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MA-Mantel Nähanleitung

Verfasst: 03.05.2004, 22:15
von shewolf
Freienfels im Regen – und ich, ganz stolz auf meine neue Gewandung, wurde immer nasser. Da muß ein Mantel her, dachte ich mir.

Ein Besuch bei mehreren Verkaufsständen war ernüchternd: zwischen 90,- und 145,- € sollten die MA- Mäntel kosten. Das war mir zu teuer, darum ging ich zum nächsten Stoffhändler, kaufte dort 2,6 m Wollstoff für 55,-€, und hängte diesen über meine Schultern.

Zuhause angekommen nähte ich mir meinen mittelalterlichen Radmantel (der heißt so wegen der Form, die wie ein halbes Rad aussieht) selbst. Und zum nachmachen für Euch habe ich wieder alles dokumentiert:

Zutaten
Für einen 130 cm langen Mantel (ca. bis Mitte Wade bei 170 cm Größe, macht ihn nicht zu lang, sonst zieht Ihr ihn nur durch den Schlamm hinter Euch her) braucht Ihr

Wollstoff, Loden oder Wollmischgewebe, Stoffbreite 130 cm, Länge 260 cm Kosten pro Meter ca. 15 bis 25 € (Achtung: reine Wolle brennt nicht, alle Kunststoffstoffe sind am offenen Lagerfeuer möglicherweise gefährlich). Loden ist u.U. richtig teuer, dafür aber superwarm und wasserdicht (Über Ebay wird manchmal Lodenstoff günstig angeboten!).

1 Röllchen Nähgarn in Stofffarbe
1 scharfe Schere
1 Schneiderkreide oder weißer Pastellstift
1 Paket Nähnadeln
1 Nähmaschine
1 Pfeil und eine Lederschnur und einen Helfer
1 Mantelschließe (Tassel, Fibel oder sonstwas)

Als erstes legt Ihr Euren Stoff doppelt und glatt auf den Boden. Dann hält ein Helfer den Pfeil senkrecht auf eine Ecke am Umbruch. Das eine Ende der Lederschnur wird an den Pfeil geknotet, das andere um den Pastellstift, so dass Ihr mit diesem „Behelfszirkel“ einen schönen Viertelkreis auf den Stoff malen könnt. Den schneidet Ihr dann sauber aus.

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Dort wo der Pfeil war zeichnet ihr noch einen Halsausschnitt ein, mit einem großen Topfdeckel oder ähnlichem. Auch diesen bitte ausschneiden. Hängt Euch den Mantel probeweise um die Schultern, ist der Ausschnitt zu klein, macht ihn etwas größer.

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Aus den abfallenden Ecken macht Ihr die Kapuze und die Verstärkungen für die Tasseln (Mantelsschließe).

Wenn der Halsausschnitt zu Eurer Zufriedenheit ist, bittet Euren Helfer, Eure Schulter mit dem Pastellstift zu markieren. Dort macht Ihr dann zwei spitz auslaufende Abnäher von ca. 1,5 cm Höhe am Anfang. Die Abnäher verbessern den Sitz auf den Schultern

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Hier noch mal die Position meiner Abnäher:
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Ich habe die Abnäher nicht abgeschnitten, sondern nur flachgebügelt – wenn ich den Mantel noch mal ändere, habe ich dann keine Löcher drin...

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Nun kommt die Kapuze. Ich habe eine Restecke des Stoffes hinten so abgeschnitten, dass die Länge der Kapuzenhalskante mit der Länge meine Mantelhalsausschnittes übereinstimmt.

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Die durchgehende rote Linie habe ich zusammengenäht (gerade Naht und dahinter noch mal eine Zickzacknaht, damit es besser hält). An der gestrichelten roten Linie wird die Kapuze auf den Mantel genäht:

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Nun markiert Ihr am Mantelhalsausschnitt die Mitte mit Pastellkreide:

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An dieser Mitte legt Ihr nun die Mitte der Kapuze (die Naht!) an und steckt beide Teile mit der Außenseite nach oben aneinander. Steckt die Nadeln so ein, das Euer Nähmaschinenfüßchen noch Platz hat zum drüberfahren!

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Aber vorher noch mal anprobieren und in den Spiegel schauen. Liegt der Mantel gut auf den Schultern, und passt die Kapuze gut auf Euren Kopf?

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Dann festnähen. Schön langsam über die Stecknadeln drüberwegnähen mit einer geraden Naht. Dann die Stecknadeln rausziehen, und nach innen noch mal Zickzack über die Kante nähen, damit es besser hält und nicht ausfranst. Aus Stoffresten könnt Ihr zwei kleine Kreise (Tassengröße) schneiden, und diese von innen mit der Hand (sieht man nicht so) gegen den Stoff nähen. Diese Verstärkung verhindert, das Euch der Stoff dort bei Belastung durch die Schließe ausreißt.

Jetzt ist der Mantel fast fertig. Ihr könnt noch einen cm Stoff nach innen klappen und festnähen (mit der Maschine oder mit der Hand), um einen Saum zu bekommen. Oder Ihr könnt den Mantel von innen mit Leinen abfüttern (das gleiche Modell noch mal aus Leinen nähen und von innen festnähen). Ich werde gewachstes Tuch einnähen (das kannten schon die Römer) und dann ein Futter drübermachen, damit der Mantel wirklich wasserfest wird.

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Jetzt brauche ich nur noch eine Fibel oder einen Tasselverschluß, und fertig ist der Radmantel. Also man sieht sich im Mantel – beim nächsten mittelalterlichen Ritterschwimmen in Freienfels!

Eine Bitte an alle Nähprofis: wenn Ihr noch Tips & Tricks habt, bitte posten - es gibt bestimmt noch manchen Kniff, den ich als Laie nicht kenne und der allen Nähanfängern das Leben erleichtert! ;-)

@Marty: die "offizielle Anleitung" folgt noch, es fehlen nur noch zwei Bilder die ich draußen aufnehmen möchte.

fibeln gibt´s . . .

Verfasst: 04.05.2004, 06:33
von landogar
... beim teuren markthändler oder beim graubart ihres vertrauens ;-)

Verfasst: 05.05.2004, 11:19
von shewolf
beim graubart ihres vertrauens


Stimmt! Der hatte dort einige liegen... Geht denn das Modell noch als Wikinger-Mantel durch? Ich meine wegen dem Zipfel an der Kapuze... der ist übrigens nicht absichtlich dran, der Stoff war halt so und ich wollte ihn nicht abschneiden.

Also das Material ist von allen Mänteln, die ich gesehen habe, am meisten "A". Mal sehen, vielleicht kann ich die Kapuze auch einfach einklappen...

Verfasst: 05.05.2004, 11:47
von landogar
dein mantel ist von der form her zwar "A" aber die wikinger hatten keinen radmantel. der kam erst später.
schick doch harbardr ne IM. der hat die wikingsche form vielleicht als datei/bild in seinem pc.
und deinen mantel kannste, dann immer noch bei ebay verkaufen. ;-)
schön dich in FF gesehen zu haben auch wenn keine zeit war zu reden.

Verfasst: 05.05.2004, 12:34
von tarek
schönes teil haste da gemacht wollte ich auch zum winter hin nochmal machen nur ohne nähmaschine 8-|
mal ne frage an die geschichtskenner hier was ist authentischer oder auch praktischer fürs bogenschießen radmantel oder 3/4 mantel?

Verfasst: 05.05.2004, 14:16
von locksley
@tarek

Praktischer und wohl auch authentischer dürfte der Halbkreismantel sein, da Du dann wenniger Stoff hast, der beim schiessen im Weg sein kann. Ausserdem kamen die Bogenschützen des Hochmittelalters meist aus den unteren Bevölkerungsschichten und guter Wollstoff war auch damals teuer, also wurde wohl das Modell gewählt zu dessen Herstellung am wenigsten Material nötig war.

Wenns sichs einrichten lässt schiesse ich immer ohne Mantel, da sich die Sehne doch recht gern in der großen Stoffmenge verfängt.

Verfasst: 05.05.2004, 15:08
von Uli
Ich persönlich habe nur eine Gugel, da ist beim Schießen nichts im Weg. Meiner Frau habe ich einen solchen Halbkreismantel mit Kapuze aus dicken Wollstoff genäht. Der hat sich in Freienfels bestens bewährt. Die Wolle war zwar tatal nass und schwer, aber darunter immernoch trocken und warm. Wolle ist für so einen Mantel das beste Material.

Uli

wieder mal schön...

Verfasst: 05.05.2004, 15:31
von sadness
schau mal hier wegen fibeln. findest du auch bei home-> links-> mittelalter.

fibeln und mehr

hoffe es klappt und dann guggst du im markt!

:-)

@ sadness

Verfasst: 05.05.2004, 15:36
von landogar
grins :D das ist die seite des guten harbardr´s :D
harbardr, wie wär´s mit einem fibel-thread ? ;-)

Verfasst: 05.05.2004, 15:56
von sadness
:doh

so und wie mach ich jetz hier nen 2-zeiler?

so:lalala

fibeln allein wäre vielleicht etwas zu eingeschränkt...aber wie wärs mit altertümlichen metall- und schmuckgegenständen? horsebow hat da doch recht viel ahnung!

gibt ja auch noch so sachen wie knöpfe und amulette...

Verfasst: 05.05.2004, 16:17
von horsebow
@sadness (Warum nich mehr "Eddgar", hab'ich da was nich mitgekriegt?):
Ich hab' eigentlich nur Ahnung von antiken und mittelalterlichen Pfeilspitzen.

Ein Tip von mir: Guckt mal unter eBay Antiquitäten Originale, da gibts gelegentlich original antike oder mittelalterliche Gürtelschnallen, Fibeln, Beschläge uvm.
Wenn man die teilweise knackigen Preise für Repliken kennt, kommt man da schon ans Nachdenken. Meine beiden Töchter tragen z.
B. auf MA-Märkten Gürtel mit originalen Gürtelschnallen, die waren bei eBay billiger als Abgüsse!

Gruß, horsebow

Verfasst: 07.05.2005, 21:22
von shewolf
Freienfels 2005: es gießt in Strömen, der Sturm schlägt den Regen seitlich unter alle Zeltplanen und der Schlamm steht knöcheltief... und mein Radmantel hält Wind & Wetter ab und ist warm und trocken :-) :-) :-)

Heißer Tip: gewachste Baumwolle unter den Loden einnähen, innen noch mal mit Leinen abfüttern - fertig ist ein Mantel, der 8 Stunden Freienfels-at-its-worst-Wetter aushält.

Stimmt

Verfasst: 09.05.2005, 05:12
von Katur
ein guter Umhang war mal wieder Gold wert.

Ich hoffe es sind alle wohlbehalten wieder zu Hause angekommen.

Na denn bis Neubrunn bei schönstem Wetter.

Katur

Verfasst: 09.05.2005, 09:36
von Ahenobarbus
Hi,
Schei... Barbarenland, hier hats ja nur Regen und Sturm, da lob ich mir meine warme Levante ...

Eins der ersten 'wichtigen' Teilchen, die wir uns gemacht haben, war so ein so ein Radmantel, römisch paenula genannt. Während die Mäntel meiner Familie nach einiger Zeit (drei - vier Stunden) langsam durchnässen, bleibt meiner den ganzen Tag dicht. Grund dafür wird wohl das 'Trocknen am Feuer' und das 'Nichtwaschen' sein. ...

Aber Freienfels war diesmal nicht wirklich schön, hoffen wir auf ein sonnigeres Neubrunn
:knuddel :knuddel

Ahenobarbus

klingt super..

Verfasst: 09.05.2005, 10:42
von hobbits
@shewolf:

sieht super aus und klingt verlockend. mein mantel ist gekauft (auch teuer )-: ) und hat zwar dichtgehalten, aber ich weiß nicht ,ob er für dauerregen geeignet ist.
ich überlege jetzt, ob man dann nicht diese baumwolle noch nachträglich reinnähen könnte.

und wo finde ich die gewachste baumwolle? auch nur bei den stoffhändlern auf MA -Märkten oder auch im normalen stoffhandel?

und nochwas.. wird der mantel dann nicht sehr schwer?

LG
Andrea