Was heißt hier Tradition!?

Was nicht in eine der anderen Kategorien passt.
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Feanor1307
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Was heißt hier Tradition!?

Beitrag von Feanor1307 » 19.11.2010, 11:31

Moin Moin,

vor nicht allzu langem habe ich hier im Forum den kurzen Disput von zwei FC'lern über Tradition verfolgen können. Kurz deshalb weil er Off Topic war :) Ich bin mir bewusst das dies ein sehr kontroverses Thema ist dennoch oder gerade deshalb möchte ich die Frage stellen: Was bedeutet für euch Tradition im Bezug auf das Bogenschießen?
Für mich ist es einfach eine Definition: Es bedeutet für mich an erster Stelle instinktives Schießen mit Bögen die nach dem klassischen Funktionsprinzip arbeiten (also alles ohne Rollen). Erst an zweiter Stell kommen Anforderungen wie klassische Bogendesigns oder authentische Werkstoffe. Quasi alles Untermengen des erstgenannten.
Es ist für mich deshalb nur eine Definition da für mich (wie auch für die meisten Mitteleuropäer) die Tradition, also das Weitergeben und Weiterentwickeln, des Bogenschießens irgendwann vor vielleicht 500 Jahren verloren gegangen ist. Kann man in diesem Zusammenhang überhaupt noch von Tradition sprechen? Wenn Tradition das Weitergeben des Feuers und nicht das Bewahren der Asche ist, sind wir dann nicht alle anachronistisch?
Ich bin gespannt auf eure Meinung!

Grüße, Feanor
Niemand versucht es herauszuholen, wenn er einmal weiß was in Ihm steckt!

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skerm
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Re: Was heißt hier Tradition!?

Beitrag von skerm » 19.11.2010, 12:02

Tradition beinhaltet, daß es sich um etwas weitergegebenes handelt. Das kann von Generation zu Generation erfolgen, aber genauso schriftlich. Mit letzterem ist zwar meist ein Detailverlust verbunden, aber für mich zählt das trotzdem und ich sehe da kein Problem mit Asche und Feuer.
Deine Definition finde ich völlig willkürlich. Entweder strebt man die ganze Sache an so gut es geht, und das trifft sowohl die Bereitschaft, Zeit und Mühe zu investieren, als auch das verfügbare Wissen (Beispiel: Pfeilbau wie Jolinar es macht!), oder man sucht sich irgendwelche Aspekte raus und macht sonst wozu man Lust hat und nennt das dann traditionell. Da hat dann jeder seinen persönlichen Geschmack, was er erlauben möchte oder welche Aspekte er rauspickt und welche nicht (Schußtechnik, Rollen, Glasfasern, Epoxy, Dacron...). Hat das noch was mit Tradition zu tun? Meiner Meinung nach nicht.

Gruß,
Daniel

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SeKan
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Re: Was heißt hier Tradition!?

Beitrag von SeKan » 19.11.2010, 13:33

Hallo,
ich selbst bezeichne mich nicht als traditionellen Bogenschützen, sondern ich schieße Blanck.
Wirklich trad. zu schießen stelle ich mir sehr schwer und aufwendig vor. Meiner Ansicht nach müßte ich dann auf z.B. und unter Anderem auf alle industriell gefertigten Materialen verzichten u.s.w..

Bin gespannt, was da noch alles so kommt. Ein sehr interesantes Thema, welches sicher viel Stoff für Kontroversen enthällt.

Gruß SeKan

Sateless
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Re: Was heißt hier Tradition!?

Beitrag von Sateless » 19.11.2010, 13:50

Für mich ist traditionelles Bogenschießen eine Form des Bogenschießen, die sich nicht den Reglementen des Sport-Bogenschießens unterordnet.
Es geht vom Schützen aus. Er wählt, was ihm vermittelt wurde - durch Familie, Literatur, eigene Entwicklung, Spinnerei etc, wie er seinen Bogen schießen möchte und Was für einen Bogen er schießen möchte. Es ist die Art einen Bogen zu schießen, wie es dem Hintergrund (egal wie gemischt) des Schützen entspricht und eben nicht dem Reglement der Verbände. Über die Klassen der Verbände sucht man sich seine Wettkampfkonkurrenten aus, aber nicht die Art des Bogenschießens.

Auf mich angewandet hieße das z.B. dass ich lernen möchte auf Distanzen von 0-30m mit dem ersten Pfeil nen Bierdeckel zu treffen und das ganze 6 mal in einer Minute in egal welchem Gelände auf 6 unterschiedliche Ziele. Vllt sogar irgendwann mal beritten, mit ner historisch korrekten Hornbogenreplika die um die 50-60# bei meinem Auszug stark ist. Daran möchte ich mich in den nächsten 30 Jahren immer weiter annähern. (ob ichs schaffe ist mir egal, der Weg ist mein Ziel)
Dazu währe mein traditionelles Bogenschießen gegen nen FITA WM Titel mit nem Compound und allen Anbauteilen, die erlaubt sind.

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Heidjer
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Re: Was heißt hier Tradition!?

Beitrag von Heidjer » 19.11.2010, 13:52

Was Tradition ist und was Traditionell ist kann man ewig diskutieren. ::)
Für mich ist Traditionell das man seine Ausrüstung selber herstellt und nicht alles aus einen Katalog kauft. Traditionell ist für mich auch das Cloutschiessen oder das Shooting the Marks.
Traditionell ist die Fitascheibe, wie es sie seit Heinrich VIII gibt!
Traditionell ist das Fitaschiessen da es über 100 Jahre gemacht wird!
Nicht Traditionell ist das 3D-Schiessen. Roven ist es aber wieder!

Wenn Tradition ist, was seit mehr als einer Generation betrieben wird, dann wird der Compound jetzt langsam Traditionell. ;)


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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skerm
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Re: Was heißt hier Tradition!?

Beitrag von skerm » 19.11.2010, 14:40

Dirk M hat geschrieben:Wenn Tradition ist, was seit mehr als einer Generation betrieben wird, dann wird der Compound jetzt langsam Traditionell. ;)


Ja, auf jeden Fall! Ist doch nur eine Frage der Zeit. Vieles ändert sich, und vielen passt das nicht. Das ist beim Bogenschießen wie bei der Sprache wie bei... Wer weiß, vielleicht sind sogar mal ein paar Atlatljäger ums Feuer gesessen und haben über dieses nichttraditionelle Bogenschießen diskutiert. ;D

Gruß,
Daniel

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Re: Was heißt hier Tradition!?

Beitrag von Ravenheart » 19.11.2010, 14:44

Mal sachlich:

Im allgemeinen Sprachgebrauch der Bogenszene bezeichnet "traditionelles Bogenschießen" den Verzicht auf Stabilisatoren und spezielle Zielhilfen, sowie die Verwendung von Bogen ohne Rollen. Punkt.

Bei Turnierausschreibungen wird oft noch stärker, und leider manchmal willkürlich, differenziert, z.B. "nur Holzbogen", "nur Holzpfeile", "ohne Schussfenster/Pfeilauflage", "kein Stringwalking" etc... Das sind aber dann pers. Sichtweisen des Turnier-Ausrichters.

Dudenmäßige Wortdefinitionen oder philosophische Betrachtungen sind EBENSO pers. oder willkürlich. In so fern hat DirkM Recht, da drüber könnte man Seitenweise diskutieren ohne Ergebnis.....

Somit meine Bitte für den weiteren Verlauf des Threads:
Verwechselt bitte nicht die beiden Ansätze (allgemeines Verständnis und pers. Sichtweise) - und macht am besten deutlich worüber Ihr gerade redet!

Rabe

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Galighenna
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Re: Was heißt hier Tradition!?

Beitrag von Galighenna » 19.11.2010, 14:46

Was Tradition ist und was nicht, das ist sehr schwer zu definieren. Mal losgelöst vom Bogenschießen betrachtet ist es doch so, das sich in vielen Familien so Dinge etablieren die von Generation zu Generation weitergegeben werden... z.B. die Art und Weise bestimmte Feste zu feiern und andere Dinge...
Ich für mich sehe das so: Es gibt einen Unterschied zwischen der persönlichen definierten Tradition, und dem was als traditionell bezeichnet wird.
Als Tradition kann ich alles ansehen, von dem ich denke, das es schon seit längerer Zeit durch verschiedene Menschen möglichst unverändert fortgesetzt wird. Tradition findet immer in einer Gruppe, niemals bei einem einzelnen Menschen statt. Zu einer Tradition wird eine Handlung/Sichtweise/Ritual/Handwerk etc, sobald es eben von einer Person zu einem Nachfolger weitergegeben und so weit möglich bewahrt und geschätzt wird.
Wenn in einem Dorf mal jemand das erste mal ein Fest zum Bogenschießen ausrichtet ist es noch keine Tradition. Wenn alle Besucher das toll finden und selbstätig vll auch in Zusammenarbeit mit dem Ursprung dieses Fest immer wieder erneut ausrichten, dann wird es Tradition. Je länger sie dauert desto tiefer ist sie in den Menschen verwurzelt.

Der Unterschied von Tradition zum traditionellen liegt jetzt darin, das traditionell eine Tradition bezeichnet, die von der Allgemeinheit anerkannt und gekannt wird. Wenn z.B. das oben genannte Fest sich in einem großen Umkreis als festes Datum etabliert hat, dann ist die Ausrichtung dieses Festes traditionell, wenn sich dabei um die Bewahrung der ursprünglichen Abläufe dieses Festes handelt. Bestimmte Verantsltungen, Sehenswürdigkeiten, Aktionen etc. Denn diese sind bestandteil der Tradition.

Traditionelles Bogenschießen bezeichnet für mich daher, das Betreiben des Bogensports nach Methoden die seit jeher in ihrer Ursprünglichen Form vom Menschen verwendet werden.
Wie man sieht bleibt die Fassung des Begriffes "Tradition" und "traditionell" schwammig und uneindeutig. Es ist ja auh gar nicht möglich eine Trennlinie zu ziehen, zwischen dem Bogensport der "erst" vor hundert Jahren begann (Fita) und Methoden wie sie seit der Erfindung des Bogens existieren...

Reicht einem Diese Zeitspanne um es als Tradition anzusehen? Manche sagen ja, andere sagen nein. Wie viel ist von den damaligen Gerätschaften und Techniken noch in der heutigen Zeit erhalten? Wie viel wurde durch moderneres Wissen ersetzt?
Ich kenne mich mit Fita nicht aus, aber ich möchte es trotzdem gerne als Beispiel heranziehen.
Dazu mache ich jetzt die Annahme (Muss also so nicht stimmen), das beim Fita das Trefferbild bzw. die Leistung im Vordergrund steht und sich vieler moderner Techniken auf verschiedenen Gebieten bedient wird (Stabis, Visier, Psychologie etc) Zu Lasten der Tradition werden daher alte Methoden und Geräte/Techniken abgeschafft und Neue eingeführt. Unter dieser Vorraussetzung finde ich, gehört Fita nicht zu dem Bereich "Traditionell", denn Tradition definiert sich für mich durch Bewahrung. Das findet hier zugunsten der Leistung nicht statt.

All diese Dinge könnte man auch irgendwie an einen Selfbow anbringen und dadurch die Leistung des Schützen sicherlich auch beträchtlich erhöhen. Es wird aber nicht gemacht, denn viele Schützen, die mit solchen Bögen schießen, bezeichnen sich als traditionelle Schützen. Sie verzichten deshalb auf moderne Hilfsmittel und bewahren das alte Prinzip eines Bogens, nämlich ein Stück Holz mit Band dran das Pfeile nach vorne wirft... (bisschen überspitzt, ist klar...)
Moderne Zielmethoden wie Splitvision und wie sie alle heißen, sind unter diesem Gesichtspunkt auch eher "problematisch" und können, je nachdem wie streng man "traditionell" auslegt ggf. ausgeschlossen werden.

Und so muss man sich irgendwie auf bestimmte Kriterien einigen. Feste Regeln dafür gibt es nicht...
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

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Archive

Re: Was heißt hier Tradition!?

Beitrag von Archive » 19.11.2010, 16:13

Für mich ist es mit Schussfenster oder Pfeilauflage nicht mehr traditionell, z.B. so:

Gruß Mütze
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the_Toaster (✝)
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Re: Was heißt hier Tradition!?

Beitrag von the_Toaster (✝) » 19.11.2010, 17:11

Genau!

Echte Bögen haben keine Pfeilauflage.
Alles andere is Tüdelkram!

Für mich ist Tradition etwas, was, entgegen der sich verändernden Umwelt, über sehr lange Zeit überlebt.
Es ist etwas, was einen über die "gute alte Zeit" schwadronieren lässt.
Es ist etwas, was von den Eingefleischten mitunter mit Vehemenz gegen noch so sanfte Veränderungen verteidigt wird.
Es ist etwas, was eine Gruppe von einer anderen Gruppe unterscheidet.
Es ist etwas, was auch nach einem beinahe Vergessen wieder aus der Schublade geholt werden kann.
Es ist etwas, was gerne mal völlig mißverstanden wird.
Es ist etwas, was heutzutage gerne kommerzialisiert wird.
Es ist etwas, was ein Zusammenleben in einer größeren Gruppe, mit den verschiedenen Interessen der Individuen, ermöglicht.
Es ist etwas, was Fortschritte in möglichst schadensarme Richtungen lenken kann.
Es ist etwas, was Fortschritte mitunter stark behindern kann.
...
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

Bogenschütze
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Re: Was heißt hier Tradition!?

Beitrag von Bogenschütze » 19.11.2010, 18:00

Traditionelles Bogenschießen ist für mich schlicht ein Gefühl.

Ein Gefühl, dass sich mit bestimmten Bogen und bestimmten Turnierarten verbindet.

Traditionell sind für mich der Langbogen, der Jagdrecurve und alle Arten des Primitivbogens und natürlich auch der Reiterbogen.

Traditionell sind für mich Cloutschießen und alle Arten des Parcour-Schießens im Freien.

Punkt.

Wenn ich mit meinem Langbogen FITA-Halle schieße, empfinde ich mich nicht im Traditionellen unterwegs.
Wenn ich aber die FITA-Feld schieße, fühle mich mich schon als Traditioneller.

Ist ein Gefühl und erhebt als solches natürlich keinerlei Anspruch auf Gültigkeit O0
... KEEP FLYING!

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Re: Was heißt hier Tradition!?

Beitrag von captainplanet » 19.11.2010, 18:35

Tradition ist für mich persönlich nichts Absolutes. Die Grenzen sind fließend. Wer einen Holzbogen mit Holzpfeilen und normalen Feldspitzen schießt, schießt traditionell. Wer dazu noch handgeschmiedetet Pfeilspitzen verwendet, ist eben traditioneller. Wer glasbebapschtes Holz mit Carbonaras schießt, aber ohne Stabis und so Teufelszeug, ist nur ein bißchen traditonell.

Das System des Schützen hat daruaf keinen Einfluß. Intuitiv ist genauso traditionell wie irgendwas anderes, solange es ohne anschraubbare Teile auskommt.

Lg Georg
Bester Rindengrapscher von FC!!!

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Re: Was heißt hier Tradition!?

Beitrag von eddytwobows » 20.11.2010, 09:00

Empfinde das ähnlich wie Dirk und captainplanet...
Wer draußen mit selbstgebauter Ausrüstung und ohne "FITA- Handyantennen Zubehör ;D " schießt, ist auf ner´ traditionellen Spur unterwegs...

LG
etb

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Re: Was heißt hier Tradition!?

Beitrag von impe » 22.11.2010, 16:16

Für mich ist alles Traditionell, was "früher" auch möglich gewesen wäre. Das gehören geleimte Bögen genauso dazu wie Pfeilauflage und Schußfenster. Bögen und Pfeile die nur mit modernen Materialien und Techniken möglich sind sind es eindeutig nicht. Auch das 3D schießen auf Tiermodell ist ja auch eine "ritualisierte" Art der Bogenjagd, die es nu wirklich schon sehr lange gibt
Impe
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Es gibt zwei Dinge die sind Unendlich: Das Universum und die Dummheit der Menschen....
.. und beim Universum bin ich mir noch nicht sicher. A. Einstein

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Re: Was heißt hier Tradition!?

Beitrag von Squid (✝) » 22.11.2010, 17:12

Sprachtechnisch würde ich bei den Bogenschützen sehr oft "traditionell" mit "anachronistisch" gleichsetzen.

Während ersteres neben dem Faktor der Überlieferung aus der Vergangenheit auch einen bewahrenden Charakter hat, kommt es bei Bogenschützen gelegentlich zu einer leichten Fehlorientierung nach der es darum geht, jede irgendwie auf das Industriezeitalter zurückführbare Neuerung zu verdammen.
Das ist dann eine eher anachronistische Einstellung, wobei der eher negativ (!) belegte Begriff des Anachronismus hier zu einer Tugend wird: Es wird ALLES abgelehnt, was irgendwie den Schein des Modernen haben könnte.

Beispielsweise sind Holzbögen im ELB-Stil traditionell in Europa. - Warum? - Weil damit europäische Geschichte geschrieben wurde. Überlieferung und Bewahrung sind in diesen Bögen verwirklicht.
Müssen sie zwingend aus Eibe sein? - M. E.: Nein, weil der Geist dieses Bogens auch in einem laminierten Bogen gefunden werden kann.
Ist ein Osage-American-Flatbow etwas traditionelles? Nun ja, hier nicht. Er hat keinen europäische Basis, keine Geschichte oder eine bewahrenden Chrakter. Nur: Das sieht in USA ganz anders aus...


Das alles hat nix mit Schussfenstern oder Stabis oder Fiberglas zu tun - das sind nur die vorgeschobenen Faktoren, die es den Anachronisten leichter machen, sich für ihr Gerät zu entschuldigen, das nicht der modernsten Technik entspricht.
Ich frage mich nur, warum. Fehlt es da an Ego?

Niemand jammert doch im Oldtimerbereich 'rum, dass son alter Ford von 1930 keine Klimaanlage hat.
Keiner macht einen großen Film, wenn beim Schwarzpulverschiessen die Trefferlage deutlich mieser ist als mit dem G3 (ja, ich bin alt, ich hatte das G3 und nicht das 36er).
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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