Umgang mit altem Eibe scottish Longbow??

Fragen zu Boegen zum Bogenschiessen. Keine Fragen zum Bogenbau.
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Chirion
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Re: Umgang mit altem Eibe scottish Longbow??

Beitrag von Chirion » 26.09.2013, 08:25

@Azrael der Hinweis auf entsprechende Literatur ist natürlich berechtigt, allerdings hat der Bogen offensichtlich einen mitbiegenden Griff, bei Eibe (nebenbei, nach mehr als hundert Jahren sagt die Farbe nicht mehr wirklich was über die Holzart aus, insbesondere da nicht nachvollziebar ist was da in der Zeit alles draufgeschmiert wurde) mit 157cm sind 28" Auszug problemlos realisierbar, hab ich selbst schon mit durchaus beachtlichen Zuggewichten gebaut.
Als Sportbogen würd ich Blacky zustimmen das es sich um einen Damenbogen handeln könnte, als Jagdbogen wäre die Länge funktionell zu betrachten. ein Nachbau könnte die Fragen am besten beantworten.
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tscho
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Re: Umgang mit altem Eibe scottish Longbow??

Beitrag von tscho » 26.09.2013, 09:31

ich hatte auch mal so ein uraltes Teil in den Fingern, hab dann aber erstmal nur 3-4 Zoll ausgezogen und gemessen um das Zuggewicht hochzurechenen, wär doch mal interessant zu wissen, und wie der Querschnitt genau aussieht.

Gruß
Tscho

Anasazi
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Re: Umgang mit altem Eibe scottish Longbow??

Beitrag von Anasazi » 26.09.2013, 11:24

Mir persönlich ist es egal, wie weit der Bogen ausgezogen wird - wäre halt Schade um das alte Stück, wenn es zu weit wäre 8) .

Ich finde es interessant, dass ihr auf den drei e-bucht seht, dass es sich um einen mitbiegenden Griff handelt ??? Wo der Bogen doch noch nicht mal aufgespannt gezeigt wird. Wo es keine Hinweise zu Maßen gibt - ausser der Länge (ist das dann die Gesamtlänge oder die Nock-to-Nock-Länge?)

Es gibt viele Faustformeln. Ich kenne Bögen, die sich bei 60-62" problemlos bis 28" ausziehen lassen.
Ist das dann bei diesem Bogen genauso? Oder orientiert er sich nicht eher an viktorianischen Langbögen zum Scheibenschießen (hat also einen nicht biegenden/ wenig biegenden Teil um das Griffstück herum)?
Ist da nicht die Faustformel: Auszug x (>) 2,5 besser?
Die Tabelle aus dem Buch von Stemmler spiegelt nur wieder, wie bis in die 40igerJahre des letzten Jahrhunderts mit Bögen vom Stile englischer Langbögen umgegangen wurde. Da der hier gezeigte Bogen noch älter ist, gehe ich davon aus, dass es zumindest ähnlich gewesen ist.
Dazu noch ein Zitat von Robert Hardy aus dem Buch: Longbow, a social and military history: "The length between nocks, measured along the back of the bow, shall not be less than 5 ft for arrows up to 26 inches long, and not less then 5ft 6 inches for arrows over 26 inches long"

Da sind soviele Ungewissheiten im Spiel, ob da so Hausfrauenregeln wie 2 x Auszug + 10% angebracht ist, ich weiß das nicht!
Auch wenn es möglich ist Bögen zu bauen, die sich problemos weiter ziehen lassen, stellt sich die Frage, ob dieser Bogen auch so ist?

Letztendlich muss der neue Besitzer den Bogen händeln. Mein Rat dazu: Ich würde kein Porzellan ins Elefantenkaufhaus stellen ;)

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Re: Umgang mit altem Eibe scottish Longbow??

Beitrag von Chirion » 26.09.2013, 13:53

@Anasazi das es sich um einem Bogen mit mitbiegendem Griff handelt ist aus der Bauform, an den Bildern klar und deutlich zu erkennen.
Mein Rat war von Anfang an den Bogen nicht aufzuspannen und ich bleibe dabei, dass der Versuch den Bogen zu schießen die Gefahr einer mutwilligen Zerstörung von Kulturgut birgt. Ob nun 25" oder 28" macht da keinen großen Unterschied( die Argumentation warum eine Faustregel aus den 40iger Jahren auf einen Bogen aus dem 19JH anwendbar sein muß versteh ich auch nicht ganz.)
Ein exakter Nachbau wäre die einzige Möglichkeit die Frage nach dem Auszug Zuggewicht usw. zu beantworten ohne die Zerstörung des Bogens in Kauf zu nehmen.
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Re: Umgang mit altem Eibe scottish Longbow??

Beitrag von Wilfrid (✝) » 26.09.2013, 14:09

Dieser Bogen hat, so er denn kein verrutschtes Griffleder hat, einen kurzen und einen langen WA....
Der Auszug wäre dann die Länge des kurzen WA.
Nun sind zwar Engländer und Schotten ein seltsames Volk, aber warum die von den weltweit anerkannten Regeln des Bogenbaus abgewichen sein sollten???? Soooo spleenig sind noch nichtmal die.
5 feet~ 152 5ft6"~168 cm, also 59"-66"
Also da widerspricht die zitierte Literatur nicht der Erfahrung. Ich würde das Teil allerdings auch nicht schießen

taijutsu
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Re: Umgang mit altem Eibe scottish Longbow??

Beitrag von taijutsu » 26.09.2013, 18:17

Hallo,

so das Überraschungspaket ist eingetroffen.
Ja wo fange ich an, na gut auf den ersten Blick etwas spierlich, scheint aber Eibe zu sein, wenn man den Bogen gegen das Licht hält erkennt man deutlich die etwa 4mm dicke Kernholzschicht, ist klassisch in D-Form bis zu den Hornnocken gearbeitet.
Verarbeitung sehr sauber, keine Astknoten od. Pfeffer zu erkennen. Keine Verdrehung, Sehne liegt 1A mittig.
Die dunkle Färbung kommt wohl von einer Art Hartwachs od. ähnlichem, hinterlässt jedenfalls keine Kratzer, wenn man mit dem Fingernagel drüber geht.
Bogenteilung Oben bis Griffende 75 cm, Griff 10 cm und von Unten 65 cm bis Griff.
Stärke des D am Griff 2 cm Breit 2,4 cm, verjüngend bis zur Spitze/Hornnocke auf 1 cm.
Am Griif befindet sich eine alte abgegriffene grünliche Cordstoffähnliche Ummandelung, könnte mir vorstellen, dass diese früher nur als Unterlage für den Ledergriff angebracht war?

Wie Ihr in meinen Anfangposting ersehen konntet bin ich ein sehr ungeduliger Zeitgenosse, also mal schnell eine alte Sehne rausgesucht auf 152 gespillt und vorsichtig aufgezogen. Abstand am Griff 13 cm zur Sehne.
Und dann mal vorsichtig paar leichte Zugübungen so bis 12 Zoll weich und geschmeidig bis 16 habe ich mich vorgewagt da wird er aber schon ganz schön Straff im Zug. Weiter habe ich mich noch! nicht getraut. geht aber sanft in die Ausgangsspannung zurück, kein knirschen nix. Auch nach dem entspannen vollkommen in Ursprungslage.

Lass ihn am besten erstmal aklimatisieren und versuche dann nächste Woche mal bis 20" zu gehen. Ach ja am Griff erkennt man schwach eine 27; könnte die angedachte max. Auszugslänge sein. Zugkraft müsste ich mal messen, hab jetzt leider nix brauchbares dazu da.

Zusammengefasst macht das Teil einen guten Eindruck für sein Alter, wenn,s den stimmt. Ich gehe aber mal davon aus, da der Verkäufer eine Antiquariat hat und er 2 Tage zuvor eine Aution mit einem Edinburgbogen laufen hatte, auf diesem war das Entstehungsjahr und der Bogenbauer mit Kürzel auf dem Bogen gekennzeichnet.

Ich mach dann mal nächste Woche ein paar bessere Detailaufnahmen und berichte ob er die 20 oder mehr Zoll überstanden hat ???
Gruß Steffen

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Re: Umgang mit altem Eibe scottish Longbow??

Beitrag von Wilfrid (✝) » 26.09.2013, 18:25

Die Ummantelung ist das "Griffleder", der Auszug ist die 65 cm oder eben 26"

taijutsu
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Re: Umgang mit altem Eibe scottish Longbow??

Beitrag von taijutsu » 26.09.2013, 19:00

Chirion hat geschrieben:@Anasazi das es sich um einem Bogen mit mitbiegendem Griff handelt ist aus der Bauform, an den Bildern klar und deutlich zu erkennen.
Mein Rat war von Anfang an den Bogen nicht aufzuspannen und ich bleibe dabei, dass der Versuch den Bogen zu schießen die Gefahr einer mutwilligen Zerstörung von Kulturgut birgt. Ob nun 25" oder 28" macht da keinen großen Unterschied( die Argumentation warum eine Faustregel aus den 40iger Jahren auf einen Bogen aus dem 19JH anwendbar sein muß versteh ich auch nicht ganz.)
Ein exakter Nachbau wäre die einzige Möglichkeit die Frage nach dem Auszug Zuggewicht usw. zu beantworten ohne die Zerstörung des Bogens in Kauf zu nehmen.


Wie vor beschrieben, habe ihn beseren Wissens aufgespannt und bis jetzt lebt er noch.
Wer hätte den interesse, das Nachbauexperiement zu wagen? Mich interessiert es ja auch brennend.
Ich will das Teil ja auf keinen Fall zerstören, bin aber auf der anderen Seite auch kein Bogensammelnarr.
Schließlich wurde der Bogen mal für seine Bestimmung gebaut, geschossen zu werden und nicht im Museum oder an der Wand zu hängen ::) Ich habe mal ein sündhaft teures altes Samuraischwert günstig erstanden und da ich seit Jahren Kampfkunst betreibe wird dies auch seiner Bestimmung entsprechend eingesetzt, na ja nicht ganz, Rübe ab ist ja nicht mehr erlaubt :o
Ich würde das teil einem Vertrauenswürdigen Bogenhunter gern zum Nachbauexperiement zur Verfügung stellen, über die Details müsste man sich noch verständigen.

Gruß Steffen

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Re: Umgang mit altem Eibe scottish Longbow??

Beitrag von taijutsu » 26.09.2013, 19:02

Wilfrid hat geschrieben:Die Ummantelung ist das "Griffleder", der Auszug ist die 65 cm oder eben 26"


oder die beschrifteten 27 ?

Steffen

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Re: Umgang mit altem Eibe scottish Longbow??

Beitrag von Hetzer » 27.09.2013, 01:31

So wie mir das aussieht, ist die 27 nachträglich aufgebracht und bezeichnet wohl eher eine Auktionsnummer o.ä. als irgendwelche relevanten Bogendaten.

Wenn du einen Nachbau dieses Bogens möchtest, würd ich mal bei Richard Head (UK) nachfragen, der fertigt seine Bögen heute noch so wie den da. ;)

Ach... und ich möchte wetten, daß der Bogen wenn überhaupt, einen nur leicht mitbiegenden Griff hat... ;D ;)


LG,

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Re: Umgang mit altem Eibe scottish Longbow??

Beitrag von Blacksmith77K » 27.09.2013, 07:33

taijutsu hat geschrieben:Stärke des D am Griff 2 cm Breit 2,4 cm, verjüngend bis zur Spitze/Hornnocke auf 1 cm.

Gruß Steffen


Also bei 24mm Breite und 20mm Tiefe im Griffbereich und 10mm an den Nocken MUSS der Bogen durch den Griff biegen. Selbst ein 35x30mm im Griffbereich angelegter Eibe-Bogen wird durch 10mm an den WA Enden noch rund gezogen.

Sollte der Bogen durch irgendwelche unerklärlichen Gründen einen steifen Griffbereich haben (was im Bezug auf Holzwahl und Design physikalisch nahezu unmöglich ist) liegt man bei 23-24"Auszug.
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
74" Yew Warbow (ELB) 105#@32"



...and several yew warbows...

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Re: Umgang mit altem Eibe scottish Longbow??

Beitrag von taijutsu » 27.09.2013, 08:00

Hetzer hat geschrieben:So wie mir das aussieht, ist die 27 nachträglich aufgebracht und bezeichnet wohl eher eine Auktionsnummer o.ä. als irgendwelche relevanten Bogendaten.

Wenn du einen Nachbau dieses Bogens möchtest, würd ich mal bei Richard Head (UK) nachfragen, der fertigt seine Bögen heute noch so wie den da. ;)

Ach... und ich möchte wetten, daß der Bogen wenn überhaupt, einen nur leicht mitbiegenden Griff hat... ;D ;)


LG,

Hetzer

Hallo,

ich glaube nicht, dass die 27 später angebracht wurde, a) liegt sie unter der Versieglung und b) entspricht sie der Schriftform her dem angegebenen Zeitalter.

Gruss Steffen

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Re: Umgang mit altem Eibe scottish Longbow??

Beitrag von Hetzer » 27.09.2013, 08:41

Kann sein, daß die unter der Versiegelung liegt (wann immer die auch aufgebracht wurde), doch steht außer der ominösen 27 weiter nix da, was irgendwie komisch ist, es sei denn es wurde damals so gehandhabt. Mein Oppa hat bis zu seinem Ableben auch unerschütterlich in Sütterlin geschrieben, das mit dem Schriftbild muß daher nicht zwangsläufig aus der Zeit sein - und selbst wenn, kann es auch einfach nur ne Nummer sein, die aus weiswasich für Gründen da draufgeschrieben wurde. Ebensogut könntest du aber auch Recht haben.

Ich meine, da gestern eine leichte Verstärkung im Griffbereich erkannt zu haben, kann diese aktuell aber auch nicht mehr sicher ausmachen - wenn dem so ist (was für Scheibenbögen dieser Art nebenbei eigentlich auch Usus ist), wird er nur leicht mitbiegen - wenn nicht und die Maße ziehen gleichmäßig ab der Mitte durch, biegt er rund... das interessiert mich jetzt, also : Aufspannen das Gerät ! :D ;)


LG,

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Re: Umgang mit altem Eibe scottish Longbow??

Beitrag von Anasazi » 27.09.2013, 13:20

Wenn man was auf den Bogen schreibt, was schreibt man auf den Bogen? Was könnte 27 bedeuten?
Seinen Namen (27 ist kein Name)
Die Bogenlänge (passt irgendwie auch nicht)
Die Pfundzahl des Bogens - (Möglichkeit 1)
Die Auszugslänge des Bogens - (Möglichkeit 2)
irgendwas anderes (Auktionsnummer, Herstellungsjahr (Monat,Tag)) - (Möglichkeit 3)

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Re: Umgang mit altem Eibe scottish Longbow??

Beitrag von Wilfrid (✝) » 27.09.2013, 13:25

nach Bogenlänge und Grifflage ist die 27 die Auszugslänge in damaligen Zoll. Zieht man ein wenig Sicherheit ab, bleiben 26 " Auszug, die Strecke vom unteren Tip zur Grifflederunterkante. Warum sollte der Bogenbauer von damals seinen Bogen anders ausgelegt haben als so ziemlich alle anderen? Was wäre so schlimm, ihn nicht voll auszuziehen?

So komme ich auf die 26" Auszug

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