YUGAERI - Sein oder Schein

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benzi
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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von benzi » 15.05.2011, 10:27

Toxophil hat geschrieben:Im Zanshin kann man natürlich gut sehen, ob die Hand immer noch am Griff ist, oder schon in der Rattanwicklung hängt. In letzterem Falle, kann man direkt den zu lockeren Griff diagnostizieren.


naja das bezieht sich auf die vertikale Position, also ob der Bogen nach unten rutschen konnte, aber was ist mit der genauen Position der Finger am Griff? Also wo genau Mittel- Ring- und kleiner Finger sich im Zanshin am Griff befinden?

Grüße benzi
"Du hast den Verstand verloren, weißt Du das?" "Dafür hab ich ein Leben lang üben müssen"
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RoLi
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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von RoLi » 15.05.2011, 11:51

Kurz zur Frage, ob man ein Yugaeri unterbinden kann. Man kann, auch wenn Yabusame es verneint.
Im Kriegsschießen gibt es ein eigenes Tenouchi (Greifen des Bogens). Dabei wird mit dem Daumen gegen den Zeigefiger gedrückt, der Zeigefinger hält dagegen. Das erste Glied von Daumen und Zeigefinger liegt flach aufeinander. Dieses Tenouchi hat sogar einen eigenen Namen. Wenn ich mich recht erinnere han getsu tenouchi (Halbmond Teno...). Der Name ergibt sich aus der Form, die zwischen Daumen und Zeigefinger entsteht. Die Kraft, die dadurch in der ganzen Hand entsteht verhindert, dass die Hand sich entspannt und der Bogen sich drehen kann. Laut Inagaki-sensei ist das Entspannen der Hand erforderlich, für ein Entstehen von Yugaeri. Das ist kein Trick, das ist Heki-Technik. Und wenn Yabusame schreibt, er hätte nicht gedacht, dass dieser "Trick" bekannt ist, dann zeigt das auf ein weiteres Problem beim Deutschen Kyudo, das nach meinem Verständnis viel wichtiger ist als "Kimonoträger, ... ". Es ist das Vorhalten von Herrschaftswissen. Dieses tenouchi ist eine echte Hilfe für Leute, die die linke Hand im Abschuss öffnen. Ich sage öffnen, nicht entspannen.
Mir hat 1981 ein jap. Lehrer, der eine Woche bei mit wohnte und mit Herrn Inagaki in Deutschland war, das gezeigt. Er wusste, dass ich erst seit knapp drei Jahren Kyudo übte.
Grüße
Rolf

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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von Toxophil » 15.05.2011, 18:33

Benzi:

Die Finger befinden sich idealerweise genau in der selben Haltung wie vor dem Schuss. Der Bogen sollte ja auch in der Hand um seine Achse rotieren, ohne große Veränderungen zu bewirken.

Rolf:

Toller Beitrag. Wieder was gelernt.

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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von Yabusame » 16.05.2011, 13:05

RoLi hat geschrieben:.............Dabei wird mit dem Daumen gegen den Zeigefiger gedrückt, der Zeigefinger hält dagegen. Das erste Glied von Daumen und Zeigefinger liegt flach aufeinander. ............ Und wenn Yabusame schreibt, er hätte nicht gedacht, dass dieser "Trick" bekannt ist, dann zeigt das auf ein weiteres Problem beim Deutschen Kyudo, das nach meinem Verständnis viel wichtiger ist als "Kimonoträger, ... ". Es ist das Vorhalten von Herrschaftswissen. Dieses tenouchi ist eine echte Hilfe für Leute, die die linke Hand im Abschuss öffnen. Ich sage öffnen, nicht entspannen.
Grüße
Rolf

Mir wurde diese Möglichkeit zur Vermeidung einer Öffnung der Bogenhand vor ca 2 Jahrzehnten von einem jap. Lehrer gezeigt, danach habe ich diese Anweisung nie wieder gehört noch gesehen. Ich bin deshalb davon ausgegangen, dass es sich bei mir um einen besonders schwierigen Fall gehandelt haben muss, dem man mit einem Griff in die Trickkiste weitergeholfen hat. Mit der Anweisung, das jetzt erst mal ein paar Wochen so zu handeln und mich dann bemühen und darum zu kämpfen, den Bogen im Hanare zunehmend auszudrücken.
Endgültig geholfen hat mir übrigens eine Videoaufzeichnung in der Herr Inagaki die Arbeit der Bogenhand ohne Bogen vorgeführt hat, da hat es bei mir klick gemacht.

Inzwischen ist mir aber klar, dass das eigentliche Problem zu der Zeit ein anderes war und das hat damit zu tun, dass es schwer fällt, aus einer erfolgreichen aber fehlerhaften Konditionierung auszusteigen und unter Verlust der Treffersicherheit seine Technik weiterzubringen. Dazu bedarf es einer laufenden Betreuung, die sieht was los ist, weiß worauf es ankommt und den Mut zur Veränderung unterstützt. Diese Art der Betreuung hatte ich nicht, im Gegenteil ich war ein treffsicherer Schüler der für Erfolge gesorgt hat und bestärkt wurde so weiter zu machen - Erfolg gern gesehen, das Wie war egal.
Ich muss wohl nicht erzählen, das den Graduierungen mit Fleiß und großer Anpassungsbereitschaft an Shomen -Kriterien nachgelaufen wurde. Dem konnte ich mich schlussendlich entziehen, weil die jap. Lehrer einen starken persönliche Eindruck bei mir hinterlassen hatten und ich gespürt hatte, dass hier keine authentischen Verhaltensweisen mehr vorlagen.
Dass das Übungsleiterproblem im Deutschen Kyudo inzwischen in den Vordergrund gerückt ist, ist zumindest eine erfreuliche Nachricht. Vielleicht kommt es ja nun zu einer nachhaltigen Korrektur in der unsere jap. Lehrer eingebunden werden.

Ich weiß also nicht wirklich, auf welches "weitere Problem im Deutschen Kyudo" Du anspielst und dass europäische Kimonoträger wichtig sind, habe ich nie behauptet.
Da halte ich es (Du vermutlich auch) mit Herrn Inagaki, der sich über Kimono-Affinitäten mit der Aussage "Zum Kyudo benötigt man zwei Hände und zwei Füße, was dazwischen ist, ist Mode" amüsiert hat.

Mach für das von Dir gesehene Problem einfach einen Thread auf (z.B. "Die Botschaft von Herrn Inagaki und die Realität in D " oder "Heki-Übungsleiter ohne Heki- Autorisierung - die Folgen" oder "Entartungen und Anmaßungen im Deutschen Kyudo" oder " Traditionelles Kyudo - sind wir noch auf dem Weg" oder " Erfolg im Kyudo - was ist das" oder " Graduierungen - Sinn oder Eitelkeit" oder "Kyudo - Meditation oder Kampfkunst" oder " Kyudo - ein Definitionsversuch" oder " Heki und ANKF-Shomen/Shamen - was außer dem Yumi verbindet uns" und da wir uns in einem traditionellen Bogensport-Forum befinden "Trad. Kyudo und trad. Bogensport - worin unterscheiden sie sich"………………………...

Grüße
Yabusame

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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von RoLi » 16.05.2011, 16:50

Hallo Yabusame.
Vielleicht wurde was verkehrt verstanden. Ich habe nicht gesagt, Du hättst gesagt (wow), europ. Kimonoträger seien wichtig.
Das Problem, welches ich meine ist die Tendenz, Wissen zu behalten, nicht weiter zu geben. Sei es jetzt in Form von Texten, Bildern oder was auch immer. Ich wusste ja nicht, dass Dir das nur als Hilfestellung an die Hand gegeben worden war. Ich habe auf einem Lehrgang bei uns in Mainz Texte von Herrn Inagaki erwähnt und wurde mit großen Augen angesehen. Da waren Leute, die seit 10 Jahren Kyudo übten, die davon noch nie etwas gehört hatten. Ich habe dann abends auf die Schnelle etwas kopiert und auf dem Lehrgang verteilt. Die Reaktion war "mehr, mehr, mehr." Das meine ich. Ich kann gut damit leben, wenn sich jemand im Kimono wohl fühlt.
Ich denke auch, dass Shomenschützen oder Leuten, die aus der Richtung von Herrn Shibata kommen, mit mehr Toleranz begegnet werden soll. Ich kenne Leute aus beiden Lagern und schieße mit Ihnen und kann sagen, dass die sich genau so anstrengen wie einer von Heki. Und wenn jemand mit seinem Schießen, so wie es im Moment ist, zufrieden ist, dann ist das für mich ok. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass solche Leute irgendwann von alleine kommen und wieder fragen, oder aber mit Kyudo aufhören. Ist auch ok. Ich muss niemanden glücklich machen. Da habe ich im Kyudo mit mir selbst genug zu tun.
Grüße, ich denke in den Nord-Osten
Rolf

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Markus
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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von Markus » 16.05.2011, 17:25

Hallo Rolf,

hin und wieder habe ich ebenfalls den Eindruck, dass bestimmtes Wissen nicht weitergeben wird. Ob das nun absichtlich (Herrschaftswissen) oder einfach nur aus Nachlässigkeit geschieht, sei mal dahingestellt. Häufig habe ich zudem den Eindruck, dass Lehrgangsleiter etc. eher überrascht sind, dass diese Texte nicht bekannt sind.
Ich bin selbst überrascht, wie viele Texte es auf Deutsch über Kyudo gibt und wie viele ich davon erst im letzten halben Jahr entdeckt oder bekommen habe.
Sicherlich muss man auch anmerken, dass gerade ein Anfänger viele Texte im ersten Anlauf nicht verstehen kann, da es an eigener Erfahrung und dem Wissen über Zusammenhänge noch mangelt. Dennoch sollten diese Texte zur Verfügung stehen.

Und es sei auch darauf hingewiesen, dass ein großer Teil dieser Veröffentlichungen dem Urheberrecht unterliegt und daher nicht einfach per Download angeboten werden darf. In einem Fall weiß ich, dass der Autor seine früheren Texte vor einer Neuausgabe gerne noch überarbeiten würde, was aus Zeitgründen nicht geschehen kann. Somit liegt ein m. E. gutes Werk auf Halde und kann allenfalls unter der Hand bekommen werden. Schade für viele Interessenten, aber nicht zu ändern.

Markus

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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von the_Toaster (✝) » 16.05.2011, 18:02

Es gibt da doch diese wunderbare Buchserie:

"Hanwanichgesehen für Dummies"

Da gibts sogar eine Ausgabe über Buddhismus.

Könnte ja mal einer ne Ausgabe über Kyudo schreiben.
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von Markus » 16.05.2011, 18:04

Na dann fang mal an.

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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von the_Toaster (✝) » 16.05.2011, 18:08

Na ich weiß nicht, ob ich als Linksschütze da der richtige für bin... ;D
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von Toxophil » 17.05.2011, 00:25

Kommt doch bald das Lehrbuch von Prof. Mori auf Deutsch raus.
Da stehen die Grundlagen drin.

Yabusame
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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von Yabusame » 17.05.2011, 13:01

@Roli
Vielleicht wurde was verkehrt verstanden. Ich habe nicht gesagt, Du hättst gesagt (wow), europ. Kimonoträger seien wichtig.
Schon klar, das war meinerseits die hinterfotzige Ausnutzung einer ungewollt zweideutigen Formulierung um eine meiner (berüchtigten) Spitzen zu setzen, ohne dass man mir das vorwerfen kann - sorry, habe Probleme mit meinen schwarzhumorigen Reflexen.

Das Problem, welches ich meine ist die Tendenz, Wissen zu behalten, nicht weiter zu geben. Sei es jetzt in Form von Texten, Bildern oder was auch immer
Ja gut, die gibt es, die Leute, die auf verschiedene Weise vermitteln, dass sie die Wissenden bzw. Wissensträger sind, dieses Wissen andeuten, ohne es erklärend weiterzugeben - lassen wir sie allwissend sterben.


Da waren Leute, die seit 10 Jahren Kyudo übten, die davon noch nie etwas gehört hatten.

Ich habe da eine ganz einfache Einstellung: Das was ich suche, das werde ich auch finden.
Die, die auf die Bedienung warten, werden irgendwann aufgeben, weil es im Kyudo keine Bringschuld gibt. Da bin ich m.E. sogar der Meinung, dass man da manchen Leuten viel zu weit entgegenkommt.


Ich denke auch, dass Shomenschützen oder Leuten, die aus der Richtung von Herrn Shibata kommen, mit mehr Toleranz begegnet werden soll.
So was darf man mir gegenüber nicht mal im Ansatz erwähnen, da werden die Moderatoren gleich die Krise kriegen - aber keine Angst, ich versuche es mal ganz moderat ohne Spitzen-Technologie.

Ich glaube nicht, dass eine Nicht- Tolerierung anderer Stilrichtung das eigentliche Problem ist, ich bin der Meinung, dass die fehlende Abgrenzung ( nicht im Sinne von Ausgrenzung) die Ursache der Problematik zwischen den Stilrichtungen ist. Da laufen unter der Bezeichnung Kyudo Dinge, die außer Yumi und Hakama keine wirklichen Gemeinsamkeiten haben. Irgendwann kommt da einer mit einem Yumi auf der Nase balancierend und sagt, dass das sein Weg mit dem Bogen ist, sein Kyudo.

Man stelle nur den Leitsatz der Heki-Schule "Treffen, Durchschlagend Treffen, Immer Treffen" dem der ANKF-Shomen/Shamen "Wahrheit, Güte, Schönheit" gegenüber - wie soll das zueinander finden?

Fakt ist, dass die verschiedenen Stilrichtungen in Verbänden zusammengefügt sind, unter dem Namen Kyudo laufen und dass man von den Persönlichkeitsmerkmalen her gesehen, größtenteils keine gravierenden Unterschiede feststellen kann.
So wie einer evangelisch ist, weil er evangelische Eltern hatte, bzw. katholisch, weil er katholische Eltern hatte, so ist ein Heki ein Heki, weil das in seiner Nähe liegende Dojo eine Heki-Dojo ist und umgekehrt. Abgesehen von den Fällen, in denen der Beweggrund stark verherrigelt oder schießtechnisch geprägt ist, gibt es kaum Überläufer. Wobei ich vor den wenigen Überläufern den größten Respekt habe, die wissen was sie wollen und haben allein deshalb Tolerierung verdient.

Betrachten wir mal den normalen Ablauf (der zu ca. 70% so ist)), der eine Person zum Kyudo führt:
Ausgangspunkt ist Eugen Herrigel, dessen allseits bekanntes Buch "ZEN in der Kunst des Bogenschießens" erstmal auf diese Kunst aufmerksam macht und zu der Annahme verführt, dass Kyudo eine besondere geistige Übung ist.
Davon werden insbesondere Menschen angesprochen, die nachdenkend über sich selbst (Esoteriker im positiven Sinn) durchs Leben gehen und alles, was ihnen eine Antwort über sie selbst verspricht, interessiert betrachten und wenn es ihnen entspricht, versuchen sie es zu erlernen.
Die, die in einem Heki-Dojo anfangen, sind also zu ca. 70% Leute, denen erstmal gar nicht klar ist, dass es sich bei der Heki- Stilrichtung um eine Kampfkunst-Disziplin handelt, die weder Bogenschießen im Sinne von Bogensport noch eine ZEN-Übung ist.
Geradezu paradox wird die Angelegenheit dann, wenn man sich darüber klar geworden ist, dass Heki-Kyudo die härteste Kampfkunst-Disziplin überhaupt ist, weil der Gegner der härteste und verschlagenste Gegner ist, dem man im Leben gegenübersteht - das eigene Ego.

Es ist mir ein Rätsel, warum von den 70% nicht mindestens die Hälfte zu den Shomen überläuft, die ja im Prinzip das versprechen was von Herrigel impliziert wird, dass Kyudo eine ZEN-Übung ist. Ich habe keine Idee warum, außer der Trägheit.
Irgendwie arrangieren sich die Leute auch deshalb, weil sie nicht tief genug einsteigen, sowohl in der praktischen Übung als auch in den zur Verfügung stehenden Heki-Texten, das mündet dann in eine Art Sozial-Schießen. Übung und Einstellung bleiben diffus, womit sich weder im Kopf noch in der praktischen Übung eine Unterscheidung feststellen lässt.
Die Stilrichtungen bilden dadurch eine Schnittmenge, die ich Bösewicht schon vor Jahren in einer heißen Auseinandersetzung mit der deutschen Kyudo-Obrigkeit "ANKF-Shamen" genannt habe, eine Stilrichtung oder besser gesagt eine Einstellung, die es an Klarheit vermissen lässt.


Das Thema ist damit noch nicht ausgeschöpft, der Text wird mir aber zu lang, ich hoffe aber, dass meine Einstellung klarer geworden ist.

Mein Resümee:
Für mich macht es keinen Sinn ein Spiel zu spielen, dass keine klaren Konturen hat, wo soviel im Diffusen bleibt.
Analog gesehen ist das so, wie wenn man Handballer und Fußballer unter Ballsport zusammengefasst spielen lässt - irgendwann lassen die den Ball Ball sein und spielen Mau Mau.

Vielleicht sollte sich die Heki-Fraktion dazu durchringen auf die Bezeichnung Kyudo zu verzichten und sich unter Kyujutsu einordnen, Herrn Inagaki würde das entsprechen: "Das Kyujutsu sehe ich als das wahre Kyudo an".

Ich habe mich in einen Zug namens Heki-Kyudobund begeben, irgendwann fährt der schon ab.
Grüße, ich denke in den Nord-Osten

Nein, ähnliche Konstellationen wie im Norden gibt es auch im Süden der Republik - die Lage ist, von Ausnahmen abgesehen, hoff-nungslos.
Im Westen nichts Neues - oder doch?


@Markus
Das ist eine Abschweifung vom Thema, aber einen Thread namens Stilrichtungs- Abgrenzung willst Du nicht wirklich - oder?
Du weißt ja, wie emotional die Shomen werden können.

Grüße
Yabusame

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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von benzi » 17.05.2011, 13:33

Toxophil hat geschrieben:Kommt doch bald das Lehrbuch von Prof. Mori auf Deutsch raus.
Da stehen die Grundlagen drin.


sollte es das nicht schon geben?

http://www.ruther-verlag.de/kami/b_Jotatsu.htm

Grüße benzi
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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von Markus » 17.05.2011, 14:15

Yabusame hat geschrieben:@Markus
Das ist eine Abschweifung vom Thema, aber einen Thread namens Stilrichtungs- Abgrenzung willst Du nicht wirklich - oder?
Du weißt ja, wie emotional die Shomen werden können.


Da wir eh schon fast nicht mehr beim Thema sind, kann das hier auch stehen bleiben.
Dass nicht nur die Shomenfraktion sehr emotional reagieren kann, wurde hier schon häufiger deutlich. Von daher ist das auch ok.

Auch wenn das Deinem Bild von Kyudo nicht zu entsprechen scheint, darfst Du diejenigen Schützen nicht außer Acht lassen, die Kyudo einfach nur als "Sozialkyudo" betreiben, weil es ihnen Spaß macht und sie daran was auch immer schätzen. Dass deren Einstellung mit Deiner kollidieren kann, ist naheliegend. Deshalb gibt es wie z.B. beim Fußball, den Breitensport und den Leistungssport, die, obwohl die gleiche Sportart, nur sehr wenig Berührungspunkte haben.
Ohne diese "Breitensportler" - was KEINE abwertende Beschreibung sein soll - würde es in D kaum ein Kyudojo geben (und auch in Japan nur sehr, sehr wenige!) Manche würden das begrüßen. Es führt aber m. E. letztlich zum Aussterben einer Sportart, wenn sie nur noch von einer sehr kleinen Minderheit (die sich nach außen bewusst und stark abgrenzt) betrieben wird. Anders sieht es aus, wenn sie von vielen irgendwie und von wenigen intensiv betrieben wird. Die breite Masse trägt die wenigen (auch finanziell ! ) mit.

Ich freue mich, wenn Du Kyudo als Leistungssport ansiehst und Dich dem für Dich wahren/korrekten etc. Stil verschrieben hast. Ich bedauere aber Deine hin und wieder abwertende Haltung gegenüber den "Breitensportlern", auch wenn ich Deine Argumente nachvollziehen kann (was nicht heißt, um es deutlich zu machen, dass sie meine Meinung widerspiegeln müssen).

Markus

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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von Toxophil » 17.05.2011, 19:59

benzi hat geschrieben:
Toxophil hat geschrieben:Kommt doch bald das Lehrbuch von Prof. Mori auf Deutsch raus.
Da stehen die Grundlagen drin.


sollte es das nicht schon geben?

http://www.ruther-verlag.de/kami/b_Jotatsu.htm

Grüße benzi



Ja sollte es, es gibt aber eine Verzögerung. Mein letzter Wissenstand ist, dass das Buch im Moment ein Proofreading durchmacht.
Erste Tugend im Kyudo: Geduld...

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Re: YUGAERI - Sein oder Schein

Beitrag von Toxophil » 17.05.2011, 20:37


Man stelle nur den Leitsatz der Heki-Schule "Treffen, Durchschlagend Treffen, Immer Treffen" dem der ANKF-Shomen/Shamen "Wahrheit, Güte, Schönheit" gegenüber - wie soll das zueinander finden?
geworden ist.



Für mich persönlich kann ich diese Frage ganz einfach beantworten: Ich schieße technisch Heki und bemühe mich in allem anderen, besonders im Taihai, mich möglichst mit Eleganz zu bewegen. Wahrheit und Schönheit sind doch keine Widersprüche zu sauberer Heki-Technik. Im Gegenteil, wenn man ein bewunderswert gutes Heki-Hanare sieht, erschließt sich die Schönheit des Schusses doch von selbst. Wer ist denn nicht beeindruckt von kraftvollen und blitzschnellen Schüssen? Nur weil man Heki schießt, heißt das doch nicht, dass man jedes Hassetsu möglichst schludrig dahinschmettert, hauptsache man trifft?

Weiterhin vertrittst Du die Ansicht, dass Shomen und Heki sich wie Fußball zu Handball verhalten würden, also zwei völlig unterschiedliche Dinge seien, die nur das Gerät gemeinsam hätten. Ist das denn wirklich so? Wenn man sich die technische Entwicklung der Heki-Schule in den letzten paar Jahrhunderten anschaut, stellt man doch fest, dass eine ständige Angleichung an den Shomen-Stil stattgefunden hat, und zwar durch die japanischen Meister! Korrigiert mich, falls ich falsch liege, aber ist es nicht so: Uchiokoshi ist eine noch nicht sehr alte Technik in der Heki-Schule; Die Aufteilung in die Hassetsu gab es im ursprünglichen Stil nicht (Sanbunnoichi, Sanbunnoni, Sanbunosan?); Den verstärkten Handschuh gab es nicht (wurde vom Tempelschießen übernommen); Wangenkontakt gab es nicht (Weder Hozuke noch Kuchiwari); Der Bogen wurde nicht so weit ausgezogen; es wurde über den Pfeil gezielt, statt über die Bogenkante; das Ashibumi wurde verändert, etc.

Das Bogenschießen in Japan hat das gleiche Schicksal ereilt, wie alle anderen Kampfkünste: Über die Jahrhunderte der friedlichen Edo-Periode hinweg, verlor das Kriegsschießen seine Bedeutung fast völlig, so dass der ursprüngliche Stil keinen Sinn mehr macht. Das hat sich meiner Meinung nach in einer Versportlichung des Stils niedergeschlagen. Für meine Begriffe müsste jemand, der den "wahren" Heki-Stil schießen will, 500 Jahre zurückgehen und nach den Regeln des Heki Danjo schießen.

Was ich sagen will: Ist es nicht so, dass die Heki-Schule über die Jahrhunderte schwere Anleihen bei den anderen Schulen gemacht hat und deshalb technisch gar nicht mehr so weit von Ihnen entfernt ist? Wo ist denn der wahre Unterschied zwischen Heki und Shomen lokalisiert? Für mich ganz klar im Hanare und Tenouchi. Das sind 2 von 8 Hassetsu (Tenouchi als Teil des Yugamae). Warum sollten diese (meiner Meinung nach) kleinen aber feinen Unterschiede zwischen den Schulen eine völlige Unvereinbarkeit ausmachen?

Das wahre Problem liegt für mich nicht in der vermeintlichen Unvereinbarkeit der Stile, sondern in der manchmal zu beobachtenden Ablehnung des Heki-Stils durch Shomen-Lehrer. Wenn ich höre, dass auf EKF-Seminaren versucht wird, typische Heki-Technik als falsch zu deklarieren (z.B.: Drehen des Handgelenks) oder dass "modernes" Kyudo geschossen werden solle (impliziert, dass Heki anachronistisch sei), dann wünschte ich mir etwas mehr Toleranz von der anderen Seite für unseren Stil...

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