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von tipiHippie » 07.08.2006, 18:49
Tja, auf meine Knochen pass ich ja auf... aber das war "nur ein Kratzer" (frei nach dem Schwarzen Ritter aus "Ritter der Kokosnuss").
Habs geschafft mir beim Arbeiten einen Splitter von nem Hammer ins Handgelenk zu jagen. Nach vier Zentimeter unter der Haut kam das Ding wieder ans Tageslicht; hat mir aber unterwegs die Pulsader ein bissi aufgeschlitzt - LÄNGS!
War eine bildhübsche Sauerei, wäre wunderbarer Stoff für eine "Bloody Horror Picture Show" gewesen - aber wie immer bei solchen Sachen ist keiner mit ner Kamera da...
Statt die Rettungsleitstelle anzurufen hat die Tochter meines Scheffs im Krankenhaus angerufen und dem Pförtner erklärt daß hier ein Notfall wäre der "ganz arg blutet". Der Pförtner sagt natürlich "soll reinkommen"...
Im Krankenhaus kommt Irgendwoeinjungerhilfsdoktor in den Eingangsbereich, schaut sich den Notverband an und meint "lassen Sie mal sehen". Der hätte mir direkt an der Pförtnerloge den Druckverband abgemacht - wenn ich ihn gelassen hätte. Nachdem ich ihn ausdrücklich drauf hingewiesen hatte DASS ES SPRITZT wurde er blass und fing an zu stottern daß er da nix machen könnte... da müsst ich in die Praxis der ortsansässigen Unfallchirurgen.
Keine fünf Minuten später stand ich bei den Unfallchirurgen auf der Matte (der Hilfsdoktor steht wahrscheinlich immer noch mit offenem Mund neben der Pförtnerloge).
Dem Chirurgen hab ich erklärt daß ich mir die Pulsader durchgesenst hätte, aber irgendwie hatte der wohl nicht richtig zugehört. Schnappte sich eine Schere und begann den Verband aufzuschnippeln. Beiläufig fragte er ob das Blut nur aus der Wunde fließt oder ob es pulsiert. "ES SPRITZT" sagte ich ungefähr eine Sekunde bevor er den letzten Schnipp mit der Schere machte.
Doktor vollgespritzt, Sprechstundenhilfe eingesabbert, Decke neu dekoriert und die Wand erst recht. WER NICHT HÖREN WILL MUSS PUTZEN...
Wär ich nicht so geistesgegenwärtig gewesen und hätt mit dem Daumen gleich die Schlagader unter der Achsel abgedrückt hätte ich wahrscheinlich einen ganzen Eimer Blut verloren bis die Herrschaften in die Puschen kamen. Hab dem Mann vom Fach empfohlen eine Blutdruckmanschette am Oberarm anzulegen... das half um die Sauerei so weit einzudämmen daß man wieder einen Druckverband draufmachen konnte.
Der Herr Chirurg erklärte mir dann mit ernster Miene daß das eine GEFÄSSVERLETZUNG wäre - und an sowas darf sich nur ein GEFÄSSCHIRURG vergreifen; er ist aber UNFALLCHIRURG...
Lange Rede kurzer Sinn, die Sprechstundenhilfe bekam den Auftrag SOFORT einen Sani mit Tatütata zu ordern und drauf hinzuweisen daß akute Lebensgefahr bestünde. So schlimm wars natürlich nicht, aber der Doc meinte dann kommen die Jungs etwas schneller.
Meine Scheffin hatte mich zum Doc gefahren, stand während der ganzen Sache an der offenen Tür und hörte das mit der Lebensgefahr. Die war so bleich, die hätte eigentlich einen Artzt nötiger gehabt als ich. Überhaupt war sie nur noch ein Nervenbündel und hatte dauernd Angst daß ich umkippen würde. Auch der Doc wunderte sich daß ich noch aufrecht stand und quietschvergnügt meine Witze riss (so a la "Scheffin, willst ne Bloody Mary?"). Bei solchen Verletzungen kippen halt manche gern um; andere verbluten gleich. Aber scheinbar ist in den ewigen Jagdgründen noch kein Tipi für mich frei...
Mit Tatütata gings jedenfalls direkt nach Würzburg in die Handchirurgie, und die Jungs dort sind echt FIT. Haben nach nem ersten Kriegsrat und örtlicher Betäubung beschlossen ein Stück Vene in die aufgeschlitzte Ader zu setzen. Nach der Freilegung der Wunde fragte einer der Medizinmänner "und wo kriegen wir jetzt ein Stück Vene her?". Ich konnt´s nicht lasen und hab ihm empfohlen mal bei ebay zu gucken... die gibts da schon ab 1 Oiro.
Das war der Moment wo mir der Chirurg mit diskreten Worten nahe legte die Klappe zu halten... das sei eine diffisile Operation und sie müssten sich sehr konzentrieren. Hab ich natürlich eingesehen; zumal die anwesenden Schwestern von meinen vorherigen Schäkereien sowieso schon ziemlich abgelenkt waren.
Nach dem Zusammenflicken wurde ein erster Funktionstest durchgeführt: Ein Artz fühlte den Puls am gesunden rechten Handgelenk, der andere fühlte am linken etwa einen Zentimeter hinter der Verletzung. Um herauszufinden ob der Puls links und rechts synchron schlägt sprach der Linksfühlende im Takt "DUM... DUM... DUM" während der Rechtsfühlende "TAM... TAM... TAM" vor sich hinmurmelte. Nachdem ich mich nach dem dritten oder vierten Pulsschlag mit "DADUUDAP...DADUUDAP... DADUUDAP" in den Gesang mit eingeklinkt hatte sang auch noch ein Pfleger und eine Schwester mit. Nach einer Minute konnten wir alle nicht mehr und haben erst mal so sehr gelacht daß Personal vom Gang reinkam um zu sehen was da los wäre. EL Schefarzt meinte dann zu einem recht stämmigen Pfleger (auf mich deutend): "Schmeisss den Typ raus, der is ned krank". Nach einer Zehntelsekunde korrigierte er sich selbst: "äääh, doch, der is TOTAL KRANK, aber halt anders..."
Ich hatte verdammt lange nicht so einen Spaß wie bei dieser OP, und ich glaub das OP-Team wirds auch den Enkeln noch erzählen.
Schmerzen hatte und habe ich an der Verletzung absolut keine; die Heilung macht auch Fortschritte. Muß noch die blede Gipsschiene bis übermorgen tragen; da werden die Fäden gezogen und dann noch etwa ne Woche Schongang, dann kann ich meinen Scheff wieder glücklich machen.
Auf die Idee mit dem "traditionellen Gips" kam ich übrigens weil ich übers Wochenende zu einer Outdoorfete eingeladen war, und da wäre ein schneeweißer Gipsverband nicht lange weiß geblieben. Also hab ich die Außenseite der Gipsschale mit doppelseitigem Klebeband versehen und einen Lederrest draufgepappt. Eigentlich wollt ich noch ein paar Riemen zum Festschnüren mit dranarbeiten, aber das Leder reichte grad mal so für den Gps. Dann fiel mir mein Armschutz ein, der hat eine Gummizug-Schnüruzng und passte optimal.
Hab grad noch ein paar Bilder gemacht; krieg sie aber nicht hochgeladen. Werd sie aber über irgendwelche Umwege wohl noch hier reinkriegen demnächst
>>>=====> HUGH ich habe gepostet