menhir hat geschrieben:Na gut... werd mir das Büchlein mal bei Gelegenheit ansehen... bin gespannt^^
Das ist ein Artikel in einer historisch-didaktischen Fachzeitschrift. Im Buchhandel findest du das nicht. Und "bei Gelegenheit"? Bei Gelegenheit trinken wir vielleicht mal ein Bier zusammen. Hier aber ein bißchen mehr Ernst, junger Freund.
Und jetzt mache ich hier schon die ganze Arbeit für dich:
http://www.koryu.com/library/kfriday2.htmlhttp://ejmas.com/jalt/jaltart_friday_0301.htmhttp://ejmas.com/jalt/jaltart_hurst_0501.htmmenhir hat geschrieben://Edit:
hab mal auf die schnelle rumgeschaut (Wikipedia)
Seine Popularität und Bekanntheit verdankt der Begriff in besonderer Weise dem 1899 in englischer Sprache entstandenen Werk Bushido - the Soul of Japan von Inazo Nitobe.
Als Nitobe Ende des 19. Jahrhunderts "Bushido - the Soul of Japan" verfasste, war ihm nicht bewusst, dass der Ausdruck schon existierte. Er dachte, er würde einen neuen schaffen und äußerte sich später überrascht, als er auf diese Tatsache hingewiesen wurde.
Das klingt für mich nach einem guten Grund, warum solche Spekulationen in Umlauf gekommen sein könnten.
Da bist du schon mal auf der richtigen Spur. Was an dem Wikipediaartikel vernünftig ist, ist bei Friday abgeschrieben. Und wie das bei Wikipedia so ist, steht da eben auch weniger fundiertes drin - das heißt, die zitieren Friday, verstehen aber die Konsequenzen nicht. Womöglich sind da auch verschiedene Autoren am Werk, die sich unenig sind. Lies die oben angegebenen Artikel (und alles, was du dir von Koryu.com leisten kannst) und du solltest in der Lage sein, zu sortieren.
Wo übrigens die Tokugawagesetzgebung "Bushido" etabliert haben sollte, würde mich interessieren. Das Buke Shohatto hab ich in mehreren Jahrgängen gelesen (ziemlich trocken übrigens). In der Wertediskussion dieser Zeit (die ja schon ziemlich abgehoben war) benutzte man sehr verschiedene Begriffe, über deren Inhalt man sich dann auch noch noch uneinig war:
Yamaga Soko nannte seine Ideologie Shido, Daidoji Yuzan sprach im Budoshoshinshu eben von Budo.
Yamamoto Tsunetomo mit seinem Hagakure - je nun. Ein Papiertiger, der dann doch lieber nicht Seppuku beging und von der Zeit schwärmte, als Männer noch Männer waren. Im übrigen ein in der zeitgenössischen Diskussion völlig unwesentlicher Text, der erst von der kaiserlichen Armee zu Propagandazwecken abgestaubt wurde. Zum Schluß durften dann Jungens in deinem Alter sich heulend in fliegende Bomben setzen und deren Familien mußten auch noch stolz darauf sein.
menhir hat geschrieben:Zum Seppuko:
Die Scham, gegen den Bushido verstoßen zu haben, führte oft zum rituellen Suizid, dem Seppuku.
Das Ding heißt bitteschön "Seppuku", und der Rest ist romantisierender Quark, Entschuldigung. Die Bushi haben keineswegs "oft" Seppuku begangen.
Zunächst einmal war das schlicht eine Form der Todesstrafe, zu der man verurteilt wurde. Unter den damals üblichen Formen war es dann eine, bei der man als Bushi eventuell seine persönliche Ehre wiederherstellen konnte (denn Ehrbegriffe gab es, auch wenn die gerne mißverstanden werden) - aber auch das war nicht notwendigerweise so.
Allerdings hing das davon ab, daß man bei der Durchführung nicht zauderte und keine Regung zeigte - was sehr schwierig ist, weil man dabei eben nicht nur stirbt (was auch für Japaner außerhalb von romantischen Erzählungen und Filmen kein Zuckerschlecken ist), sondern eben auf eine außerordentlich schmerzhafte Weise. (Allerdings waren die Alternativen nicht verlockend.)
Die komplette Durchführung (die Öffnung des Unterbauches und Zertrennung der Eingeweide mit einem queren, tiefen Schnitt, evtl sogar mit mehreren Schnitten) wurde deswegen auch eher selten vollzogen, oft schlug der Henker / Sekundant schon den Kopf ab, wenn die Messerklinge den Bauch nur berührte oder ritzte.
Letztlich ist das also eine Enthauptung, bei der man häufig bloß die Fiktion des ehrenvollen Freitodes aufrechterhielt.
Es gab auch Fälle von freiwilligem Seppuku - allerdings ist das ganze Thema komplett außer Proportion aufgeblasen, weil es eben so schaurig-schön exotisch ist.
Was dabei herauskommt, wenn der Sekundant sein Amt nicht beherrscht, kann man an der Geschichte von Mishima Yukio sehen.
menhir hat geschrieben:Die Philosophie des Bushidō beeinflusste einige Kampfkünste, die mit den Waffen der Samurai ausgeführt werden, wie auch waffenlose Systeme. Geprägt wurde diese Philosophie wiederum vom Zen.
Dazu gehören:
* Iaido
* Kenjutsu
* Kendō
* Kyūdō
* Naginatadō
* Aikido
* Judo
Auch der angebliche Einfluß des Zen ist eine moderne Fabel, die wesentlich auf D.T. Suzuki zurückgeht. Die wesentliche Verbindung zwischen Bushi und Zenbuddhismus (die zwischen den
Hojo und den
Gozan) war politisch motiviert.
Martin Collcutt, Five Mountains, The Rinzai Zen Monastic Institution in Medieval Japan, Harvard University Press, 1985
Aikido ist von Omoto-kyo (Neo-shinto) beeinflußt, Ueshiba hatte mit Zen nix am Hut, auch wenn einige Aikibunnies das zusammenrühren.
Für Kyudo liegt ausfürliches Material vor, das die Entstehung des Mythos des "Zenbogenschießens" bei Herrigel utersucht.
YAMADA Shoji, The Myth Of Zen in The Art Of Archery, Japanese Journal of Religious Studies, Spring 2001, 28/1-2
Als pdf unter
http://www.nanzan-u.ac.jp/SHUBUNKEN/pub ... df/586.pdfÜber Herrigels Nazibegeisterung und die Konsequezen für sein Buddhismus- und Budoverständnis siehe auch オイゲン・ヘリゲルの生涯とナチス-神話としての弓と禅(2)-, 日本研究, 第24集, pp.201-226, 2002.2. (Oigen Herigeru no shōgai to Nachisu: Shinwa to shite no yumi to zen (2), Nihon kenkyū 24).
menhir hat geschrieben:So... also für mich klingt das alles plausibel! Und was sagtest du vorhin über KenJitsu? Dir ist schon klar, dass KenJitsu die Ausbildung in den Kriegskünsten der Samurai darstellt... oder?
Zunächst mal bedeutete "Kenjitsu" (wenn es das Wort 剣実 denn gäbe) "Schwertwirklichkeit" oder so etwas.
Was du meinst, ist Kenjutsu 剣術, also "Schwerttechnik". Und das ist auch nicht die Ausbildung in Kriegskünsten (die heißen zum Beispiel Heiho 兵法), sondern nur eine von vielen Disziplinen.
menhir hat geschrieben:Und die Muso Shinden Ryu wurde im im 16. Jahrhundert von einem Samurai namens Hayashizaki Jinsuke Minamoto gegründet.
Also zu leugnen, dass KenJitsu etwas mit der Kampfweise der Samurai zu tun hat, halte ich ebenfalls für eine gewagte Behauptung
![Wink ;)](./images/smilies/wink.gif)
"Kenjitsu" nicht. Kenjutsu schon. Mal so nebenbei: Ich lerne seit 99 Katori Shinto Ryu.
menhir hat geschrieben:Mal so prinzipiell: Die Beweislast hat immer derjenige, der die Existenz von etwas behauptet.
Würd ich so allgemein auch nicht behaupten! Wenn einer behauptet, dass es zb nie KZ's gab, muss man dem das auch nicht nochmal alles extra beweisen. (Sondern zeigt ihn wegen Wiederbetätigung an
![Grin ;D](./images/smilies/grin.gif)
)
Und wenn ich behaupte, im Mittelalter gab es keine Kriegsbögen... wer von euch würde sich verpflichtet fühlen mir das Gegenteil zu beweisen?? Wohl kaum einer.
Und wenn du mit solchen Annahmen daherkommst, hätte ich dafür auch gerne Nachweise.
In dem Falle mußt du eben ein bißchen Wissenschaftstheorie lernen. Oder willst du mir als Pastafarianer wirklich den Gegenbeweis zum Fliegenden Spaghettimonster antreten? Viel Spaß.
Das Beispiel mit den KZ ist ein sehr schlechtes, denn hier hat man aus politischen Gründen eine Beweislastumkehr vorgenommen - die ich aus eben diesen Gründen auch für gerechtfertigt halte. Aber naürlich gibt es eine solide Dokumentation für den Holocaust, sowohl wissenschaftlich, wie in vielen Familiengeschichten (ich habe selbst noch Patienten, die KZ-Insassen waren, der Großvater meiner Frau ist in Sachsenhausen umgebracht worden).
Die Kriegsbögen hinwiederum könnte dir jeder Fachmann leicht zeigen. Und das wäre es dann auch schon.