Re: Neuer Yumi
Verfasst: 26.06.2020, 17:59
Hmmm...
Du führst mich aber wieder in Versuchung mich völlig un-kyudolike zu verrennen...
Es gibt einen netten Vortrag von Alan Watts zum Thema Gurus... (auch wenn Mr Watts selbst auch nicht ganz unproblematisch war...)
Wenn man heute einen 70 Jahre alten Bogen hat, was zeigt sich da?
Vor 70Jahren war jeder Yumi ein Bambusyumi und jeder Anfänger hat ohne Vorübungen am Gomuyumi mit Bambus begonnen.
Heute brauchen wir einen grossen Meister, damit so ein Bogen beurteilt und dann geschossen werden kann.
Vor 70 Jahren waren nur Bambusyumis im Umlauf - zigtausende.
Wenn davon nun einer bis heute überlebt... waren deswegen alle so? Oder war er die Ausnahme - denn sonst hätten wir ja zigtausende Bögen, die auch 70 Jahre alt sind? Viel wahrscheinlicher ist doch, er ist entweder die extreme Ausnahme - oder noch wahrscheinlicher, er wurde nur rechtzeitig pensioniert, ehe er sich zersetzt hat.
Ja, 70 Jahre alt ...und davon wie lange im Gebrauch wäre die Frage.
In Japan sind auch heute zigtausende Bambusyumis im Umlauf. Die Renmei hat alleine 150000 Mitglieder und es gibt natürlich weit mehr Schützen - und nicht jeder Schütze hat nur einen Bogen.
Japans Yumishi produzieren sicher tausende Bögen jährlich - viele seit Jahrzehnten.
Man hat dort also Erfahrungswerte, was geht und was nicht.
Wie hoch ist also die Wahrscheinlichkeit, dass Material verbaut wird, von dem man weiss, dass es nicht hält?
Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Bögen mehrheitlich unzulänglich sind, von Ahnungslosen geschossen werden ...aber irgendwie trotzdem halten?
Die Haltbarkeit ist das kritischste Kriterium für Käufer.
Kann sein, der Bogenbau wandelt sich, denn man reagiert schliesslich auf den Markt.
Aber was verlangt denn der Markt?
Haltbarkeit vor allem Anderen.
Der Bogen ist heute verhältnismässig teurer als vor 70 Jahren. Handwerker sind heute Gewerbetreibende mit Nebenkosten, Steuer, Versicherungen, Rente, Urlaub,... vor Gewährleistung ganz zu schweigen.
So geriet ja der Bogen zum Luxusprodukt - wie der handgemachte Schuh, die Scheinerküche,...
Wenn man also durch minderes Haze in den Sobaki den €1000-Bogen weniger haltbar macht... dann kann man davon ausgehen, dass man das abgestellt oder auf leichter verfügbares Material umgestellt hätte.
Es wird in der Hekiszene viel Gedönz um Bögen gemacht, die Andere halt einfach schiessen. Man ergeht sich in der Analyse von Formnuancen und Mikro-Makeln als hätten sie wirklich Bedeutung.
Mein Empfinden ist, dass das alles weit mehr über unsere heutigen "Wisser" und "Gurus" aussagt, als über die heutigen Bögen.
Gruss,
Mark
Du führst mich aber wieder in Versuchung mich völlig un-kyudolike zu verrennen...
Es gibt einen netten Vortrag von Alan Watts zum Thema Gurus... (auch wenn Mr Watts selbst auch nicht ganz unproblematisch war...)
Wenn man heute einen 70 Jahre alten Bogen hat, was zeigt sich da?
Vor 70Jahren war jeder Yumi ein Bambusyumi und jeder Anfänger hat ohne Vorübungen am Gomuyumi mit Bambus begonnen.
Heute brauchen wir einen grossen Meister, damit so ein Bogen beurteilt und dann geschossen werden kann.
Vor 70 Jahren waren nur Bambusyumis im Umlauf - zigtausende.
Wenn davon nun einer bis heute überlebt... waren deswegen alle so? Oder war er die Ausnahme - denn sonst hätten wir ja zigtausende Bögen, die auch 70 Jahre alt sind? Viel wahrscheinlicher ist doch, er ist entweder die extreme Ausnahme - oder noch wahrscheinlicher, er wurde nur rechtzeitig pensioniert, ehe er sich zersetzt hat.
Ja, 70 Jahre alt ...und davon wie lange im Gebrauch wäre die Frage.
In Japan sind auch heute zigtausende Bambusyumis im Umlauf. Die Renmei hat alleine 150000 Mitglieder und es gibt natürlich weit mehr Schützen - und nicht jeder Schütze hat nur einen Bogen.
Japans Yumishi produzieren sicher tausende Bögen jährlich - viele seit Jahrzehnten.
Man hat dort also Erfahrungswerte, was geht und was nicht.
Wie hoch ist also die Wahrscheinlichkeit, dass Material verbaut wird, von dem man weiss, dass es nicht hält?
Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Bögen mehrheitlich unzulänglich sind, von Ahnungslosen geschossen werden ...aber irgendwie trotzdem halten?
Die Haltbarkeit ist das kritischste Kriterium für Käufer.
Kann sein, der Bogenbau wandelt sich, denn man reagiert schliesslich auf den Markt.
Aber was verlangt denn der Markt?
Haltbarkeit vor allem Anderen.
Der Bogen ist heute verhältnismässig teurer als vor 70 Jahren. Handwerker sind heute Gewerbetreibende mit Nebenkosten, Steuer, Versicherungen, Rente, Urlaub,... vor Gewährleistung ganz zu schweigen.
So geriet ja der Bogen zum Luxusprodukt - wie der handgemachte Schuh, die Scheinerküche,...
Wenn man also durch minderes Haze in den Sobaki den €1000-Bogen weniger haltbar macht... dann kann man davon ausgehen, dass man das abgestellt oder auf leichter verfügbares Material umgestellt hätte.
Es wird in der Hekiszene viel Gedönz um Bögen gemacht, die Andere halt einfach schiessen. Man ergeht sich in der Analyse von Formnuancen und Mikro-Makeln als hätten sie wirklich Bedeutung.
Mein Empfinden ist, dass das alles weit mehr über unsere heutigen "Wisser" und "Gurus" aussagt, als über die heutigen Bögen.
Gruss,
Mark