Kyudo im Fernsehn

Andere japanische Bögen und Techniken (Yabusame etc.)
Vardaephel
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Beitrag von Vardaephel » 06.04.2005, 23:44

Richtig, richtig. Aber wenn ich anfange zu zittern, dann bin ich am Limit meiner Möglichkeiten, d.h. Konzentration usw. geht dadurch verloren, dass ich mich u.a. auf Nebensächlichkeiten wie das Ausziehen, Ankern [...] konzentrieren muss, was sonst eigentlich aus dem Bauch heraus kommen sollte.

Ich weiß so gut wie nichts über Kyudo, aber das hat mich auch verwundert. Für mich hat die Ausstrahlung der inneren Ruhe da gefehlt.
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Aureus
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Kyudo-Sendung

Beitrag von Aureus » 07.04.2005, 23:01

Hallo zusammen,

ich hab die Sendung auch gesehen. Fand ich schon sehr interessant! :-) :-)

Eins fiel mir auf: Wenn ich den Bogen mit der linken Hand halte und den Pfeil auflege, befindet dieser sich auch links vom Bogen. Bei den gezeigten Kyudo-Schützen lag dagegen der Pfeil auf der rechten Bogenseite.

Was hat das für Vorteile? Oder ist das nur historisch so gewachsen?

Viele Grüße !

Aureus
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Taran
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Pfeil rechts

Beitrag von Taran » 07.04.2005, 23:59

Hallo Aureus!
Das liegt daran, dass sie die Sehne anders greifen, sie ziehen sie nämlich mit dem Daumen aus. Dadurch rollt sie nach rechts ab, und daher ist es für den Pfeil auch einfacher, sich rechts um den Bogen herumzuschlängeln.
Beim Kyudo läuft das mittels eines speziellen Handschuhe, sonst wird das mit dem Daumenring gemacht.
Such mal nach Daumenring, koreanisches Bogenschießen etc. dann findest du auch Bilder davon,-
ich hoffe, dich wurde gehelft!

Beim Handschuh ist die Ablasstechnik aber noch mal eine ganz spezielle, die ich nicht genau kenne.
Könnte das vielleicht mal einer unserer Kyudokas(???) erklären?
Taran von Caer Dallben

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Beitrag von Mongol » 08.04.2005, 07:41

Außderdem kommt hinzu, daß der Bogen beim Schuß auch gedreht und somit auch aus der Pfeilbahn gebracht wird...
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Markus
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Kyudotechnik

Beitrag von Markus » 08.04.2005, 10:40

Hallo,

ich kann mich mal daran versuchen, die Technik des Kyudo in wenigen Worten zu beschreiben. Aber bedenkt, dass dies meine Sicht der Dinge ist und meinem Stand des Wissens und der Technik entspricht!

Wie Taran schon schrieb, wird der Pfeil im Kyudo rechts am Bogen angelegt und die Schützen ziehen die Sehne mit der rechten Hand mittels eines speziell geformten Handschuhs. Dieser Handschuh hat einen sehr festen, nahezu unbeweglichen Daumen (Holzkern mit Leder überzogen), in dem, ähnlich einem Daumenring, eine Sehnenkerbe eingearbeitet ist (je nach Lehrrichtung unterscheidet sich die Ausarbeitung der Sehnenkerbe, aber das führt schon etwas zu weit).
Der Kyudoka legt also den Pfeil mit der rechten Hand rechts an den Bogen, hält ihn kurzfristig mit der linken Hand fest und greift dann mit der rechten Hand die Sehne. D.h. er „hängt“ die Sehne unterhalb der Pfeilnocke in die Sehnengrube des Daumens und drückt dann mit der Zeigefingerwurzel den Pfeil an den Bogen.
Der Schütze ist jetzt in der Lage, den Bogen samt Pfeil allein mit der rechten Hand zu halten, ohne dass der Pfeil herunterfällt.
Nach diesem „Pfeilauflegen-und-Sehne-greiffen“ greift der Kyudoka auf eine ganz bestimmte Weise den Bogen und ist mit seiner Schussvorbereitung fertig.

Ziel anvisieren, aufspannen und in den Vollauszug gehen. Jetzt kommt das „Geheimnis“ des Kyudo :D – der Schütze drückt und dreht mit der linken Hand den Bogen etwas nach vorne links und gleichzeitig steigert er fast unmerklich die Kraft im rechten Ellbogen (der Zugpunkt!!) und dreht die rechte Hand etwas nach innen. Durch diese Technik (drücken & drehen) steigt die Kraft wesentlich an. Im Abschuß (idealerweise löst die linke Hand durch eine kraftvolle Drück-Drehbewegung die Sehne aus der Sehnengrube) dreht der Schütze den Bogen aus der Flugbahn des Pfeils. Diese kraftvolle Drück-Drehbewegung und der spezielle Griff des Schützen am Bogen führen dazu, dass die Sehne um die Hand „umschlägt“ und nach dem Schuss an der Außenseite des linken Unterarms anliegt. Kurze Besinnung, was ich da gerade gemacht habe und der nächste Pfeil ist dran.


So wie ich den Schussaufbau und das Abschießen beschrieben habe, entspricht es in etwa der Lehrrichtung, wie sie hauptsächlich in Deutschland vorkommt („shamen“ oder „heki-ryu“). Ähnlich wie in anderen Kampfkünsten, gibt es auch im Kyudo verschiedene Lehrrichtungen, die sich mehr oder weniger unterscheiden. Vom Prinzip her sind sie sich aber ähnlich.

Zu empfehlen ist das deutsche Standardwerk: „Die Kunst des jap. Bogenschießens“ von Feliks F. Hoff (Weinmann-Verlag) oder aber der Besuch eines deutschen Kyudovereins o.ä.


Ich hoffen ebenfalls, gehelft zu haben,
Markus
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Snake-Jo
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Beitrag von Snake-Jo » 08.04.2005, 13:50

@Markus: Erstmal vorweg: Ich hab den Herrigel zweimal gelesen, den Weinmann u.a. Jetzt nochmals an dich die spezielle Frage:
Wie kann Körper und Geist in Einklang sein, wenn die Zughand vor dem Lösen zittert? (aber heftig!!!)
Natürlich ist der Bogen zu stark für den Schützen, aber z.B. im Herrigel steht, das der alte Meister seinen schweren Bogen problemlos spannen konnte. Dies war im Fernsehen nicht zu sehen.

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Beitrag von Vardaephel » 08.04.2005, 14:10

Die Erklärung hat der Beitrag vielleicht selbst geliefert:

"Er hat das Glück, dass seine Firma einen extra Kyudo-Platz eingerichtet hat. Entsprechend hoch sind auch die Erwartungen an ihn und seine Nervösität bei dieser Meisterschaft. Und soetwas ist ja auch menschlich" (Seeehr frei zitiert)

Aber ich meine, er hat den sechsten Dan (?) und so wie ich es verstanden habe, ist das mit das höchste.

Denkt nicht, dass ich mich irgendwie über Kyudo lustig machen wollte!

LG, Jonas
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Markus
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Beitrag von Markus » 08.04.2005, 14:26

Hallo Snake-Jo,

vorab: Ich habe den Beitrag nicht gesehen und kann daher nichts zu den Bildern im speziellen sagen!

Wenn ich mit einem zu starken Bogen schieße, fange ich an zu zittern und das wird dem Schützen im Fernsehen wohl auch so ergangen sein.

Woran willst Du (und ich und alle anderen) erkennen, ob der Schütze überhaupt mit Körper und Geist im Einklang war??? Ich kann es nicht, weil mir dazu noch sehr, sehr viel Übung und Menschenkenntnis fehlt. Zudem war der Schütze vielleicht aufgeregt, weil das Fernsehen da war und damit war der Geist abgelenkt??? Oder vielleicht ist dies einfach eine Nebenerscheinung seines Schießstils, obwohl er trotzdem „mit Körper und Geist im Einklang ist“?? Tut mir leid, dass ich Deine Fragen nur auf diese Art beantworten kann, aber mehr kann und will ich dazu nicht sagen.

Doch, eines noch: WENN ich das Prinzip Kyudo richtig verstanden habe, dann ist der Zugpunkt der rechten Hand im Ellbogen und nicht wie im westlichen Schießen, im Handgelenk. Es wird häufig das Bild einer Kette gezeigt, deren Enden der Ellbogen und die Sehnengrube sind. Alles was dazwischen liegt, soll und muss locker bleiben und kann daher auch schwingen. Natürlich ist es besser, wenn dieses Zittern nicht existiert, aber solange der Schütze damit klarkommt?? Was ist das Ziel: ein schöner Stil oder Körper und Geist im Einklang?


Zu Herrigel: was heißt, dass „der Meister seinen schweren Bogen problemlos spannen konnte“? „Schwer“ ist relativ, was für den einen 15 kg sind, sind für den anderen 25 kg.
Außerdem ist zu beachten, dass Herrigel nicht als Kyudospezialist angesehen werden darf, da er über Kyudo Zen erfahren wollte und nicht Kyudo erlernen wollte. In Kyudokreisen sind die Aussagen Herrigels übers Kyudo z.T. sehr umstritten! (Für den Fall, dass Dich dies näher interessiert, frage beim Dt. Kyudobund nach dem Sonderheft zum Thema Herrigel oder IM an mich).


@ Jonas
im Kyudo gibt es max. zehn Dangrade, wobei die letzten m. W. nach nur verliehen werden. Der sechste Dan zeugt sicherlich von großem Können, ist aber noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. (sehr flapsig formuliert – die Kyudoka mögen mir verzeihen).


Schönen Gruß,
Markus
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Beitrag von Vardaephel » 08.04.2005, 14:35

Hej Markus,

so wie ich es verstanden habe, ist der 7. Dan nur 3 Mal verliehen worden und der 8. gar nicht.

Aber du hast natürlich Recht mit deiner Ausführung. Ich weiß, wie gesagt, so gut wie nichts über diese Art der Kampfkunst.

Trotzdem war's ein sehenswerter Beitrag.
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Markus
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Beitrag von Markus » 08.04.2005, 15:01

Hallo Jonas,

keine Ahnung, woher Du diese Informationen hast, aber die sind definitiv falsch!

Es gibt sogar in Deutschland bereits einen 6. Dan Kyoshi (Feliks Hoff) und mehrere 5. Dan-Träger.
Prof. Inagaki Genshiro, der maßgeblich an der Verbreitung des Kyudo in Deutschland beteiligt war, hatte zu Lebzeiten den 8. Dan und posthum wurde ihm der 9. Dan verliehen.

M.W. (nicht sicher!) gibt es derzeit einen lebenden 10. Dan-Träger (ein Japaner)

Markus
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Netzwanze
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RE:

Beitrag von Netzwanze » 08.04.2005, 15:34

Original geschrieben von Markus
vorab: Ich habe den Beitrag nicht gesehen und kann daher nichts zu den Bildern im speziellen sagen!

Wir können uns den Beitrag ja gleich mal bei Marcus ansehen. Ich hab gerade die CD gebrannt und bringe sie dann mit.
"Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern dass er nicht tun muss was er nicht will" (Jean-Jacques Rousseau)

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Beitrag von Angrod » 08.04.2005, 22:03

also mit dem 7ten und 8ten dan warm es so, dass diese im letzten jahr wie oben beschrieben verliehen wurden meine ich.

Aureus
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Kyudo Sendung

Beitrag von Aureus » 08.04.2005, 23:04

Danke euch allen für die Informationen auf meine Frage.

Das "Geheimnis" des Kyudo :D :D :D wurde ja anscheinend jetzt gelüftet.

Die asymetrischen Kyudo-Bögen finde ich auch echt stark. Die habe ich bisher noch bei keinem Bogenhändler gesehen. Gibt es dafür auch in Deutschland Bezugsquellen und was kosten die denn dann hier?

Wenn man diese Bögen auf die "althergebrachte europäische" Art schießt, darf man sich dann von einem Kydo-Schützen nicht erwischen lassen ? :D :D :D :D

Viele Grüße !

Aureus
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Markus
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SAKRILEG!!!!!!!

Beitrag von Markus » 09.04.2005, 09:18

Original geschrieben von Aureus

Das "Geheimnis" des Kyudo :D :D :D wurde ja anscheinend jetzt gelüftet.

Die asymetrischen Kyudo-Bögen finde ich auch echt stark. Die habe ich bisher noch bei keinem Bogenhändler gesehen. Gibt es dafür auch in Deutschland Bezugsquellen und was kosten die denn dann hier?

Wenn man diese Bögen auf die "althergebrachte europäische" Art schießt, darf man sich dann von einem Kydo-Schützen nicht erwischen lassen ? :D :D :D :D

Viele Grüße !

Aureus

KETZER!!! GOTTESLÄSTERER!!!! VERBRENNT IHN!! AUF DEN SCHEITERHAUFEN MIT IHM!!! :D :D :D

Hallo Aureus,
wie kannst Du nur solch verwerfliches Gedankengut veröffentlichen - einen geheiligten yumi auf westliche Art schießen zu wollen ... also nee.... :bash ;-)

Du könntest dabei allerdings ein Problem bekommen, da die Sehne bei einem yumi auf der rechten Seite am Bogengriff entlangläuft und nicht wie bei den westlichen Bögen in der Mitte. Ich habe es bislang noch nicht versucht, aber ich könnte mir vorstellen, dass der spinewert sehr genau passen muss, um einen sauberen Pfeilflug zu erhalten. Vom Bogengriff mal ganz abgesehen, weil die Frage ist, wie du ihn halten willst, um die Asymmetrie auszugleichen.

Es gibt hier in Deutschland Bezugsquellen für yumis, u.a. bei Thoralf Schuchardt unter www.kyudopfeile.de. Preise liegen grob geschätzt zwischen 450 und 750 Euro, nach oben offen.

Das "Geheimnis des kyudo" ist kein wirkliches Geheimnis, aber das Geheimnis zu kennen und es zu beherrschen sind zwei grundverschiedene Dinge - das kann ich Dir aus eigener leidvoller Erfahrung sagen.

@ all: ich habe den Beitrag jetzt gesehen (danke netzwanze) und bei der Verleihung der Dangrade ging es ausschließlich um die Dangrade die in dem besagten Jahr in Kyoto verliehen wurden!!

Gruß,
Markus
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Yumis

Beitrag von Snake-Jo » 09.04.2005, 10:30

@Aureus: ja, an echte Yumis komtm man schwer ran, aber der Versandhandel machts möglich (s. Markus). Da mir die Bambus-Yumis zu teuer waren, hab ich mir selber zwei gebaut.8-) 8-)
Der westliche Schießstil geht nicht, ich habs ausprobiert, das hat Markus ja einleuchtend beschrieben. Was geht, ist mit Daumenring, ansonsten aber der beschriebenen Kyudo-Technik folgend. Ich habs zumindest was das Treffen angeht, mit meinem leichten Yumi hinbekommen.
Mit ging es aber nicht um das Kyu-Do, sondern mich hat einfach dieser lange Bogen fasziniert.

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