flachbogen in der mongolei ?!

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hardigatti
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Freunde der Bhutanbögen ...

Beitrag von hardigatti » 26.10.2006, 15:53

Das Warten hat vorerst ein Ende, hier die versprochenen Bilder und Daten.

Der Bogen ist relativ klein (Damen ... ?; den Größeren schau ich mir vielleicht in ein paar Tagen an). Länge (zwischen Nocken) 154 cm.
Interessant ist die Griffkonstruktion. Die beiden Bambus"billets" überlappen sich auf 23,5 cm und sind an den beiden Griffenden mit Draht umwickelt. Dazwischen liegt eine Lage Leukoplast (!). In der Mitte ist ein Nagel eingeschlagen (zusätzliche Lagefixierung ?).
Die WA haben jeweils in der Mitte eine Nodie (auch noch jeweils eine im überlappenden Griffbereich). Die Breite beträgt unmittelbar im Anschluss an das Griffteil jeweils 3,1 cm, verjüngt sich bis zur Nodie wieder jeweils auf 2,8 cm, zwischen Nodie und Nock 2 cm. Nockenden 0,9 cm breit. Auffallend ist die praktisch auf den Millimeter gleiche Breite und Verjüngung der beiden WA's. Die Auflagenbreite für die Sehne beträgt auf jeder Nockseite nur höchstens rund 2 mm (etwas schräg, kaum zu messen), der überstehende Spitz ist noch 5 mm breit.
Die Dicke (am Rand des WA !) ist bei beiden gleich (von der Seite gesehen gemessen): zwischen Griff und Nodie 1,3 cm, zwischen Nodie und Nock 1 cm. Etwas unterschiedlich ist aber die "Auskehlung" am Rücken (= Bambusinnenseite). Die ist beim unteren WA etwas tiefer (nicht gemessen). Generell ist diese Wölbung deutlich stärker als die relativ flache Aussenwölbung (großer Stammdurchmesser), ich nehme daher an, die ist zum Tillern unterschiedlich stark ausgehöhlt worden.

Auffallend ist auch die unterschiedliche, aber relativ einheitliche Braunfärbung der beiden WA am Bauch (Vermutung: unterschiedlich erhitzt zum Tillern ?). Am Bauch des oberen WA sind im Bereich der Nodie 2 kleinere Längsrisse (auch auf dem überlappenden Griffteil).

Was besonders auffällt beim Griffbereich, wenn man sich den genauer anschaut (vgl. auch das Foto "Griff"): Die Sehne liegt leicht links von der Mitte (wie an es sich wünscht), und es ist auf einer Länge von 7 cm ein etwa 1 mm (!) tiefes "Schussfenster" ausgeraspelt (hätte ich zuerst fast übersehen, es ist aber eindeutig, man siehts auch auf dem Foto).

Gesamteindruck: Ziemlich "russisch" gebaut, aber wenn man die Dinge betrachtet, auf dies ankommt, hat der Bauer sicher sein Handwerk verstanden (feine Nockenden, gleiche Wurfarmabmessungen, Sehne leicht links ...)

Interessant wäre, wie der Bogen getillert wird. Ich seh da anhand des Bogens 3 Möglichkeiten (wie gesagt hab ich mit Bambus noch keine Erfahrungen, vielleicht ist das auch Blödsinn):
1) Wurfarmbreite (die ist aber bei beiden WA gleich)
2) unterschiedliche künstliche Aushöhlung des Bogenrückens (Bambusinnenseite)
3) unterschiedliches Erhitzen der beiden WA-Bäuche (Bambusaußenseite)

Zum Schluss hab ich noch ein Auszugdiagramm gemessen (er zieht sich relativ hart) und stells auch in die Galerie (es sind auch ein paar andere Auszugskurven drinnen); weils nicht mein Bogen ist, hab ich mich nicht getraut, ihn auf 28" auszuziehen).

Ich hoffe, die Infos nützen euch was
Träumt schön von Bhutanbögen ;-)

Christian

P.S.: als oberen WA erachte ich den, der aufgespannt näher beim Schützen liegt (wegen der überlappenden Griffteile); so wie auch beim 2. Bild von Taran (weiter oben) ersichtlich.

P.P.S.: Ich hab als Standhöhe einmal einfach 14,5 cm eingestellt, der stärkere Auszug auf den Fotos beträgt 45,5 cm.

hardigatti
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jetzt aber wirklich die Bilder ...

Beitrag von hardigatti » 26.10.2006, 16:13

sorry, aber im Mozilla geht das mit den thumblinks nicht ??

jetzt aber:
Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild

Taran
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Thanks!

Beitrag von Taran » 26.10.2006, 19:24

Also Hardigatti, das ist Bogendokumentation auf Profimanier. Ich nehme an, du hast die Auszugskurve einfach extrapoliert? Du hast ja gesagt, du wolltest ihn nicht ganz so weit ausziehen.
Ich tät's auch nicht, denn die Mitte des Wurfarms links scheint mir sehr steif, so dass der griffnahe Bereich vielleicht zu stark belastet wird.
Ich werde mal im Keller schauen, welche Wandstärken ich herbringe. Dann kann man schon mal hochrechnen, wieviel ein Nachbau ungefähr bringen kann.
Wenn's nicht reicht, gibt es immer noch das Kabelbacking!!!
Drei Tillermöglichkeiten - da hast du absolut recht. Gut gedacht Sherlock!
:anbet :anbet :anbet
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Beitrag von Botjer » 26.10.2006, 20:33

Vielen Dank Hardigatti, :anbet

da haben wir ja alle relevanten Daten beisammen - jetzt fehlt nur noch der passende Bambus :D

Der, den ich hier habe ist schon zu dünn gesägt ;( - zwecks späterer Backingbestimmung.
LG Niels

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gern geschehen ...

Beitrag von hardigatti » 26.10.2006, 22:57

Freut mich, dass ihr damit was anfangen könnt.

@taran: nein, die Kurve ist nicht extrapoliert. Ich hab ihn nur nicht ganz auf die 28 Zoll (71 cm) ausgezogen. Die 60 cm hab ich mich noch getraut, aber nur für das Diagramm (da muss ich ja nicht lang halten), beim Foto wärs mir aber zu lang gewesen, da hab ichs bei den 45,5 cm gelassen.

Christian

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