Hilfe, Hilfe, ich will eine authentische Mittelalter-Taverne bauen!

[Selten-Kai]

Hallo ihr Alle!

Nachdem ich jetzt drei Jahre an meiner Mittelalterhalle + meinem Geschäft gebaut habe, möchte ich jetzt ein neues nicht-komerzielles Projekt anfangen!

Ich will aus dem leerstehenden Fachwerkhaus meines Hofes eine authentische Mittelalterschenke bauen!

Ich brauch dazu Eure Hilfe!

Wenn ihr Bilder, Literatur, Links usw zu Tavernen, Schenken oder auch allgemein zu Häuser und Innenräumen so von 1400-1600 hab, bitte mailen oder hier anbieten!

gern auch eure Meinung, Wissensaustausch usw...

Ich bin ja selber mehr oder weniger schon Mittelalter-Experte und kenne viele Archäologen usw... aber komischerweise haben wir bislang kaum etwas über die Gasstätten des Mittelalters gefunden, und es gibt auch sehr wenig Grabungsfunde (Seltsam!!!!)

Das soll eine Art wissenschaftliches Projekt werden, und ich würde mich nach der "Recherchephase" auch über echte Helfer freuen, die mit mir zusammen gar dreckig Lehm schaufeln wollen! (Mach ich schon seit zwei Wochen,bäääääh!)
Aber erstmal muss halt alles Moderne aus der alten Fachwerk-Butze raus!

Liebe Güsse

;-)

[michaelis toxophilus]

Wir, milites viennenses, betreiben jedes Jahr im Viandener Schlosskeller eine Mittelalterliche Taverne. Photos dazu gibt's hier :

http://www.milites-viennenses.lu/german ... ameset.htm

Klicke dort auf Chronik und dann Historische Feste sowie Mittelalt. Weihnachtsmarkt.
Unsere Taverne ist quasi zu 100% authentisch außer dass wir keine authentische Beleuchtung mit ausnahme von Kerzen haben dürfen und dass der Boden nicht mehr geriffelter fels is. das leigt allerdings an den schlossheinis denen wir unterlegen sind. Auf jedenfall machen die kleinen Details am meisten spass, z. Bsp. am Bankett : keine Gabeln, nur messer(Da gbit's leider metal-mit holz griff versteht sich) und Löffel(Holz), ein Teller(Holz) für 2 Personen. GEtrunken wird bei uns nur aus Tonbechern/Helzbechern(pfand fragen) ausser wenn jemand sein trinkhorn(authentizität bezweifelbar)/becher mitbringt.
Getränke servieren wir in Tonkrügen, Wein kommt aus Holzfässern, die BierZapfanlage ist in einem Bierfass getarnt mit Holzgriff am zapfhahn. Getränke gibt's nur was es gab Bier, Wasser, Wein(inkl. Hypokrass), Apfelsaft,Himbeerwasser, Nussschnaps, zu futtern Nussecken, Apfelkuchen, getrocknete Würste mit einem männlichen stück brot aus dem 70cm durchm. Brotlaib. Bei cola, ketchup(tomaten kommen aus amerika) und kaffee einfach wie bitte sagen, als hättest du sie nicht verstanden, kommt sehr gut an bei den leuten. Tja und dann haben wir noch unsere Währung, Steiver, Blei/Zinn gemisch.Mit ner lochstanze musst du dann da münzenrohlinge rausschlagen, die danach mit einem siegel geprägt werden.kommt einfach besser her wenn du mit "richtigem" geld bezahlen kannst. Location is der Schlosskeller in vianden, kannst du dir ruhig mal angucken,weil wir auch massiv deko an die wand gehängt haben(waffen,wappen). Holztische sind ein muss denk ich mal, riesige steine wären natürlich noch geiler :-)

Wenn du sonst noch was wissen willst frag ruhig!!

[Striker]

EIn Freund von mir hat eine Kneipe in dem Stil aufgemacht.
http://www.geflickte-trommel.de/

[Selten-Kai]

Dank euch schonmal, dass sieht ja schon recht gut aus! Ja das mit der Beleuchtung hatt mich auch schon frustriert, also ich habe nur rausgefunden, dass alles MA = grösster Feind von Bauamt und Gewerbeaufsicht ist!!!!!

Meine Ämter hier in Niedersachsen haben praktisch alles abgelehnt, was authentisch wäre!

Naja, ich bau erstmal und im Notfall nutz ich das für meine Kunden als gemütlichen Aufenthaltsraum, als Pension darf ich es sogar betreiben, aber ich selber hab da auch gar keine Zeit für!

Wäre etwas für jemanden, der sich damit selbstständig machen möchte, weil ich Unmengen an Kunden dafür hätte, aber es selber nicht bewirten kann!

Deshalb erstmal als Authentik-Projekt, weil ich das Haus halt habe!

Wen es interessiert, der schaue mal unter

www.shop.selten-handwerk.de/index.php?rubrik=22

rein, da findet ihr alles was ich so treibe!

Mir schwebt übrigens eine Schenke so um 1470 vor, da kann ich wenigstens die Gaststube komplett in Eiche täfeln und einen Ofen wirds dann auch geben!

Holzboden und Holzdecke dazu, Fenster in echtem Butzenglas und bei den Möbeln hab ich ein paar Archäologen drauf angesetzt!

[morganalafay]

Moin,

wenn die Ämter im Rücken sitzen....

dann mach es doch wie die Leute zu der Zeit auch.

Viele Schankhäuser der Vergangenheit waren Räume im normalen bürgerlichen Haus, die zur Feierabendzeit leergeräumt und zur Verfügung gestellt wurden.
Der Name GASTSTUBE kommt daher, denn es war eine Stube des gewöhnlichen Hauses.

Wenn Du eine private Nutzung, zB zum Mittelalterhobby, darlegen kannst, und Deine "Preise" eher Unterhaltungsspenden sind, sollte das Amt keine Handhabe haben.

Ebenfalls lockerer wirds gesehen wenn Du einen Verein hast, egal ob zum Erhalt einer Burg, zum Erhalt der mittelaterlichen Braukunst, oder zum wiederaufleben der mittelalterlichen Hurerei. Vereine werden auch oft zahmer behandelt als ein geschäftiger Wirt, der nur auf Kohle aus ist.

Aktueller Beitrag: Schau wo dein Fleisch herkommt.

Gruß Tom

[Selten-Kai]

Hallo nochmal,

also nochmal dank für die neuen Beiträge!

Ich bin zur Zeit leider Single und gaaanz allein mit meinem Geschäft und der Pflege meiner "Anwesen" schon vollkommen ausgelastet wenn net total überfordert!

Deshalb möchte ich diese Taverne bzw laut Archäologen wäre der Begriff "Schenke" besser geeignet, erstmal nur mit Hilfe von Gleichgesinnten realisieren und selber auch garnicht komerziell nutzen!

Da ich ja ein Mittelaltergeschäft habe, würde ich natürlich auch meine Kunden da reinlassen, aber ansonsten wollte ich das auch der "Allgemeinheit" zur Verfügung stellen und auch als Art lebendiges Museum zugänglich machen!

Deshalb darf mich die Sache weder viel Zeit noch Geld kosten!

Andererseits habe ich zb das Gebäude (schon weitgehend in den Bauzeit ca. 1750-1800 zurückversetzt), einen Grossteil der Einrichtung, die Werkstatt und Werkzeuge zum Bau schon hier, sogar ne komplette moderne Gastroküche samt Einrichtung, und viel Baumaterial wie alte Bohlen, Balken usw...!

Verein usw, hab ich alles schon durchdacht, ist mir aber viel zu umständlich!
Ich dürfte das als Pension nutzen, und nur die Gäste dürfte ich auch Bewirten und verköstigen, aber das würd ich gar net schaffe!

Ich möchte das Teil bauen, evtl sogar unter öffentlichen Interesse, und es nach Fertigstellung allen Leuten (zB mal für nen schön FC Treffen) usw zur Verfügung stellen!


Ich möchte also einmal Hilfe beim Bau oder auch beim Recherchieren haben, und biete dafür ein echt MA-Tavernchen für allgemeine Nutzung aber halt net gewerblich!

Kai

PS: ich hab auch selber schon viel rausgefunden und hab auch schon eine noch grobe Vorstellung, wie das Teil dann authentisch aussehen soll, aber viele Augen sehen mehr, deshalb schreibt ruhig mehr, auch Bilders usw.. Grabungen, und und und....

Alles brauche können!!!!

[Lord Bane]

Also in Sachen authentizität könntest du besser beraten sein als "Währung" herausgeschlagene Kupferplättchen zu nehmen. Und im Mittelalter (ich meine MA, nicht Renaissance) gab es noch kein Gebranntes...also nix Schnaps und Likör und Korn und... .
Je nach zeit würde ich mit Glas aufpassen, da glas im Mittelalter eine Rarität war, es wurde sogar mit Gold aufgewogen (wie später Porzellan). Und die Tische waren einfache Holzklötze (Baumstumpfteile zum Beispiel) mit einer Holzplatte belegt und einem Stofftuch (bei den edleren/adligen Leuten).
Ich schaue mal bei mir im Bücherregal, ob ich irgendwo noch was zu finde...

[locksley]

Das Problem eine mittelalterliche Schänke oder Gaststube oder was auch immer einzurichten dürften vor allem die heutigen Hygiene und Brandschutzbestimmungen sein.

Wenn Du wirklich eine Hochmittelalterliche Taverne einrichten willst Kai, reicht im Prinzip Streu auf dem Boden, um regelmässig auskehren zu können -BRANDSCHUTZ- und ein paar rohe Tische und Bänke. Dazu eine Theke meist bestehnd aus einem massiven Brett auf Böcken auf dem ein Wein und ein Bierfaß stehen, aus dem in die bestenfalls ausgeschwenkten Krüge ausgeschenkt wird.-HYGIENEBESTIMMUNGEN-.

Dafür hast Du den Vorteil, daß Du nicht einmal Besteck brauchst, denn das Essmesser hatte Jeder am Gürtel hängen.

Richtige Wirtshäuser gab es eigentlich erst ab dem 15. Jahrhundert. Vor allem als die Städte anfingen erste Brauverordnungen und Verordnungen für den Betrieb einer Wirtschaft auszugeben. Im Hochmittelalter wwaren diese Spelunken in erster Linie der Treffpunkt des niedersten Volkes. Die höhergestellten logierten auf Reisen in Klöstern oder feierten in den Städten Bankette in den eigenen Häusern, zwar auch dort mit Huren und Spielleuten, aber sie hätten sich nie mit dem Pöbel gemeinsam in eine Gaststätte gesetzt.

Schade eigentlich, daß Du so weit weg von Ulm bist, ich wäre bei der Umsetzung gern aktiver dabei

[Selten-Kai]

Hi nochmal,

ja, das mit dem eigenen Geld/Währung is ne super Idee, ich hab ja sogar ne eigene Münzpräge, weil ich das immer auf Märkten mach, als Vorführung, wenn ich null Bock auf die ganze Schmiede (übels schwer) hab!

Wegen Hygiene (bin gelernter Biolaborant) hab ich mir folgendes gedacht:

Ich bau ganz hinten im Haus eine echte und vollkommen einwandfreihe Gastroküche rein, mit de Fliesen, Edelstahltische....usw
Hab ich alles schon rumstehen!

Darf dann aber kein Gast rein!

Ansonsten werd ich Holzgeschirr gegen Ton (Feldbrand) austauschen, evtl Zinn, und bei Gläsern kenne ich zum Glück einen ganz lieben MA-Archäologen, der darauf spezialisiert ist!

Aber Gläser ja wirklich nur für die gaaaaanz Reichen, is klar!

Am schlimmsten treffen mich wirklich die Brandschutzverordnungen, weil Kerzen + Öllampen in Verbindung mit ca 100 % Holz an Wänden und Decken is für die Leute einfach unannehmbar!

Naja, was ich echt mal brauchen könnte, wären Hersteller bzw Bezugsquellen für Butzenglas, dann Bilder und Zeichnungen von Öfen der Epoche, Möbel usw....

Ich will halt schon sooooo gehoben sein, das ich net alles einfach mit Schemeln und Böcken einrichte!

Deshalb auch der Gedanke einer Zunfschenke, weil die etwas nobler als die Bauern-Pinten waren!

Die passenden Tische hab ich sogar schon (Originale!!!!) und dazu will ich ein paar feste Wandbänke bauen (recht schlicht), was da zur Zeit ja dann schon voll der Luxus wäre!

Wegen Mithilfe usw überleg ich, ob ich nächsten Sommer vieleicht ein schönes Arbeitstreffen mach, so eine Woche buckeln für die Schenke mit Zelten und schön Bierchen am Abend!

Das wär auch was für Leute von weiter weg, und ne Bogenbahn hat der Kai auch!!!

[Lord Bane]

Also mit den Öfen ist es da so eine Sache...
Heutzutage ist doch das Auto, etc. das Statussymbol. In jenen weit zurückreichenden Zeiten waren 3 Dinge Statussymbol: Der Wohnplatz (Nähe zur Kirche), Begräbnisstätte (am besten in der Kirche) und der Kachelofen. Reiche Bürger Hatten sich auf Kacheln sogar portraitieren lassen (weis ich auch von einem Archäologen). Von der Warte her musst du sehen, wie "reich" du sein möchtest mit deiner Zunftschenke.
Wenn du eine Zunftschenke aufbauen willst, dann solltest du auf alle Fälle das entsprechende Zeichen deiner Zunft dir dafür raussuchen....diese könntest du sogar auf eine Kachel einmodellieren. (Glasur erst ab frühe Neuzeit...also ab etwa 1500, je nach Region). robiere mal wegen deinem Ton an Nachbildungen von harter Grauware ranzukommen. Die wurden in offenem Feuer (auch Gasbrennöfen heutzutage) ein wenig heißer "geröstet" und waren aalglatt und schwarz/grau. Dadurch waren die trotz fehlender Glasur wasserdicht. Wenn du das Zeug öfters im Feuer hast, wird die hare Grauware weißlich.
Ja...also nix glasierte orange-rote Tonbecher kaufen, wie die es auf Märkten immer tun.

[Lord Bane]

Achso....Becher aus zinn hatte man schon im Mittelalter gehabt. Wenn du willst udn einen ehrbaren Eindruck machen willst, dann hau da irgendein Stempel noch drauf (präge die Teile). Denn aus Markenware konnte man damals schon besser trinken.
Der eigentliche Grund bestand darin, dass die "Markenware" keinen Bleianteil hatte. Sie war zwar teurer, aber, wie wir heute alle wissen sollten, auch gesünder. Im Hochmittelalter hatten soetwas aber auch nur Adlige und wohlbetuchte Bürger.

[bogenteufel]

Hallo
Als anregung mal 2 Bilder von unserer Taverne , die wir jeweils in der dunklen Jahreszeit betreiben..[

[merdman2]

Kai,

wenn du ein Arbeitslager einrichtest: Mit mir kannst du rechnen!

Ansonsten finde ich die Idee ganz großartig! Auch wenn ich Archäoligisch leider nichts beitragen kann.

Markus

[Selten-Kai]

Hi nochmal,

es kommen ja wahrhaft gute Sachen hier rüber! Also:

Beim Ofen will ich das einfache Bauernteil nehmen, wahr über zwei Räume, halbrund (Gewölbe) und schlicht gemauert und verputzt. Drumrum in der "Stube" schlichte Holzbänke!
Der hintere Teil lag in die Küch, da schob man auch dat Holz rein!
Habt Recht, Kachelofen is mir zu teuer und zu nobel!

Wegen Geschirr (danke für das schöne Tavernenbild) hab ich ein Glück meine Handwerker! Ich verkauf das ja sogar! (Schäm)

Bei dem Arbeitslager bin ich schon am überlegen!

Ich denke so an nächstes Frühjahr oder Sommer, am besten so 1-3 Wochen, und ich versuch hier auch grad noch Sponsoren / Schirmherren aufzutuen, damit es dann möglichst alles Futter + Getränke vollkommen umsonst gibt!

Wenns mit den Sponsoren nich klappt, würd ich die Verpflegung übernehmen, is Ehrensachen!

Werkzeuge, usw hab ich alles hier, sowohl die guten alten Handsachen (nehm ich immer lieber) als auch moderne Maschinen!

Einrichtung is wie gesagt auch weitgehend vorhanden, sowohl modern für Küche und WC`S, als auch das mittelalterliche für die Gasträume und Zimmer!

Da müssen nur noch ein paar Möbels geschreinert werden, aber da werd ich über Winter wohl auch wieder mal nich die Finger von lassen können!

Ansonsten gern noch gaaaanz viele Tips und ich würd mich echt über ein gelungenes "Arbeitslager" freuen, weil das sicher auch einfach ein tolles Erlebnis wird!

(Bin letztes Jahr geschieden, gaaaanz allein und komme hier wegen der vielen Arbeit nie raus!) :-( :-( :-( :-( :-(
Durchgeknallte Mittelalterschmiede und Rittersleut will hier einfach keiner haben! :motz :motz :motz

liebe Grüsse

Kai

[Lord Bane]

Ok...bei den Betten ist das wieder so eine Sache...die Armen hatten einen Boden aus Stroh zum Schlafen in den Kaschemmen aufm Land. In der "reichen Stadt" hingegen Holzbett mit Stroh als Matratze mit Leinen. Daunenfedern waren dann eher für Leute mit Kachelöfen. Bei dem Geschirr musst du wie gesagt aufpssen, dass du nix Glasiertes nimmst.
Ansonsten klingt das mit den Holzklötzen und -platten schon recht gut.
Viel Glück beim Schreinern!
(Und unter uns hier: das mit den Frauen kenn ich auch...meine Freundin wollte deswegen auch schon schlussmachen...ist halt nicht leicht für uns ;( :-( , trotzdem lasse dich NICHT unterkriegen!)