Mittelalterzelt imprägniert oder nicht?

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Edradour
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Re: Mittelalterzelt imprägniert oder nicht?

Beitrag von Edradour » 13.09.2013, 09:39

Firestormmd hat geschrieben:Jetzt mal ganz weit OT und auch an niemanden speziellen gedacht:
Ich habe mir ja auch schon einige Gegenstände für eine Wikinger-Darstellung selber gebaut. Helm selbst gedengelt (modernes Blech, gelasert, moderne Nieten etc.), Kettenhemd selbst geknüpft (gekaufte brünierte Ringe, unvernietet), Schild gebaut (auch nicht A) und noch viel mehr. Ich fühle mich mit meinen Sachen vielen anderen Darstellern haushoch überlegen, die ihre Sachen nur gekauft haben. Vielleicht ist es auch nur eine gewisse Überheblichkeit, den "unfähigeren" Leuten gegenüber. Ich schüttle auf jeden Fall immer verächtlich den Kopf, wenn ich einen gekauften Helm oder einen Umhang aus BW sehe.
Grüße, Marc


OT: Das würde ich so pauschal nicht sagen. Ich baue zwar auch den Großteil meiner Ausrüstung selber, aber da, wo bei mir die Fähigkeiten enden, kaufe ich zu. Das muss dann allerdings in entsprechender Qualität sein. Meine Beckenhaube z.B. habe ich nach einer Grabplatte von einem Plattner einteilig, (!) also aus einem Stück Blech machen lassen, da das für meine Darstellungszeit die korrekte Fertigungsmethode ist.

Andererseits muss ich auch sagen, dass ein zweiteiliger Helm, der an sonsten eben in der Form wirklich korrekt ist, allemall lieber wäre, als das meiste, was man so sieht. Es geht eher darum zu vermitteln, so sah ein Teil xy aus (wenns denn stimmt), Und da sind wir wieder bei Leinen und Baumwolle, die man sehr wohl gut unterscheiden kann...

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Re: Mittelalterzelt imprägniert oder nicht?

Beitrag von Firestormmd » 13.09.2013, 10:33

Mir geht es ja nur darum, dass man seine selbstgemachten Sachen über die gekauften Katalog-Sachen anderer stellt. Dabei meine ich nicht eine Spezialanfertigung eines Helmes, sondern eben ein Standard-Zelt aus einem Katalog. Manchmal erkenne ich schon die Tuniken, von weiten, weil ich ie auch schon in einem Katalog gesehen habe. Und da denke ich mir, dass meine selbstgenähte Tunika einfach cooler ist.

Ich meine deshalb, dass jemand, der sich sein Zelt möglichst "A" selbst hergestellt hat, eher müde lächelnd auf die Katalog-Zelte schaut und sie eher schlechtredet.

Grüße, Marc
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Re: Mittelalterzelt imprägniert oder nicht?

Beitrag von Chirion » 13.09.2013, 12:01

Wenns ums selbermachen von Zelten geht, kann ich vielleicht noch einen Denkanstoß liefern, ich habe bis jetzt 2 große Zelte entworfen und umgesetzt, wenn es nicht um einfache Formen geht bei denen nur ein rechteckiger Fleck Stoff mit 2 dreieckigen Firstwänden vernäht wird, sondern um etwas aufwändigeres wie z.b. eines der länglichen Radspeichenzelte auf dem hier schon mehrfach gepostetem Bild.

788px-Hausbuch_Wolfegg_53r_53r1_Heerlager (1).jpg


So ein Design ist mit ein wenig Erfahrung durchaus realisierbar, aber man muss sich wirklich Gedanken machen bevor man in teuren Stoff reinschneidet, Nahtzugaben, Verstärkungen an besonders belasteten Stellen, welche Naht verwende ich wo. Bei Maschienennaht wirds noch eine Ecke komplizierter, da kaum wer Zugang zu einer Segelmacherwerkstatt haben dürfte, muss man einen Nahtvariante wählen bei der man die Teile von einer Seite her zusammennähen kann da das Halbe Zelt meißt nicht durch den Ausleger der Nähmaschiene passt. Außerdem müssen Nähte gewählt werden die Wasserdicht sind, das sind sie aber immer nur von einer Seite, es gibt also ein bei jedem genähten Teil ein innen und ein oben und alle Nähte müssen entsprechend ausgerichtet sein.

Dies erfordert eine genaue Planung jeder einzelenen Naht an jedem Teil und es funktioniert eigentlich nur wenn man die Teile in einer ganz bestimmten Reihenfolge aneinandernäht.

Ein Rat von mir: wenn man aufwändiges Zelt selbst entwerfen und umsetzen will sollte man trotzdem zuerst zur Übung mit einem einfachen Design (2 Mann Beistellzelt) beginnen und dieses genauso durchplanen und ausführen als wäre es ein kompliziertes. Dann wird man beim komplizierten Folgeprojekt viele Fehler vermeiden können.
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Re: Mittelalterzelt imprägniert oder nicht?

Beitrag von Wilfrid (✝) » 13.09.2013, 12:18

Ich jedenfalls könnte hier in der Wohnung noch nichtmal ein einfaches Keilzelt zusammen nähen, es sind immerhin deutlich über 10m² Stoff

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Re: Mittelalterzelt imprägniert oder nicht?

Beitrag von Chirion » 13.09.2013, 12:46

Platzbedarf ist natürlich ein Problem, man sollte zumindest soviel Platz haben dass man die längste Naht sauber gerade auf dem Boden auslegen kann. Bei Maschinennaht braucht man auch 2 Personen, da der Transport der Maschine in der Regel das Gewicht des Stoffes nicht schafft muss dieser manuell unterstützt werden. Maschine steht am Boden und die 2. Person ist dafür zuständig das Zelt während des Nähens nachzufalten und nicht zu schnell und nicht zu langsam an der Maschine vorbeizuziehen.
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Re: Mittelalterzelt imprägniert oder nicht?

Beitrag von Galighenna » 13.09.2013, 14:12

Auch wenn es gerade total OT ist, finde ich die Schilderungen zum Nähen von Zelten echt interessant. Ich wusste z.B. nicht das es spezielle Wasserdichte Nähte gibt und diese auch nur von einer Seite dicht sind.

Gibts dazu nähere technische Informationen wie solche Nähte aussehen und warum gerade diese Nähte so herum dicht sind und andersrum nicht?
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Re: Mittelalterzelt imprägniert oder nicht?

Beitrag von Chirion » 13.09.2013, 14:46

@Galighenna
ich verwende solche Doppelnähte 100% wasserdicht sind die auch nicht aber wie an der Zeichnung leicht nachvollziehbar sind sie dichter wenn das Wasser über die umgeknickte Stoffbahn ablaufen kann uns sich nicht an der Naht staut.

Naht.jpg
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Re: Mittelalterzelt imprägniert oder nicht?

Beitrag von tscho » 13.09.2013, 14:48

Chirion hat geschrieben:

788px-Hausbuch_Wolfegg_53r_53r1_Heerlager (1).jpg


So ein Design ist mit ein wenig Erfahrung durchaus realisierbar, aber man muss sich wirklich Gedanken machen bevor man in teuren Stoff reinschneidet,


Jupp, und eines nicht zu vergessen, Leinen arbeitet extrem, bei Speichenradzelten ist die Radaufhängung zum Mast
komplett beweglich gelagert, schwer zu verstehn jetzt, ich mach mal ein Bild bei Gelegenheit.

wenns jemand interessiert.......
Zuletzt geändert von tscho am 13.09.2013, 18:50, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Mittelalterzelt imprägniert oder nicht?

Beitrag von the_Toaster (✝) » 13.09.2013, 15:44

@Chirion:

Das ist eine Kappnaht. Die ist vor allem stabil. Weswegen sie bei Hosen, Zelten und Segeln gerne genommen wird. Bei Segeln wegen der Flexibilität natürlich mit Zickzacknaht.

Zur "Arbeit" von Stoff:

Stoffe haben je nach Ausrichtung verschiedene Tendenzen sich zu dehnen/recken.
Der geringste Reck geht in Richtung der Kette, dann folgt der Schuss. Diagonal ist der größte Reck.
Das sollte man bei der Planung des zu nähenden Stückes beachten.
Man kann es auch ausnutzen.
Die Segel für mein Modellboot habe ich z.B. so geplant, dass sie auf Grund des Dehnungverhaltens des Stoffes die richtige bauchige Form bekommen, wenn sie im Wind stehen.
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

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Re: Mittelalterzelt imprägniert oder nicht?

Beitrag von Heiner » 19.09.2013, 09:53

/* Einschub, Off-Topic */

Zum Thema "Stabilität von Zelten" gibt es im Mittelalterforum ein eigenes aussagekräftiges Thema basierend auf einer ganzen Reihe von Erfahrungsberichten -> LINK, klick mich! <-. Wer sich für das Thema interessiert sollte dort mal nachlesen.

/* Einschub ENDE*/
"Gegen Dummheit kämpfen selbst Götter vergebens."

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Re: Mittelalterzelt imprägniert oder nicht?

Beitrag von doralf.vom.wald » 08.01.2014, 11:49

tscho hat geschrieben:Jupp, und eines nicht zu vergessen, Leinen arbeitet extrem, bei Speichenradzelten ist die Radaufhängung zum Mast
komplett beweglich gelagert, schwer zu verstehn jetzt, ich mach mal ein Bild bei Gelegenheit.

wenns jemand interessiert.......


Äh ja, bei gewissen Herstellen aus Polen schon. Unser 5 m Leinenspeichenradzelt hat ein fest zwischen den Masthälften eingeschraubtes Rad. Und das klappt prima, bei Regen habe ich max. 5 cm Schrumpfung. Tatsächlich hängt viel von der Qualität, der Webart und der Webdichte/Materialstärke des Leinens ab ob es stark oder weniger stark arbeitet.

Grüßle

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Re: Mittelalterzelt imprägniert oder nicht?

Beitrag von tscho » 08.01.2014, 12:14

Ja, 5 cm , mehr werden es bei mir übers Dach auch nicht sein.
Fest verschraubt ?
Aber selbst die 5 cm muss es doch irgendwie ausgleichen, wie dann ?

Gruß
tscho

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Re: Mittelalterzelt imprägniert oder nicht?

Beitrag von doralf.vom.wald » 09.01.2014, 10:44

Die Seitenwände locker mit Bodenheringen verspannen. Bei Feuchtigkeit zieht sich das straff. Zudem haben die Speichen 2.10m und können genügend arbeiten ohne zu groß belastet zu werden. Auf jeden Fall möchte ich mein Leinenzelt mit niemandem tauschen!
Im Sommer deutlich kühler als ein Baumwollzelt und abends keine Zeltleinwandpeepshow.

Grüßle

Doralf

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Re: Mittelalterzelt imprägniert oder nicht?

Beitrag von tscho » 09.01.2014, 12:12

Dann sind die Speichen beweglich gelagert am Rad ?
Wenn das Rad fest ist ?

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Re: Mittelalterzelt imprägniert oder nicht?

Beitrag von doralf.vom.wald » 09.01.2014, 22:46

tscho hat geschrieben:Dann sind die Speichen beweglich gelagert am Rad ?
Wenn das Rad fest ist ?


Nee, nee, die sind schon mit einem Zapfen ins Rad fest eingesteckt. Aber über die Länge nimmt das Holz die Bewegung, wie z.B. auch bei starkem Wind, auf und es passiert nix. Also die letzten beiden Jahren auf insgesamt 10 Lagern gab´s keine Probleme. Das naturbelassene Leinen quillt bei Regen auf und ist wasserdicht. Lediglich an der unteren Nahtkante und den Schnurdurchführungen sickert etwas Wasser durch.

Grüßle

Doralf

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