Der erste Abzug aus dem 3D-Drucker

Armbrust-Themen - wie Technik, Material, Eigenbauten, Versuche
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Fichtenelch78
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Der erste Abzug aus dem 3D-Drucker

Beitrag von Fichtenelch78 » 12.12.2014, 16:32

Hallo alle zusammen.
Wie die meisten wissen baue ich gerne etwas "unkonverzionell" und probiere viele Sachen aus. Ausserdem kenn ich mich auch etwas in 3D-Modelling aus und wenn man nen Kumpel hat der einen 3D-Drucker zuhause hat und dazu noch passendes hochfestes Plastik..naja..dann wird eben gedruckt statt gefeilt. :)

Der Abzug ist sicherlich nichts für 100 Pfund Armbrüste aber keine Zuggewichte sollte der schon abkönnen. Die Achsen werden natürlich aus Edelstahl und das ganze wird an den vorgefertigten Bohrungen noch ordentlich mit dem Schaft verschraubt aaaber ich denke wenn das ganze wirklich gut funktioniert werd ich öfter kleine Armbrüste bauen. :D

DSC1864.jpg


DSC1865.jpg


Sobald ich wieder mal Zeit habe werd ich das Ding auf jeden Fall mal verbauen und euch dann nen Erfahrungsbericht schreiben. :)
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walta
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Re: Der erste Abzug aus dem 3D-Drucker

Beitrag von walta » 12.12.2014, 16:37

Gibt die Teile noch in eine Kiste mit Acetondämpfen dann wird die Oberfläche auch noch schön glatt.

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Benedikt
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Re: Der erste Abzug aus dem 3D-Drucker

Beitrag von Benedikt » 12.12.2014, 16:38

Das ist ja mal süß :D
Coole Idee! Lässt sich bestimmt weiter ausbauen :)

Gruß
Benedikt
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klaus1962
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Re: Der erste Abzug aus dem 3D-Drucker

Beitrag von klaus1962 » 12.12.2014, 18:37

Fichtenelch78 hat geschrieben:baue ich gerne etwas "unkonverzionell" ...
na ich würde sagen, daß das eher "unsportlich" ist.;D ;D ;D
Da könnte der Nächste ja gleich mit CNC-gefräst, Draht-Erodiert oder Laser-geschnitten daherkommen. ;)

Ne, im Ernst.
Cool gemacht.
Aber was hält denn sowas aus ?
Recht viel mehr als den Gummi eines Einmachglases traue ich dem Plastik nicht zu.

Gruß
Klaus

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Re: Der erste Abzug aus dem 3D-Drucker

Beitrag von Fichtenelch78 » 12.12.2014, 19:36

Ich hab doch schon genug mit der Glaspapscherei zu tun , da kann ich nicht auch noch Abzüge feilen. ;-) :D
Ne..mal im Ernst, ich denke wirklich das die Konstruktion für kleine Zuggewichte funktionieren könnte. Ich werd bei gelegenheit mal ne kleine Armbrust mit auswechselbaren Bogen bauen und mal gucken was das Teil aushält.
Selbst wenn das Teil dabei kaputtgeht....dann wird eben neu gedruckt. :D
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Palmstroem
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Re: Der erste Abzug aus dem 3D-Drucker

Beitrag von Palmstroem » 12.12.2014, 20:32

Da werde ich mal meinen Senf dazugeben, endlich mal ein Thema, von dem ich halbwegs Ahnung habe ;D ;D ;D

Diese Art Rapid Prototyping gibt es schon jahrelang in der Industrie. Grundsätzlich gibt es verschiedene Verfahren, wie man haltbare Prototypen herstellen kann. Weitgehend durchgesetzt, zumindest für Gebrauchsmuster, hat sich das Sintern von Kunststoffstaub im schichtweisen Aufbau.

Da wird ein Körper am CAD entworfen, dann von einer Software in Schichten geschnitten und diese Schichten als Verfahrweg (-fläche) in den Laser einprogrammiert. Dann wird eine Schicht Staub aufgerakelt, die ca. 0,1mm dick ist. Jede Schicht wird dann mit dem Laser, der die programmierte Kontur abfährt, an die vorhergehende "gebacken". Es entsteht ein Modell aus gebackenem Kunststoffstaub. Es gibt verschiedene "Stäube" mit verschiedenen Eigenschaften (höhere Temperaturfestigkeit, höhere Härte u.s.w.). Danach kann das Modell aus lasergebackenem (gesintertem) Staub noch im Vakuum mit Harz getränkt werden, was die Festigkeit und Belastbarkeit soweit erhöht, dass diese denen des eigentlichen Werkstoffes in nichts nachstehen.

Mittlerweile kann man das auch mit Stahlpulver machen und ganze Werkzeugteile daraus herstellen. Die Festigkeit ist allerdings nicht ganz die des Basismaterials. Beispiele sind Kerne für Spritzgießwerkzeuge, die komplizierte Kühlstrukturen enthalten.
Hier kann man mal nach der Firma LBC suchen, wer Interesse hat. Das Teil, das man dort sieht, ist bei uns im Einsatz.

Das Verfahren, das sich in den Haushalten jetzt so langsam durchsetzt, funktioniert wie ein kleiner Mikroextruder, der einen Kunststoff erhitzt, die plastische "Wurscht" durch eine dünne Düse presst und somit einen plastischen heißen Faden erzeugt.
Die Programmierung der Verfahrkontur erfolgt dabei wie oben beschrieben.

Auch hier gibt es verschiedene Kunststoffe, die als Rollenmaterial zu erwerben sind. Das ist auch der Grund für die Durchsetzung in den Haushaltsdruckern - mit Pulver wäre das immer eine ziemliche Sauerei, als Fadenrolle ist das eine saubere Sache.

Jetzt kommen wir aber zum Haken der Geschichte: Die heißen "Würschte" können verfahrensbedingt immer nur an die, schon abgelegten kalten "Würschte" gebacken werden, er erfolgt also eigentlich kein Verschmelzen der Partner, was einen homogenen Verbund hervorrufen würde, sondern ein Verkleben der "Würschte". Die Festigkeit IN Faserrichtung entspricht der des Kunststoffes, quer dazu nur der eines Bruchteils. Die Teile brechen also schneller, wenn man sie nicht längs zur Faser belastet. Dem wirkt man so ein bisschen entgegen, indem man die Faserstruktur kreuz und quer legt, kann den Nachteil aber nicht komplett wettmachen.

Außerdem wird kostengetrieben bei dem Wurschtverfahren eine Art Fassadenschwindel betrieben: die äußeren Schichten sind "massiv", die innere Füllgeometrie ist so eine Art Hohlwabe. Wenn das nicht der Fall wäre, wäre das Ganze recht teuer und immer noch nicht erschwinglich.

Künftige Drucker müssen sich der Herausforderung stellen, wie die vorherige Schicht gleichzeitig aufgewärmt werden kann und die warme "Wurscht" dann mit ausreichend Druck (aber nicht zuviel, sonst leidet die Ablegegenauigkeit) auf die wiedererwärmte Vorgänger"wurscht" gelegt werden kann und dabei ein homogenes Verschmelzen und kein Eigenschaftsverlust entsteht.

Grundsätzlich kann man also sagen, dass bei diesem Wurschtverfahren (Strangablegeverfahren) die Festigkeit in Faserrichtung der des Kunststoffes entspricht und quer dazu deutlich weniger. Aber mehr als Haushaltsgummi kann das Ganze schon...

@Fichtenelch: Um welchen Kunststoff handelt es sich bei Deinem Schloss konkret?

Wenn weitere Erklärungen gewünscht werden - gerne.

Palmström
Zuletzt geändert von Palmstroem am 12.12.2014, 21:18, insgesamt 1-mal geändert.
Das Pfeilparadoxon
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Re: Der erste Abzug aus dem 3D-Drucker

Beitrag von ralfmcghee » 12.12.2014, 20:51

@Fichtenelch: Immer wieder genial, was Du hier so einbringst.

@Palmstroem: Das hast Du super erklärt! 3D-Druck kam für mich bisher noch nicht in Betracht, weil ich entsprechenden Bauteilen nichts zugetraut habe.

Der Faden ist für mich ein interessanter Einstieg in die Materie. Ich bin schon gespannt auf den Fortgang. Danke Euch beiden!
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Re: Der erste Abzug aus dem 3D-Drucker

Beitrag von Palmstroem » 12.12.2014, 21:42

ralfmcghee, da habe ich noch was Schönes für Dich.
Eine, wie ich finde, sehr gelungene Zusammenfassung zum Thema.

Das Thema "Stützgeometrie" habe ich noch unterschlagen. Deswegen sei es noch kurz erwähnt. Da die Bauteile ja manchmal auskragende Elemente enthalten, unter denen keine andere Geometrie vorhanden ist, diese also nicht als Träger der nächsten Schicht dienen kann, muss bei der Strangablegetechnik (neudeutsch FDM oder Fused Deposition Modelling) eine Stützgeometrie erzeugt (macht die Software alleine) und natürlich nachträglich auch wieder entfernt werden (macht die Software dann leider nicht mehr alleine :o :D ). Entweder durch manuelles Abbrechen oder Auswaschen. Ein gewisser Nachbearbeitungsaufwand ist also noch vorhanden.
Bei den Pulvertechniken ist das nicht nötig, weil der Teile"fahrstuhl" beim schrittchenweise Herunterfahren immer voller Kunststoffpulver ist, das obendrauf gerakelt und dann schichtweise verfestigt wird. Freie Elemente werden also immer vom Pulver gestützt.
Dort muss halt nur das Pulver final entfernt werden (nicht verfestigtes solches kann wiederverwendet werden). Einmal reingeniest und schon ist das Teil fertig... :D
Na gut, ein bisschen finishen muss man auch noch...

Palmström
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Re: Der erste Abzug aus dem 3D-Drucker

Beitrag von Fichtenelch78 » 12.12.2014, 21:50

Jab. Das hast du echt gut erklärt! Ich hatte nämlich genau dieses "Stützgeometrie"-Problem. Der Drucker hat alle großvoluminge Teile nur auf der "Aussenfläche" aus dem Vollen gedruckt. Das "Innenleben" hat er nur mit der Stützgeometrie gedruckt um Material zu sparen. Es war ne ganz schöne Arbeit ein Modell zu erstellen bis alles gelüllt wurde. :)
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Re: Der erste Abzug aus dem 3D-Drucker

Beitrag von JuergenM » 12.12.2014, 22:38

Palmstroem hat geschrieben:ralfmcghee, da habe ich noch was Schönes für Dich.
Eine, wie ich finde, sehr gelungene Zusammenfassung zum Thema.

Sehr interessanter Beitrag, danke fürs posten.
Gruß Jürgen

Onkel Tom
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Re: Der erste Abzug aus dem 3D-Drucker

Beitrag von Onkel Tom » 12.12.2014, 22:43

Klasse :)
Noch eine kleine Schraube vorn unterm Abzug durch den Rahmen und die kleine Schraubenfeder, das Gewinde sei in der Abzugszunge, dort, wo die Nuß gehalten wird und du kannst das Abzugsgewicht und den Abzugsweg einstellen. Das Loch im Rahmen sollte dann Gewindedurchmesser haben, die kleine Feder hält die Schraube auf Zug. Hinten noch nen Triggerstop rein? ;)
Kaum macht man es richtig, schon funktioniert es.

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Re: Der erste Abzug aus dem 3D-Drucker

Beitrag von Edradour » 15.12.2014, 10:33

Kleiner Nachtrag zum Thema '3D-Druck' generell.
Inszwischen ist man beim 'Additive Manufacturing' angekommen. Diverse Firmen setzen Teile in Ihren Produkten ein, die 3D gedruckt sind. EADS z.B. verbaut eine metallene Halteklammer (zwischen äußerer und inner Hülle), pro Flieger sind das mehre 10.000.
Additive Manufacturing bietet sich da an, wo aus Gründen der Gewichtsersparnis Leichtbauteile in komplexer Gitterstruktur benötigt werden, die sich mit herkömmlichen Verfahren nicht fertigen lassen. Auch in der Formel Eins hat die Technologie bereits Einzug gehalten (Pedalerien etc.).
Weitere schöne Beispiele sind der Druck von Sandgussformen (Firma Voxeljet aus D(!) druckt in einem Bett von max. 4x2x1m mehrere tausend Formen gleichzeitig. Das wird dann kostentechnisch auch wieder interessant.
Ansonsten gibt es Plattformen/Firmen wie Shapeways oder thingiverse, die eine Fülle an fertigen Gadgets und Ersatzteilen zum Download und selbst drucken anbieten oder auch den Druckservice anbieten.
Auch gibt es zwischenzeitlich Drucker, die bis zu etwas 20 verschiedene Kunststoffe (auch weiche, sowie mit Metallanteil in Form von Partikeln im KS) gleichzeitig verdrucken können.

Laut Aussage einiger der größten Druckerhersteller (http://web.stratasys.com, http://www.eos.info/...) wird diese Technologie die herkömmlichen Methoden nicht verdrängen, aber die Grenze im oben genannten Segment zu Gunsten von Additive Manufacuring vetrschieben.
Es wird erwartet, das sich primär die Druckgeschwindigkeiten erhöhen, sowie die Kosten für die Maschienen senken werden.
Dieses Jahr wurde z.B. die erste Maschiene zum Metall Laser Sintern (DMLS, SLM...) vorgestellt, der mit vier Lasern gleichzeitig brutzelt, also vierfache Geschwindigkeit...

Extrem spannendes Thema und ich bin sehr gespannt, was die nächsten Jahre so bringen werden.

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Markus
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Re: Der erste Abzug aus dem 3D-Drucker

Beitrag von Markus » 15.12.2014, 10:42

Bin ja gespannt, wann der erste 3D-Drucker mir einen Vollholz-Selfbow aus Robinienstaub mit Bambusbacking druckt. ;D

Am Rande - sehr spannendes Thema!! :) :)

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Re: Der erste Abzug aus dem 3D-Drucker

Beitrag von Hairun » 15.12.2014, 20:25

@Fichtenelch: Um welchen Kunststoff handelt es sich bei Deinem Schloss konkret?

müsste sich um Abs handeln, die fdm-Drucker arbeiten im Normalfall damit.
Wer die Kohle hat kann sich nen freeformer von Arburg rauslassen damit lassen sich prinzipiell alle unverstärkten Kunststoffe mit verarbeiten und der Clou, man kann das normale Granulat vom Spritzgiesen nehmen. Bei dem Verfahren werden auch deutlich bessere mechanische Eigenschaften erreicht ;)

Dazu musste ich einfach auch was schreiben :D

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Re: Der erste Abzug aus dem 3D-Drucker

Beitrag von Fichtenelch78 » 16.12.2014, 18:42

Hey hey..ja..es ist wirklich ABS Kunststoff. Wie schon gesagt ich werde sofort was dazu schreiben sobald ich die Zeit finde die passende Armbrust dazu zu bauen. Nur zur Zeit habe ich so viele Bögen die ich bauen muss...also wird das wohl leider dieses Jahr nichts mehr. Ich würde eher Richtung Februar tippen. Ich halte euch aber auf jeden Fall auf dem laufenden.
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