Dimensionen für Haselbogen

[Hazlenut]

So erstmal Servus liebe FC-Gemeinde aus Bayern!

Nachdem ich jetzt schon eine ganze weile mitlese mach ich mich jetzt selbst mal ans Werk. Oder versuch es wenigstens...

Also mein Problem: Nachdem ich Mitte der Woche einen Haselstave engesackt habe und mir beim Spalten ein kleines Missgeschick passiert ist  hab ich jetzt eine vollständige Hälfte die ein normaler Bogen werden soll. Die andere Hälfte bringts leider nur auf eine Länge von rund 90 cm...
Naja da hab ich mir gedacht ich fang erstmal mit der kurzen Hälfte an. Armbrüste haben mich auch schon immer interessiert.  Also hier meine Frage: der Rohling hat im Moment 90*40*(0,5-1)cm.
Wie soll ich die Wurfarme nach aussen hin zulaufen lassen, wie dick soll ich den Bogen machen?
Ich strebe eine auszugslänge von 30 cm an. Ist das zu viel?
Wie viel Zuggewicht kann ich denn dem guten Stück eigendlich zumuten?
Sollte ich ihn vieleicht am Bauch mit einem Facing verstärken oder ist dass für einen Anfänger zu schwierig?
Schon mal vielen Dank für eure Hilfe
                                                              Hazlenut

[Ravenheart]

Zuerst mal: Willkommen in der FC! 

90 cm ist schon sehr kurz - aber machbar ist vieles. Mein kürzester Bogen ist 47 cm lang (Eibe, 14#) und schießt wunderbar!

Die Faustformel für die max. Auszuglänge ist:
1/2 Bogenlänge abzüglich Griffbereich. Für 90 cm käme ich damit auf 90/2 - 12 = 33cm. Sollte also gehen!

Hier mal ne Übersicht der Auszugweiten nach o.a. Formel (gerundet!)

Bogenlänge Zoll, Bogenlänge cm, max.Auszug cm, max.Auszug Zoll:


B" Bcm AZcm AZ"
35 089 32,5 13
37 094 35,0 14
39 100 38,0 15
41 105 40,5 16
43 110 43,0 17
45 115 45,5 18
47 120 48,0 19
49 125 50,5 20
51 130 53,0 21
53 135 55,5 22
55 140 58,0 23
57 145 60,5 24
59 150 63,0 25
61 155 65,5 26
63 161 68,5 27
65 166 71,0 28
67 171 73,5 29
69 176 76,0 30
71 181 78,5 31
73 186 81,0 32
75 191 83,5 33


Zuggewicht und dafür erforderliche Dimension sind schon schwerer abzuschätzen: Das ist stark von der Holzqualität abhängig - Holz hat ja große Variationsbreiten! Ich würde für Hasel mal sagen: 30# sollte gehen!

(Ich hatte gerade kürzlich folgenden Versuch:
Schnellgetrockneter Hasel, knapp 3 cm Breite am Griff (ohne Schussfenster), nur 1,35 m "kurz", und 37#@26". Der hatte Kompressionsbrüche bekommen! Allerdings auch erst bei 26" Auszug (66 cm), nach Faustformel (135/2 - 12 = 53cm) war er damit klar überlastet, ich wollt's aber wissen!)

Es wird nicht anders gehen, als dass Du fortlaufend beim Tillern (also bei jeder Erhöhung der Auszugweite bzw. Verkürzung der Tillerschnur) das aktuelle Zuggewicht bei Auszug xx misst. Ziehe niemals ÜBER das Ziel-Zuggewicht hinaus. Erst weiter ausziehen, wenn du ihn unter das Zielzuggewicht runtergetillert hast. So langsam an den max. Auszug "herantasten"...

Rabe

[Hazlenut]

Guad! Erstmal danke an ravenheart für die ausführliche Erleuterung. Damit wären schon mal zwei meiner Fragen beantwortet.
Bleibt immer noch die Frage wie ich die Wurfarme vom "Griff" aus in Richtung Sehnenkerbe hin auslaufen lassen soll. Wie gesagt ist der Bogen im Moment noch auf voller Länge 4 cm breit.

Noch eine frage zum Bogenrücken: Der ist nämlich leider ein bisschen Bucklig weil einige Äste drinnenliegen. Soll ich die wülste glattschleifen du dann ein dünnes Backing (Seide?) draufleimen damit er sich konstanter biegt?

[Ravenheart]

wg. Übergang: Der Griff kann folgende Dimensionen haben:

4 cm dick, 2,5 cm breit oder
3,5 cm dick, 3 cm breit.

Der Wurfarm kommt ja mit 4 cm Breite und geschätzt 2,5 cm Dicke an. Er muss zum Griff hin also schmaler und dicker werden.
Wichtig: das Dicker-Werden muss ca. 1,5 - 2 cm EHER beginnen, als das Schmaler-Werden.
Das ist alles....

wg. Astbuckel: Also auf keinen Fall flach schleifen! Sie bleiben.
Liegt ein Ast in der Mitte (ist also nicht überwachsen), oder ist da sogar ein Loch, weil der Ast rausgefallen ist,
muss man seitlich Breite im Maß des Ast(loch)es zugeben!
Ob er bezüglich der Dicke an der Stelle berücksichtigt wird, kommt auf die Dimension an:
Kleinere (damit meine ich unterhalb WA-Breite) werden einfach ignoriert, der Bauch läuft gerdade durch als wäre da kein Ast.
Bei Größeren kann man vorsichtig etwas mit der Bauchseite der "Welle" folgen, so dass die Stelle mitbiegt - aber langsam rantasten, oft reagieren deflexe Wellen "biegefreudiger"!

Rabe

[Hazlenut]

Super! Danke Ravenheart. Ich werd mal versuchen dass ganze umzusetzen und melde mich dann wieder.

[Hazlenut]

So ich hab ihn jetzt auf 30cm Auszug und 30# getillert. Allerdings hat er nen ziemlichen Stringfollow (stellt sich nur langsam nach dem Abspannen wieder auf die Ausgangslage zurück). Was hilft da?

[Heidjer]

Hallo Hazlenut,

Weiter trocknen! Wenn Set, schon bei so wenig Auszug auftritt, ist es noch nicht richtig getrocknet.
Sollte er schon richtig trocken sein hilft, vielleicht tempern.

Gruß Dirk

[Hazlenut]

Hmm dann versuhc ich's lieber nochmal mit n bissal trocknen. Komm vor nächstem Wochenende eh zu nix...
Wäre es ratsam den bogen gegen die zugrichtung aufzuspannen wärend dem trocknen oder verträgt dass das Holz nicht?

[Commerz]

Je nach dem wie lang Dein Bogen ist macht das Sinn. Meinen Bogen von 170cm hab ich mit 10cm Rückspannung getrocknet.
Da Du ja einen Armbrustbogen baust und der vermutlich 90-100cm lang ist, würd ich sagen 4-5cm Rückspannung. Tempern bei Hasel ist sehr effektiv. Bringt ca 5# mehr und weniger Set.