Metallener Lamellenpanzer

Fragen und Antworten zu Gewandungen.
Bard
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Beitrag von Bard » 03.07.2006, 16:17

St 37 oder nach neuer Bezeichnung richtiger S235 ist der meistverbreitete Baustahl im Lande. Es handelt sich um einen kohlenstoffarmen Stahl (eignet sich besser fürs Schweissen) mit ca. 0.05 % C (der C- Gehalt ist nicht genau genormt hat in der Praxis aber in etwa diesen Wert) und ein wenig Mangan. die Streckgrenze liegt bei Mindestens 235 N/mm² und die Zugfestigkeit liegt bei Minimum 370 N/mm². Der Stahl ist dadurch,dass er in sehr grossen Mengen produziert wird recht günstig (grob 1 € pro Kilo müsste hinkommen) und überall erhältlich. Mit anderen Stählen lässt sich ein Mehrfaches dieser Festigkeitswerte erreichen aber auch der Preis ist sehr viel höher und Verfügbarkeit und Bearbeitbarkeit sind schlechter.


MfG Bard
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schiefa
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Beitrag von schiefa » 03.07.2006, 16:50

St37 fällt bei uns bereits in die Kategorie Baustahl und nicht mehr unter Weichstahl.
Aber die Zuordnung ist nicht scharf.

Ein Stahl der die dreifache Zugfestigkeit hat, ist deshalb aber nicht 3mal so schwer zu penetrieren. Er bricht dafür schon nach geringerer plastischer Verformung und nimmt deshalb nicht so viel mehr Energie auf.

Andreas

Taran
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Weich oder spröde

Beitrag von Taran » 03.07.2006, 17:12

...so heißt also die Devise.
Danke für die vielen Antworten!

In unserem Fall darf es also ruhig ein relativ weicher Stahl sein, weil wir ja die Verformung einzelner Lamellen relativ leicht beheben können und uns an einer möglichst vollständigen Aufzehrung der Energie gelegen ist.

Wenn man dünnere Lamellen hat (ca. 1mm), muss man sicher den besten Kompromiss finden. Hier hilft sicher der Grat, der eine zusätzliche "Knautschzone" und Versteifung bietet.

Noch einmal dieses Bild:
Bild
Die beiden Lamellen unter der mittleren "Gipfel"-Lamelle waren genauso abgewinkelt wie die anderen; die erste Lamelle unterhalb der "Gipfel"-Lamelle wurde getroffen und gab die Energie weiter, nun sehen beide fast wieder gerade aus. Sind aber auch längs etwas durchgebogen.
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Es ist viel zu heiß...

Beitrag von Taran » 05.07.2006, 18:07

Die Wikingerseite, auf die ich oben hingewiesen habe, hat ja auch 3x3mm Lederriemen als geeignet genannt.
Tatsächlich hab ich noch ein gutes Stück gefunden in meiner Grabbelkiste, und da musste ich mich während des Halbfinalspiels etwas ablenken... ;(

Vorderseite:
Bild

Rückseite:
[url=http://www.fletchers-corner.de/cpg/albums/userpics/10321/Panzer17.jpg]
Bild[/url]
Sieht fast aus wie eine Leiterplatte... Die Riemen passten gerade so durch die Löcher, mit doppelt fädeln und überkreuzen war da nix drin!

Dann also in den Garten, leichter Bogen, Holzpfeil, 3 Schuss (dann hat's den alten Pfeil endgültig zerlegt), Ergebnis:
Bild
Kein Durchschuss, aber bei zwei von drei Treffern sind die Lederriemen geplatzt.
Die Riemen rutschen einfach schwerer aus den Löchern, daher haben sich wohl nicht schnell genug die Spalten zwischen den Lamellen aufgetan. Aber mit einem vernünftigen Zuggewicht und einer entsprechenden Spitze möchte ich für alles, was hinter dem Panzer ist, nicht mehr garantieren.

Fazit: 3mm Lederriemen sind besser als die dünnen Flechtriemen, halten auch nach dem Reißen die Lamellen etwas besser zusammen, brechen aber auch unter der Schockbelastung und sind eine gut aussehende, aber nicht wirklich funktionelle Lösung.

Dann hab ich mir mal gleich ein Panzerteil genäht (zweite Halbzeit und Verlängerung, mit dem letzten Rest meiner Kunstsehne).
Schema: Eine gewölbte Lamelle und dann zwei flache, so wechselt sich das ab. Wölbung weit genug für Oberarm oder Oberschenkel mit Polsterung drunter, auch für die Körperflanke geeignet, für Brust und Rücken zu stark gewölbt.
Bild
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RE: Wichtige Neuigkeit

Beitrag von Taran » 14.07.2006, 20:20


Hallo Stefan,
Hab mir gerade deine Seite und die Newsgroop angesehen.... Nicht schlecht!!!
Aber zu den Schuppen - 80x20mm ist möglich es wäre aber nicht jede Flechtungsvariante möglich.
Desweiteren kämen bei Mindermengen noch 20 Euro fürs Verzinken dazu. Mindermenge bei meinem Verzinker bis > 100kg. Nachverzinken muß sein, aus Korosionsschutzgründen und Optikgründen (vorverzinktes Material / Waschmaschinenrückwandoptik).

Unsere Mindestabnahmemenge wäre 2500 Stück und der Preis würde sich zum Standart 40x20mm verdoppeln.

Ich hoffe ich konnte mit dieser Auskunft dienlich sein.

Mit freundlichen Grüßen

Tobi vom Schuppenpanzer-Team.


Die email habe ich diese Woche bekommen. Der Preis pro Schuppe wäre 16 cent.
10 Schuppen ergeben einen 13cm langen Streifen.
Ein Brustpanzer müsste bei mir ca. 40 Schuppen breit sein und 4 Reihen hoch in voller Breite.

Rechnen wir mit Reserven mal 250-300, dgl. für hinten, 600 Schuppen sollten schon was hergeben. Vielleicht kann das jemand genauer berechnen.

Das heißt, wenn sich vier Leute die 2500 teilen, klappt das. 96 Euro für Material für jeden... mit Verpackung und Versand 100 und ein paar Zerquetschte.

Würde da jemand mitmachen? Oder kennt jemand einen günstigeren Weg? Wobei ich den jetzt nicht für zu teuer halte, aber ich habe wie gesagt von Metall keine Ahnung.
Jedenfalls freue ich mich, dass die uns ein Angebot machen.
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Jemand, der sich mit Metall auskennt...?

Beitrag von Bard » 14.07.2006, 21:27

Wieso überhaupt verzinktes Material - wenns "A" sein soll - das dürfte den Preis nochmal deutlich senken und wenn die da nicht drauf eingehen dann nur weil sie ne Menge verzinktes Blech rumliegen haben, das sie erst loshaben wollen - sonst gibts ausser Korrosionsschutz keinen Grund verzinktes Blech zunehmen. Welche Marterialstärke war das gleich noch mal? 1/1,5/2mm??? Wenn gewünscht schau ich mal nach was da der Quadratmeter zur Zeit so kostet.


MfG Bard
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Beitrag von Taran » 15.07.2006, 10:45

Ich weiß, ich weiß, Bard.
"Die" haben natürlich das "rumliegen", ist ja klar. Alle ihre Sachen sind aus dem gleichen Material, also hat er da offenbar eine Quelle.
A isses nicht, ist ja auch gestanzt - haben die im MA gestanzt? Weiß ich nicht...

1,5mm stark, wie auch im Thread gesagt.
Ich bin sicher, du findest billiges Material, aber es müsste, damit wirs vergleichen können halt schon gestanzt, abgerundet und mit Löchern versehen sein.

Find ich toll, dass du dich umschauen willst: Dann schau bitte auch mal gleich nach 1 mm Material. Würde den Panzer etwas leichter machen....

Ich kann aber mal fragen, ob die Lamellen auch aus anderem Material gemacht werden könnten. Dauert bloß immer etwas länger, bis Antwort kommt.
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Beitrag von Bard » 15.07.2006, 12:45

So jetzt kann ich euch Preise fürs Blech sagen:
Pro Quadratmeter koste Blech in 1mm ca. 9 € blank und ca. 14€ verzinkt, 1,5 mm kosten ca. 14€ blank und ca. 21€ verzinkt und 2mm kosten ca.18€ bzw. 28€. Übliche Lieferformate sind Tafeln von 1m mal 2 m(Kleinformat) oder 2,5 m mal 1,25 m (Mittelformat) oder 1,5 m mal 3 m (Grossformat).
Das sind übliche Preise und du kannst davon ausgehen, dass auch die Schuppenpanzerfirma zu etwa diesen Preisen einkauft. Das Nachverzinken macht nochmal einiges an Kosten aus, die bei blankem Material wegfallen. Ich würde an deiner Stelle nochmal nachfragen, obs möglich wäre die Schuppen auch in blanker 1mm Ausführung zu bekommen und was das dann kostet.

Wenn man mal von rund 10% Verschnitt ausgehst kommt man auf 250 Schuppen pro m² und das heisst die jagen 10 m² durch die Stanze damit sich das von der Abnahmemenge für die lohnt.


MfG Bard
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Danke

Beitrag von Taran » 15.07.2006, 22:10

Aber nach dem Stanzen muss man ja auch noch entgraten, oder seh ich das falsch?
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Beitrag von Bard » 16.07.2006, 01:08

Sicher kommt nach dem Stanzen noch Nacharbeit - nur die kommt unabhängig vom Verzinken. Und genau das Verzinken ist der in meinen Augen entbehrliche Kostenfator, weils a)den Materialpreis hochtreibt b) nicht Authentisch ist und c) noch mehr Arbeitsaufwand in der Herstellung bedeutet

Wie der genaue Herstellungsprozess in der firma abläuft weiss ich auch nicht . Ausstanzen, Locchen und Ecken abrunden können getrennte Arbeitsschritte sein oder in einem Durchgang erfolgen und wie entratet wird hat auch nochmal Einfluss auf den Arbeitsaufwand. Der Preis der Schuppenpanzerfirma erscheint mir durchaus Fair und ist wohl nur mit stückzahloptimierter Serienfertigung zu erreichen. Deshalb sehe ich nur im Verzicht auf eine Verzinkung ein wirkliches Sparpotenzial.

MfG Bard
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Karl-Heinz

Beitrag von Karl-Heinz » 16.07.2006, 08:53

Das mit dem Verzinken sehe ich genau wie Bard als unnötig an. Es wird keiner mit dem Ding schwimmen gehen, Barbarrossa hat da schon schlechte Erfahrungen mit gemacht, und im Dauerregen stehen wird auch keiner.
Leinöl wäre ein durchaus ausreichender Schutz, kalt aufgetragen oder heiß brüniert ist da wurscht. Ich habe auf meiner Terasse Metallteile die ungeschützt sind und nuer einmal im Jahr eine Schicht öl bekommen.

Gruß
K-H

P.S. @ Taran ich werde versuchen die Spitzen diese Woche zu schmieden.

Ahenobarbus
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Beitrag von Ahenobarbus » 16.07.2006, 23:00

Rost bildet sich meist, wenn Körpersalze mit ins Spiel kommen (Schwitzen oder Blut) ... da kann ich leider ein Lied von singen. Im strömenden Regen ist nichts passiert - bei 30 C ist mir an bestimmten Stellen (Achseln, Bauch) dieses ekelhafte braune Zeugs entstanden.

Historisches Antirostmittel - Olivenöl (mit Asche solls "AA" sein)

Nur etwas OT

Ahenobarbus

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Noch ne Seite

Beitrag von Taran » 17.07.2006, 23:27

Für die Römer unter uns:
römischer Lamellenpanzer

Wer Schuppen mag:
Schuppenquelle
Schuppenpanzer sollen übrigens zum Anschleichen gaaaaanz schlecht sein. Lamellen sind auch hier die bessere Wahl... :D

Wer es ganz kompliziert mag, schaue sich mal die chinesischen "Sternenschuppen" an:
http://www.armourarchive.org/essays/Shanwenkia.pdf
Taran von Caer Dallben

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RE: Definitiv

Beitrag von Taran » 18.07.2006, 18:43

Original geschrieben von Taran

Hallo Stefan,

leider können wir die 8x2 Schuppen momentan nicht dünner herstellen, weil wir zur Zeit noch ca. 1 Tonne Material zur Verarbeitung auf Lager haben. Die dünneren Schuppen aus der Mustertüte werden aus dem vollen Blech gestanzt und die 8x2 Schuppen aus einer vorgegebenen Streifenbreite von 20mm im Trennschnittverfahren hergestellt.


Das kam heute von Tobias von schuppenpanzer.de

Wenn also größere Lamellen, dann definitiv nur in 80x20x1,5mm und verzinkt.
Und auch dann nur, wenn genügend mitmachen.

Ist da jemand?

Sonst schuppen wir auf kleiner Flamme weiter...
:D :D :D
Taran von Caer Dallben

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RE: Noch ne Seite

Beitrag von Kyujin » 18.07.2006, 21:15

Original geschrieben von Taran
Wer es ganz kompliziert mag, schaue sich mal die chinesischen "Sternenschuppen" an:
http://www.armourarchive.org/essays/Shanwenkia.pdf


Interessant. Habe ich bei japanischen Rüstungen noch nicht gesehen (was aber nichts sagt), ich forsche mal nach.
Johannes Kolltveit Ibel
Oslo Kyūdō Kyōkai オスロ弓道協会

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