Wer hat die Hosen an...

Fragen und Antworten zu Gewandungen.
Alphastern

gammelig

Beitrag von Alphastern » 01.02.2004, 14:58

Wenn ich bedenke dass mir fast Tag für Tag durchaus auch junge Leute begegnen die bestimmt ein gammeligeres Gebiss haben als leute im MA (die sich bestimmt gesünder, auch fürs Gebiss, ernährt haben) und nix mit der Thematik am Hut haben, dann ist es bestimmt OK, wenn man auf MA-Events mit neuzeitlich gepflegtem Gebiss aufläuft.
ausserdem gibt es ja noch Zahnfarbe :D :D :D

horsebow
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 846
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Gesunde Zähne, glänzendes Fell ...

Beitrag von horsebow » 01.02.2004, 15:23

@Alphastern: Wenn man bedenkt, daß im Mittelalter durch die damals sehr groben Mahlsteine und die schlechtere Siebmöglichkeiten sehr viele Steinchen im Mehl und damit im Brot, Brei... waren, wird klar, daß sich der Zahnschmelz der Menschen im MA sehr schnell abnutzte.
Ich denke, man kann generell von schlechten Gebissen auch bei sehr jungen Menschen ausgehen, wie immer vor allem in den unteren Gesellschaftsschichten, dazu kommen Zahnverluste durch Gewalteinwirkung...
Im Alamannenmuseum Ellwangen liegt der Unterkiefer einer jungen Frau, die eine fistelnde Osteomyelitis (Knochenmarkentzündung) des Unterkiefers auf der Basis eines kariösen Zahns hatte und daran gestorben ist. Ich denke, das war im Mittelalter gang und gäbe.

Anekdote am Rande: Ich habe mal gelesen, daß sich die Schauspieler des Films "Der Name der Rose" von Authentizitätsfanatiker Jean-Jacques Annaud vor den Dreharbeiten alle Zahnplomben und -kronen entfernen lassen mußten. Alle - außer Superstar Sean Connery, der trug unter der Mönchskutte sogar Wollsocken, wenn seine Füße nicht im Bild waren :)

Gruß, horsebow
I shot an arrow in the air,
it fell to earth, I knew not where;
for so swiftly it flew, the sight
could not follow it in its flight.
Longfellow, Oct. 16, 1845

Nighty
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 405
Registriert: 14.12.2003, 10:12

Beitrag von Nighty » 01.02.2004, 19:26

Ich hab nun auch schon einige in der heutigen Zeit der modernen Medizin "lapalien" gehabt @ Krank sein.
Auf das Mittelalter bezogen müsst ich wenn ich ein richtiger "Hardcore-authentiker" wäre Schlicht und ergreifend Tot sein.
Und mir nicht einmal mehr Sorgen machen ob die Kiste in der ich liegen würde "A" ist.

:D :D :D
...lerne auch aus den Fehlern anderer ,das Leben ist zu kurz um Alle selber zumachen...

horsebow
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 846
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Beitrag von horsebow » 02.02.2004, 20:47

@Nighty: Jep, im MA wäre ich mit 4 Jahren an meiner Blinddarmentzündung gestorben ...
also seien wir froh, daß wir nicht "A" leben müssen!

Gruß, horsebow
I shot an arrow in the air,
it fell to earth, I knew not where;
for so swiftly it flew, the sight
could not follow it in its flight.
Longfellow, Oct. 16, 1845

Alphastern

Beitrag von Alphastern » 02.02.2004, 21:50

Ich glaube da hätte es mich auch schon dahingerafft, möchte nicht wissen an welchen infektionen man so gestorben ist, die man heute gar nicht mehr kennt, ausser man hat Medizin studiert :D

Benutzeravatar
locksley
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 5776
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Beitrag von locksley » 03.02.2004, 01:41

In vielen Gegenden der Welt ist es immer noch so, daß die Menschen an Krankheiten und Lappalien sterben, die für uns Mitteleuropäer kein Thema mehr sind, Gesundheitreform hin oder her.

Das "Mittelalter" ist gar nicht so weit weg von uns.
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)

Wenn das Atmen schwieriger waere, haetten wir weniger Zeit um Unsinn zu reden.

Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd (Sprichwort)

Longbow Alex
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 337
Registriert: 21.12.2003, 18:09

RE:

Beitrag von Longbow Alex » 03.02.2004, 09:35

Original geschrieben von locksley

In vielen Gegenden der Welt ist es immer noch so, daß die Menschen an Krankheiten und Lappalien sterben, die für uns Mitteleuropäer kein Thema mehr sind, Gesundheitreform hin oder her.

Das "Mittelalter" ist gar nicht so weit weg von uns.


Da kann ich Dich leider nur zustimmen. :(

Schneiderlein
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 69
Registriert: 31.10.2003, 08:48

RE: RE: RE: wer hat die hosen an?

Beitrag von Schneiderlein » 08.02.2004, 21:40

Hallo alle zusammen!

Nach langer Abwesenheit und dem Empfangen angemessener Schelte vom lieben Harbardr bin ich wieder da.

@ Esca

Ich glaube, Du hast mich wirklich falsch verstanden. Nichts läge mir ferner als zu sagen, daß die Menschen irgendwann im Laufe des Mittelalters nicht modebewußt oder gar nicht gläubig gewesen wären. Die Leute haben mit dem was sie hatten immer das gemacht, was ihnen am Besten gefiel.

Was Quellen anbelangt, so findet man normalerweise in zwei Quellen einer Zeit mindestens drei Meinungen darüber, was "moralisch korrekt" ist.

Allein die Tatsache, daß es Kleidervorschriften gab - und das in unterschiedlichster und manchmal gegensätzlicher Ausführung - ist ein klarer Beweis, daß einige Leute gemacht haben, was sie wollten. Viele von diesen Vorschriften richteten sich übrigens gegen Verschwendung von Seiten des Bürgertums.

Es ist absolut richtig, daß man Quellen nach aktuellen Erkenntnissen uminterpretieren kann, es wird allerdings nur sehr langsam getan. Dazu ein Zitat eines mir sehr gut bekannten Archäologen: "In der Archäologie stellt jemand eine Theorie auf und veröffentlicht sie. Auch wenn es schon vor der Veröffentlichung fest steht, daß die Theorie nicht stimmen kann, braucht der Rest der Welt zwanzig Jahre, um die These wieder loszuwerden." ;-)

LG, Schneiderlein
Bin ein Schneiderlein, bin ein kleines Schneiderlein!

Benutzeravatar
locksley
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 5776
Registriert: 06.08.2003, 23:46

RE: RE: RE: RE: wer hat die hosen an?

Beitrag von locksley » 09.02.2004, 01:10

Original geschrieben von Schneiderlein

Hallo alle zusammen!

Nach langer Abwesenheit und dem Empfangen angemessener Schelte vom lieben Harbardr bin ich wieder da.

@ Esca

Ich glaube, Du hast mich wirklich falsch verstanden. Nichts läge mir ferner als zu sagen, daß die Menschen irgendwann im Laufe des Mittelalters nicht modebewußt oder gar nicht gläubig gewesen wären. Die Leute haben mit dem was sie hatten immer das gemacht, was ihnen am Besten gefiel.

Was Quellen anbelangt, so findet man normalerweise in zwei Quellen einer Zeit mindestens drei Meinungen darüber, was "moralisch korrekt" ist.

Allein die Tatsache, daß es Kleidervorschriften gab - und das in unterschiedlichster und manchmal gegensätzlicher Ausführung - ist ein klarer Beweis, daß einige Leute gemacht haben, was sie wollten. Viele von diesen Vorschriften richteten sich übrigens gegen Verschwendung von Seiten des Bürgertums.

Es ist absolut richtig, daß man Quellen nach aktuellen Erkenntnissen uminterpretieren kann, es wird allerdings nur sehr langsam getan. Dazu ein Zitat eines mir sehr gut bekannten Archäologen: "In der Archäologie stellt jemand eine Theorie auf und veröffentlicht sie. Auch wenn es schon vor der Veröffentlichung fest steht, daß die Theorie nicht stimmen kann, braucht der Rest der Welt zwanzig Jahre, um die These wieder loszuwerden." ;-)

LG, Schneiderlein


Dies gilt leider nicht nur für die Archäologie, sondern für alle Wissenschaften. Was einmal irgendwo geschrieben steht gilt als unumstößliche Wahrheit.
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)

Wenn das Atmen schwieriger waere, haetten wir weniger Zeit um Unsinn zu reden.

Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd (Sprichwort)

Schneiderlein
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 69
Registriert: 31.10.2003, 08:48

Beitrag von Schneiderlein » 09.02.2004, 01:24

@ locksley

Amen!
Bin ein Schneiderlein, bin ein kleines Schneiderlein!

Harbardr
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1151
Registriert: 06.08.2003, 23:46

neiiiiiin, so war's doch garnicht ...

Beitrag von Harbardr » 09.02.2004, 15:51

Original geschrieben von Schneiderlein

Hallo alle zusammen!

Nach langer Abwesenheit und dem Empfangen angemessener Schelte vom lieben Harbardr bin ich wieder da.


...bei den Göttern, nie würd ich schelten wollen ein tüchtig Weib, wenn's denn geht um Kompetenz u. scharfe Zunge. :D :D :D

Schön, daß Du "heimgefunden" hast, liebes Schneiderlein :knuddel

Schneiderlein
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 69
Registriert: 31.10.2003, 08:48

Beitrag von Schneiderlein » 09.02.2004, 16:38

@ Harbardr

:knuddel

Und das vom Fachmann für scharfe Dinge! :D

Ich fühle mich geehrt! ;-)
Bin ein Schneiderlein, bin ein kleines Schneiderlein!

Mongol
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 2766
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Beitrag von Mongol » 09.02.2004, 19:17

@Scheiderlein

Nur im Gegensatz zu den scharfen Dingen von Harbardr wird ein spitzes Mundwerk bei ständigem Gebrauch immer schärfer :)
Ein kluger Mann bemerkt alles.
Ein dummer Mann macht über alles eine Bemerkung
(H. Heine)

Benutzeravatar
landogar
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 445
Registriert: 06.08.2003, 23:46

laß das -------------->>>>>>>

Beitrag von landogar » 09.02.2004, 19:36

Original geschrieben von Mongol

@Scheiderlein

Nur im Gegensatz zu den scharfen Dingen von Harbardr wird ein spitzes Mundwerk bei ständigem Gebrauch immer schärfer :)


nicht den graubart hören. das seine messer stumpf werden.
;-)
das sich eisere wäg, aber niemoals eisere waffe kreuzed
that our paths, but never cross our arms
att våra vägar, men aldrig över våra armar

Schneiderlein
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 69
Registriert: 31.10.2003, 08:48

Farbiges

Beitrag von Schneiderlein » 09.02.2004, 20:48

@ Harbardr

Wir hatten uns doch neulich mal über die These unterhalten, daß Scharlach eine Stoffart wäre. Heute Nachmittag ist mir eine gefestigte Quelle untergekommen, die das Gleiche sagt. Das hat mich dann doch interessiert. Nach ein wenig Suchen habe ich dann folgendes gefunden:

"Scharlach, der: kräftige, helle gelbrote Farbe. [mhd. scharlach(en) = feiner (rotgefärbter) Wollstoff u. dessen rote Farbe, unter Einfluß von: scharlachen = feiner Wollstoff (< gleichbed. ahd. scarlachan, aus: scar-, zu -> scheren u. -lachan, -> Laken) < älter mhd. scharlat < altfrz. escarlate, (<) mittellat. scarlatum = mit dem Saft der Scharlachlaus rot gefärbtes Gewand, pers. saqalat = kostbarer Stoff, vermutlich < arab. siqillat = mit siegelähnlichen Ornamenten geschmückter Stoff, entweder < griech. kyklas = den Körper rings umgebenes Frauengewand (zu: kyklos = Kreis) od. gleichbed. byzantin. sigillatos < spätlat. sigilatus, 2. Part. von: sigillare = mit einem eingedrückten Kennzeichen (Siegel) versehen, zu lat. sigillum = Siegel, Verkl. von: signum = Zeichen, -> Signal]8-|

Also wenn ich das jetzt richtig verstehe ( wobei ich mir da nicht so sicher bin) ging der Name vom Kennzeichen auf ein mit Kennzeichen verziertes Gewand über. Aus zerziertem Stoff wurde kostbarer Stoff und daraus die Farbe, die den Stoff kostbar machte. Später wurde das Wort mit einem Begriff für eine bestimmte Menge Stoff aus Tierhaar zusammengefaßt. Die Gewebeart übernahm den Namen unabhängig von der Farbe, die Farbe behielt den Namen bei, und die Webart (wenn sie denn überlebt hat) könnte heute Kammgarn heissen.

Macht das für Dich Sinn?
Bin ein Schneiderlein, bin ein kleines Schneiderlein!

Antworten

Zurück zu „Mittelalter Gewandung“