Ist das ein Werkzeug / Feuerstein?

Was nicht in eine der anderen Kategorien passt.
kemde
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Andere Seite ...

Beitrag von kemde » 23.08.2006, 11:37

Hi,

um etwas genaueres zu sagen, müßte man schon alle Seiten sehen, nicht nur den "Rücken" von dem Stückchen.

Es scheint Silex (Feuerstein) zu sein, auf der abgebildeten Seite sieht man die Negative von weiteren kleinen Abschlägen, eine Kante (die untere auf dem Photo) scheint Aussplitterungen zu tragen, die evtl. vom Gebrauch herkommen *könnten*.

Ob es sich um ein Artefakt handelt oder nicht verrät uns aber die Bauchseite, also genau die andere Seite von dem Stück. Also, stell mal ein Photo von der anderen Seite rein, dann kann ich Dir mehr dazu sagen.

Beste Grüße
Klaus

MaNa
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Beitrag von MaNa » 23.08.2006, 19:29

von hinten sieht das Stück auch nicht anders aus, ist aber glatter. Ach so: Es ist flach, kein großes "maßives" Stück (d=5mm)
de sagittis Hungarorum libera nos, domine

kemde
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Ja, genau ...

Beitrag von kemde » 23.08.2006, 22:16

... dieses "aber glatter" wäre interessant, wenn Du wissen willst, ob es ein Artefakt ist. Daran könnte man die Schlagrichtung und evtl. die Art des Schlages sehen, wenn es denn ein Abschlag sein sollte.

Aber dazu bräuchte man eben ein Photo.

Beste Grüße
Klaus Emde

coregan
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Ist das ein Werkzeug/Feuerstein?

Beitrag von coregan » 24.08.2006, 19:21

Hi MaNa,
at eins ich habe zwei Theorien zu deinem Fund. Erstens es handelt sich tatsächlich um einen Schaber! keine Pfeilspitze (viel zu groß :D ) oder aber um einen einfachen Abschag der bearbeitet und dann verworfen wurde.
at zwei: :-o es gibt sogar zwei Bildgalerien über Feuerstein und seine Bearbeitung. gehe in http://www.praehistorisch-schiessen.de
in die Rubrik "Tips" erster Beitrag mit Th.R. zweitens Schloß Gottorf, Da siehst du Orginale und Repliken von dem Spezialisten auf dem Gebiet der experimentellen Archäologie "Harm Paulsen"
s`Grüßle C :-o
Bogen schie?en ist, so viel Variable wie m?glich, in Konstante umzuwandeln.

MaNa
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Beitrag von MaNa » 25.08.2006, 09:56

@kemde

hier nochmal ein Bild von hinten. Tschuldigung wegen der schlechten Qualität, ist aber mit nem Handy gemacht worden. Ich habe versucht das die Lichtverhältnisse so zu wählen, dass man die Spuren besser sieht. Aber wie schon gesagt: er ist hinten "arschglatt"

Bild
de sagittis Hungarorum libera nos, domine

kemde
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Ok ...

Beitrag von kemde » 25.08.2006, 10:49

... vielen Dank. Naja, ohne Brille sehe ich auch nicht viel besser :)

Also, ich denke, es ist ein Artefakt, aber nur ein einfacher Abschlag, kein "Werkzeug". Eine erkennbare Retusche (eine absichtsvolle Bearbeitung einer Kante) kann ich nicht sehen, deshalb würde ich es auch nicht Schaber nennen, zumal Schaber eher in einen mittelpaläolithischen Hintergrund gehören würden (Neanderthaler ...), also auch ziemlich alt (>30.000 Jahre) wären.

Man kann natülich nicht sagen, aus welchem Zusammenhang (neolithisch oder älter) das Stückchen stammt; es ist ja nur ein Lesefund vom Strand und kann also auch irgendwo abgetragen worden sein. Ohne weitere Kenntnisse eines Zusammenhangs ist eine Aussage nicht möglich. Es ist eber schön blankgeputzt, also von gestern ist es nicht :-).

Auch wozu es dereinst diente ist schwer zu sagen, die Aussplitterungen auf dem ersten Photo am unteren Rand (ist die Kante ansonsten scharf ?) und die leicht gestumpfte gegenüberliegende Seite deuten aber *vielleicht* auf einen Gebrauch als Schneide hin.

Das Material ist sehr gut, und die Erfahrung zeigt, daß, wenn sehr gutes Material verfügbar ist, man sich dereinst nicht die Mühe machte, ein Stück "schön" zu bearbeiten, sondern eben einen Abschlag herstellte, den ohne weitere Bearbeitung verwendete, bis es "nicht mehr ging", und dann verwarf. Man hatte ja genug Rohmaterial, um sich einen neuen Abschlag herzustellen. Nur wenn Matreial selten war, wurde auch sorgfältig gearbeitet. Demnach stammt das Teil eher aus einer Umgebung, in dem Rohmaterial kein Mangel war.

So, wie Du das Stück auf dem 2. Photo hältst, ist die rechte Seite die Schlagfläche, also der Schlag kam von rechts. Ist die linke Seite "dicker" ? Es sieht mir aus wie ein "Kernfuß", der entsteht, wenn die Schlagenergie etwas zu hoch war.

Behalt's, es macht sich schön auf dem Regal, ist wahrscheinlich "echt alt" und irgendwer hat es mal irgendwann in der Hand gehabt und vielleicht einen Fisch geputzt damit 8-)

Beste Grüße
Klaus Emde

(studiere Ur- und Frühgeschichte in Tübingen)

MaNa
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Beitrag von MaNa » 25.08.2006, 12:20

Danke für die sehr ausführliche Antwort :anbet . Das es eine Art Schneide/Säge sein könnte habe ich mir auch schon gedacht, da der untere Teil Zähne aufweist, die aber jetzt stumpf sind (Schliff durch Sand wahrscheinlich, etc.).

Hehe, dieses Jahr muss ich noch zur Zivildienstschule an die Ostsee. Mal sehen, was ich da alles mitbringe :o :D
de sagittis Hungarorum libera nos, domine

matthias
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Beitrag von matthias » 07.01.2007, 10:58

Dafür, dass es sich um ein Artefakt handelt spricht auch, dass auf der dorsalen Fläche (das erste Bild) Abschlagnegative zu erkennen sind.
Irre ich?

Auf jeden Fall ein schönes TeiL :)
Und den Kommentar zum Thema "Original-Artefakte auf Ebay" kann ich mir nicht verkneifen:
Sowas gehört da nicht hin! Wenn Artefakte aus ihrem Kontext herausgerissen werden verliert sowohl das Artefakt als auch der Fundort stark an Aussagekraft. Wenn jemand in Afrika an der Oberfläche herumliegende Pfeilspitzen aufsammelt und verkauft, bleiben für den Archäologen vll nur noch Abfallprodukte am Fundort übrig, was dazu führen kann, dass der gesamte Befund falsch interpretiert wird.

Abgesehen davon, ist es meines Wissens nach illegal.

Gruß
Maddes

hugin
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Beitrag von hugin » 07.01.2007, 11:35

moin. es gibt in jedem bundesland andere bestimmungen über die legalität von funden,das sogenannte "Fundregal".so kann es in dem einem land legal sein an der oberfläche liegende funde sein eigentum zu nennen und in andren nicht.buddeln ist auf jeden fall illegal.daher verbietet sich auch die suche mit metallsuchgeräten.bei steinwerkzeugen sieht es so aus, das es bearbeitungsplätze gab, wo haufenweise abschläge oder mißlungene halbfabrikate rumliegen,da man ja nicht mehr gewicht tragen wollte , als unbedingt nötig.ob dein stück daher kommt, weiß ich nicht.da auch moderne feuersteinbearbeiter sich an die ostsee setzen und ähnliche haufen hinterlassen, mußt du halt schauen,wie der feuerstein aussieht. es gibt bei neu geschlagenem steinwerkzeugen oft kleine halbabgeschlagene stücke, die aber noch teilweise fest am werkzeug sitzen. diese sind bei altem werkzeug meist durch frost abgesprungen mit der zeit.
nochmal zurück zu den privaten funden.Die suche mit suchgeräten entfernt metallfunde aus dem Fundzusammenhang und gibt dem archäologen ein verzerrtes bild der tatsachen wieder. Wenn dann die Fundorte verschleiert werden und andre legale Länder angegeben werden, ist das stück für den fachmann wertlos.diese dinge haben inzwischen dazu geführt, das teilweise wichtige fundplätze schon mit suchgeräten gegangen werden, um schneller zu sein als die Räuber.so hat man z. b. teile haithabu abgegangen und massenweise metallfunde aller epochen gesichert. schön ist das nicht.ich hab dann lieber eine perfekte replik. leider sind unsere museen nicht schlau genug, private sammler zufriedenzustellen.so gibt es länder in europa, wo man offiziell fundstüxcke erwerben kann, die das museum in etlichen exemplaren übrig hat. damit wird das museum teilfinanziert und dem schwarzgraben etwas entgegengewirkt.

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artefakt

Beitrag von alpenueberquerer » 07.01.2007, 13:23

hallo erstmal an alle, und hoffentlichj sind alle gut gerutscht. bin nicht neu, habe nur einen anderen namen. früher war ich mal die böse böse "feuerfeder", aber mit den aufgaben wachsen auch die nicknames und jetzt bin ich der böse böse "alpenueberquerer".
also,
1. wo hast du ihn genau gefunden, also nicht gerade den längen und breitengrad aber zumindes ne orts angabe wäre schon schön.
2. was mich stört ist die flache rückseite wenn sie wirklich ganz flach ist.gibt es eigentlich bei artefkten nicht.
3. richtig es ist feuerstein.
andere vermutungen würde ich so erstmal pohne ihn in den händen zuhalten nicht machen.
4. bei ebay gibt es jede menge echte pfeilspitzen und fauskeile und so weiter alles echt.
these:
mittelsteinzeit- bronzezeit ca 9000 jahre
kannst du dir vorstellen wie viele pfeilspitzen da so in europas böde rum liegen. sicherlich hunderttausende wenn nicht millionen. also ganz und gar keine seltenheit. eher alltags bedarf
so für jetzt soll das reichen.
alpquer.

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Angela
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Vielleicht auch neuzeitlich...?

Beitrag von Angela » 07.01.2007, 16:01

Man hat Feuerstein nicht nur in der Steinzeit verwendet, sondern auch noch in der Neuzeit zum - oh Wunder - Feuer machen. Wir hatten letztens bei der Feldbegehung dieses Stück hier gefunden:
Bild
Bild
Man sieht zwar Bearbeitungsspuren, es hat jedoch keine besondere Werkzeug- oder Waffenform. Unser Dozent meinte daraufhin, es sei ein typisch neuzeitliches (vermutlich 18.-19. Jh.) "Feuerzeug". Auch die gelbe Farbe ist charakteristisch, warum auch immer. Vielleicht trifft das auch auf das hier diskutierte Stück zu. Ansonsten halte ich mich da raus, ist nicht gerade mein Fachgebiet (ich meide immer die Steinzeitseminare und steh dazu :D )

Gruß
Angela

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datenmetz
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RE: Vielleicht auch neuzeitlich...?

Beitrag von datenmetz » 07.01.2007, 16:18

Original geschrieben von Angela

Man hat Feuerstein nicht nur in der Steinzeit verwendet, sondern auch noch in der Neuzeit zum - oh Wunder - Feuer machen. Wir hatten letztens bei der Feldbegehung dieses Stück hier gefunden:

Man sieht zwar Bearbeitungsspuren, es hat jedoch keine besondere Werkzeug- oder Waffenform. Unser Dozent meinte daraufhin, es sei ein typisch neuzeitliches (vermutlich 18.-19. Jh.) "Feuerzeug". Auch die gelbe Farbe ist charakteristisch, warum auch immer. Vielleicht trifft das auch auf das hier diskutierte Stück zu. Ansonsten halte ich mich da raus, ist nicht gerade mein Fachgebiet (ich meide immer die Steinzeitseminare und steh dazu :D )

Gruß
Angela


Hallo Angela,
die Zeitstellung erscheint mir auch wahrscheinlich, vermutlich ist der Flint nur wenige hundert Jahre alt. Die Form und Farbe dieses Silex lässt vermuten, dass er als Funkenerzeuger in einem alten Steinschlossgewehr diente. Sie waren immer flach und wurden in dem Spannhebel untern mittels einer Schraube fixiert.
Soweit ich weiß, kam das Rohmaterial vorwiegend aus Belgien und wurde dort auch für diese Zwecke zugerichtet.
Gruß und schönen Sonntach
datenmetz
Wer nichts als Stroh im Kopf hat, fürchtet zu Recht den Funken der Wahrheit...

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Angela
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RE: RE: Vielleicht auch neuzeitlich...?

Beitrag von Angela » 07.01.2007, 16:42

Original geschrieben von datenmetz
Die Form und Farbe dieses Silex lässt vermuten, dass er als Funkenerzeuger in einem alten Steinschlossgewehr diente.

Genau, irgendsowas hatte unser Dozent auch gesagt, ich konnte mich allerdings an den exakten Wortlaut nicht mehr erinnern. Irgendwas zur Feuer- oder Funkenerzeugung.

Andune

RE: Feuerstein?

Beitrag von Andune » 07.01.2007, 21:09

Original geschrieben von Allendorfer

Vielleicht isses ja auch Bern(ge)stein. Wegen der Einschlüsse, meine ich. Halte doch mal'n Feuerzeug dran.


Ja, das ist ein Feuerstein. Bernstein sieht völlig anders aus. Organischer, und die Einschlüsse sehen anders aus. Und es schwimmt in Salzwasser. Die Dichte liegt bei ca 1 g/ccm

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