Axthalterung bauen

Fragen und Antworten zu Gewandungen.
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shewolf
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Axthalterung bauen

Beitrag von shewolf » 14.12.2003, 20:14

Isugath brachte die Frage auf, wie man eine Axt transportiert, wenn sie gerade nicht benutzt wird... historische Vorbilder gibt es laut Harbardr leider nicht, und auch in meiner Geschichtsbüchersammlung tummeln sich nur Wikinger, die ihre Axt in der Hand tragen. Im Baumarkt gibt es Lederhalterungen, die aber alle nicht annähernd altertümlich aussehen.

Also hab ich mir überlegt, wie würde ich eine Axt im Gelände unterbringen... safetywolf ist der Meinung, daß das schwerste und gefährlichste Teil – der Axtkopf mit der Schneide –fest gelagert sein muß, der Holzstiel darf baumeln. Bei einem Sturz sollte die Schneide bitte nicht im Bauch landen, und der Transport auf dem Rücken verbietet sich wegen der Gefahr, die Wirbelsäule zu verletzen. Steinmann hingegen war der Meinung: Rückentransport ja, aber bitte gut befestigt... Also muß eine Halterung für Gürtel und Rücken mit Sicherung gegen rausrutschen her.

Diese hier ist stabil und ganz schnell gemacht. Als Gürtelversion für kleine & leichte Äxte:
Bild

Hier die Axthalterung auf dem Rücken getragen für schwere & langstielige Äxte:
Bild
Bild

Der Trageriemen kreuzt vor der Brust (kann noch mit einem dünnen Lederband und der Vierlochschnürung gegen Verrutschen gesichtert werden:
Bild

Und so wirds gemacht...
Material
Bild
ein fester Lederstreifen
2 Lederschnüre ca. 12 cm
1 Lederschnur ca. 30 cm
Mustervorlage für Runen, Keltenknoten, Thorshammer oder was Euch gefällt

Werkzeug
Von links nach rechts:
Lochzange (hier mit Kraftverstärkung €19,90 Schusterbedarf) mit Lochleder (€ 2,50 Schusterbedarf oder dickes Reststück)
Alternativ Locheisen (Baumarkt) und Hammer
Schere, groß & scharf
Kantenbrecher (€ 12,- Schusterbedarf)
Superweicher Bleistift (B9) oder weicher Pastellstift weiß (bei dunklem Leder)
Radiergummi
Geodreieck

Außerdem noch:
2 kleine Schraubzwingen
2 Brettchen

Zuschnitt
Mit der Schere schneidet Ihr das Leder in Breite 11 x Länge 43 cm. Je nach Dicke des Axtstiels kann die Halterung auch breiter werden.
Bild
Vom Loch für den Stiel bis zum Rand sollten an jeder Seite ca. 3 cm Leder stehen bleiben, auf dem der Axtkopf ruht


Biegung für Gürtel
Klappt das Leder mittig einmal zusammen. Die Biegekante wird nun zwischen zwei Brettchen geklemmt, und mit zwei Schraubzwingen zusammengedrückt. Ich verwende Spannzwingen von Wolfcraft, weil ich die einhändig spannen und entspannen kann – da habe ich eine Hand am Werkstück zum justieren frei (Baumarkt, € 7,95 /Spannzwinge).
Bild
Je nach Druck und dicke des Leders reichen zwischen 30 Minuten und 2 Stunden Fixierung.

Löcher
Zeichnet mit dem superweichen 9B Bleistift und dem Geodreicke die Löcher ein. Das Loch für den Axtstiel malt Ihr mit einem Zirkel, um einen Weinglasfuß oder sonst was herum, was die passende Größe hat. Auf der Rückseite habe ich das Loch ca. 3 mm tiefer gemacht, um die Biegung des Leders um die Axt herum auszugleichen.

Dann markiert Ihr drei Viererlochgruppen: zwei oben, die halten die Halterung zusammen. Steinmann schreibt dazu: Es wäre m.E. besser die beiden oberen Abnäher näher an den Gürtel heranzumachen, Du würdest damit die Bewegung, die das Beil ausführen könnte weiter einschränken. Also meßt erst Euren Gürtel aus, und dann die Löcher einzeichnen!

Eine Viererlochgruppe kommt unten in die Mitte, da kommt der Riemen zur Sicherung des Axtstiels rein.
Bild
Für Viererlochgruppen habe ich mir eine kleine Schablone gemacht, die Mittellinien erleichtern das Positionieren und die Löcher haben immer den gleichen Abstand.
Bild

Mit der Lochzange die Löcher für die Schnur bzw. Haken stanzen. Bei der Lochzange kommt immer ein hartes Leder (Schuhsohle) unter das Lochmaterial, damit die Lochpfeife niemals auf die Backe trifft (sonst ist die ganz schnell stumpf!!!).
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Alternativ zur Lochzange nehmt Ihr Locheisen und Hammer. Auch die Locheisen werden auf hartes Leder oder Holz-Stirnseite (z.B. Kiefer o.ä.) geschlagen.

Kanten
Eine Hand liegt flach auf dem Leder und hält es fest nach unten gedrückt. Der Kantenbrecher wird im Winkel angesetzt.
Bild
Mit gleichmäßigem Druck und langsam schieben. Aufpassen, abgleitende Kantenbrecher machen garstige Löcher in die Finger...

Dekor
Ein zu Eurer Gewandung passendes Dekor bringt Ihr wie im Artikel Leder färben auf. Wählt eine Verzierung, die das tragende Leder nicht schwächt, also bitte vorsicht bei Punzierarbeiten. Wenn 1 kg Stahlaxt sich losreißen und nach Euren Zehen schnappen, ist das nicht witzig... :(

Verschnürung
Durch die beiden oberen Vierergruppen zieht Ihr eine je 12 cm lange Lederschnur wie folgt: beide Enden durch die unteren Löcher beider Lederteile nach hinten ziehen,
Bild
hinten hoch und durch die oberen Löcher nach vorne durchstecken. Dann die Enden nach unten biegen und durch die untere Schlaufe ziehen.
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Fest ziehen und schon hält das Leder zusammen.

Durch die untere Vierergruppe zieht Ihr die 30 cm Lederschnur genau umgekehrt. Das sieht dann so aus:
Bild


Hier die Verschnürung des Axtstiels mit dem „Holzdummy“. Ihr könnt den Riemen auch länger machen und mehrfach um Stiel & Kopf legen. So gesichert, hält die Axt auch im Gelände.
Vorderseite
Bild
Rückseite
Bild
Damit er nicht herumschlenkert, könnt Ihr den Axtstiel mit einem zusätzlichen Lederriemen am Oberschenkel festbinden, so wie Wyatt Earp sein Pistolenhalfter. Eine besonder scharfe Axtschneide kann mit einem separaten Lederüberzug gesichert werden.

Nachwort
Vielleicht findet manch einer meine „Sicherheitshinweise“ übertrieben, aber die meisten Unfälle passieren echt in der Freizeit, und wären – im nachhinein gesehen – vermeidbar gewesen. Aus dem Maschinenbau und meiner Arbeit am Flughafen weiß ich, wie schnell Finger und Zehen „ab“ sind. Und ich denke mir, hey, die braucht Ihr noch zum Bogenschießen beim nächsten FC-Treffen! :p :-)
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Steinmann

Beitrag von Steinmann » 14.12.2003, 20:25

@ shewolf

Hab´ich ja an anderer Stelle schon erwähnt das Du wieder auf hohem Niveau gearbeitet hast.
u.U. hätte ich eine Verbesserungen/ Erleichterung beizutragen. Es wäre m.E. besser die beiden oberen Abnäher näher an den Gürtel heranzumachen, Du würdest damit die Bewegung die das Beil ausführen könnte weiter einschränken, d.h. die Konstruktion wäre dann noch " safetywolfiger " ;-) .
Andere Frage: Hast Du Deinen Gürtel mit einer Rolle gepresst oder von Hand gebrannt ?

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Beitrag von shewolf » 14.12.2003, 20:52

@steinmann: mit der Hand gebrannt *fingerwehtuweilgürtelsolang*

Stimmt, den Durchlaß für den Gürtel kann man kleiner machen und so das Spiel der Axt verringern. Am besten, jeder mißt vorher seinen Gürtel aus und bestimmt dann die Schlaufengröße

@schattenwolf: da hängt doch das Langschwert... :D :) :) :) :bussi
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Beitrag von Prywinn » 14.12.2003, 21:55

:anbet :anbet :anbet :anbet :anbet
was kannst du nicht, shewolf?
hast du zufällig noch eine anleitung rumliegen, wie man sich eine Lederrüstung baut ;-)

Pry

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Beitrag von Teddy » 15.12.2003, 12:12

Super Anleitung. Mach weiter so Shewolf!!!! :anbet :anbet :anbet :anbet :anbet :anbet :anbet :anbet :anbet :anbet :anbet :anbet
Ich sammel momentan interessiert jede anleitung die ich bekommen kann, da mir mein pc abgestürzt ist und alle Anleitungen weg sind.

gruß

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wiedermal einsame Spitze

Beitrag von Isugath » 15.12.2003, 14:56

Sehr sehr anschaulich, shewolf! Hätte ich ein etwas kürzeren und leichterses Beil, wäre diese Lösung sicherlich optimal, doch meine Axt reicht mir von der Hüfte bis zu den Schuhsolen... Aslo wird das für mich nicht geeignet sein. Abwer trotzdem danke... und angeblich bekome ich im laufe deiser Woche sogar ein Schwert! GESCHENKT! (**) 8-|

Trotzdem will ich noch was für die Axt finden!

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Beitrag von shewolf » 16.12.2003, 14:53

@Isugath: guckst Du oben - jetzt ist die Axt auch auf dem Rücken :-)

Wär das was??
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Beitrag von Marty » 16.12.2003, 15:41

Bei der Axt auf dem Rücken, möchte man nicht nach hinten fallen. Dann kannst Du Dir echt Gedanken im Kopf darüber machen. :-o Dann doch lieber seitlich. Trotzdem, geniale Anleitung. :anbet
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Beitrag von shewolf » 16.12.2003, 15:54

@Marty: wegen dem spitzen Ding da oben dran - stimmt!!! Da ich keine Axt habe, mußte ich vom Nachbarn einen Teil seiner Flurdeko ausleihen :( ist wohl so eine Art Hellebarde. Nicht schön aber selten :D . Ich fand, das macht sich auf dem Foto besser als mein Holzplacebo :)
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Beitrag von locksley » 16.12.2003, 18:07

Von der Grundidee her super. Modifikationen, kann ja keder nach belieben und Art der Axt noch selbst machen.

Wobei ich der Meinung bin, daß es nicht gerade sinnvoll ist ein langstielige, scharfe, Axt auf einme MA-Markt, wo sich doch viel Volk tummelt, spazieren zu tragen. Schon allein der Deppen wegen, die immer mit dem Finger auf der Schneide testen müssen ob das Ding wirklich scharf ist.
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Isugath
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Also...

Beitrag von Isugath » 16.12.2003, 18:10

... als halterung und als Tragehilfe wäre es sicher sehr gut. Jetzt kommt es nurmehr drauf an, ob es einem um die Kampftauglichkeit geht. und das tut es mir eigentlich schon. Und jetzt ist dazu die Frage, wie sich das Ding Schnell zücken und wieder westecken lässt. das ist ja eines der Hauptprobleme bei der Sache...

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Vierlochschnürung

Beitrag von Taran » 16.12.2003, 21:20

Die ist einfach genial und für alles Mögliche anwendbar!
Taran von Caer Dallben

... και δόξα τω Θεώ !

Steinmann

Beitrag von Steinmann » 16.12.2003, 22:47

@ shewolf

möchte mich da locksley anschließen und die Grundidee als sehr gut bewerten. Werde Dir mal einen Gedanken mailen der spontan durch mich gezuckt ist. Muß allerdings erst noch skizzieren. Ansonsten Prima !

@ isugath

Eine Axthalterung, egal ob für den Rücken oder die Seite, ist kein Schnellziehholster alla Hollywood, sondern zum Transport über weitere Strecken gedacht gewesen. Im Kampffall bzw. Verteidigungsfalle könnte man das Ding auch in der Hand halten.
Alleine zücken und wegstecken können ist m.E wichtiger als Schnelligkeit.

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locksley
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Beitrag von locksley » 17.12.2003, 00:10

@Isugath
Wie von Steinmann schon angesprochen ein Schnellziehhalfter für eine Axt gibt es nicht. Ist meineserachtens auch nicht notwendig, da nicht um jede Ecke oder hinter jedem Baum ein Ork steckt, zumindest nicht hier.

Dir ging es ja nur über den Transport über weite Strecken, oder willst Du als Axtmörder von Wien in die Geschichte eingehen? Das haben der Arthur Schack (1983) und der Hugo Schenk(1884) schon vor Dir geschafft. Geh doch mal ins örtliche Kriminalmuseum.

Spaß beiseite die Axt wurde früher als Erstwaffe eingesetzt. die man schon in der Hand trug und bei Bedarf wegwarf um zum Schwert zu greifen, das griffbereit an der Hüfte hing. Eine Axt ist einfach schneller und einfacher herzustllen als ein Schwert.

Ich denke deswegen machte sich keiner unserer Vorfahren Gedanken darüber wie man die Axt allzeit kampfbereit am Gürtel oder wo auch immer befestigt. sie wurde wohl allgemein als Werkzeug angesehen das sich praktischerweise auch als Waffe einsetzen ließ.
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daritter

Beitrag von daritter » 17.12.2003, 00:14

@taran
Da kann ich auch noch eine ein klein wenig kompliziertere vierloch-schnürung anbieten, die sieht dan vorne wie ein kreuz-stich mit einer geschlossenen Seite aus :D
ungefähr so (90° gedreht): |X

Ich dachte die kennt schon jeder (bin jetzt wirklich kein Held der Lederverarbeitung)

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