Schiessen mit weichem Handschuh

mushinkyudo
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Schiessen mit weichem Handschuh/Dozukuri bei Nahschüssen

Beitrag von mushinkyudo » 06.04.2011, 13:33

Ergänzung Beitrag Mushinkyudo...

Man unterscheidet:
- CHÛ NO DÔZUKURI: mittiges DÔZUKURI beim Bogenschießen auf 28 m
- SORU DÔZUKURI: zurückgebeugtes DÔZUKURI beim Schießen auf große Distanzen, 100 – 200 m
- KAGAMU DÔZUKURI: vorgebeugtes DÔZUKURI beim Schießen zu Pferd oder auf dem Boot
- KAKARU DÔZUKURI: seitlich nach links gebeugtes DÔZUKURI bei niedrigem oder nahem Ziel
- NOKU DÔZUKURI: seitlich nach rechts gebeugtes DÔZUKURI bei hohem Ziel

(Auszug aus "Basistexte der Hekischule")

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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von benzi » 06.04.2011, 14:14

@Mushinkyudo

danke für Deinen HInweis! Es fällt mir noch sehr schwer die erforderliche vertikale Körperspannung aufzubauen, wenn der Stand bzw das Gelände von der Ebene abweichen, im Knien ist es für mich am schwersten.......

hier zu sehen:

Bild

Wenn dann noch nach oben wenig Platz ist, ist es echt schwer die erforderlichen Kräfte aufzubauen......

oder wenn ein Stand überhaupt nicht mehr möglich ist wie hier ;D :

Bild

danke an Christian Scholz für die schönen und hilfreichen Bilder!!!

Grüße benzi
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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von benzi » 07.04.2011, 18:45

@yabusame

danke für das video zum Griffansatz!

Ich denke bis auf die eingerollte Haut bin ich nicht ganz schlecht, die läßt sich aber vermutlich mit Reithandschuh ohnehin nicht umsetzen....

Was denkst Du bewirkt das Einrollen der Haut genau? Ich merke eine Veränderung wenn ich es versuche, kann aber nicht genau sagen was anders ist??

danke und Grüße benzi

PS eine Urteil über die Ogasawara Schützen möchte ich mit nicht erlauben
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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von Yabusame » 07.04.2011, 20:54

Was denkst Du bewirkt das Einrollen der Haut genau? Ich merke eine Veränderung wenn ich es versuche, kann aber nicht genau sagen was anders ist??


Wenn das nicht erfolgt, ist zuviel Haut zwischen der rechten Bogenkante und der Daumenwurzel, es entsteht kein klarer Andruckpunkt bzw. der Andruckpunkt schwimmt am Griff. Die Kraftübertragung von der Daumenwurzel auf den Bogen wird effektiver wenn die "Schwimmhaut" durch ein von unten nach oben gedrücktes Ansetzen der Hand an den Bogen weggerollt bzw. weggezogen wird.

Was die Ogasawara-Schützen betrifft, da gibt es einen interessanten Aspekt.
Man kann den Ogasawara-Schützen anmerken, dass sie sich zu Fuß nicht zu Hause fühlen. Das Problem dabei ist, dass sie einen Teil Ihrer Aufmerksamkeit auf die nicht gewohnte Situation richten müssen, daruntzer leidet die Schussqualität.
Das Problem haben z.B auch Schützen, die vorwiegend in der Halle üben, wenn sie im Freien schießen müssen und umgekehrt auch.
Du hast das Problem im Prinzip auch, die in den Bildern gezeigten wechselnden Schusspositionen binden viel Aufmerksamkeit, vielleicht komme ich morgen dazu das etwas näher zu erklären.

Grüße
Yabuisame

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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von Yabusame » 08.04.2011, 11:45

@benzi
Die Auswirkungen äußerer Einflüsse (Abschussvarianten, Umgebung, Publikum) lassen wir mal außen vor, das ist ein zu umfangreiches Thema.
Generell kann man sagen, je monotoner und ruhiger die Umgebung ist, umso eher kann man die Technik verfeinern.

Was mir auf Dich bezogen wichtiger erscheint, ist die Klärung, was Du anstrebst.
Willst Du einen mehr Hosha-tauglichen (zu Fuß) Stil kreieren oder soll er mehr Kisha-tauglich (zu Pferd) sein?

So ist z.B. ein Schießen zu Fuß ohne sorgfältiges Ansetzen der Bogenhand nicht effektiv. Andererseits, wenn der Stil auch auf dem Pferd praktiziert werden soll, ist das Einüben des zentralen Hebens auch zu Fuß von Vorteil, obwohl das zentrale Heben nur auf dem Pferd einen (doppelten) Sinn ergibt.

Grüße
Yabusame

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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von benzi » 11.04.2011, 21:01

Yabusame hat geschrieben:@benzi
Die Auswirkungen äußerer Einflüsse (Abschussvarianten, Umgebung, Publikum) lassen wir mal außen vor, das ist ein zu umfangreiches Thema.


vielleicht hast Du ja mal Lust und Zeit das in einem extra thread auszuführen, fände ich toll!!!


Yabusame hat geschrieben:Was mir auf Dich bezogen wichtiger erscheint, ist die Klärung, was Du anstrebst.
Willst Du einen mehr Hosha-tauglichen (zu Fuß) Stil kreieren oder soll er mehr Kisha-tauglich (zu Pferd) sein?


das führe ich gerne später genauer aus, gerade fehlt mir dazu etwas die Zeit!


Yabusame hat geschrieben: obwohl das zentrale Heben nur auf dem Pferd einen (doppelten) Sinn ergibt.


könntest Du das näher ausführen

danke und Grüße benzi
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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von Yabusame » 12.04.2011, 09:34

Was den Sinn des zentralen Hebens betriff:

Der Gegner wurde auf dem Schlachtfeld direkt angeritten, ab einer bestimmten Entfernung wurde der Bogen so gehoben, dass man zwischen Bogen und Sehne den Gegner im Blick hatte, also zentral. Kam er näher, wurde der Bogen nach links genommen und aufgezogen.

Heute bekämpft man so niemanden mehr, man schießt auf einem Parcours, wo die Ziele feststehen, sich nicht bewegen. Zur Wahrnehmung der Zielscheiben muss man diese nicht wie einen evtl. ausweichenden Gegner genau im Blick haben, die Ziele erkennt man auch ohne zentrales Heben - man könnte auf dem Parcours also darauf verzichten.

Aber, das zentrale Heben hat einen Vorteil am Bogengriff, jedenfalls für ein Schießen vom Pferd. Ein genaues Ansetzen der Bogenhand wie beim Schießen zu Fuß ist auf dem Pferd nicht möglich und man hat i.d.R. auch keine Zeit dies so sorgfältig zu tun, dass das optimale Auswirkungen hat.
Da hat der fast rechtwinklige Griffansatz zur Schussrichtung beim Fassen des Bogens zu Pferd folgenden vorteilhaften Effekt:
Wenn der Bogen nach links genommen wird, kann man eine Verdrehspannung aufbauen. Die Größe der Verdrehspannung kann man bestimmen, indem man den Bogen erst drehend rutschen lässt und früher oder später fest hält. Ab dem Zeitpunkt, ab dem man den Bogen festhält, baut sich eine Verdrehspannung im Bogen auf, die dann im Abschuss freigegeben wird. Der Abschuss erfolgt durch gleichzeitiges Drücken und Ziehen, wobei das Drücken vorläuft.
Der Bogen wird dabei nicht wie mit Heki-Technik aktiv steigernd im Abschuss gedreht, die Bogendrehung wird durch die vorhandene Verdrehspannung bewirkt und bestenfalls unterstützt, ein Yugaeri stellt sich nicht ein und ist auch nicht gewollt, hätte auf dem Pferd auch nur Nachteile.

Man kann sagen, dass diese Art der Technik eine durchaus mit der Heki-Technik vergleichbare Durchschlagskraft erzeugen kann, der Nachteil ist eine größere Streuung, sowohl was die Treffergenauigkeit als auch die Kräfte betrifft.
Da man einen Gegner aber relativ nah anritt, konnte man den Nachteil der größeren Streuung in Kauf nehmen.

Weitere Nachteile, die Kyudo als Weg-Übung zu Fuß betreffen, gibt es, möchte ich aber nicht aufrühren.

Grüße
Yabusame

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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von benzi » 15.04.2011, 12:08

@ Yabusame

danke für Deine Ausführungen!!!

Yabusame hat geschrieben:Was den Sinn des zentralen Hebens betriff:

Der Gegner wurde auf dem Schlachtfeld direkt angeritten, ab einer bestimmten Entfernung wurde der Bogen so gehoben, dass man zwischen Bogen und Sehne den Gegner im Blick hatte, also zentral. Kam er näher, wurde der Bogen nach links genommen und aufgezogen.

Yabusame


da ich Deine Beschreibung nicht nur unter dem Blickwinkel des Bogenschützen sehe, sondern auch aus der Sicht des Reiters, stellen sich da bei mir einige Fragen ein........ bevor ich näher drauf eingehe, eine Zwischenfrage: woher stammt diese Beschreibung?

danke und Grüße benzi
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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von acker » 15.04.2011, 12:35

Ähm, seid ihr eigentlich noch beim Thema des threads oder sollte hier evtl ein neuer eröffnet werden ?
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von benzi » 15.04.2011, 12:44

acker hat geschrieben:Ähm, seid ihr eigentlich noch beim Thema des threads oder sollte hier evtl ein neuer eröffnet werden ?


naja vom Pferd wird mit weichem Handschuh geschossen, aber eigentlich gehört es eher hierher:

viewtopic.php?f=41&t=14283

Grüße benzi
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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von acker » 15.04.2011, 12:51

Ich habe keine Ahnung davon, daher die Frage ;D ;)
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von Yabusame » 15.04.2011, 16:14

benzi hat geschrieben:@ Yabusame

..... bevor ich näher drauf eingehe, eine Zwischenfrage: woher stammt diese Beschreibung?



Inagaki Sensei, der in seiner Studienzeit auch das Schießen vom Pferd geübt hat, hat das etwa so in einer Vorlesung beschrieben.

Ich habe nochmal nachgeschaut, wörtlich: "Er hebt den Bogen zentral und schaut durch die Arme hindurch auf das Ziel" (was beim Anreiten noch vor dem Pferd lag).

Er erzählte weiter, dass die Ogasawara-Schützen das zentrale Yugamae und das zentrale Heben des Bogens auch beim Mato-Schießen zu Fuss beibehalten hatten.
(Ich vermute, weil unterschiedliche Stile zu schießen eher nachteilig ist)

Dann hat jemand eine neue Schule gegründet (vor ca. 120 Jahren) und den Schießstil der Ogasawara nachgeahmt, obwohl das zentrale Heben zu Fuss keinen Sinn macht und lediglich Dekoration ist. Dieser Stil wurde Shomen-Stil genannt, er hat sich durchgesetzt, weil er einfacher und schneller zu erlernen ist. Die starke Einbindung äußerer Bewegungsformen (Taihai) macht daraus mehr eine zeremonielle Handlung, das durchschlagende Treffen wird nicht so wichtig genommen.

Grüße
Yabusame

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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von benzi » 18.04.2011, 22:04

@Yabusame

ich hab heute ein neues Video aufgenommen:

http://www.youtube.com/user/benziclara#p/a/u/0/1kIgpEztRiw

ich hatte etwas timing Probleme mit dem Selbstauslöser.... sorry!

Grüße benzi
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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von Yabusame » 18.04.2011, 23:32

@benzi

Ja, da ist ein Fortschritt doch deutlich erkennbar.

Worauf Du immer wieder achten solltest:
Du ziehst noch zu sehr mit der rechten Hand und beginnst auch mit rechts zu ziehen - dadurch bist Du im Sanbunoni schon etwas zu weit. Rechts zieht man mit dem Elbogen (ist mit einem weichen Handschuh allerdings auch etwas schwieriger umzusetzen) und die Bogenhand ist von Anfang an die Lokomotive.

Was als nächstes dran wäre:
Wenn Du Dir die Bewegung der linken Hand genau anschaust, so geht die im Abschuss etwas nach oben. Entweder ist das Ziel so hoch oder es fehlt an Durchschlagskraft.
Letzteres kann an der sich öffnenden rechten Hand liegen, die Finger sollten im Abschuss auf dem Daumen bleiben - das ist eine Überwindung, bringt aber deutlich mehr an Durchschlagskraft. Sollte das zu schwierig sein, kann man die Finger vom Daumen Schnipsen - daran zu denken reicht schon.

Wenn Du mal auf die Pfeilspitze schaust, so geht die im vollen Auszug etwas vor und zurück, da gehen dann Kräfte verloren.
Nach Erreichung des vollen Auszugs, kann bei der weiteren Steigerung der Kräfte der Auszug noch ca. 2cm zunehmen, dafür solltest Du Dir ca. 5 Sekunden Zeit lassen. Es ist sehr schwierig in dieser Zeit die Kräfte kontinuierlich zu steigern, das ist ein echter Kampf, hier beginnt Kyudo eigentlich erst.

Ich bin dann 1 Woche in Urlaub, viel Spaß beim Üben.

Grüße
Yabusame

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Re: Schiessen mit weichem Handschuh

Beitrag von benzi » 19.04.2011, 15:22

@yabusame

danke für das Lob! Lob ist wichtig für einen Schüler......... :) der Fortschritt kommt zu 90% von Deiner Hilfe!!!

schönen Urlaub!!!

Grüße benzi
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