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von Galighenna » 19.11.2010, 14:46
Was Tradition ist und was nicht, das ist sehr schwer zu definieren. Mal losgelöst vom Bogenschießen betrachtet ist es doch so, das sich in vielen Familien so Dinge etablieren die von Generation zu Generation weitergegeben werden... z.B. die Art und Weise bestimmte Feste zu feiern und andere Dinge...
Ich für mich sehe das so: Es gibt einen Unterschied zwischen der persönlichen definierten Tradition, und dem was als traditionell bezeichnet wird.
Als Tradition kann ich alles ansehen, von dem ich denke, das es schon seit längerer Zeit durch verschiedene Menschen möglichst unverändert fortgesetzt wird. Tradition findet immer in einer Gruppe, niemals bei einem einzelnen Menschen statt. Zu einer Tradition wird eine Handlung/Sichtweise/Ritual/Handwerk etc, sobald es eben von einer Person zu einem Nachfolger weitergegeben und so weit möglich bewahrt und geschätzt wird.
Wenn in einem Dorf mal jemand das erste mal ein Fest zum Bogenschießen ausrichtet ist es noch keine Tradition. Wenn alle Besucher das toll finden und selbstätig vll auch in Zusammenarbeit mit dem Ursprung dieses Fest immer wieder erneut ausrichten, dann wird es Tradition. Je länger sie dauert desto tiefer ist sie in den Menschen verwurzelt.
Der Unterschied von Tradition zum traditionellen liegt jetzt darin, das traditionell eine Tradition bezeichnet, die von der Allgemeinheit anerkannt und gekannt wird. Wenn z.B. das oben genannte Fest sich in einem großen Umkreis als festes Datum etabliert hat, dann ist die Ausrichtung dieses Festes traditionell, wenn sich dabei um die Bewahrung der ursprünglichen Abläufe dieses Festes handelt. Bestimmte Verantsltungen, Sehenswürdigkeiten, Aktionen etc. Denn diese sind bestandteil der Tradition.
Traditionelles Bogenschießen bezeichnet für mich daher, das Betreiben des Bogensports nach Methoden die seit jeher in ihrer Ursprünglichen Form vom Menschen verwendet werden.
Wie man sieht bleibt die Fassung des Begriffes "Tradition" und "traditionell" schwammig und uneindeutig. Es ist ja auh gar nicht möglich eine Trennlinie zu ziehen, zwischen dem Bogensport der "erst" vor hundert Jahren begann (Fita) und Methoden wie sie seit der Erfindung des Bogens existieren...
Reicht einem Diese Zeitspanne um es als Tradition anzusehen? Manche sagen ja, andere sagen nein. Wie viel ist von den damaligen Gerätschaften und Techniken noch in der heutigen Zeit erhalten? Wie viel wurde durch moderneres Wissen ersetzt?
Ich kenne mich mit Fita nicht aus, aber ich möchte es trotzdem gerne als Beispiel heranziehen.
Dazu mache ich jetzt die Annahme (Muss also so nicht stimmen), das beim Fita das Trefferbild bzw. die Leistung im Vordergrund steht und sich vieler moderner Techniken auf verschiedenen Gebieten bedient wird (Stabis, Visier, Psychologie etc) Zu Lasten der Tradition werden daher alte Methoden und Geräte/Techniken abgeschafft und Neue eingeführt. Unter dieser Vorraussetzung finde ich, gehört Fita nicht zu dem Bereich "Traditionell", denn Tradition definiert sich für mich durch Bewahrung. Das findet hier zugunsten der Leistung nicht statt.
All diese Dinge könnte man auch irgendwie an einen Selfbow anbringen und dadurch die Leistung des Schützen sicherlich auch beträchtlich erhöhen. Es wird aber nicht gemacht, denn viele Schützen, die mit solchen Bögen schießen, bezeichnen sich als traditionelle Schützen. Sie verzichten deshalb auf moderne Hilfsmittel und bewahren das alte Prinzip eines Bogens, nämlich ein Stück Holz mit Band dran das Pfeile nach vorne wirft... (bisschen überspitzt, ist klar...)
Moderne Zielmethoden wie Splitvision und wie sie alle heißen, sind unter diesem Gesichtspunkt auch eher "problematisch" und können, je nachdem wie streng man "traditionell" auslegt ggf. ausgeschlossen werden.
Und so muss man sich irgendwie auf bestimmte Kriterien einigen. Feste Regeln dafür gibt es nicht...
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand
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