Blattspitzen

Selbstgebaute Ausrüstungsgegenstände wie Armschutz, Köcher, etc.
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shokunin
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Blattspitzen

Beitrag von shokunin » 10.05.2011, 22:03

Inspiriert von Pfeilspitzenrohlingen nun kurz Blattspitzenbau in Bildern...

Der Rohling im 1. Bild wurde hinten stufenweise konisch gebohrt und grob mit einem kleinen runden Profildrehmeissel geformt.
Nun wird die Spitze geschmiedet.
Ich fange in der Regel warm an um schnell die grobe Form zu bekommen und schmiede dann kalt fertig da es das Metall härtet und man beim kalten Werkstück feiner und langsamer arbeiten kann. Ich schmiede das Blatt fast komplett aus und feile nur die Form sauber und die Schneiden dran - ist aber nicht ganz leicht beidseitig einen schönen scharfen Rücken zu bekommen.
Prinzipiell kann man der Einfachheit halber auch den Bullet-Kopf der Spitze nur grob platt hauen um die nötige Breite zu bekommen und dann den Rest mit der Feile machen, ich hab aber gern die Bearbeitungsspuren für einen "mittelalterlichen" Look.
Ein Tipp beim Kalt-Schmieden flacher rautenförmiger Profile ist dass das Werkzeug nie poliert sein darf weil es dann zu rutschig ist. Sowohl Hammer als auch Amboss werden von Zeit zu Zeit mit Schmirgelpapier angerauht, so kann man das Werkstück schräg formen ohne dass es weg rutscht.

Ist das Blatt geschmiedet wird Tülle und der Hals auf der kleinen Drehbank frei-hand nachgedreht. Ich mache das erst jetzt da das Schmieden immer Macken am Hals hinterlässt.
Ich führe meine Werkzeuge mit der Hand - kann man aber aus Sicherheitsgründen nicht wirklich jedem empfehlen...
Nun wird das Blatt zurecht gefeilt und mit dem Schmirgelholz geschliffen.
Ich mache gern eine gehämmerte Struktur auf die Tülle, das wird mit einem kleinen Niethammer gemacht. Das Werkstück lege ich dazu auf einen Bleiblock der hat ein gutes Gewicht so dass sich nix rührt und ist weich genug dass er ein Verformen oder Verkratzen des Werkstücks verhindert. Gesund ist er leider nicht aber es gäbe auch Zinn...
Zum Schluss wird die Spitze mit der Flamme gebläut, in Öl abgekühlt und mit Tripel poliert.
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Zuletzt geändert von shokunin am 10.05.2011, 23:57, insgesamt 3-mal geändert.
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AZraEL
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Re: Blattspitzen

Beitrag von AZraEL » 10.05.2011, 22:10

die gefallen mir wirklich sehr sehr gut!

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tscho
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Re: Blattspitzen

Beitrag von tscho » 11.05.2011, 06:59

Klasse,Respekt !

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klaus1962
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Re: Blattspitzen

Beitrag von klaus1962 » 11.05.2011, 08:06

Tolle Sache !!
Wie bekommst Du den geschmiedeten Grad oben auf dem Blatt so scharf und gerade hin ?
Braucht man dazu jahrelange Übung oder gibts da einen Trick ?

Gruß
Klaus

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Pyromir
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Re: Blattspitzen

Beitrag von Pyromir » 11.05.2011, 08:08

Sehr schön, ich bin schwer beeindruckt. Bist Du Kunst- oder Feinschmied?

Grüße
Marc
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shokunin
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Re: Blattspitzen

Beitrag von shokunin » 11.05.2011, 08:29

Danke für die Blumen - ja Schmiede-Familie seit ca 500 Jahren...

@Klaus
der Grad braucht schon etwas Übung.
Man schmiedet an der Kante des Ambosses - ich habe einen kleinen bei dem eine Kante mit so etwa einem 10mm Radius verrundet ist. Da kann man das Werkstück anlegen und "Streifschläge" sehr flach auf die schrägen Flächen machen ohne dass man endlos mit der Hammerkante in den Amboss drischt.
Und wie oben schon gesagt das Werkzeug muss rauh sein - das heisst man muss es eigentlich nur entfetten. Amboss und Hammer werden bei der Arbeit schnell glatt. Man schruppt sie regelmässig mit Schmirgelpapier um sie griffig zu machen, dann rutscht das Werkstück weniger beim Schräg-Schmieden - das gilt für Kalt-Bearbeitung, warm muss man einfach gut festhalten oder auf der runden Kante schmieden so dass man die Flächen leicht hohl macht, geglättet sind sie dann leicht.
Mit etwas Übung alles kein Hexenwerk eigentlich, nur die Grösse der Spitzen ist eine Herausforderung wenn man einen Hammer nehmen will der noch gross genug ist dass er was bewegt.
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klaus1962
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Re: Blattspitzen

Beitrag von klaus1962 » 11.05.2011, 08:37

shokunin hat geschrieben:ja Schmiede-Familie seit ca 500 Jahren...

Das erklärt einiges. Da kann ein Bastler wie ich nicht mithalten. :) :) :)

Aber trotzdem danke für Deine Tips und Erklärungen. 8)


Gruß
Klaus

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Re: Blattspitzen

Beitrag von tscho » 11.05.2011, 09:22

ja, jetzt wird mir auch einiges klar,ich hämmerte auch mehr aufm Amboß rum als auf den Spitzen,und das Teil rutschte laufend weg.

tscho

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Re: Blattspitzen

Beitrag von Faltenhemd rigoros » 11.05.2011, 09:36

Sehr coole Spitzen!
Kannst du auch solche mit so filigranen Durchbrüchen machen?
Und auf was schiesst du mit denen?

Falti

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Re: Blattspitzen

Beitrag von shokunin » 11.05.2011, 09:37

@Klaus1962
ich hab Deine "Bastelarbeiten" schon gesehen :o :o :o
Du brauchst Dich wirklich vor niemandem verstecken.

Das Handwerk liegt bei uns zwar in der Familie aber das Schmieden ist bei mir auch nur mehr ein sehr gelegentliches Hobby - mal ein Messer, Werkzeuge, Pfeilspitzen,... und immer klappts auch nicht die einseitig gratlot platt-gepatschten Spitzen zeige ich hier halt nur nicht aber die gibt es auch :-\
Pfeilspitzen baue ich z.Z sehr gerne - besonders welche im japanischen Stil da stell ich vielleicht mal was rein wenn sich wer interessiert.

@Falti,
mit Durchbrüchen hab ich auch schon gemacht.
Schiessen tu ich sie nur mit dem Kinderbogen - ist mehr ein Fliegen-lassen als Schiessen bei 200+ grain Spitze und 20# Bogen.
aber ich bastle halt gern und habe Patenkinder mit Legolas-Allyren ;)
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Re: Blattspitzen

Beitrag von locksley » 11.05.2011, 10:09

Wunderschöne Teile, die Du da "bastelst". Handwerkskunst ist immer wieder schön anzusehen.
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)

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Re: Blattspitzen

Beitrag von captainplanet » 11.05.2011, 11:29

Wunderschön!
Aber, das muß ich auch sagen, mit voller Hose ist´s leicht stinken! ;D So eine Drehbank hat nicht jeder. Mich reizen ja vor allem die Präsentationen, die mit den Mitteln zustandekamen über die auch ich verfüge. Da liegt dann auch ein Nachbau meinerseits in der Luft, da wirds richtig interessant.
Bester Rindengrapscher von FC!!!

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Re: Blattspitzen

Beitrag von shokunin » 11.05.2011, 12:01

@Captainplanet
ja du armer :-[
wie lebst du denn ohne Drehbank? Da würd' ich ja eher meine Waschmaschine aufgeben... auch wenn dann das Stinken wirklich zum Problem werden könnte ;D

Aber ich versteh dich schon, mit Bauanleitungen nach dem Motto "...schütten sie nun 14 Tonnen Koks in ihren Hochofen..." kann keiner was anfangen.
Ich dachte halt ne' Drehbank hat fast jeder der gern bastelt und im Zweifelsfall kann ich doch wenigstens etwas angeben und Leute neidisch machen 8)
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Sir Weazel
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Re: Blattspitzen

Beitrag von Sir Weazel » 11.05.2011, 12:38

captainplanet hat geschrieben:......... Mich reizen ja vor allem die Präsentationen, die mit den Mitteln zustandekamen über die auch ich verfüge. Da liegt dann auch ein Nachbau meinerseits in der Luft, da wirds richtig interessant.




Habe da auch mal was einfaches versucht..... was haltet ihr denn von Innlay- Spitzen ......einfachste Herstellung, billig, stabil
Ich habe mal in nem Film gesehen wie dort flüssiges Metall in eine Holzform gegossen wurde..... das hat mich dann beschäftigt!

Erstmal sollte man das Thema Filmindustrie mit Argusaugen betrachten..... dann welches Metall läßt sich bei niederigen Temperaturen schmelzen (Blei,Zinn) ..... Durch die Form der Spitze wird diese aber stabil genug um mit einem 30 lbs bogen in harte Ziele zu schiessen( Holz,Stramit) ein Schuß auf eine Steinwand wurde auch überlebt!

Bei meinem Compounder war allerdings bei der Steinwand dann auch Schluß.... bin sehr zufrieden damit und werde mal Bilder einsetzen die Tage.....
Das Material zum einschmelzen finde ich auf Schießbahnen und auf Trödelmärkten......

Gruß Hans
suum cuique!....... Ego sum qui sum ... a debet ..

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captainplanet
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Re: Blattspitzen

Beitrag von captainplanet » 11.05.2011, 15:26

Sir Weazel hat geschrieben:Habe da auch mal was einfaches versucht..... was haltet ihr denn von Innlay- Spitzen ......einfachste Herstellung, billig, stabil
Ich habe mal in nem Film gesehen wie dort flüssiges Metall in eine Holzform gegossen wurde..... das hat mich dann beschäftigt!

Robin Hood - König der Diebe. Da gibt es eine Szene, wo - wie Du ganz richtig erkannt hast - flüssiges Blei oder Zinn in eine Form gegossen wird (Holzform? Echt? Weiß ich net...) Jedes andere Metall wäre im flüssigen Zustand weißglühend - Quecksilber mal ausgenommen.

Das ist natürlich völliger Unsinn, ich weiß nicht, was sich der Regisseur dabei gedacht hat. Vermutlich gar nichts. ::)

Inlay-Spitzen kann man aus Stahlplatten ausschneiden - alte Sägeblätter gehen sehr gut. Oder dann gibt es noch die Schaftdorn-variante, auf die ich sehr große Stücke halte. Da hab ich mal welche gebaut, indem ich um einen Metallstab passende Metallröhrchen geklebt habe. Mit einer Drehbank täte man sich da sicher leichter, aber wie gesagt, mit voller Hose.... :P

Lg Georg
Bester Rindengrapscher von FC!!!

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