Trinkhorn reinigen

Selbstgebaute Ausrüstungsgegenstände wie Armschutz, Köcher, etc.
Der_listige_Lurch
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Trinkhorn reinigen

Beitrag von Der_listige_Lurch » 21.10.2006, 21:37

Hallo zusammen

Ich stelle mir gerade meine gesamte Ausrüstung her und bin auf ein Problem gestoßen:
Ich habe mir von einem Landwirt, der Hochlandrinder hält (Kühe mit rötlichem besonders langem Fell un ziemlich großen Hörnern),als er mal wieder geschlachtet hat die Hörner von so einer Kuh gekauft. Den Knochenartigen Kegel, der das Horn ausfüllt habe ich schon entfernt. Jetzt war die Innenfläche des Horns zwar schon mehr oder weniger glatt aber ein Knorpelartiges Etwas ist auf dem Boden des Horns und lässt sich weder wegkratzen, noch sonst etwas machen, und so ist es nicht unbedingt appetitlich daraus zu trinken :-(

Kata.Kai
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Beitrag von Kata.Kai » 21.10.2006, 22:03

Hi!

Bin gerade etwas irritiert, dass du ein Trinkhorn als Ausrüstung verstehst, aber egal. :D

Kenn mich mit Hörnern nicht wirklich aus, da sowas in meine Darstellung nicht passt, habe aber mal was von einem lebensmittelechten Lack gehört, womit die kommerziell erhältlichen Hörner ausgeschwenkt werden - damit ist das Trinken etwas apetitlicher.
Nach Trocknung, versteht sich. :)

Keine Sorge, irgendeiner hier kennt den Lack bestimmt.

Grüße, Kai

hugin
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Beitrag von hugin » 22.10.2006, 10:58

also das mit dem lack find ich noch viel unappetitlicher. ich habe rotweingenommen und 10 tage im horn randvoll stehen lassen.danach ist der horngeschmack weg

michaelis toxophilus
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Beitrag von michaelis toxophilus » 22.10.2006, 16:33

also nur mal so als info:

trinkhörner wurden im mittelalter ansich nur als kultobjekte benutzt. das heist, es wurde zu zeremoniellen zwecken draus getrunken. horn ist ein sehr spezielles material. Aber bedenk mal wie oft man im mittelalter ne kuh geschlachtet hat!
zudem, es ist wohl einfacher n'en klumpen lehm zu nehmen und ne'n becher daraus zu machen, oder einen aus n'em stück holz zu schnitzen. Horn kann man dann für wichtigere zwecke benutzen, z.Bsp ein rufhorn, weil es wieder viel einfacher ist ein rinderhorn zu ne'm rufhorn zu machen als eins aus z.bsp. kupfer herzustellen.
gut, einen tonbecher kann man nicht mal so auf den boden schmeißen. einen holzbecher schon und der ist gratis, das horn nicht.
zudem stellt sich bei hörnern das problem des stehenbleibens!
man muss die sache aus der sicht der damals lebenden menschen sehen und nicht aus dem 21. jahrhundert!

nur mal so zum nachdenken...

elric
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Beitrag von elric » 22.10.2006, 18:21

was michaelis toxophilus sagt, stimmt schon, aber wenn man sich schon für sowas entschieden hat....

was ich sehr interressant finde:
du hast ein rohhorn genommen, und willst darauf ohne grosse bearbeitung trinken?
der hohlraum, den die natur geschaffen hat, ist doch viel zu klein, oder?
normalerweise wird der innenraum rausgehobelt (mit entsprechendem material), um ihn danach zu versiegeln....

jemand, den ich flüchtig kenne, hat mir mal gesagt, dass man zur versiegelung von hörnern klarlack aus dem schiffsbau verwenden kann.
man sollte nur drauf achten, dass er keine lösungsmittel enthält, und man sollte keine schweren alkoholika draus trinken (sollte man übrigens nie tun, auch die gekauften hörner sind dafür anfällig).
Wein, Weib und Gesang...
Und das ganze ein Leben lang...

benz

Beitrag von benz » 22.10.2006, 19:11

Dieser kurze thread zeigt für mich eine ganze Menge über die MA Szene:

man trinkt halt aus nem Horn weils geil kommt, egal ob die Leute früher das wirklich gemacht haben und das praktisch fanden oder nicht

aber das Leben früher war ja ihhhh völlig unhygienisch, also schnell irgendweinen modernen Lack reingekippt, sieht ja keiner

Indianer haben durchaus aus Hörnern getrunken, aber sie hatte keine Tische, ein Horn war dazu da das Wasser aus dem Bach, der Quelle und dem Fluss trinken zu können.

Ich denke man muss das Horn innen schleifen und polieren und dann den Geruch neutralisieren, ob Rotwein dazu das beste Mittel ist weiß ich nicht, ich könnte mir auch einen Tee vorstellen........ Salbei vielleicht oder Holunderblüten?

liebe Grüße benzi

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Beitrag von Rado » 22.10.2006, 19:18

Kochen bringt da nix?
Wenns irgendwelche Fleischrückstände sind könnte man sie ja gegart vieleicht besser entfernen?
Wenn ich zB Suppenknochen reinige,koche ich die ganze Geschichte bis das Fleisch fast von selbst abfällt.

Man kann bei Holzbechern aber das Pech haben,daß er reißt wenn er ständig genässt und getrocknet wird.
Und ist es ohne gute Drehbank oder 50´er Forstnerbohrer nicht ganz schön aufwendig einen Holzbecher herzustellen? Bin da ziemlich ahnungslos.

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locksley
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Beitrag von locksley » 22.10.2006, 19:47

@Benzi

Nicht die gesamte MA Szene trinkt aus Hörnern. es kam wohl nur mal ein cleverer Geschäftsmann, auf die Idee, das verkauf ich den Trotteln, als stilechtes Trinkgefäß und prompt hängten es sich viele an den Gürtel. Meines, das mir mal ein wohlmeinender M4ensch gekauft hat, wurde Teils zu Horninlays verarbeitet und die Reste warten noch auf eine Verwendung.
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)

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Prywinn
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Beitrag von Prywinn » 22.10.2006, 20:44

stimmt, auf märkten sind die dinger eine Pest.
Ich habe auch eines, nutze es aber mehr oder weniger zu religiösen zwecken, als Kelch ersatz.

Holzbecher können schimmeln, deshalb sollte man damit vorsichtig sein, und, wenn ihr bekommt, ein Holz verwenden, dass selbstdesinfizierend ist.
(Ich glaube, mir wurde da Birke empfohlen)

Pry

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Stimme größtenteils zu...

Beitrag von Kata.Kai » 22.10.2006, 21:12

... aber die Frage war ja nicht, ob und wenn ja wo Hörner zum Trinken verwendet wurden und wie hygienisch das MA nun war. Sowie ich die Frage verstanden habe, ging es ja erstmal nur um das rein technische Problem, das Horn schnell funktionsfähig zu bekommen.

Sicher werden Hörner gerne mit Grobmittelalter assoziiert, aber wenn es in die Darstellung / zur Persona des Fragestellers passt?

Und "unapetitilich" ist nicht gleichbedeutend mit "unhygienisch". ;-)

Also, nicht zuviel reininterpretieren.
Und: Lasst uns den Thread bitte nicht zu einer der typischen Tempus Vivit - Schlammschlachten werden. Ich denke, ihr wisst worauf ich hinaus will...

Grüße, Kai

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Beitrag von geomar » 22.10.2006, 21:28

Ich weiss jetzt nicht mehr, wo ich es gelesen hatte und meine zwei Versuche mit der Suchfunktion waren auch vergeblich, aber aus der Erinnerung zitiere ich mal aus einem Thread, in dem es um Hornbearbeitung für Bogentips etc. ging.


Eine brauchbare Methode, das Horn von seinem unerwünschten Innenleben zu befreien ist fraglos stundenlanges Kochen - sollte man aber nicht in Mutters Küche machen.

Andere haben das Horn ein paar Monate im Komposter gelagert (kalte Rotte), um die kleinen Lebewesen dort das Horn reinigen zu lassen - ein Ameisenhaufen soll die selben Dienste leisten, den sollte man aber hierfür aus Gründen des Naturschutzes nicht missbrauchen, da man das Horn ja irgendwann auch wieder herausbekommen will...
"I wish, I´d more nice things to say - but I was born not to lie" (Ben Cooper aka Radical Face)

Kata.Kai
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Beitrag von Kata.Kai » 22.10.2006, 22:12

Kochen -häufig in einer Waschmittellösung- ist tatsächlich eine verbreitete Methode.
Recht wirksam dürfte sich noch Wasserstoffperoxid erweisen, aber zu Konzentration, Temperatur und Einwirkzeit weiss ich leider auch nichts. Ist auch eher eine "Mehr Power!"-Methode, daher: Alle Angaben ohne Gewähr!
Da müsste man vielleicht einen Tierpräparator zu befragen.
Und wo wir gerade bei Präparatoren sind: Da gibt es die Hassliebe zu Speckkäfern!

Schon mal "Die Mumie" gesehen? :D

Nee, keine Sorge, ganz so fies wie im Film sind die nicht, sind aber auch eine gute Methode, um ein Skelett blank zu kriegen. Quasi die Schnellkompostermethode.

Vielleicht bekomme ich die Tindra noch überredet, ihre Präparatorenschulsachen rauszusuchen - sie hat das mal eine Weile gelernt. Aber nur wenn wirklich Bedarf besteht; wir haben leider längst den Überblick über die Umzugskisten verloren... :o

Grüße, Kai :tool

hugin
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Beitrag von hugin » 22.10.2006, 22:16

zur frühen wikingerzeit sind etliche Trinkhornfunde mit silberbeschlag gefunden worden.Allerdings nicht, um daraus met zu trinken.sondern eine art bier, die in ermangelung von hefe noch mit vorherigem durchspeicheln zum gären gebracht wurde. met gabs es in kleinen tonbechern in der größe eines heutigen schnapsglases.das zeug war viel zu kostbar.gegen mitte bis ende der wikizeit kommen noch gläserne sturzbecher in mode, die die form eines trichters hatten und ebenfalls nicht abgestellt werden können. der normalmensch hingegen trank aus tonbechern, die im grasmeiler unter sauerstoffreduzierung hergestellt und unglasiert waren.die qualität und feinheit in der verarbeitung war zu dieser zeit im niedergang und man beschrankte sich in erster linie auf den gebrauchswert.glasierte ware findet sich im norden erst ab 1350.diese dann aber nicht mehr im grasmeiler hergestellt.da aber auf einem mittelalterfest eh fast nur fürsten rumlaufen,was die ausrüstung angeht, genieße dein horn und laß dir den spaß nicht verderben. probiers mit dem rotwein, der geschmack ist dann weg vom horn. viel spaß

merdman2
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Beitrag von merdman2 » 23.10.2006, 14:07

Kann nicht viel dazu sagen nur so viel:

In meinem vor Jahren gekauften Horn ist ganz am Boden auch ein weißes Etwas zu sehen. Scheint also normal zu sein.

Markus

fenrir

Horn reinigen

Beitrag von fenrir » 28.10.2006, 11:19

Also ich würde so rein auf Verdacht das Horn erstmal mit Sodalösung auskochen, dasselbe Prinzip wie beim Knochenreinigen. Bei Wasserstoffperoxid riskierst Du, dass Du das Horn gleich mit auflöst, wenn die Konzentration zu hoch und die Einwirkzeit zu lang ist, während das Soda nur die verseifbaren Bestandteile löst.
Beim Holzbecherschnitzen oder -drechseln wärs übrigens ratsam, genau aufzupassen, welches Holz man nimmt. Eibe z.B. wär wohl ne arg schlechte Wahl :D.

fenrir

P.S. Achja, wenn Du dein Horn innen nicht mit Lack versiegeln willst, könnte es durchaus sein, dass Dein Met ne ganze Weile nach Rindvieh schmecken wird....

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