Sehnenlänge berechnen

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Sehnenlänge berechnen

Beitrag von Tomcat » 18.11.2012, 13:36

Hallo , Servus !

Ich hab mir letztens etwas Dacron B 50 und Wickelgarn bestellt .
Weis aber nicht wie ich die länge für die Sehne berechnen soll .

Der Stahl Bogen ist nicht vorgeformt sondern gerade und 5 mm stark.
Breit ist er 40 mm und an den Enden 20 mm.
Die gesammtlänge des Bogens ist 75 mm, und dort wo die Sehne eingehängt ist 72 mm.

Da ich niemandem habe der mir den Bogen auf Standhöhe formt und ich nicht jeden vertrauen kann den Stahl so zu bearbeiten, das er später nicht bricht, bringe ich den Stahl durch spannung auf 10 cm Standhöhe.
Ich denke das kann ja nicht so schlimm sein, den Holzbögen kann man ja auch nicht vorformen auf die Standhöhe .
Oder liege ich da ganz falsch ?
Der Bogen hat auch schon so einige Schuß mit einem Stahlseil hinter sich.
Nur weis ich jetzt nicht wie das mit dem Dacron so ist, den dieses Garn dehnt sich ja etwas.

Ich denke ich werde so ca. 100 Stränge brauchen, oder mehr.
Den Bogen bekomme ich mit aller Kraft die ich aufwende mit den Händen nicht gespannt, obwohl ich sonst eine 180 KG Hantel heben kann. Das Zuggewicht kenn ich leider nicht.
Ich habe mir nur einen Geißfuss gebaut der einen etwa 1 Meter langen Hebel hat, mit dem geht es so einigermaßen.
Vieleicht kann mir jemand von Euch einen Tip geben wie lange ich die Sehne machen muß.
Habe etwas von 3 Zoll gelesen, was die Sehne kürzer sein soll als der Bogen.
Gilt das auch für einen geraden Bogen ?

Etwas viele Fragen, aber Sehnenbauen ist etwas Zeitaufwendig ! :D

Mit freundlichen Grüßen Thomas

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Re: Sehnenlänge berechnen

Beitrag von Padma » 18.11.2012, 15:14

Wenn du auf der einen Seite kein Öhrchen sondern einen Bogenbauerknoten machst, dann ist die Sehne ja verstellbar. Vorteil beim Dracon ist ja auch, dass du die Sehne immer noch ein bißchen ein- oder ausdrehen kannst, das bringt zwar nicht di Mega-Veränderung, aber doch lässt sich die Standhöhe damit sehr gut variieren.

Wie das natürlich bei 100 Strang aussieht mit dem Bogenbauerknoten, kann ich als ziemliche Anfängerin nicht beantworten, da wirst du aber sicher auch noch Antworten bekommen.
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Re: Sehnenlänge berechnen

Beitrag von Squid (✝) » 18.11.2012, 15:29

Neene, nix Bogenbauerknoten bei ner Armbrust!
Da müssen schon zwei Öhrchen ran.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Sehnenlänge berechnen

Beitrag von Ins Gelbe » 18.11.2012, 15:33

Die Frage ist wie willst du deine Sehne machen? Endlos oder gotisch (so heißt das glaub ich)?
Ich weiß ja nicht wie das bei Armbrüsten ist aber bei 100 Strang Dacron kannst du nen 600# Bogen mit spannen.

Yellow
Zuletzt geändert von Ins Gelbe am 18.11.2012, 16:09, insgesamt 1-mal geändert.
Bei Fragen und Fehlern ,fragen sie ihr Google oder den Autor.

Tante Google ist die einzige Frau, die ich kenne, die benutzt werden WILL.(Toaster)

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Re: Sehnenlänge berechnen

Beitrag von Rizzar » 18.11.2012, 15:37

Hey Padma, Bogenbauerknoten bei ner dicken Armbrustsehne ist irgendwie schwer ;)

Hallo Thomas, weiß beinahe nicht wo ich anfangen soll.

Grundgedanke 1:
Wenn du eine funktionierende Stahlsehne hast solltest du dich an deren Länge orientieren.
Wenn du das nicht hast, kannst du natürlich noch einen Kreisbogenausschnitt anhand deiner Daten berechnen und dann darüber das Sehnenmaß bestimmen.
Bei Dacron solltest du dann noch bei beiden Varianten den Dehnungsfaktor berücksichtigen (steht irgendwo hier im Forum).
Der ist vermutlich auf Standhöhe weniger ausgeprägt, als bei Maximalbelastung. Für den max Auszug hat Franken-Stellamans glaube ich mit 5% gerechnet, bin mir aber nicht sicher.

Grundgedanke 2:
Also, der einzige Grund warum ich dein Vorhaben nicht von Anfang an verteufle ist meine grundsätzliche Meinung, dass es technisch möglich ist einen Bogen aus egal welchem Material ohne Vorbiegung zu nutzen.
ABER es gibt einfach das ein oder andere richtig nette Problemchen.

Grundsätzlich erstmal die Frage: Woher hast du den Bogen und die dazugehörige Sehne?? Wieviel weißt du darüber? Gab es eine richtige Wärmebehandlung?
Wie ist denn die Auszugslänge bzw der Federweg?????? Wie dick soll die Sehne sein?
Wie stark muss die Sehne sein (obwohl das nicht ganz so kritisch sein wird da der angestrebte Durchmesser relevant ist)? Gehst du von 100strang an den Öhrchen aus oder in der Mitte??

Die Probleme die sich allein dabei ergeben, dass du keine Formgebung hast:
Weniger effektive Beschleunigungsstrecke des Bolzens und bereits enorme Vorspannung auf Standhöhe.
(die Arbeitsfähigkeit des Stahls bis zum erreichen der Standhöhe wird praktisch verschenkt)
Erhöhter Reibungsdruck auf die Säule bei sich verringernden Abstand der sich bewegenden Sehne zur Standhöhe
(kommt aber auf die Formgebung des Bogens an)
Sehr schlecht aufzuspannen.
Eine zu schwache Sehne kann schon beim Auflegen auseinander gedehnt werden.
(generell dehnt sich eine überdimensionierte Sehne weniger als eine passende, bzw. unterdimensionierte die dann in deren Folge reisst)

Zur Info:
Eine 70Strang (140 in der Mitte) BCY B55 Sehne hat leicht eingedreht einen Durchmesser von 7,5mm und eine theoretisch statische Kapazität von ca 3500lbs, dynamisch muss man natürlich Abstriche machen aber es geht ja eher um den Sehnendurchmesser und mit der 100 Strangsehne muss man sich da nicht unbedingt Sorgen bei nem 5mm Stahlbogen machen.
Der Bogen bricht vor der Sehne würde ich wetten. (Damit will ich nicht sagen, dass du die Sehne dünner bauen sollst!!!)

Dacron würde ich bei einer Armbrust endlos verarbeiten. Persönlich finde ich Material durch den Querschnitt und die Wachsung sehr schwer als vernünftigen gotischen Sehnenknoten zu legen.

Nachtrag: wenn man nicht weiß wie lang eine Sehne auf gewünschter Standhöhe ist kann man den Bogen bis zur Standhöhe vorspannen, einen Sehnendummy (Durchmesser beachten) herumlegen, diesen abnehmen und anhand des Dummys die echte Sehne anfertigen. Aber auch hier muss man an die Materialdehnung denken.


Gruß Rizzar
Zuletzt geändert von Rizzar am 18.11.2012, 16:37, insgesamt 6-mal geändert.

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Re: Sehnenlänge berechnen

Beitrag von Padma » 18.11.2012, 16:06

Oooooooooooooooooooooooooooooooooooooohhhh, ich glaub, ich bleib besser beim Fragen stellen ;-)
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Re: Sehnenlänge berechnen

Beitrag von Rizzar » 18.11.2012, 16:41

Ach Padma, ist doch kein Problem ;)

Mir ist noch ein wichtiger Gedanke gekommen, der einen besonderen Grund hat, warum ich ihn nicht einfach oben rein editiere:

Wenn du einen 720mm langen 40x5mm dicken Bogen nicht von sportlicher Hand spannen kannst, dann stimmt irgendetwas definitiv nicht. Ich kann meine 700mm 5mm Bögen in der Regel jedenfalls noch von Hand in den Vollauszug bringen (macht auf Dauer keinen Spaß, aber geht)

Denke es liegt an dem durch die Vorspannung bereits ausgeschöpften Federweg.

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Re: Sehnenlänge berechnen

Beitrag von Tomcat » 18.11.2012, 18:06

Herzlichen Dank für die vielen Antworten !! Das ist mal ein Forum !!!

Also zuersteinmal : Den Stahl habe ich von einer Firma, die nur besten Federstahl für Dämpfer und Kuplungen im Schiffsbau und Großmaschinenmotoren verbaut.
Brauch nur sagen welches Maß ich brauche und das wird dann zugeschnitten.
Der Werksmeister sagte mir, daß sie schon einen Belastungstest mit einem Flacheisen machten, wo der Stahl fast U Förmig gebogen wurde bis er brach.

Nur mit der Standhöhe formen,das ist nicht das eigendliche Problem sondern die Nachbehandlung des Stahls das das Federstahlgefüge wieder so in Ordnung kommt das einem nicht die Teile um die Ohren fliegen.
Die Bogen Enden würden auch eine gebogene Sehnenaufnahme brauchen.
Anschweißen kann man die Sehnenaufnahmen ja auch nicht .
Hab das wohl auch auf You Tube gesehen, aber wie der dann den Stahl nachbehandelt hat weis ich auch nicht.
Wahrscheinlich findet man so eine Beschreibung dieser Vorgänge sowieso nicht im Netz, oder ?

Darum lass ich das heißmachen und biegen lieber und bringe den Bogen mit der richtigen Sehnenlänge auf die richtige Standhöhe.
Höchstens jemand kann mir den genauen Vorgang der Nachbehandlung des Stahls beschreiben !? ;)
Das heismachen und zurechtbiegen ist ja kein Problem, aber dann ist es ja kein Federstahl mehr.
Dann die Sehne : Die Öhrchen bekommen natürlich noch Zusatzwicklungen um die gleiche Strangzahl zu ereichen dazu.
Hab schon ein paar Sehnen zum Üben gemacht.
Aber nur mit Packetschnur die nicht sehr reisfest ist, halt nur zum Üben.
Und jetzt eine perfekte Dacronsehne mit der richtigen Länge.

Das Stahlkabel hab ich mit 4 Schraubzwingen aufgezogen.
Den Bogen zwischen zwei Holzblöcken, und dann abwechselnd jeder Zwinge zugedreht.
Nocheinmal werde ich das so aber nicht mehr machen. Viel zu gefährlich.
Habe mir mit einem Starken Pfosten eine Zugbank gebaut um die Sehne dann aufzuziehen.
Werde damit die Standhöhe ziehen und dann die Länge abmessen.
Ich dachte nur, vieleicht gibt es da eine Faustregel für die Sehnenlänge, um sich das ziehen zu sparen.

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Re: Sehnenlänge berechnen

Beitrag von Rizzar » 18.11.2012, 18:36

Faustregel wüsste ich nicht, grundsätzlich kann man es mit nem cm kürzer als der Abstand der Sehnenaufnahme versuchen, aber da geht man eben von einer deflexen Form aus. Der Bogen sollte eben leichte Vorspannung haben, so dass ein Durchschwingen nach vorne verhindert wird.

Wenn du Federstahl kaufst, dann ist der i.d.R. unvergütet, und muss nach der Formgebung noch vergütet werden (je nach Bearbeitung normalisiert, gehärtet und dann angelassen).
Daher frage ich mich gerade, in welchem Zustand dein Material wohl sein mag, würde aber Wetten, dass es unvergütet ist.
Vergüten ist generell bei Rohmaterial unsinnig und nicht praktikabel, erst bei fertigen Teilen und klarem Anwendungsbereich macht das Sinn.

Stimmt, im Internet findet man wenig spezielles. Ohne Stahlschlüssel eigentlich gar nichts.
Was für ein Stahl ist das denn?? Als Angabe z.b. 56si7 oder 1.5026?

Die Wärmebehandlung macht man nicht selbst, sowas ist was für Profis mit dem richtigen equip (Härterei) und kostet in der Regel auch.

Wie gesagt, die Sehnenöhrchen brauchst du bei Überdimensionierung nicht unbedingt aufdoppeln.

Diese Schraubzwingmethode habe ich schonmal bei arguille auf youtube gesehen, da hat es mich geschaudert, aber der schweißt ja auch Sehnenaufnahmen an Federstahl und will für die Anleitung dazu bei Amazon noch Geld haben.

Zu deinem Federweg: wenn ich mit einer zulässigen Belastung von 1050N/mm² und deinem Maßen bei einer Trapezfeder rechne kommt ein zulässiger Federweg von 87mm bei F=1045Newton entspricht etwa 100kg+- Zuggewicht rum.
Jetzt die schlechte Nachricht: der Weg den ein nicht vorgeformter gerader Bogen mit deinen Daten zurücklegen muss liegt grob nachgemessen bei ~110mm um auf 100mm Standhöhe zu kommen.

Offensichtlich genug?

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Re: Sehnenlänge berechnen

Beitrag von Tomcat » 18.11.2012, 19:34

Könntest Du mir nocheinmal erklären wie Du das genau meinst ?

Jetzt die schlechte Nachricht: der Weg den ein nicht vorgeformter gerader Bogen mit deinen Daten zurücklegen muss liegt grob nachgemessen bei ~110mm um auf 100mm Standhöhe zu kommen.

Offensichtlich genug?

Meinst Du damit, das der Bogen so überstrapaziert wird ?
Mit dem Stahlkabel das ich vorher eingespannt hatte, hatte ich ca. 5 cm Standhöhe.
Dann kamen noch ca.20 cm. Auszug dazu.
Ist das alles schon zuviel für einen geraden Bogen ?

Ich stehe leider etwas auf der Leitung momentan.
Habe damit ein 15 mm Fichtenbrett durchschossen, aus 5 Meter Entfernung, und das einige Male.
Hatte sogar das Gefühl, das der Bogen noch mehr Auszug verkraften könnte.

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Re: Sehnenlänge berechnen

Beitrag von Rizzar » 18.11.2012, 19:56

Genau das meine ich damit, ich Mieme echt ungern den Spielverderber und muss auch noch hier und da die Formeln Anhand von praktischen Daten verifizieren. Meine Kalkulation wirft dieses Datenblatt raus, etwas mehr als vorhin( habe vermutlich mit 25mm kürzerer Wurfarmlänge gerechnet), macht den Braten aber auch nicht fett, du willst ja nicht nur auf Standhöhe, sondern auch noch (viel) weiter.


Bogendaten (Prod Data) #1
Wurfarmlänge (limb length) 375 mm
Bogenlänge (prod length) 750 mm
Höhe Bogenitte (center width) 40 mm
Höhe Bogenende (tip width) 20 mm
Verhältnis Bogenende/Bogenmitte 50%
Materialstärke (material strength) 5 mm

Nockbereich (length of nock area) 15 mm
Sehnenstand (bracing height) 0 mm

Federweg (tip movement) @ 1050 N/mm² 100 mm
Geschätzter Hub (estimated power stroke) 331 mm
Geschätzter Auszug (resulting estimated total draw length) 331 mm
Zugewicht (draw weight) Kg Force 99 kg
Zuggewicht (draw weight) Lb Force 223 lbs
Bogenenergie (prod energy) 50 Nm


Federweg (tip movement) @ 1000 N/mm² 95 mm
Geschätzter Hub (estimated power stroke) 315 mm
Geschätzter Auszug (resulting estimated total draw lenght) 315 mm
Zugewicht (draw weight) Kg Force 94 kg
Zuggewicht (draw weight) Lb Force 212 lbs
Bogenenergie (prod energy) 45 Nm

Achja: Hub,Auszug und Zuggewicht müssen Praxisorientiert ermittelt werden und sind daher nicht repräsentativ.

Vergleichswerte mit anderen Bögen die ich verbaut habe sagen mir auch, dass ein 5mm Bogen mit deinen Abmaßen mit der Hand spannbar (also Fuß rein und mit den Händen an der Sehne Spannung rein bringen) sein sollte, gerade wenn man ein wenig sportlicher ist (und das wolltest du denke ich mit der Hantelanspielung andeuten).
Wenn er das nicht ist , dann bist du in einer Belastung jenseits von gut und böse. Was auf die Vorspannung zurückzuführen wäre.
Klar, der macht ordentlich Wumms und gibt gute Geschwindigkeitswerte (solang er seine Energie auf den Bolzen übertragen kann), die Frage ist wie oft der das macht, und was bei der ungewollten Energieentladung passiert.

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Re: Sehnenlänge berechnen

Beitrag von Tomcat » 19.11.2012, 12:21

Danke für die grandiose Beschreibung !
Wo lernt man das nur ?

Ich habe nocheinmal nachgeschaut wegen den Maßen, und habe festgestellt, das ich mich vermessen habe.
Vom Bogen bis Nuss habe ich genau 21 cm Auszug.
Wenn ich wieder 5 cm. Standhöhe gebe ,das ich ja nur wegen des geraden Bogens mit der Sehnenspannung erreiche bleiben mir 16 cm Auszug noch dazu.
Genau genommen sind es trotzdem 21 cm. Komplettauszug, nur das der Bogen wegen der Sehnenlänge , und des geraden Bogens nicht auf 0 zurückschnellen darf.
Also 5 cm Standhöhe auf Dauerspannung.
Also dachte ich mir, daß ich die Sehne nur dann mit der Ziehbank auf den geraden Bogen aufziehe wenn ich auch vorhabe damit zu schießen, um die Sehne vor dieser Dauerbelastung zu schützen.
Bei vorgeformten Bögen ist die Belastung für die Sehne ja sich nicht so hoch um sie oben zu lassen.
Also so ähnlich wie man es auch bei den Hornbögen und Holzbögen macht.
Bei den Hornbögen stehen die Enden ja sogar nach vorne.
Das verwirrt mich etwas ,da der Hornbogen auch gerade ist, und es nur bei einem Stahlbogen ein Problem wird wenn er nicht vorgeformt ist.
Wird wohl an der stärkeren Belastbarkeit ( verformungsmöglichkeit) des Hornbogens liegen, oder.
Kann mich leider nicht so technisch ausdrücken wie Du das kannst :-\

Da wird die Sehne ja auch nur aufgespannt wenn man vor hat zu schießen, ansonsten halt runter mit der Sehne.
Stimmt meine Annahme, das ich mehr aus meinem geraden Bogen raushohlen kann wenn die Standhöhe geringer ist, weil ich dadurch nichts oder weniger vom Federweg verschenke. ?

Nagut, jedenfalls hab ich den Bogen in Leder eingenäht, und werde demnächst auch noch ein paar Wicklungen Garn an mehreren Stellen draufgeben, damit falls er doch einmal brechen sollte alles an seinem Platz bleibt.

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Re: Sehnenlänge berechnen

Beitrag von Rizzar » 19.11.2012, 17:26

So, ich habe das mal eben nach der üblichen Methode soweit es mir möglich war ausgemessen.
Auf 50mm Standhöhe sollte ein Auszug von 210mm bei einer sich dehnenden Sehne drin sein.
Ich übernehme aber natürlich keine Gewährleistung.

Ich meine du hast mal in deinem präsi Thread erwähnt, das Jahrblatt 08 bestellt zu haben, die Messmethode steht dort drin, kannst/solltest es nochmal nachmessen.

Eine Standhöhe größer als 50mm erscheint mir ohne Deflex nicht durchführbar, 100mm ist utopisch, es steht kein weiterer Federweg mehr zur Verfühung und die gewöhnlich zulässige Maximalspannung ist erreicht.


Was die Aufspann und Sehnengeschichte angeht:
Stahl neigt nicht so sehr dazu, sich gegebenen Verformungen anzupassen wie natürliche Materialien (Holz,Horn etc). Das ist primär der Grund warum diese Bögen bei Nichtgebrauch abgespannt werden.
Die Sehne wird auch belastet, aber nicht annähernd so stark wie dynamisch beim Schuss, also das ist eher von untergeordneter Bedeutung.

Ein auf Dauer gespannter Horn/Holzbogen würde irgendwann erheblich an Leistung verlieren.
Hornbögen haben andere Belastungsqualitäten als Stahlbögen, wage mal zu behaupten, dass der allgemeine Federweg größer sein kann. Dadurch wird im Umkerhschluss ermöglicht, dass ein gerader (oder sogar reflexer) Bogen auf Standhöhe und darüber hinaus in den Vollauszug gebracht werden kann. Diese solte man aber dann natürlich nicht so lang dort halten, wie es einem ein Stahlbogen ermöglichen kann.

Also außer die Spannung von der Sehne zu nehmen wird dir das Abspannen außer Arbeit nicht viel bringen.
Generell in deiner Situation würde ich das aber dennoch nicht als verkehrt werten.

Zu deiner These mit der geringeren Standhöhe:
Jein!
Je nach Bogen und Säulendesign wirst du mit viel Energieverlust durch Reibung rechnen müssen.
Dieses ist auch der geringen Standhöhe und der vorhandenen Spannung zuzuschreiben.
Eine erhöhte Sehnenlinie würde das verbessern, gehe aber nicht davon aus, dass du soetwas eingeplant hast.
Je geringer du die Standhöhe wählen würdest, desto großer würde die Reibung an der Säule bei sich verringerndem Sehnenweg.
Zwar würde sich im gleichen Moment der Anpressdruck auf die Säule verringern, aber ob sich das im Endeffekt zugunsten deiner Energieausbeute/Schussverhalten auswirkt oder negativ müsste man praktisch versuchen.
Tippe eher auf negativ, 50mm ist schon sehr wenig.

Einnähen eignet sich gut um Kunstmaterial zu verstecken, für Sicherheitsaspekte würde ich eher ein durchgehendes Sicherungsband favorisieren.

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Re: Sehnenlänge berechnen

Beitrag von Tomcat » 20.11.2012, 11:45

Danke nochmal für die guten Erklärungen !
Meine Sehne ist jetzt fast fertig,nur die Öhrchen noch fertig einbinden.
Muß mir aber noch ein kleines Weberschiffchen basteln, den mit Spulen und ähnliches verliere ich immer beim Durchstecken des Garns Material, und das nervt gewaltig.
Jedenfalls bin ich jetzt schon begeistert, was ich da zustande gebracht habe.
Sind 130 Stränge, und Öhrchen auch gleiche Anzahl.
Werd noch ein Foto machen wenn ich fertig bin.
Nur hoffentlich ist sie nicht zu kurz.
Ach so, noch eines, wenn ich angenommen die passende Sehne auf dem Bogen lasse , wie würde sich das auf die Bogensehne auswirken ?
Würde sich die Standhöhe von den angestrebten 5 cm. mit der Zeit immer mehr verringern weil sich die Sehne immer mehr längt, oder verliere ich einen cm vieleicht und gut ist es.
Möchte nich das sich die Sehne immer mehr längt, das ich irgendwann keine Standhöhe mehr habe, und dann wieder eine neue Sehne machen muß.
Dann mach ich mir lieber die Mühe und nehme die Sehne wieder runder wenn ich nicht vorhabe damit zu schießen.
Ist echt böd, wenn man keinen vorgeformten Bogen hat.

Wenn mman selber kein Schmied ist um so einen Bogen herzustellen, woher bekommt man diese fertigen Stahlbögen wie man sie immer wieder sieht, mit welchem Zuggewicht auch immer ??
Bei uns in der Nähe gibt es eine Werkzeugfabrik die Sensen und ähnliche Teile herstellt, und auch eine Härterei hat.
Müßte hier ein Schlossermeister nicht so viel Wissen verfügen um einen ausgeschnittenen Bogen zu formen und anschließend so zu behandeln,daß der Federstahl wieder in Ordnung ist ?

mfg Tom

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Re: Sehnenlänge berechnen

Beitrag von Rizzar » 20.11.2012, 16:48

Gern.

Wünsche dir Glück mit der Sehne, hab am Wochenende erst beim 3. Anlauf eine passende gehabt, die ersten waren zu kurz.

Wie sich das auf Dauer auf die Sehne auswirkt müsstest du testen, habe immer deflexe Bögen verbaut, da ergibt sich das Problem nicht. Kommt halt auch drauf an wie viel Vorspannung herrscht, das kann man nur schwer einschätzen.
Musst sehen wie schwierig es wird die Sehne dauernd auf und wieder abzunehmen und dann mit dem Risiko der schleichenden Sehnenstreckung abwägen.
Bei deiner Überdimensionierung sollte die Streckung auf Standhöhe nicht so schnell passieren, als wenn du eine verhältnismäßig ausgewogene Sehne benutzen würdest. Aber das ist eine Vermutung.


Ich weiß nicht wo du immer fertige Stahlbögen siehst, nenn mal Beispiele...

Du bist übrigens noch gar nicht darauf eingegangen was für Stahl du hast und wie/ob er behandelt wurde ... ?

Ob dir ein Schlossermeister dabei helfen kann, kann ich nicht sagen. Ist kein Schmied.
Auch nicht jeder Schmied wird sich an soetwas herantrauen (und es dann auch noch mit gewisser Gewährleistungsverantwortung gemäß EU Recht abgeben). Das gleichmäßige Formen, selbst von einem Flachstahl ist ohne Vorbereitungsschritte auch nicht so einfach. Wärmebehandlung überlassen auch Schmiede meist einer professionellen Härterei.

Gruz Rizzar

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