Frage zum mittelalterlichen Bogenbau...!

Sonstige Themen rund ums Mittelalter.
Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Frage zum mittelalterlichen Bogenbau...!

Beitrag von Squid (✝) » 04.10.2011, 15:55

Ich denke, es gibt eine gewisse... ähm... Dünnhäutigkeit bezüglich des original ELB.
Das Ding war groß, massiv, leistungsstark und im Rudel eingesetzt militärisch ein echtes Monstrum.
Crecy, Poitiers, Agincourt sind die entsprechenden Stichworte.
Da Problem ist, dass aus diesen militärisch durchaus hochinteressanten Ereignissen ein heutiger Hype geboren wurde, durch den dieser Bogentypus stark überbewertet wird.
Klar ist das ein tolles Instrument. Aber jeder Idiot, egal ob er von Bogenschiessen Ahnung hat oder ob er grad' Robin Hood in der Glotze gesehen hat, hat im Hinterkopf den ELB. Und damit wird diesem einzelnen Bogentyp zu viel der Ehre zu teil, die eben auch andere Bögen verdient haben, seien es Kompostis ;) , Flachbögen, Indianerbögen, Jagdbögen aus viele Epochen, ägyptische Angularbögen, assyrische Bögen, etc. Mit all den Dingern wurde viel geleistet - sei es militärisch oder zur Nahrungsbeschaffung - und trotzdem werden die all zu oft unter "Flitzebogen" abgelegt.

Ach ja und zu den militärisch genutzten Reiterbögen: Die geisterten normalerweise irgendwo zwischen 50 und 80 lbs herum - für die Hit-and-Run Taktik war das völlig ausreichend.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Benutzeravatar
Firestormmd
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3528
Registriert: 03.07.2007, 11:19

Re: Frage zum mittelalterlichen Bogenbau...!

Beitrag von Firestormmd » 04.10.2011, 16:07

Agroman hat geschrieben:[...]Und wie gesagt, ich bezweifele stark, dass 80% aller männlichen Engländer dieser Zeit fähige und ausreichend starke Warbowschützen gewesen sind. Viele, ja, aber nicht so viele.[...]

Genau, es gibt nur ganz wenige besondere Menschen, die überhaupt in der Lage sind Warbows zu schießen. Das ist die Elite der Menschheit! :P

Spaß beiseite, natürlich waren damals sehr viele Bauern kräftemäßig in der Lage starke Bogen zu schießen. Damals wurde von klein auf an schwer körperlich gearbeitet. Da gabe es keine Studenten oder Bürohengste. Wer tagelange Feldarbeit gewohnt war, hatte auch die körperlichen Voraussetzungen für die Strongbows.

Grüße, Marc
"Wer das Training in Frage stellt, trainiert nur, Fragen zu stellen!" - Die Sphinx

Benutzeravatar
Agroman
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1174
Registriert: 10.12.2010, 17:28

Re: Frage zum mittelalterlichen Bogenbau...!

Beitrag von Agroman » 04.10.2011, 16:09

Ähm ja, lol, ich sage doch, dass es viele und überwiegend Bauern waren, aber eben nicht sooooooo viele. Was soll das also?

@Squid:
Squid hat geschrieben:Ich denke, es gibt eine gewisse... ähm... Dünnhäutigkeit bezüglich des original ELB.
Das Ding war groß, massiv, leistungsstark und im Rudel eingesetzt militärisch ein echtes Monstrum.
Crecy, Poitiers, Agincourt sind die entsprechenden Stichworte.
Da Problem ist, dass aus diesen militärisch durchaus hochinteressanten Ereignissen ein heutiger Hype geboren wurde, durch den dieser Bogentypus stark überbewertet wird.
Klar ist das ein tolles Instrument. Aber jeder Idiot, egal ob er von Bogenschiessen Ahnung hat oder ob er grad' Robin Hood in der Glotze gesehen hat, hat im Hinterkopf den ELB. Und damit wird diesem einzelnen Bogentyp zu viel der Ehre zu teil, die eben auch andere Bögen verdient haben, seien es Kompostis ;) , Flachbögen, Indianerbögen, Jagdbögen aus viele Epochen, ägyptische Angularbögen, assyrische Bögen, etc. Mit all den Dingern wurde viel geleistet - sei es militärisch oder zur Nahrungsbeschaffung - und trotzdem werden die all zu oft unter "Flitzebogen" abgelegt.

Das stimmt schon irgendwo, keine Frage. Aber es kommt halt imme öfter vor, dass Leute auf den "Warbow-Hype" genervt reagieren, wenn der Warbow nur schon erwähnt wird.

Aber Eines muss ich korrigieren - der "englische Langbogen", den die Leute heute in Bezug zu Robin Hood & Co. glorifizieren, ist die viktorianische Version, der "ursprüngliche" ELB, der Warbow, und auch der entsprechende Schießstil, wurde in der Weltgeschichte noch nie (kein einziges Mal) in einem Spielfilm gezeigt. Ich habe da allerdings Hoffnung für die Verfilmung von Bernard Cornwells Roman.

Squid hat geschrieben:Ach ja und zu den militärisch genutzten Reiterbögen: Die geisterten normalerweise irgendwo zwischen 50 und 80 lbs herum - für die Hit-and-Run Taktik war das völlig ausreichend.

Sehe ich genauso.
"In essence, it is simply a piece of timber, chosen for its strength, its density, its bendability. And so, the very best possible wood to make it from is yew - it is the perfect god-given spring."

(Robert Hardy über den Englischen Kriegsbogen)

Benutzeravatar
Ravenheart
Forengott
Forengott
Beiträge: 22357
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Frage zum mittelalterlichen Bogenbau...!

Beitrag von Ravenheart » 04.10.2011, 17:00

Agroman hat geschrieben: Aber Eines muss ich korrigieren - der "englische Langbogen", den die Leute heute in Bezug zu Robin Hood & Co. glorifizieren, ist die viktorianische Version, der "ursprüngliche" ELB, der Warbow, und auch der entsprechende Schießstil, wurde in der Weltgeschichte noch nie (kein einziges Mal) in einem Spielfilm gezeigt..


Was ist der Unterschied zw. den beiden?

Rabe

PS: meinst Du diese beiden? (BEIDE aus Filmen!)

Typ 1:
http://94.102.210.167/gamedata/screenshots/mbf_71326/2_large.jpg
http://www.filmering.at/images/stories/gallery/robinhood/RobinHood-Scene07.jpg


bzw. Typ 2:
http://www.philosophyon.net/wp-content/uploads/2011/04/errol-flynn-robin-hood1.jpg
http://multimedia.pol.dk/archive/00440/robin-hood_440894a.jpg

Benutzeravatar
Heidjer
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 6862
Registriert: 16.08.2006, 22:00

Re: Frage zum mittelalterlichen Bogenbau...!

Beitrag von Heidjer » 04.10.2011, 17:31

Ravenheart hat geschrieben:...Was ist der Unterschied zw. den beiden?...


Ah schön, nächste Baustelle, Danke Rabe! ;D

Naja ein ELB ist das, was die English War Bow Society so festlegt!
Die Engländer die ja zur Hauptsache in dem Bereich leben der von den Sachsen und Angeln besiedelt (okkumpiert) wurde und von den Wikingern zeitweise erobert wurden (Stichwort Danelag), haben den Wikingerbogen mit dem Waliser Bogen gekreuzt und raus kam was Heute so als ELB definiert wird.
Demnach waren ca 40% der Mary Rose Bögen übrigens keine ELB's sondern lange Strongbows mit flachen Bauch. >:)


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

Benutzeravatar
Agroman
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1174
Registriert: 10.12.2010, 17:28

Re: Frage zum mittelalterlichen Bogenbau...!

Beitrag von Agroman » 04.10.2011, 18:13

Wollt ihr mich jetzt verarschen oder wie?

Dirk M hat geschrieben:Naja ein ELB ist das, was die English War Bow Society so festlegt!

Habe ich gesagt, dass ein viktorianischer Langbogen kein ELB ist? Nein ::) .

Aber es ist kein mittelalterlicher Bogen, und deswegen waren die meisten Bogendarstellungen in der bisherigen Mittelalterfilm-Geschichte falsch (bis auf den neuesten Robin Hood, der Film war zwar von der Story her Murcks, aber die Typen hatten wenigstens stimmige Selfbows ohne Griffwicklung).
"In essence, it is simply a piece of timber, chosen for its strength, its density, its bendability. And so, the very best possible wood to make it from is yew - it is the perfect god-given spring."

(Robert Hardy über den Englischen Kriegsbogen)

Benutzeravatar
Ravenheart
Forengott
Forengott
Beiträge: 22357
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Frage zum mittelalterlichen Bogenbau...!

Beitrag von Ravenheart » 04.10.2011, 18:43

Hä? Nu kann ich nicht folgen!


Robin Hood [ˌrɒbɪn hʊd] ist der zentrale Held mehrerer spätmittelalterlicher bis frühneuzeitlicher englischer Balladenzyklen, die sich im Laufe der Jahrhunderte zu der heutigen Sage formten.

(Wikipedia: Robin Hood)


Als Hochmittelalter wird in der Mediävistik die von der Mitte des 11. Jahrhunderts bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts dauernde Epoche bezeichnet.

(Wikipedia: Hochmittelalter)



Als Spätmittelalter wird der Zeitraum der europäischen Geschichte von der Mitte des 13. bis zum Ende des 15. oder Anfang des 16. Jahrhunderts bezeichnet (also ca. 1250 bis 1500), der das europäische Mittelalter abschließt und in die Renaissance mündet, die Übergangsepoche zur frühen Neuzeit.

(Wikipedia: Spätmittelalter)


Der klassische Langbogen entwickelte sich im europäischen Hoch- bzw. Spätmittelalter zum englischen Langbogen (engl. Longbow)

(Wikipedia: Bogen)


WAS daran ist falsch?

Rabe

Benutzeravatar
Wilfrid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 6165
Registriert: 04.06.2007, 16:16

Re: Frage zum mittelalterlichen Bogenbau...!

Beitrag von Wilfrid (✝) » 04.10.2011, 20:18

naja, die haben den Walisischen mit dem Normannischen Bogen gekreuzt ;-)
1066 Hastings waren noch keine ELB´s dabei

Benutzeravatar
Agroman
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1174
Registriert: 10.12.2010, 17:28

Re: Frage zum mittelalterlichen Bogenbau...!

Beitrag von Agroman » 04.10.2011, 20:22

Ravenheart hat geschrieben:WAS daran ist falsch?

Ähm, nichts.

Ich glaube wir reden gerade HEFTIG aneinander vorbei ;D ...
"In essence, it is simply a piece of timber, chosen for its strength, its density, its bendability. And so, the very best possible wood to make it from is yew - it is the perfect god-given spring."

(Robert Hardy über den Englischen Kriegsbogen)

Benutzeravatar
Morten
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 738
Registriert: 02.06.2010, 20:09

Re: Frage zum mittelalterlichen Bogenbau...!

Beitrag von Morten » 04.10.2011, 21:47

Agroman hat geschrieben: (bis auf den neuesten Robin Hood, der Film war zwar von der Story her Murcks, aber die Typen hatten wenigstens stimmige Selfbows ohne Griffwicklung).

Ich glaube die Story ist historisch gesehen viel weniger Murks als die bisherigen Robin Hood- Filme.
Zumindest ist Richard Löwenherz vom Kreuzzug nicht wiedergekommen...
Allerdings habe ich auch nur "Der gefiederte Tod" gelesen und bin kein Historiker.

Morten

Benutzeravatar
Agroman
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1174
Registriert: 10.12.2010, 17:28

Re: Frage zum mittelalterlichen Bogenbau...!

Beitrag von Agroman » 04.10.2011, 21:56

Morten hat geschrieben:Ich glaube die Story ist historisch gesehen viel weniger Murks als die bisherigen Robin Hood- Filme.
Zumindest ist Richard Löwenherz vom Kreuzzug nicht wiedergekommen...

Historisch gesehen schon, aber der Rest der Story ging so...

Morten hat geschrieben:Allerdings habe ich auch nur "Der gefiederte Tod" gelesen und bin kein Historiker.

Ohhhh, ganz böse Sünde :D . Hab' ich zwar auch gelesen und ist zuminest als "Zeitleiste" ganz brauchbar, aber zum eigentlichen Thema gibt das Buch nicht viel her. Das merkt man dann aber erst, wenn man noch etwas mehr Literatur zum Thema gelesen hat.
"In essence, it is simply a piece of timber, chosen for its strength, its density, its bendability. And so, the very best possible wood to make it from is yew - it is the perfect god-given spring."

(Robert Hardy über den Englischen Kriegsbogen)

Benutzeravatar
Morten
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 738
Registriert: 02.06.2010, 20:09

Re: Frage zum mittelalterlichen Bogenbau...!

Beitrag von Morten » 04.10.2011, 22:07

@Agroman
Ja, habe mir angeschaut was die Autoren so für Freaks sind, da wird einem vieles klar. ::)
Die schlachten sind teilw. beschrieben als wären sie dabei gewesen...
Das Buch musste einige male weggelegt werden.

So ein klassiker wie der Costner- Robin- Film wird der neue nicht werden. Schade.
Immer diese albernen Szenen, die uninteressierte zu unterhalten sollen.
Aber schlecht fand ich den Film trotzdem nicht.

Morten

Benutzeravatar
Agroman
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1174
Registriert: 10.12.2010, 17:28

Re: Frage zum mittelalterlichen Bogenbau...!

Beitrag von Agroman » 04.10.2011, 22:15

Morten hat geschrieben:Aber schlecht fand ich den Film trotzdem nicht.

*Thread endültig entfremd* ;D

Nö, schlecht würde ich ihn auch nicht nennen, aber eben auch nicht wirklich gut.
"In essence, it is simply a piece of timber, chosen for its strength, its density, its bendability. And so, the very best possible wood to make it from is yew - it is the perfect god-given spring."

(Robert Hardy über den Englischen Kriegsbogen)

Benutzeravatar
Ravenheart
Forengott
Forengott
Beiträge: 22357
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Frage zum mittelalterlichen Bogenbau...!

Beitrag von Ravenheart » 05.10.2011, 01:24

Agroman hat geschrieben:Ich glaube wir reden gerade HEFTIG aneinander vorbei ;D ...


Ja fein, guter Hinweis - das lässt sich ändern:

Hier, wie ICH DICH verstanden habe:

"In den R.H.-Filmen werden nicht die RICHTIGEN Bogen gezeigt, weil es das, was man heute unter "ELB" versteht, zu DER Zeit, als R.H. spielt, noch gar nicht gab."

oder anders formuliert:

Die "Warbow" die R.H. zu seiner Zeit geschossen haben müsste, werden in den Filmen nicht gezeigt.



Hier was ich darauf antworten wollte:

"Doch Du irrst Dich, R.H. spielt ca. im 13. Jhd, und da GAB es den "ELB", wie wir ihn heute verstehen, durchaus schon! Und in den Filmen werden sogar beide Varianten gezeigt: der ältere, ohne Horn und der jüngere mit Horn..."


Rabe

Benutzeravatar
Lazarus
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 86
Registriert: 23.06.2005, 08:48

Re: Frage zum mittelalterlichen Bogenbau...!

Beitrag von Lazarus » 05.10.2011, 01:28

R.H. ist aber auch nur ne Legende die wesendlich später entstand.

und Löwenherz war 12tes Jahrhundert.

Gesperrt

Zurück zu „Mittelalter Sonstiges“