Kyudo Pfeil Geschwindigkeitssteigerung ?

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Galighenna
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Re: Kyudo Pfeil Geschwindigkeitssteigerung ?

Beitrag von Galighenna » 21.10.2012, 13:22

Also die Penetrationstiefe ist ein sehr ungeeignetes Maß um Aussagen über Energie und Wirkungsgrad zu treffen. Die ist nämlich sehr komplex und von sehr sehr vielen Faktoren abhängig. Die Beurteilung der Technik nach solchen Maßstäben ist also rein historisch gewachsen und hat wissenschaftlich gesehen eher weniger Aussagekraft.

Natürlich ist klar, das ein taumelndes Geschoss nicht so effizient ist. Immerhin steckt auch Energie in der Taumelbewegung. Wie viel das ist kann und will ich nich sagen...
Überhaupt hab ich von Kyudo und den Auswirkungen von guter und schlechter Technik nicht sehr viel Ahnung. Ich kann nur die Physik beleuchten die dahinter steckt.
Aber die kann auch hier nützlich sein. Wenn man direkt nach dem Abschuss die Energien und Wirkungsgrade bestimmt, kann man daraus ableiten, wie groß die Wirkung des Drehens auf den Wirkungsgrad und die Energie ist. Im Anschluss daran lässt sich dann auch bestimmen, wie groß der Unterschied durch den verbesserten Pfeilflug ist. Schließlich geht Energie nicht einfach verloren oder taucht aus dem Nichts auf.
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doubleD
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Re: Kyudo Pfeil Geschwindigkeitssteigerung ?

Beitrag von doubleD » 21.10.2012, 13:58

Es ist kein Maß um Ausagen über Energie und Wirkungsgrad zu treffen sondern es geht dabei mehr darum wie stabiel das Geschoss unterwegs ist / war. Also wie zentriert die Masse hinter der Spitze stand. Steht diese perfekt so ist der Punkt des minimalsten Enerieverlustes erreicht.
Ich mein ein Rohschafttest ist auch nichts anderes nur geht es hier nicht um den Spine sonder darum wie perfekt die Beschleunigung und Drehung aufeinander abgestimmt sind damit sich die Sehne nur auf das Ziel hin bewegt.
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Re: Kyudo Pfeil Geschwindigkeitssteigerung ?

Beitrag von Galighenna » 21.10.2012, 14:27

Ja, ich denke wir sind uns da einig, das sagt was über die Perfektion der Technik aus. Weiter nichts ;)
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MoeM
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Re: Kyudo Pfeil Geschwindigkeitssteigerung ?

Beitrag von MoeM » 21.10.2012, 15:06

Ich hab mich ehrlich gesagt nur überflugsweise über die letzte Seite gearbeitet (davor recht vollständig)
Kann es sein, dass bei den Überlegungen zur Leistungssteigerung durch Bogen beim Abschuss drehen, die folgende Endposition im Vergleich zur Ausgangsposition ausser Acht gelassen wurde?
Wenn ich das richtig verstehe und das Eindrehen, wie ich auf yt zu erkennen meine, sehr ausgeprägt ist, so hat die Sehne min 2"-4" Abschussweg mehr als im Auszug!? (Die "Standhöhe" wird quasi während dem Abschuss stark verringert...)

Ed. hab grad noch ein Vid gesehen und da eine 180° Drehung beim Abschuss gesehen- demnach würde sich die Beschleunigungsstreck ja auf 100-150% der Standhöhe verlängern
Grüße Moe

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Re: Kyudo Pfeil Geschwindigkeitssteigerung ?

Beitrag von Sateless » 21.10.2012, 16:00

Hallo Martin und wilkommen im FC. Da du meine mit Schwächen durchsetzte Theorie in Frage stellst, möchte ich da auch noch n bischen senfen.
Ja, du hast recht, ich habe einen quadratischen Fehler in der Energiespeicherung. Ich könnte es besser wissen, hab es aber falsch geschrieben. Danke fürs aufmerksam machen! Ich halte diesen bei der Energiespeicherung für mein Beispiel, dass nur das drehen als geschwindigkeitssteigernde Komponente ansieht aber für nicht ergebnissändernd, da beides mal der gleiche Bogen gleichweit ausgezogen wurde, also gleich viel Energie gespeichert wurde. Auch beim Ergebniss sehe ich keinen direkten Effekt, da es als Relatives Ergebniss beziffert ist.
Einzig die Annahme, dass durch die 2,5cm längere Beschleunigung auch linear mehr Energie auf den Pfeil übertragen wird, ist selbstverständlich anzuzweifeln! Für mich war dies die naheliegendste Schlussfolgerung. Ich lerne hier gerne dazu!
Hier war dein Ansatz schon gut, aber wie sich da ein Unterschied in Zahlen fest macht, müsste erst jemand errechnen.

Auch das Reduzieren auf die Drehung möchte ich nochmal erklären: Erstmal gibts nur für diesen Unterschied überhaupt nen Messwert. Und zwar den einer Maschiene. Das ist erstmal nur eine Simulation, und allein deshalb hängt das Ergebniss schon von der Qualität der Simulation ab. Genau deshalbt kann von "wissen" nicht geschrieben werden. Eine wirkliche Antwort auf die Eingangsfrage: "Wieviel mehr Pfeilgeschwindigkeit bringt 'die Kyudo-Technik'?" hat wahrscheinlich keiner. Ich sehe in dem Drehen den einzigen geschwindigkeitsrelevanten Unterschied zu anderen Stilen anderer Kulturen. Auch dies ist gern anzuzweifeln!
Z.B. die genannte Drehspannung verstehe ich schlicht nicht. Daher kann ich sie nicht in mein Denkmodell übernehmen. Wenn ich Toxophil richtig verstanden habe, ist sie ein Mittel, um den Pfeil gerade aus dem Bogen herauszuschieben. Da eigentlich jeder gute Schütze mit seinem Bogen einen geraden Pfeilflug erreicht, sehe ich hier nur einen Vorteil gegenüber schlampiger Technik. Wenn ich hier falsch liege, würde ich auch hier gern dazulernen!
Im längeren Auszug sehe ich auch keinen Vorteil für die Pfeilgeschwindigkeit. Erstmal muss ohne tricksen mit dem längeren Auszug auch der Pfeil länger, und damit schwerer werden, zweitens braucht man für den längeren Beschleunigungsweg, bei gleicher Durchschnittsgeschwindigkeit der Sehne mehr Zeit, was auch einen Nachteil in der Pfeilgeschwindigkeit bringt. Auch muss der Bogen - bei gleicher Konstruktion - länger, und damit schwerer werden.
Es gibt sicher für jeden Bogentyp einen "optimalen" Auszugsweg, wo der ist weiß ich nicht. Auch ist der ziemlich egal, da der Schütze selber bei seiner Wohlfühlauszugslänge sauberer schießt, wodurch der Pfeil schneller sein muss.
Auf deine Frage:
Martin1974 hat geschrieben: [...]warum wir "westlichen" Schützen es nicht genauso machen wie die Kyudokas.

, möchte ich erstmal erwiedern, dass es kein einheitliches "Westliches Schießen" gibt. Für modernes Scheibenschießen stimmt deine Aussage, dass Penetration kein Faktor mehr ist, den es zu maximieren gilt. Der Bogen war auch westlich von Japan eine Kriegswaffe, und es gab - je nach Kriegsführung - unterschiedliche Ansätze, eben auch Wirkung zu erreichen. Beim ELB war es pure Pfeilmasse, sowohl bei der Anzahl, als auch beim Gewicht des einzelnen Pfeils. So kann man einen Pfeil auch noch auf 200m recht wirksam gestalten, da er durch die geringere Geschwindigkeit weniger Geschwindigkeit verliert, und so beim Auftreffen einen höheren Impuls hat. (Energie ist für die Penetration nicht das ausschlaggebende Maß!)
Bei den Plains-Uramerikanern und im "orientalischen Raum" hat man den Pfeildurchmesser verringert, um so beim Eintritt ins Ziel weniger Wiederstand zu haben, und so zum Erfolg zu kommen. Ich denke der japanische Ansatz von langen, und damit schweren Pfeilen, mit mäßigem Durchmesser ist eine Art Mittelweg.
Im modernen "westlichen" Bogensport ist dies allerdings kein Maß mehr, dass "Punkte" also Erfolg bringt. Daher spielt das keine Rolle mehr. In den historischen Techniken ging es immer darum Wirkung und Präzision zu steigern, da beides zusammen Entscheidend war. Da wir uns zum Glück nurnoch mit "chirurgischen Drohen" vernichten (*seufz*), möchte ich das nicht weiter ausführen, da dieser Beitrag dann gegrillt wird, oder das Thema geschlossen.
Ich möchte mich auch nochmal extra davon Distanzieren, mit Pfeil und Bogen schaden an sich oder anderen anzurichten. Es ist ein großartiges Privileg, diese ehemalige Kriegswaffe dazu zu nutzen, die eigene Gesundheit und Lebensfreude zu steigern, ohne auch nur Ansatzweise etwas außer der Zielscheibenfüllung zu beschädigen. Mir ging es nur darum, den Begriff "westliches Bogenschießen" und das genannte "fixieren auf die Präzision", dass ich für eine viel zu selektive Betrachtung halte, in das Licht zu rücken, in dem ich es sehe. Korrigiert den Lichtkegel, wenn ihr es anders seht in einer Antwort hierrauf.
Und ja, Japaner sind mit Yumis bei Olympiaden angetreten! Durch die technische Unterlegenheit eines geraden Stabs aus mehreren, in sich perfekt organisierten Bambusstreifen, gegenüber einem Bogen mit Stabilisatoren, Auszugsbegrenzern, Visiereinrichtungen und Weltraumzeitaltermaterial, hat sich das aber mit der Zeit erledigt. Weder die Pfeilgeschwindigkeit, um die es hier eigentlich geht, noch das Können der Bogenschützen war im Nachhinein ausschlaggebend.

Ich bin auch total gespannt auf die Ergebnisse von Shokunin, auch wenn das Ergebniss für meinen Gedankengang zum Thema erst dann Tauglich ist, wenn Zuggewicht, Bogenkonstruktion, auszugslänge und Pfeilgewicht gleich sind, also nurnoch der Schütze den Unterschied macht. :) Toll wirds trotzdem. *Spannung*

Nö MöM, wenn der Pfeil keinen Kontakt mehr mit der Sehne hat, kannst du drehen, wedeln und wackeln wie du willst, es macht den Pfeil nicht schneller.
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Re: Kyudo Pfeil Geschwindigkeitssteigerung ?

Beitrag von MoeM » 21.10.2012, 16:31

Sateless hat geschrieben:Nö MöM, wenn der Pfeil keinen Kontakt mehr mit der Sehne hat, kannst du drehen, wedeln und wackeln wie du willst, es macht den Pfeil nicht schneller.

Die 180° Drehung wird aber sicher nicht zu 100% vom Handgelenk beschrieben, anatomisch nicht möglich^^ Daher meine ich, dass dieses Andrehen in der lockeren Hand dem Bogen ermöglicht, die Restenergie der Wurfarme durch "Hinterhertreten" abzugeben.
Jedenfalls verlängert eine 90° Drehung des Bogens den Abschußweg um die Standhöhe!
Grüße Moe

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Re: Kyudo Pfeil Geschwindigkeitssteigerung ?

Beitrag von Sateless » 21.10.2012, 16:33

MoeM hat geschrieben:
Sateless hat geschrieben:Nö MöM, wenn der Pfeil keinen Kontakt mehr mit der Sehne hat, kannst du drehen, wedeln und wackeln wie du willst, es macht den Pfeil nicht schneller.

Die 180° Drehung wird aber sicher nicht zu 100% vom Handgelenk beschrieben, anatomisch nicht möglich^^ Daher meine ich, dass dieses Andrehen in der lockeren Hand dem Bogen ermöglicht, die Restenergie der Wurfarme durch "Hinterhertreten" abzugeben.
Jedenfalls verlängert eine 90° Drehung des Bogens den Abschußweg um die Standhöhe!


nö, um 2,5cm, dann ist der pfeil weg.
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Re: Kyudo Pfeil Geschwindigkeitssteigerung ?

Beitrag von Galighenna » 21.10.2012, 16:53

@Moem
Es zählt NUR die Bewegung der Sehne so lange sie den Pfeil berührt, UND nur die Bewegung die auch in Flugrichtung des Pfeiles erfolgt. Alles andere ist für die Pfeilgeschwindigkeit (die ja nunmal in Flugrichtung gemessen wird) irrellevant.
Jede Drehung des Bogens hat als Ursache eine Energieeinbringung durch den Schützen. Dies ist, ohne verständnis der Technik meinerseits, entweder durch Vorspannen mit der Bogenhand oder durch sonstige Haltungstricks etc möglich. Die Energie zur weiteren Beschleunigung des Pfeils nach durchschreiten der Standhöhe kommt also nicht durch den Auszug sondern durch die verdrehtechnik zustande und muss auch als solche betrachtet werden.
Wenn man auf Videos sieht das der Pfeil 2,5cm länger Kontakt zur Sehne hat, als ohne Drehen, dann ist das Fakt. Da kann ich hinterher 90° oder 180° drehen, oder ein Tänzchen machen, das ist irrelevant.
Man muss aber auch sehen, das sich in der Zeit der Bogen dreht, die Bewegung der Sehne also nicht mehr vollständig in Flugrichtung erfolg. Die Übertragung der Energie erfolgt also nicht mehr 1:1 sondern mit dem Faktor
cos(a(t)) mit a(t):Drehwinkel zum Zeitpunkt t

Des Weiteren mag ich sagen das Sateless recht hat, wenn er sagt, das ein 2% längerer Auszug den Pfeil um 2% schneller macht. Das hatte ich in meinem Beitrag direkt hier vor, dargelegt, da sowohl Geschwindigkeit als auch Auszugsweg quadratisch, und damit in der gleichen Dimension vorkommen.
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Re: Kyudo Pfeil Geschwindigkeitssteigerung ?

Beitrag von doubleD » 21.10.2012, 18:09

Stellen wir uns doch einfach mal den Weg vor den die Sehne nimmt ohne das der Bogen gedreht wird..

Nach dem Lösen strebt sie der Bogenmitte zu...

Nun stellen wir uns vor das der Bogen gedreht wird und zwar nur soviel das die Sehne wenn der Pfeil sich von ihr löst auf der Linie zwischen Anker und und Ziel steht, also eine halbe Pfeildicke neben dem Bogen. Um das überhaupt erreichen zu können im Hinblick auf die Massenträgheit in weniger als 3 100tel Sekunden übt die Bogenhand schon vor dem lösen Druck in Drehrichtung aus der aber von der gespannten Sehne gegengehalten wird (ist deutlich fühlbar).

Weil sich der Bogen gedreht hat löst sich der Pfeil geringfügig später von der Sehne.. und sicher erzeugt auch der Druck der für die Drehung aufgebaut wurde etwas Extrakraft aber ( und daran glaube ich ziemlich fest ) die eigendliche Zunahme der Geschwindigkeit beruht darauf das sich der Pfeil vom Lösen an stabil auf der Ziellienie ( balistischer Bogen aussen vor) bewegt ohne Energie an das Acherparadox und den erhöhten Luftwiederstand zu verlieren.
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Re: Kyudo Pfeil Geschwindigkeitssteigerung ?

Beitrag von Galighenna » 21.10.2012, 18:45

Nein, das Archers Paradox tritt immer auf. So gerade und so steif kann kein Pfeil sein, und so sauber kann kein Mensch und keine Maschine lösen das die Sehne NUR exakt in Pfeilrichtung beschleunigt.
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Martin1974
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Re: Kyudo Pfeil Geschwindigkeitssteigerung ?

Beitrag von Martin1974 » 21.10.2012, 20:39

Sicherlich, es wird eine Stauchung des Pfeils geben und damit auch ein "Archer's Paradox". Laut Hoff, Kyudo, 12. Aufl., S. 99 fällt es aber deutlich geringer aus, als dies bei einem Langbogen ohne Bogenfenster eigentlich zu erwarten wäre. Der Bogen wird sozusagen dem Pfeil aus dem Weg gedreht, der Pfeil muss sich daher nicht so um den Bogen quälen, wie das bei (m)einem englischen Langbogen der Fall ist, der für sein Zuggewicht extrem weiche Pfeile schießen muss.

Auf dem Schaubild von Hoff sieht man noch etwas anderes: Durch die Drehung des Bogens während des Vorschnellens der Sehne machen die Wurfarmenden und damit auch die Sehne eine Kurve nach links (daher vermutlich auch dieser "Powerslide", den fortgeschrittene Kyudokas ihren Bogen machen lassen, das Yugaeri - es dürfte sich bei diesem Herumschwingen quasi um den Bremsweg des drehenden Bogens handeln). Eigentlich müsste der Pfeil, der dieser Kurve ja nicht folgt, daher, kurz bevor er sich von der Sehne löst, noch durch die aus der Kurve heraus auf das Ziel wirkenden Fliehkraft zusätzlichen Impuls erfahren. Dann würde diese Art zu lösen sozusagen das Konzept des Bogens mit dem einer auf die Seite gelegten Speerschleuder kombinieren - was ich schon eine klevere Idee der guten alten Samurai finde.

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Re: Kyudo Pfeil Geschwindigkeitssteigerung ?

Beitrag von shokunin » 22.10.2012, 08:05

@martin, sateless et al

Ich denke der Grund wieso die Stauchung evtl geringer ausfällt ist in der Form des Bogens zu suchen... sehr lang und relativ schwer mit schweren Klanghölzern. Der Yumi beschleunigt eher "schleppend" verglichen mit Reiterbögen oder auch ELB. Nur durch den langen Beschleunigungsweg wird er effizient.

Das Yugaeri - also das Umschlagen ist ein Element des Schön-Schiessens. Es war historisch nicht Teil der Technik und wird beim Kriegsschiessen aktiv unterdrückt weil es Zeit kostet den Bogen wieder zurück zu drehen.

An der Idee dass man den pfeil quasi "von der Sehne schnippt" könnte allerdings was dran sein. Es heisst man müsse schneller drehen als die Sehne fliegt.
Gefühlt ist es auch so dass der Bogen eigentlich erst "frei" wird wenn die Sehne nahezu wieder auf Standhöhe ist. Im vollen auszug kann man drehen so viel man will, es tut sich nix. Bei 27mm Bogenbreite und 1000mm Auszug ist der Hebel so kurz, man kann durch drehen nix erwirken. Dann beschleunigt der Bogen, gegen den Schub kann man auch kaum an. Erst wenn der Bogen seine Arbeit getan hat kann man wirklich "mitwirken".


Ich häng' hier nochmal ein paar Links mit Bildern zur Drehung im Bogen an:

http://blogs.yahoo.co.jp/kuroken3147/57507578.html
http://img5.blogs.yahoo.co.jp/ybi/1/a4/ ... 1240025205
http://blogs.yahoo.co.jp/kazuukkk/folde ... l?m=lc&p=4

Auf den o.g. Links ist auch ein Bild mit Leuchtnocke und auch ein Clip von Inagaki Sensei im Abschuss...

Man kann die Drehung eigentlich nicht wirklich bewusst machen in den paar Millisekunden in denen die Sehne unterwegs ist. Man macht also im vollen Auszug Druck auf die rechte Bogenkante, links liegt der Bogen an, quasi als Angelpunkt.
Es entsteht also eine Drehspannung im Gegenuhrzeigersinn um die rechte hintere Bogenkante.
Diese Drehung stellt im Auslösen die Nocke etwas nach rechts heraus - noch bewegt sich der Pfeil ja kaum. Mit zunehmender Geschwindigkeit fliegt der Pfeil dann aber doch wieder gerade - aber eben ein paar Centimeter neben dem Bogen.

Im Kyudo, zeigt der Pfeil im vollen Auszug ins Ziel. Ohne Drehtechnik ist es fast unmöglich einen 1m langen Pfeil dann auch ins Ziel fliegen zu lassen - mit der Technik kann man so ziemlich JEDEN Pfeil ins Ziel schiessen - egal ob starr oder weich.
Das ist der eine Aspekt der Drehtechnik.

Der andere ist eben die Kraftsteigerung, die soll eintreten, wenn das Drehen den gesamten Schuss hindurch weiter geführt wird.
Andere Schulen machen das eben nicht. Da löst sich die Drehspannung im Auslösen sehr schnell auf, die Hand lockert sich und bleibt starr in ihrer Position. Der Drehimpuls läuft sich halt quasi aus in dem man dem Bogen erlaubt sich zu drehen. In der Heki Technik wird aktiv weiter gedreht und die Hand wandert (wie man im Clip und schattenhaft im Leuchtnocken-Bild sehen kann) ca 10cm nach links hinten unten.

Zu erklären wäre eben, wie schon gesagt, nicht so sehr die Wirkung der Drehung auf die Flugbahn, die ist den Schulen gemein, sondern die Wirkung des "weiter-drehens".

Dass, wie doubleD schon sagte, ein sauber geschossener Pfeil schneller ist, ist klar.
Auch dass der Druck auf die rechte Bogenkante direkt unter dem Pfeil, den wir im Kyudo machen, eben eine Kraft ist die in Pfeilrichtung wirkt ist kein grosses Mysterium. Das ist einfach mehr Schub nach vorne. Es ist ja nicht so, dass nur der Pfeil vor will, der Bogen will ja auch zurück. Wenn man da kräftig dagegen arbeitet kommt mehr Druck auf den Pfeil.

Aber all diese Dinge, sauberer Ablass, Schub nach vorn etc, sind Technikelemente die in allen Kulturen bekannt sind - eigentich zu banal um eine "grosse mysteriöse Technik" dar zu stellen. Ich hab' das bewusst etwas spitz ausgedrückt...
In der Heki Schule wird sehr viel Aufhebens von der Arbeit der Bogenhand gemacht. Es heisst ein lebenslanges Üben ist nötig die Technik um zu setzen und wenn es heute kaum einer so recht kann, dann eben weil wir nicht, wie die o.g. Altvorderen, zig-tausende Pfeile schiessen.
Es gibt eben laut Heki-Lehre die kraftsteigernde Drehtechnik aus der Bogenhand heraus und diese ist sehr schwer zu erlernen.
Mir wäre schon geholfen wenn mir jemand ihre Wirkung erklären könnte.

Wie steigert eine axiale Drehung im Bogen die Energie?
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Re: Kyudo Pfeil Geschwindigkeitssteigerung ?

Beitrag von MoeM » 22.10.2012, 09:02

shokunin hat geschrieben:Wie steigert eine axiale Drehung im Bogen die Energie?

Das hast du doch schon selbst beantwortet- Wenn du SCHNELLER drehst als die Sehne
shokunin hat geschrieben: Es heisst man müsse schneller drehen als die Sehne fliegt.
fliegt gibst du a) mehr Impuls und es wird b) der Weg verlängert über den Energie in den Pfeil eingebracht werden kann! (siehe die Standhöhen-Änderungs-Theorie) zudem ist der lange obere WA eine prima Schleuder durch den Hebel und speichert viel Energie in der Masse (die bei normalem mediteranen Ablass nur gebremst werden muss- normal geschossen hat ein Yumi doch Handschock ohne Ende?!)
Diese Drehspannung wird bereits beim Auszug aufgebaut, durch die den Hebel entlang des Pfeiles gehalten und ab dem Erreichen einer bestimmten Stellung der Sehne beim Abschuss freigegeben, geh ich recht? (Die Spannung erst im Vollauszug aufbauen zu wollen hielte ich für ineffizient und anatomisch seeeehr ungünstig!)
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Re: Kyudo Pfeil Geschwindigkeitssteigerung ?

Beitrag von Galighenna » 22.10.2012, 12:19

Puh jetzt wird aber viel durcheinander geworfen.
Kurz zum richtig Rücken der Begrifflichkeiten, damit wir auch alle das Gleiche meinen wenn wir bestimmte Dinge sagen:

Impuls: p=m*v -> Impuls = Masse mal Geschwindigkeit (Erhaltungsgröße der Physik)
Energie: E = 1/2 m * v²
Drehspannung? -> Gemeint ist vermutlich ein Drehmoment, gegeben durch Kreisradius mal Kraft M= r * F

Eine axiale Drehung steigert die Energie genau so wie ein Auszug des Bogens.
Dabei ist die geleistete Arbeit W = M * "alpha" Mit "alpha" : Winkel im Bogenmaß und M: Drehmoment in Nm.
Wenn ich also ein Drehmoment M aufbringe um den Bogen um "alpha" zu verdrehen, dann stecke ich da Energie rein. Wenn ich den Pfeil löse, dreht sich der Bogen im Moment des Lösens aufgrund seines Drehmomentes, und gleichzeitig Beschleunigt die Sehne den Pfeil nach vorn. Beide Bewegungen des Bogensystems übertragen Energie auf den Pfeil entsprechend ihres Jeweiligen Wirkungsgrades. Die Flugrichtung des Pfeils ergibt sich dann als Vektoraddition der auf den Pfeil wirkenden Kräfte, denn die Kraft die als Drehmoment auf den Pfeil wirkt hat nicht zu jedem Zeitpunkt die gleiche Richtung wie die Kraft die im Auszug steckt. Die Drehbewegung könnte auf die Art tatsächlich dafür sorgen, das der Pfeil beim Abschuss dorthin fliegt, wo er vor dem Schuss hinzeigt, obwohl er nur ein schwach ausgeprägtes Paradoxon ausführt, und obwohl der Spinewert z.B. zu steif oder zu weich ist.
Dies ist z.B. der Fall, wenn der Bogen im Auszug gegen den Uhrzeigersinn verdreht wird, und der Pfeil auf der rechten Seite des Bogens anliegt.

Wenn die Drehung des Bogens schon beim Auszug angelegt wird, z.B. in dem verdreht ausgezogen wird, wirkt das Drehmoment ständig. Im Moment des Lösens wird also bereits eine Kraft auf den Pfeil ausgeübt, nicht erst wenn ein bestimmter Weg zurückgelegt ist. Dies sage ich jetzt ohne Kenntnis der Technik. Ich weiß nicht ob man schon verdreht auszieht, oder ob man die Drehung des Bogens erst einleitet, in dem man im Moment des Lösens aktiv den Bogen um seine Achse dreht. Aus den Bildern etc konnte ich das nicht so recht entnehmen, da ich kein Japanisch lesen kann. An den Zeichnungen kann ich also eher nur raten was da welcher Pfeil etc darstellen soll.
Ich vermute aber, das man die Drehung des Bogens bereits im Auszug durch ein Drehmoment einleitet/vorbereitet, weil man niemals so schnell aktiv drehen kann, das man synchron mit dem Lösen, in der Zeit in der der Pfeil beschleunigt, den Bogen um x Grad drehen kann. Das sind nur einige ms...
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Re: Kyudo Pfeil Geschwindigkeitssteigerung ?

Beitrag von MoeM » 22.10.2012, 12:35

Galighenna hat geschrieben:Wenn die Drehung des Bogens schon beim Auszug angelegt wird, z.B. in dem verdreht ausgezogen wird, wirkt das Drehmoment ständig.

Die Frage ist, WANN das Drehmoment IN WELCHE tangentiale Richtung Kraft abgibt. In der Tat entsteht eine Torsionsfederwirkung- das WANN ist denke ich entscheidend- zunächst wird der Pfeil durch die Energie in Pfeilrichtung stabilisiert.
(Vergleich dazu evt. der Schleuderer mit tangentialem Abgang des Geschosses)

Ja der Fachbegriffssalat... ich werf da auch oft wieder (eig.) besseren Wissens oft und gern(?) was durcheinander ::)
Grüße Moe

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