Wie fest hält man den Bogen?

himself

Re: Wie fest hält man den Bogen?

Beitrag von himself » 29.03.2010, 18:05

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Markus
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Re: Wie fest hält man den Bogen?

Beitrag von Markus » 29.03.2010, 19:02

Wir sollten den Bambusbogen nicht mystifizieren.
Schiessen kann den jeder, wie er will, sofern es sein eigener Bogen ist.

Zufällig habe ich neulich jemanden getroffen, dessen Bambusyumi im oberen WA an der am stärksten belasteten Stelle auf dem Rücken gebrochen ist. Ihm wurde angeblich gesagt, dass er ein deutliches uwaoshi hat (falscher Druck im Abschuß von oben auf den Griff - einfach gesagt) und dass dies ein Hauptgrund für den Bogenbruch sei.
Ich kann und möchte das nicht bewerten, aber der Hinweis kam zumindest aus erfahrenem Mund.

Was die Pflege angeht - lagere ihn nicht zu trocken (Badezimmer, Keller etc.), schieße ihn möglichst oft, massiere/biege ihn nach dem Aufspannen in Form und gib ihm ein paar Minuten Ruhe und akzeptiere, dass er aus Natur gemacht ist und irgendwann alt wird und setze ihn vor allem nicht praller Sonne aus.
Arroganz ist der Tod der Kunst.

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Kyujin
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Re: Wie fest hält man den Bogen?

Beitrag von Kyujin » 29.03.2010, 21:30

himself: Du googlest zu viel.

Du wirst die divergierenden Aussagen zu kyūdō (besser: zu den verschiedenen Formen des kyūdō) nicht unter einen Hut bringen. Entscheide dich für eine Tradition, folge ihr 20 - 30 Jahre und warte solange ab.

Schulspezifisch sind die Anforderungen an die Schießtechnik, wenn da nicht alle Bogenbauer mithalten können, kann das den Traditionen egal sein. Wenn Shibata meint, daß Bögen nicht verdreht werden sollen (was auch nur eine mainstream-Anweisung des modernen kyūdō ist), kauf' keine von ihm. Was gute Schießtechnik der Heki Tō Ryū ist, hängt nicht von den Ansichten eines Bogenbauers ab, auch und gerade dann nicht, wenn der eine gänzlich andere Schießtechnik praktiziert.

Wenn ein Bogen bricht, kann das an einem Materialfehler, einem Montagsexemplar, einem schlechten Bogenbauer, schlechter Schießtechnik, zu trockenem Klima, zu leichten Pfeilen liegen - und das ist nur, was mir so auf Anhieb einfällt. Du wirst wahrscheinlich damit leben müssen, diese Frage nicht abschließend klären zu können. Wenn du jemanden fragen willst, ist aber Kurosu sensei sicher eine gute Wahl.

Wie Markus schrieb: Behandele deine Bambusbögen pfleglich. Lebe damit, daß sie nicht ewig halten.

Und entwickle deine Schießtechnik, wie es die Tradition vorschreibt.
Zuletzt geändert von Kyujin am 29.03.2010, 22:36, insgesamt 1-mal geändert.
Johannes Kolltveit Ibel
Oslo Kyūdō Kyōkai オスロ弓道協会

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acker
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Re: Wie fest hält man den Bogen?

Beitrag von acker » 29.03.2010, 21:42

Mein Gott seid ihr kompliziert ;D

Normalerweise ist es so , das weniger Energie verloren geht wenn der Bogen fest gehalten wird.
Aber ihr dreht da ja auch noch ...

Gruß acker
Zuletzt geändert von acker am 29.03.2010, 22:23, insgesamt 1-mal geändert.
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

Yabusame
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Re: Wie fest hält man den Bogen?

Beitrag von Yabusame » 29.03.2010, 22:21

acker hat geschrieben:Mein Gott seiht ihr kompliziert ;D

Normalerweise ist es so , das weniger Energie verloren geht wenn der Bogen fest gehalten wird.
Aber ihr dreht da ja auch noch ...

Gruß acker




Nix da, so einfach ist das nicht.

In Wirklichkeit ist die Drehbewegung ein schraubende Bewegung und dazu wird auch noch gedrückt und beschleunigt und........ ;D

Aber wir haben ja Zeit, viel Zeit und die lassen wir uns auch ;)

Grüße
Yabusame
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Re: Wie fest hält man den Bogen?

Beitrag von the_Toaster (✝) » 29.03.2010, 22:30

Ein Glück, dass ich links und rechts beweglich bin und einen Schraubendreher mit links und rechts bedienen kann.
>Links kommt zuerst, weil ich ja Linkshänder bin, ohne jetzt DIE Diskussion hier wieder aufflammen zu lassen, gell...

Auf jeden Fall habe ich dann was zu tun, wenn ich dann anfange mit meinem Yumi zu schießen...
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

himself

Re: Wie fest hält man den Bogen?

Beitrag von himself » 30.03.2010, 07:41

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Markus
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Re: Wie fest hält man den Bogen?

Beitrag von Markus » 30.03.2010, 08:02

Moin Himself,
ich glaube bald auch, dass Du in diesem Fall zu viel nachdenkst.

Am meisten schadet einem Bogen ein Leerschuss und gerade bei Anfängern kommt das häufiger mal vor oder ein Schuss, der an einen Leerschuss grenzt, weil die Harmonie von links und rechts (und sonst vieles) noch fehlt.
Ein Plastikbogen kann da wesentlich mehr ab, als ein Bambusbogen.

Ich gehe mal davon aus, dass Shibata seinen Leuten nicht seine teuren Bambusbögen in die Hand drückt, sondern die einfachen, evtl. auch die "verhunzten" oder was weiß ich. Und da er an der Quelle sitzt, fällt ihm dies auch wesentlich leichter. Ausserdem kaufen die Leute dann eher einen Bogen bei ihm, denn von Bambus auf Plastik geht wohl kaum einer "zurück". --> er ist einfach nur Geschäftsmann.

Wem DU Deinen Bogen in die Hand drückst, ist Dein Problem. Meinen Bambusbogen (den ich nicht habe) würde ich außer einem Profi keinen schießen lassen.
Arroganz ist der Tod der Kunst.

himself

Re: Wie fest hält man den Bogen?

Beitrag von himself » 30.03.2010, 08:58

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Re: Wie fest hält man den Bogen?

Beitrag von benzi » 30.03.2010, 10:41

himself hat geschrieben:
.. aber ich bin sicher dass, ob es nun der Herr Toaster ist oder Benzi oder wer sonst der kommt und fragt "wo krieg ich so 'nen tollen Bogen...?" - alle erhalten die selbe Antwort...
...und die ist...
"Kauf keinen, Du machst ihn ohne fachgerechte Schulung eh nur kaputt und für den Bambus gilt das zweimal der verzeiht keine Fehler..."



ich hab vorallem die Antwort erhalten: Du kannst die Technik nicht alleine erlernen. Nach 14 Jahren sehr aktivem Bogenschiessen und ein paar Jahren Reiten, ist meine Meinung dazu, zunächst mal es gibt nirgends nur einen richtigen Weg. Klar ist auch, es gibt Fehler, beim Reiten schaden die dem Pferd, das macht es sehr schwierig. Beim Schiessen gibt es zwei Auswirkungen von Fehlern: 1. Du triffst nicht 2. Du schadest der eigenen Gesundheit und nur bei Euch Kyudoka kommt dann  hinzu: "Du machst den Bogen kaputt" als Antwort hier in FC hab ich das aber noch nie erhalten.

Warum ich allein mit einem Yumi beginnen werde, liegt daran dass ich gerne zuerst alleine  mit etwas experimentiere und mir Hilfe suche, wenn ich an Fragen oder Probleme stoße. Mir ist dabei natürlich bewußt dass die Korrektur von eingeübten Fehlern länger dauert als es gleich richtig zu lernen...... aber was heißt eben in diesem Zusammenhang "richtig".

Selbst wenn ich wollte habe ich weder die Zeit noch wohne ich dafür in der richtigen Gegend, noch habe ich einen Führerschein, ich bin also fast darauf angwiesen erst mal allein zu probieren und klar, das macht mir auch Spass sonst würde ich nicht am *** der Welt wohnen!

Und da ist Eure Hilfe im IN natürlich klasse!

lG benzi
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(Peaceful Warrior, Film)

himself

Re: Wie fest hält man den Bogen?

Beitrag von himself » 30.03.2010, 11:27

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Archive

Re: Wie fest hält man den Bogen?

Beitrag von Archive » 30.03.2010, 11:32

Kyujin hat geschrieben:
Und entwickle deine Schießtechnik, wie es die Tradition vorschreibt.


Und wie erkenne ich, welche Tradition für mich die Richtige ist? Wenn ich für jeden Test 20 bis 30 Jahre brauchte ist mein Leben etwas zu kurz um zu einem schlüssigen Ergebnis zu kommen.

Mütze

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Re: Wie fest hält man den Bogen?

Beitrag von benzi » 30.03.2010, 11:43

@himself
kein Grund für eine Entschuldigung, ist völlig ok!

himself hat geschrieben:
Der Bambusbogen stellt offenbar ganz besondere Ansprüche an den Schützen.
Diese zu ergründen war der Sinn meiner Frage.



nun hab ich von Yumis bisher keine Ahnung, aber als Bogenbauer ist es mir völlig unverständlich wie ein SO LANGER Bogen, mit so wenig Zuggewicht, aus diesem Material (Bambus) so bruchanfällig für die Schiesstechnikfehler sein soll........

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Re: Wie fest hält man den Bogen?

Beitrag von the_Toaster (✝) » 30.03.2010, 12:28

Also...

Zur möglichen Beschädigung des Bogens kann ich folgendes sagen:

Es gibt auf Youtube ein paar Hochgeschwindigkeitsaufnahmen, die herr Inagaki mit einer Maschine gemacht hat, die den Bogen kontrolliert verdrehen kann. Irgendwo hier sind die sogar verlinkt. Ich finde die aber nicht. Vielleicht kann ja jemand die Links nochmal hier reinstellen.
Wenn man sich die Aufnahmen anguckt kann man sehen, dass sich die Bögen ziemlich bockig verhalten. Da sind sehr starke Schwinungen, die durch Bogen und Sehne laufen. Ist aber auch klar. Die Bögen sind lang, schmal und dünn. Da ist wenig Material was die Schwinungen dämpfen könnte.
Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Schwingungen, wenn sie nicht durch die Bogenhand und entsprechend langem Pfeil-Sehnenkontakt auf die richtige Art gedämpft werden, den Bogen recht stark belasten können. Ein paar Mal wird der Bogen das aushalten, aber wird die Technik nicht korrigiert, kann der Bogen auf Dauer beschädigt werden.
Ich denke aber auch, dass wenn man bereits andere Bögen geschossen hat, man durchaus mitbekommt, dass da in der Bogenhand was passiert, was nicht ganz richtig sein kann. Spätestens wenn man mit der ersten Sehnenscheidenentzündung zum Arzt geht, weiss man, dass man was falsch macht.
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

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Re: Wie fest hält man den Bogen?

Beitrag von Yabusame » 30.03.2010, 13:01

the_Toaster hat geschrieben:Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Schwingungen, wenn sie nicht durch die Bogenhand und entsprechend langem Pfeil-Sehnenkontakt auf die richtige Art gedämpft werden, den Bogen recht stark belasten können. Ein paar Mal wird der Bogen das aushalten, aber wird die Technik nicht korrigiert, kann der Bogen auf Dauer beschädigt werden.


Genau so ist das.
Die Belastung ist dann hoch, wenn nicht gedreht wird und sie ist auch dann noch schädigend, wenn man die Abschuss-Drehung nicht mit fester Hand weiter beschleunigt.
Auch das Verfehlen der richtigen Drehachse gehört zu den die Lebensdauer verkürzenden Fehlern.

Erst wenn man das Gefühl hat, dass die Bogenhand in die Abschussbewegung ohne Widerstand "hineingezogen" wird,  ist man angekommen und erfährt, was Kyudo sein kann.
Aber vorsicht, die Erfahrung kann Erschütterungen hervorrufen die lebensgefährlich sind, es besteht die Gefahr das man zu leben beginnt :o

Wenn ich allerdings Bögen verkaufen will empfehle ich natürlich.......

Grüße
Yabusame
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