Kumpelvorstellung

Andere japanische Bögen und Techniken (Yabusame etc.)
Yabusame
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Re: Kumpelvorstellung

Beitrag von Yabusame » 26.01.2011, 13:01

RoLi hat geschrieben:
Toxophil hat geschrieben:Durchrutschen des Bogens betrachte ich als schlechten Stil, egal welche Schule. Das kann niemals mit dem Ideal "Schönheit" der Shomen-Fraktion übereinstimmen. Wem der Bogen durchrutscht, der hält ihn schlicht falsch.

Toxophil,
das ist weder schlechter Stil noch falsches Halten. Das ist die Schwerkraft. Was Prof. Inagaki zu Yugaeri gesagt hat, kannst Du unter Schießtechnik / Kyudo Filme lesen.
Wenn, wie er sagt, nach dem Abschuss die Hand entspannt wird, rutscht der Bogen durch. Nicht so weit, wie beim Öffnen der Hand, aber er rutscht. Dafür sorgt die Schwerkraft.
Auch auf die Gefahr hin, dass ich "exkomuniziert" (heißt das so?) werde. Das kann man auch in Filmen und auf Bildern unserer alten Meister sehen. Man muss nur die Brille wechseln und die weg legen, durch die man nur sieht was man sehen möchte oder was von anderen gesagt wird, was man sehen soll / darf.
Ich rede nicht dem bewussten Öffnen der linken Hand und dem damit produzierten Yugaeri / Durchrutschen das Wort. Das ist falsch. Aber dass der Bogen nicht durchrutscht ist auch falsch, es ist aber ein Unterschied in der Qualität des Schießens.
Grüße von Rolf, der mit sich gekämpft hat, das zu schreiben.


@RoLi
Das Privileg der Exkommunizierung ist allein den Ketzern vorbehalten, da sehe ich für Dich überhaupt keine Gefahr.

Nun ja, wenn jemanden der Bogen im Abschuss aus der Hand fällt, ist auch die Schwerkraft im Spiel. :)

Es gibt die entschlossene Hanare- Variante, bei der der Bogengriff während der den Schuss auslösenden Drehbewegung zunehmend bis zum Zanshin geschlossen wird. Wenn zusätzlich gewisse Kriterien erfüllt sind (insbesondere die Auslösung von links, die man selten sehen kann), dann stellt sich ein Yugaeri ein, ohne dass die Schwerkraft eine Chance hat den Bogen auch nur einen Millimeter nach unten rutschen zu lassen – das gehört zu meinem Erfahrungsbereich.

Eine ökonomischere Variante, bei der der Griff nur in der kurzen Zeitspanne intensiviert wird, wo der Pfeil an der Sehne ist (ca. 2-3/100 sec) und dann eine Entspannung erfolgt, würde ich bestenfalls den alten Meistern und den Leuten zugestehen, die das nach jahrzehntelanger täglicher Übung erreicht haben könnten – das liegt weit außerhalb meines Erfahrungshorizontes.
Der Weg dahin wird aber immer über die erstgenannte Variante gehen, weshalb das Durchrutschen des Bogens in der Hand bei Anfängern und normal Übenden auf einen nachbesserungsbedürftigen Griff und Krafteinsatz hinweist – der Tatsache weicht man mit den genannten (bequemen) Rechtfertigungen nur aus.

Dazu fällt mir Onuma ein, der mal auf die Frage, ob Kyudo bessere Menschen aus uns macht, wie folgt geantwortet hat:
"Kyudo ist auch ein Sinnbild für das Leben. Im Schiessen erfahren wir eine Spiegelung unserer gegenwärtigen Persönlichkeit - wie du im Leben bist, so bist du auch im Schiessen.

Jemand der schlampig ist, wird ein Problem damit haben Anweisungen sorgfältig zu befolgen;
Jemand der aggressiv ist, wird mit anderen konkurrieren;
Eitle werden ihre Eitelkeiten pflegen und Fehler nicht zugeben;
Unentschlossene werden Entschuldigungen finden und den Schwierigkeiten ausweichen;
Geltungsbedürftige werden Anerkennung suchen;
Besserwisser werden unbelehrbar sein;
Anpassungsbedürftige werden den eigenen Weg verfehlen und der bequemen Meinung folgen;
Prahler werden prahlen und sich mit Erfolgen schmücken;
Rechthaber werden an ihren Fehlern festhalten und sie rechtfertigen;
Machthungrige werden ihre Meinung durchsetzen und sich in den Vordergrund rücken;
..................

Kyudo kann das von sich aus nicht ändern, aber es kann uns unsere Charakterschwächen offenbaren*. Dann hat das aus unserem Gewissen initiiertem Verantwortungsgefühl eine Chance die Probleme zu erkennen und die nötigen Änderungen vorzunehmen.

Dann wird er Schwätzer zum Schweiger - der Angeber bescheiden - der Mutlose sich aufrichten - der Zweifler zum wissenden Helfer -.........
und der Meister (das Gewissen) hat sein Werk getan.
*) Hierzu passt die bekannte Heki-Aussage (Onuma war Shomen-Schütze), dass der Schütze im Abschuss nackt wie ein Kind wird.


Grüße
Yabusame

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Re: Kumpelvorstellung

Beitrag von Markus » 26.01.2011, 13:26

Yabusame - schönes Zitat. Ist das hier zu finden?
Hideharu Onuma
Kyudo - The Essence and Practice of Japanese Archery
Kodansha International, Tokyo New York London

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Re: Kumpelvorstellung

Beitrag von Yabusame » 26.01.2011, 15:27

@Markus
Das kann ich nicht sagen, ich kenne das Buch nicht, das Zitat habe ich vor ein paar Jahren per email bekommen, ich vermute eher eine Mitschrift aus einem Seminar und ob es ein wortwörtliches Zitierung ist, entzieht sich auch meiner Kenntnis.
Ich glaube der Inhalt ist vom Sinn her authentisch und speziell das "auch" in " "Kyudo ist auch ein Sinnbild...." ist aus Heki-Sicht zu unterstreichen, weil Kyudo mehr als verbesserte Charaktereigenschaften bewirken kann.

Grüße
Yabusame

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Re: Kumpelvorstellung

Beitrag von Markus » 26.01.2011, 15:47

Danke.

Yabusame hat geschrieben: ....weil Kyudo mehr als verbesserte Charaktereigenschaften bewirken kann.
Ich würde hier nicht unbedingt "verbesserte" sondern allenfalls "veränderte" Charaktereigenschaften schreiben. "Besser" ist eine Wertung und vom Standpunkt des Betrachters abhängig. Und nicht immer sind die Eigenschaften, die sich durch das Üben am Kyudo einstellen, auch von der Breite der Gesellschaft anerkannt.
Meine Meinung: Jeder findet was im Kyudo. Nur - ob es ihn voran bringt, liegt bei einem selber.

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Re: Kumpelvorstellung

Beitrag von benzi » 26.01.2011, 15:52

Hallo Markus,

Markus hat geschrieben: Und nicht immer sind die Eigenschaften, die sich durch das Üben am Kyudo einstellen, auch von der Breite der Gesellschaft anerkannt.


könntest Du dafür ein Beispiel nennen?!

danke und Grüße benzi
"Du hast den Verstand verloren, weißt Du das?" "Dafür hab ich ein Leben lang üben müssen"
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Re: Kumpelvorstellung

Beitrag von Toxophil » 26.01.2011, 16:03

Kann ich auch Benzi: Geduld. Welcher Geschäftsmensch denkt heute schon noch 10 Jahre im Voraus? Im Kyudo muss man so einen Horizont mitbringen oder erlernen.

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Re: Kumpelvorstellung

Beitrag von Markus » 26.01.2011, 16:07

Können könnte ich schon, aber ich nenne keine Namen. Außerdem: was soll das bringen? Befriedigung der Neugier? Sensationslust?
Nur so viel - das eigene Erleben, dass einen langjährig Kyudotreibende von oben herab behandeln oder gar völlig ignorieren würde ich nicht als einen Charakterzug beschreiben, der allgemein gesellschaftsfähig ist.

Dabei fällt mir ein - waren wir nicht mal bei der Vorstellung einer Homepage? ;D

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Re: Kumpelvorstellung

Beitrag von the_Toaster (✝) » 26.01.2011, 17:39

Herrlich Herrlich. ;D ;D ;D

Leute ich liebe Euch!

Ich finds gut, wenn man von Höckschen auf Stöckchen kommt.

---

Zum Thema Charakterzug:

Wenn Leute was auch immer längere Zeit praktizieren und sich daher für Experten oder zumindest zu einem exklusiven Kreis angehörend ansehen, dann ist es eine völlig natürliche Reaktion Außenstehende erstmal abwehrend zu behandeln.
Das ist genetisch programmiertes Revierverhalten. Da können sie nichts für. Das ist in jedem so drin. Selbst hochgradige Wissenschaftler sind so drauf. Sie verteidigen ihr Fachgebiet mit unter mit Mitteln, die sehr stark an tierische Verhaltensmuster erinnern.
Wirklich gelernt haben die Leute dann, wenn sie es schaffen dieses Programm zu überwinden und Außenstehenden ihr Wissen offen und geduldig weiter zu vermitteln.
Bei mir persönlich gehen immer die roten Lampen an, wenn jemand aus seinem Wissen ein großes Geheimnis macht, was ich hier im Kyudo Forum auch genügend deutlich gemacht habe.
Mittlerweile scheint sich meine Hartnäckigkeit aber ausgezahlt zu haben und es kommen hier immer nettere Verhältnisse auf.
Daher mein Fazit: Daumen hoch!
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

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Re: Kumpelvorstellung

Beitrag von benzi » 26.01.2011, 17:42

@Toxophil

"Geduld" wirklich etwas, das ICH lernen muss/will!

Grüße benzi
"Du hast den Verstand verloren, weißt Du das?" "Dafür hab ich ein Leben lang üben müssen"
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Re: Kumpelvorstellung

Beitrag von Toxophil » 26.01.2011, 21:17

"Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden." - aus Japan

Ich wollte eigentlich ein anderes Zitat finden, bin dann über das hier gestolpert...

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Re: Kumpelvorstellung

Beitrag von Yabusame » 27.01.2011, 12:24

@toaster
Würde mich (andere sicher auch) interessieren, ob ihr - Du und Dein Kumpel - den pragmatischen Vorschlag von acker in Erwägung zieht?

Grüße
Yabusame

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Re: Kumpelvorstellung

Beitrag von the_Toaster (✝) » 27.01.2011, 12:48

Hat Blasius schon gemacht.
Ist aber schon was her.
Nach dem was Blasius mir erzählt hat schien der Bogen nicht völlg daneben gewesen zu sein, denn der Schütze hat ihn gut eine Stunde geschossen.
Seit dem haben sich seine Bögen sehr weiter entwickelt. Woran ich nicht ganz unbeteiligt bin...
Was mich angeht, werde ich mal sehen was sich ergibt.
Dürfte für einen Rechtshandschützen allerdings schwierig sein meinen Linkshandbogen zu schießen.
Da wir unsere Bögen ja auf dem Markt anbieten wollen, ist es wohl klar, dass wir uns Kritik werden stellen müssen und auch stellen wollen, denn nur so ist eine Entwicklung möglich.

@Toxo: ;D
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Re: Kumpelvorstellung

Beitrag von acker » 27.01.2011, 14:37

Dann bau einen Rechtshandbogen...
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

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Re: Kumpelvorstellung

Beitrag von the_Toaster (✝) » 27.01.2011, 15:09

Klar werde ich Rechtshandyumis bauen.
Ist ja schon einer mehr oder weniger in der Pipeline. 245 cm lang. Der Kollege, der den haben will ist echt ein Lulatsch... ;D
Linkshandyumis werden da wohl die Ausnahme bleiben.
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

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Re: Kumpelvorstellung

Beitrag von Toxophil » 27.01.2011, 15:30

Bin gespannt, was Ihr für Preisvorstellungen habt. Wie gesagt Toaster: Ich komme jederzeit gerne bei Euch vorbei (sofern ich kann).

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