Schiessen bei tiefen Temperaturen

Fragen zu Boegen zum Bogenschiessen. Keine Fragen zum Bogenbau.
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Grinso
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Schiessen bei tiefen Temperaturen

Beitrag von Grinso » 14.12.2011, 19:50

Hallo zusammen

Da dies mein erster Winter mit Pfeil und Bogen ist habe ich folgende Frage:

Kann man auch bei einigen Minusgrade mit einem Holzbogen schiessen oder besteht Bruchgefahr? Oder muss man sonst etwas beachten?

Danke für Antworten
Was vorstellbar ist, ist auch machbar.

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kra
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Re: Schiessen bei tiefen Temperaturen

Beitrag von kra » 14.12.2011, 20:17

Und jährlich grüßt...

Im Ernst, die Frage kommt jeden Winteranfang so sicher wie das Amen in der Kirche ;D

Aber zur Antwort: die einzigen Selfbows, die bei Kälte etwas "zickig" werden sind die Eibenbögen. Hier wird bei Tem < 0° von plötzlichen Brüchen berichtet - ich selber habe da keine Erfahrung.
Osage, Robinie usw schieße ich auch bei < -5°, meine Bambusbelegten waren schon bei -10° dabei.

Was ein Problem darstellen kann ist die trockene Luft im Winter - gerade in zenmtralgeheizten Räumen. Da kann das Holz austrockenn - und dann leichter brechen. Deshal in eher wenig geheizten Räumen aufbewahren.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Grinso
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Re: Schiessen bei tiefen Temperaturen

Beitrag von Grinso » 14.12.2011, 21:04

herzlichen Dank
Was vorstellbar ist, ist auch machbar.

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Blacksmith77K
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Re: Schiessen bei tiefen Temperaturen

Beitrag von Blacksmith77K » 14.12.2011, 21:11

kra hat geschrieben: die einzigen Selfbows, die bei Kälte etwas "zickig" werden sind die Eibenbögen. Hier wird bei Tem < 0° von plötzlichen Brüchen berichtet - ich selber habe da keine Erfahrung.



...dann sage ich mal was dazu: Ein Eibebogen, der bei 20°C auf 28 Zoll getillert wurde und bruchsicher bis 30 Zoll ist, hat bei 0°C lediglich eine Bruchgrenze von 28" und 'eigentlich' einen maximalen Auszug von 26 Zoll.

Dazu kommt noch, dass die Restfeuchte in Splint- und Kernholz IMMER eine Differenz von 2% hat. Geht die Temperatur also stark runter UND der Bogen hat diese Aussentemperatur angenommen, wird das Druckverhältnis im Eibekernholz fatal.

Heißt: Das drucktolerante Kernholz wird druckfest. Somit baut sich ein so starker Druck im Belly auf, dass es den Splint zerreißt und die schönen Elben nahezu explodieren.
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
74" Yew Warbow (ELB) 105#@32"



...and several yew warbows...

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Re: Schiessen bei tiefen Temperaturen

Beitrag von the_Toaster (✝) » 14.12.2011, 21:27

Whow!

Wo haste denn das gelesen?

Haste nen Link?
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

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Re: Schiessen bei tiefen Temperaturen

Beitrag von Galighenna » 14.12.2011, 21:33

Hehe das ist eine dieser Fragen, die jedes Jahr von Neuem gestellt werden... ;)

Ja das kann man. Das einzige Problem das man bei Holzbögen hat ist, das im Winter die Luftfeuchtigkeit in beheizten Gebäuden sehr viel niedriger ist als im Sommer. Gegen Ende des Winters sind daher die Holzbögen trockener als im Sommer.
Wenn sie gut versiegelt sind, ist der Effekt geringer als wenn sie gar nicht versiegelt oder nur geölt sind.
Manche Hölzer können dieses besser ab als Andere. Eibe mag z.B. gar nicht gern zu trocken werden, die wird dann spröde und bleibt es auch. Ahorn reagiert auch Empfindlich darauf. Esche ist da nicht ganz so empfindlich...
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

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Re: Schiessen bei tiefen Temperaturen

Beitrag von Wilfrid (✝) » 14.12.2011, 21:51

Also, n Ahornbogen gehört nicht in zentralbeheizte Räume, Esche geölt geht, Hasel kann das auch nicht gut ab. Allen dreien macht Kälte wenig aus. Wenn Blacky sagt, der Kern wird fest, dann ist das so. Der ist ja nicht allein mit seinen Erfahrungen.
Allerdings , bis ein Bogen durchgefroren ist bei - graden, sinds die Finger schon lange.
Bei laminierten siehts dann schon wieder anders aus. Viele Kunststoffe, auch Kleber sind nix anderes, verspröden bei niedrigen Temperaturen, dann krachts.
Also, wenn ein Selfbow durchgehend die gleiche Temperatur hat, sollte wenig passieren, wenn nicht ,ist alles an Versagen drin.

Ich habe auch schon Ahorn bei - 20° geschossen und der ist nicht gebrochen. Allerdings war der in der Werkstatt, und die ist nicht geheizt

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Re: Schiessen bei tiefen Temperaturen

Beitrag von Windmann » 14.12.2011, 22:29

Kurz und knackig: Wenn ich im Winter einen Selfbow schieße, dann ist es nur einer, der lackiert ist. Und dabei ist es mir egal, aus welchem Holz er ist.

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kra
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Re: Schiessen bei tiefen Temperaturen

Beitrag von kra » 15.12.2011, 08:58

@Blacky, eine interessante Erklärung. Im ersten Moment einleuchtend, dann kamen mir aber noch ein paar Fragen:
Hast du die 2% Feuchtedifferenz zw. Splint und Kern gemessen? Und der kern ist also um 2% Restfeuchte "trockener"?
Und ist das der Grund hierfür:
Ein Eibebogen, der bei 20°C auf 28 Zoll getillert wurde und bruchsicher bis 30 Zoll ist, hat bei 0°C lediglich eine Bruchgrenze von 28" und 'eigentlich' einen maximalen Auszug von 26 Zoll
oder sind das deine Erfahrungswerte und die Sache mit der Holzfeuchte kommt noch obendrauf?
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Re: Schiessen bei tiefen Temperaturen

Beitrag von locksley » 15.12.2011, 09:10

Da ich ja auch schon etliche Erfahrung mit dem schiessen von Eibebögen gesammelt habe, weiß ich, dass diese ziemlich Temperaturfühlig sind. Bei Minusgraden werden die teilweise "bretthart" im Auszug und verlieren einiges an Ihrer Geschmeidigkeit. Wie dies genau entsteht kann ich mir auch nur damit erklären, dass das Kernholz im Bauch "härter" wird und damit der Splintrücken stärker belastet wird.

Deswegen verwende ich bei Minusgraden, dann laminierte Osage / Bambus Bogen oder Eibe mit Hickorybacking, damit hatte ich noch nie Probleme.

Da mach ich mir mehr Sorgen um die Holzpfeile, die bei Temperaturen jenseits der -5° brechen wie Glas.
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Re: Schiessen bei tiefen Temperaturen

Beitrag von Tom Tom » 15.12.2011, 14:41

Nehmen Bögen die in geheitzen Räumen aufbewahrt werden wieder Feuchtigkeit auf im Frühjahr?

Oder ist das auch Holzabhängig?

lg Tom Tom
Zeit ist eine durchaus relative Angelegenheit

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Re: Schiessen bei tiefen Temperaturen

Beitrag von Squid (✝) » 15.12.2011, 14:45

Tun sie. Auch das ist natürlich wieder abhängig von Lackierung / Finish, Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
Wenn sie über der Heizung / dem Kamin hängen deutlich schlechter, als wenn sie im Schlafzimmer lagern (vorausgesetzt, das wird nicht wie blöde geheizt).

Grundsätzlich passen sich Holzbögen immer der Leuftfeuchte an, das kann allerdings einige Monate dauern.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Schiessen bei tiefen Temperaturen

Beitrag von Lord Hurny » 15.12.2011, 15:13

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Osage und Hickorybögen, die nicht bis an ihre Grenzen getillert wurden weniger Kälte empfindlich sind als der Schütze! ;)
lg,
Lord Hurny

der manchmal den Bogen überspannt...

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Re: Schiessen bei tiefen Temperaturen

Beitrag von Blacksmith77K » 15.12.2011, 15:16

kra hat geschrieben:@Blacky, eine interessante Erklärung. Im ersten Moment einleuchtend, dann kamen mir aber noch ein paar Fragen:
Hast du die 2% Feuchtedifferenz zw. Splint und Kern gemessen? Und der kern ist also um 2% Restfeuchte "trockener"?
Und ist das der Grund hierfür:
Ein Eibebogen, der bei 20°C auf 28 Zoll getillert wurde und bruchsicher bis 30 Zoll ist, hat bei 0°C lediglich eine Bruchgrenze von 28" und 'eigentlich' einen maximalen Auszug von 26 Zoll
oder sind das deine Erfahrungswerte und die Sache mit der Holzfeuchte kommt noch obendrauf?



Das sind Erfahrungswerte UND sie Sache mit der Holzfeuchte kommt noch obendrauf.
Grundlegend ist das Splintholz der Eibe hygroskopischer als das Kernholz.
Die Dauerhaftigkeit des Kernholzes resultiert aus der Einlagerung von Gerbstoffen welche auch das Kernholz imprägnieren. Der Splint hat das nicht, weil er keine eingelagerten Stoffe hat und somit 'mehr' Feuchtigkeit aus der Luft aufnimmt.

Um den Gefrierpunkt wird also das Zusammenspiel zwischen Splint- und Kernholz, also Rücken und Bauch gestört. Kernholzdruck nimmt zu und die Zugfestigkeit des Splintholzes nimmt ab weil die Elastizität abnimmt.

Die meisten Frostbrüche bei Eibebögen weisen einen glatten 'Abriss' des Splintes auf.
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

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...and several yew warbows...

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Re: Schiessen bei tiefen Temperaturen

Beitrag von Wilfrid (✝) » 15.12.2011, 15:46

jedes jahr
nagut, da die meisten Bögen nun mal im Wohnzimmer hängen, wischt doch die Dinger alle Monat mal mit nem feuchten Tuch ab. Und dann nicht abtrocknen

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