mittelstück-Formen beim Recurve

Verfasst: 24.06.2012, 18:26
von Snake-Jo
Hallo Jessi:
Zuerst hier der Link ins Wiki:
http://www.bogensportwiki.info/index.php?title=Backset

Nun zu den beiden vorgestellten Recurves: Da ist vom Setback des Griffes nichts, aber auch garnichts mehr übrig, weil die Wurfarme schräg angesetzt wurden. Der eigentliche Sinn des zurückgesetzen Griffes wäre eine Leistungssteigerung durch Vorspannung, weil die geraden Wurfarme dann nach vorne zeigen und bis auf Spannhöhe mehr Weg benötigen. Dies wird bei moderen Recurves durch eine Vielzahl gestalterischer Elemente "verwurstelt" (anders kann ich sowas nicht nennen). Dazu gehören:
- gebogene Griffstücke
- geschlängelte Griffstücke
- Reflex-Deflex im Wurfarm
- verschieden starker Reflex an den Enden (Recurve)
- schräge Ansatzstellen für die Wurfarmaufnahme

Wahrscheinlich haben beide der dargestellten Bogen in Wirklichkeit (abgespannt) einen deflexen Griff. Entscheidend ist alleine die Position der Tipps in Relation zur Griffhöhe (Druckpunkt, Mulde im Griff).

Re: Mittelstück-Formen beim Recurve

Verfasst: 24.06.2012, 18:57
von Purzel
Ah ok danke für die ausführliche Erklärung. Also ist das ganze bei solchen TakeDowns nur eine optische Sache.Vielen Dank für des Rätsels Lösung ;D

Re: Mittelstück-Formen beim Recurve

Verfasst: 24.06.2012, 23:12
von Swissbow
Bin nicht ganz einverstanden, es gibt sehr wohl Unterschiede. Die zeigen sich aber nicht in der Schussleistung, denn man kann mit beiden Griffvarianten gute und schnelle Bögen bauen.

Die Unterschiede zeigen sich in der Stabilität während dem Auszug. Und zwar wird der Bogen, bei welchem der Griff weiter nach vorne versetzt ist, gegenüber den Angriffspunkten der Wurfarme am Mittelstück, stabiler sein und somit weniger seitliche Streuung aufweisen. Vorausgesetzt die Stabilität der Wurfarme ist bei beiden Bögen identisch.

Recurve-riser.png


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Andy

Re: Mittelstück-Formen beim Recurve

Verfasst: 25.06.2012, 08:04
von Thomas of hookton
Servus,

Und nicht nur während des Auszugs, sondern während des gesamten schußablaufs ist der bogen mit vorgesetztem Griff ruhiger.

Der Bogen mit zurückgesetztem Griff wird, wenn alle anderen Parameter gleich sind (mit Ausnahme der Standhöhe vom Pivot), ein bißchen schneller sein, da der Pfeil länger von der Sehne beschleunigt wird. Außerdem können die Wurfarme leichter ausfallen, da der tatsächliche Auszug steigt.

Mfg
Hermann

Re: Mittelstück-Formen beim Recurve

Verfasst: 25.06.2012, 08:20
von MoeM
Snake-Jo hat geschrieben:Wahrscheinlich haben beide der dargestellten Bogen in Wirklichkeit (abgespannt) einen deflexen Griff. Entscheidend ist alleine die Position der Tipps in Relation zur Griffhöhe (Druckpunkt, Mulde im Griff).

Damit ist ja eigentlich alles gesagt.
Bei modernen Recurves ist das ziemlich schwer zu beurteilen, da eben auch schräge anlagen, deflex-reflexe WAs und ähnliche bauliche Maßnahmen verwendet werden können.
Eine klarere Betrachtung zum Verständniss erlauben gerade Bögen. Hier mal der Link zu einer kleinen Betrachtung der Druckpunktverschiebung an solchen (ACHTUNG: Englisch :D )
http://www.dickwightman.com/howardhill/reverseriserhills/reverserisers.html
Auf Recurves lässt sich das eben aufgrund des Gestaltungsspielraumes schwer übertragen, jedenfalls ohne Bilder vom abgespannten Bogen/Bogen auf Standhöhe.

Re: Mittelstück-Formen beim Recurve

Verfasst: 25.06.2012, 14:05
von Purzel
Uh vielen Dank, das macht natürlich alles irgendwie Sinn ;D
Nun hab ich der vollständigkeit halber mal Bilder im abgespanntem Zustand gesucht und gefunden. Leider keine liegenden oder im gleichen Winkel, aber vllt kann man doch was erkennen

Bild
Das ist der Squall mit dem zurück versetztem Griff :)

Bild
Und das ist der Devastator mit dem vorversetztem Griff

Zusammenfassend könnte man also sagen, der Devastator hat rein theoretisch das ruhigere Schussverhalten durch den vorgesetzten Griff und der Suall könnte dafür aber schneller sein?

Re: Mittelstück-Formen beim Recurve

Verfasst: 25.06.2012, 14:52
von MoeM
Oh das ist allerdings kaum zu beurteilen ohne beide in der Hand gehabt zu haben...
Wenn ich das richtig erkenne sind die Tipps beim Devastator sogar weiter nach vorn gelegt als beim Squal- du erkennst sicher den griffnahen Reflex?!
Ist das eine Kaufen oder Mieten Fage? Versuch beide Optionen vorher zu testen! (Polaris hab ich um 66,- in der Bucht gesehen...da soll man kaum nen Fehler machen können^^)

Re: Mittelstück-Formen beim Recurve

Verfasst: 25.06.2012, 15:27
von Purzel
Jup, den Reflex sehe ich.
Das ist eine weder noch Frage :) - noch habe ich einen Mietbogen (so eine Art Polaris). Aber man schaut sich ja gerne schon mal im eigenen Preissegment um :) Dabei sind mir eben die verschiedenen Grifformen aufgefallen. Wenn ich mir dann mal irgendwann meinen ersten eigenen Bogen kaufe, dafür muss ich aber mein Zuggewicht erst mal langsam irgendwie steigern :) ), dann probiere ich natürlich die Favoriten aus. Frau kann ja nicht nur nach der Optik gehen ;D Aber irgendwann will man glaube ich keine weißen Wurfarme vor der Nase haben ;D

Re: Mittelstück-Formen beim Recurve

Verfasst: 30.06.2012, 15:53
von Mike W.
Swissbow hat geschrieben: Die zeigen sich aber nicht in der Schussleistung, denn man kann mit beiden Griffvarianten gute und schnelle Bögen bauen.


Jaaa, aber.... Das zurückgesetzte Griffstück erlaubt längere WAe bei kurzem Auszug. Damit kann man einen weichen Auszug erreichen ohne wesentlich Leistung zu verschenken.

Die Unterschiede zeigen sich in der Stabilität während dem Auszug. Und zwar wird der Bogen, bei welchem der Griff weiter nach vorne versetzt ist, gegenüber den Angriffspunkten der Wurfarme am Mittelstück, stabiler sein und somit weniger seitliche Streuung aufweisen. Vorausgesetzt die Stabilität der Wurfarme ist bei beiden Bögen identisch.


Seitenstabilität hängt nicht nur vom Griff ab. Auf ein stimmiges Gesamtkonzept kommt es an.
Die Griffe meiner Bögen sind fast immer zurückgesetzt und bisher waren die Besitzer zufrieden.

Ich stimme Snake- Jo zu, das die Position der tips( auf Standhöhe) entscheidet, wie stabil der Bogen schießt.


lG Mike