Bogen aus vorhanden Materialien

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reiterbogen freak
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Bogen aus vorhanden Materialien

Beitrag von reiterbogen freak » 28.07.2009, 14:49

Hallo,
so nach drei Holzbögen (2 Kirschen , 1 Ahorn) die allesamt kein hohes Zugewicht haben(1 Kirsche 25#,2 Kirsche 33# und Ahorn 46#) und dadurch kein schießen auf mehr als 30m möglich ist möchte ich nun ein Stärkeren Bogen der ca. 80-85# hat bauen. Mit Stahl wird erstmal nichts, ich hab keinen Möglichkeit es richtig zu bearbeiten und meine Angst vor einem Bruch wäre zu groß. Für den Bogen hätte ich folgenden Materialien zu verfügung  Bambus, Holunder, Ahorn, Esche, Hasel, Fiberglasstreifen, und Sehnen aber ein Sehnenbacking traue ich mir noch nicht zu, obwohl es von der Theorie her garnicht schwer wäre. Ich hätte mir gedacht ich mache ein Bogen aus mehreren Lagen wie zb. Bambus-Ahorn-Glas, oder Bambus-Ahorn-Hasel-Bambus, usw. jedoch weiß ich nicht was die optimale Kombination wäre, könntet ihr mir vielleicht Vorschläge und Tipps geben wie solch ein Bogen bauen sollte.

Übrigens die Fiberglas-Ersatzbögen für Armbrusten möchte ich nicht
haben, da diese absolut unauthentisch aussehen, und man die Sehne total dünn machen muss( obwohl ich lieber Fingerdicke sehnen baue).
Freue mich schon auf zahlreiche Antworten! :)
Gruß Stefan
Zuletzt geändert von reiterbogen freak am 28.07.2009, 18:24, insgesamt 1-mal geändert.
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CaptnIglo
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Re: Bogen aus vorhanden Materialien

Beitrag von CaptnIglo » 28.07.2009, 17:06

Hallo reiterbogen freak,
ich kann dir nur Schlehenholz empfehlen, die gibt eigentlich an jedem zweiten Landweg der eine Hecke hat. Soll so ziehmlich die gleichen Eigenschaften von Eibe haben (aus denen im Mittelalter so weit ich weiß die meisten Bögen gebaut wurden), mit dem feinen unterschied Schlehenbüsche(oder auch  Schwarzdorn) nicht unter Naturschutz stehen.

Grüße, CaptnIglo
"Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen." Heinrich Heine

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Squid (✝)
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Re: Bogen aus vorhanden Materialien

Beitrag von Squid (✝) » 28.07.2009, 17:26

Sorry, aber einen 80-Pfünder aus Holz in Armbrustdimensionen halte ich für illusorisch. Das wird nichts. Selbst ein mehrlagiger Perry-Reflex wird da meiner Meinung nach nicht helfen.

Da kannst du verleimen was du willst, kein Holz macht das mit. Eine Lage Glasfaser hilft da auch nicht, die würde eher den Stress am Belly noch verstärken.

Wenn es kein Metall sein soll, bleibt dir nur ein Hornbogen, entweder nur aus Hornstreifen verleimt und mit Sehnenbacking (also relativ historisch), oder mit einer Lage Holz zwischen Sehne und Horn.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Bogen aus vorhanden Materialien

Beitrag von Feathers62 » 28.07.2009, 18:01

hallo reiterbogenfreak,

weshalb MUSS man bei einem fiberglasbogen die sehne dünn machen!?

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Squid (✝)
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Re: Bogen aus vorhanden Materialien

Beitrag von Squid (✝) » 28.07.2009, 18:17

Ich antworte mal stellvertretend:
So ein Fiberglasbogen ist relativ leicht. Das bedeutet u. a. , dass er nicht so viel Masse beschleunigen kann, wie ein 5 mal so massiver Hornbogen.
Und daher muss die Sehne relativ leicht sein und auch der Bolzen darf kein Schwergewicht sein. 30 oder 40 g Alubolzen sind da optimal.

Wenn man einen 175 lbs-Fiberglasbogen natürlich mit ein bis zwei Wicklungen aus kräftigem Hanfgarn o.ä. versieht und diese Wicklungen noch mit einem geeigneten Kleber sichert, kann das schon relativ authentisch aussehen, auch wenn die Wurfleistung vielleicht nur noch einem 125 lbs Bogen entspricht.
Ausserdem kann man das Bolzengewicht ein wenig erhöhen.

Einer mittelalterlichen Kriegsarmbrust entspricht das aber noch lange nicht. Da wurden 100 g schwere Bolzen durchaus mit 350 lbs starken (Horn-)Bögen verschossen.

Stahlbögen brachten noch mehr. Allerdings wird die Länge bzw. die Kürze der Bögen irgendwann zum physikalischen Hemmnis: Die Masse der Arme korrespondiert nicht mehr sinnvoll mit der Zugstärke und der Pfeil wird nicht mehr vernünftig beschleunigt.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
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Re: Bogen aus vorhanden Materialien

Beitrag von reiterbogen freak » 28.07.2009, 18:19

Federn63@:Ja weil die Tips für eine dünne Darconsehne gemacht sind, da past keine 1,2cm Hanfsehne.

Captnfertigessen ;D@: das ist ein toller vorschlag werde in den nächsten tagen auf schlehen such gehen.

Squid@: wieviel pfund hatten den die Holzbogen-armbrusten im ich glaube 12 jahrhundert?? Bestimmt keine 40# da muss man mehr raus kriegen können.

Vielleicht hilft es zu wissen das es kein 75cm Bogen sein muss/soll es kann auch gern bis max. 1,10m lang werden. Natürlich so breit wie möglich.

Danke schon mal für eure Antworten
Gruß
Zuletzt geändert von reiterbogen freak am 28.07.2009, 18:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Bogen aus vorhanden Materialien

Beitrag von Squid (✝) » 28.07.2009, 18:32

Dann bleibt es bei "Try and Error". Probiers aus und berichte.

Die meisten Quellen sprechen von Eibenbögen für Armbrüstevor der Horn/Sehne Phase. Ich hab aber nur Sekundär- und Tertiärquellen.
Zum einen Wendelin Boeheims Buch über mittelalterliche Waffen, zum anderen die gesammelten Werge bei Wikipedia.

Wenn du auf 100 bis 110 cm lange Bögen aus bist, dann sollte der Rücken aus einem extrem zugfesten Material bestehen. Mir fallen da spontan Bambus, Hickory und Glasfaser ein.
Gleichzeitig brauchst du einen Belly, der mit diesem Rücken klar kommt. Osage könnte gehen, ausserdem Eibenkern und diverse schwere (=dichte) Tropenhölzer. Wie sich ein zusätzlicher Glasfaserbelly auswirkt, weiss ich nicht.

Von den von dir aufgelisteten Hölzern würde ich wahrscheinlich den Holunder als Belly nehmen. Der kann - wenn er äusserst dicht und gut gewachsen ist - ein spezifisches Gewicht von 0.75 haben und würde damit über Durchschnittseibe (soviel ich weiss um 0.69) liegen.

Und auch wenn es nicht immer gilt: Ein dichtes (=schweres) Holz ist für den Belly meist eine gute Wahl.
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Re: Bogen aus vorhanden Materialien

Beitrag von Commerz » 28.07.2009, 19:47

@Reiterbogen freak:
Jetzt würde ich keine Schlehe fällen. Ich spreche aus Erfahrung. Hab im März eine umgemacht und die war sofort gerissen. Bei den Temperaturen jetzt reißt die sicher noch schneller. Meine hatte außerdem noch 720° Drehwuchs auf 1,80m also wäre sowieso kein Bogen geworden, bestenfalls eine Spindel.

Bambus auf Holunder mit ein bisschen Perry-Reflex (so 5-6cm) wäre meine Wahl und so lang machen wie es eben für eine Armbrust geht. 1,10m klingt gut und sieht auch noch gut aus.
Ob damit 80# machbar sind kann ich nicht sagen aber man muss bedenken das Du ja nur 10-14" Auszug haben wirst.

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Re: Bogen aus vorhanden Materialien

Beitrag von reiterbogen freak » 28.07.2009, 21:28

Squid@: genau so mach ichs, learning by doing oder so ähnlich :D
Aber weil du Eibe angesprochen hast, ich könnte mir im Winter einen schönen eibenast mit 5cm Durchmesser von unseren Nachbarn abschneiden, ich glaube daraus könnte ein guter 65# bogen werden.

Commerz@: natürlich meine ich das ich zu erst solang die Sträucher  noch blätter tragen, eine gutes stämmchen suchen gehe und wenn die zeit reif ist (Winter :P) ich sie dann ab sägen werde.

Ich hab mir auch schon ein Hornbogen vorgestellt aber der wird erst Nummer 10 oder so sein, dazu will ich zwei Hornplatten von dick in der Mitte verspleißen einen Holzgriff am Bauch kleben und zwei schichten Rinder oder Hirschsehnen drüber machen. Ca. 8mm horndicke plus 2mm Sehnenbacking, 80cm lang, da sollte schon 95lb raus kommen. glaub ihr geht das so? ich mein ich weiß schon das die Mittelalter armbrusten mit einzelnen liegenden Hornstreifen mit zahnung gebaut wurden aber das wäre mir einfach zu anstrengend.

Meine nächsten armbrust projekte sind also nun ein zweiter Ahornbogen, ein Bambus-holler,..............................................., ganz am schluss kommt dann der " einfache bauart nach meiner art ;)" Hornbogen.

Lg
Stefan
Zuletzt geändert von reiterbogen freak am 28.07.2009, 22:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Bogen aus vorhanden Materialien

Beitrag von Rado » 29.07.2009, 00:20

Schade daß RitterJos grad so selten hier ist, da hier grad so viel über Armbrusten(oder Brüste?)geredet wird, der wüsste bestimmt gute Seiten oder hätte Infos aus erster Hand.
Mir fällt als einziges nur der kurze Blick auf den Querschnitt einer mittelalterlichen Horn/Sehne-Armbrust bei der allseits beliebten "Weapons that made Britain-the Longbow" Doku ein:
http://www.youtube.com/watch?v=Xgu7HxyFDOw&feature=PlayList&p=B8054E6B360390EC&index=46
Schau mal bei 3:28 genau hin.

Gruß
Rado

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Re: Bogen aus vorhanden Materialien

Beitrag von acker » 29.07.2009, 00:43

Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

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