Gravur bei einem Rinderhorn färben?

Selbstgebaute Ausrüstungsgegenstände wie Armschutz, Köcher, etc.
whitelady
Newbie
Newbie
Beiträge: 38
Registriert: 26.09.2004, 14:16

Gravur bei einem Rinderhorn färben?

Beitrag von whitelady » 22.02.2011, 13:54

Hallo liebes Forum,

ich weiß, dass hier allerhand fähige Do-it-yourself-Leute unterwegs sind, deshalb dachte ich, ich wende mich mal vertrauensvoll an euch...

Ich stehe hier gerade vor dem Problem, dass ich bei einem gravierten Horn die Gravur noch mit Farbe hervorheben möchte, denn ansonsten sieht man außer im Gegenlicht von der Gravur ja nicht viel.

Ich habe mittlerweile schon zwei Versuche hinter mir:

Einmal habe ich an meinem kleinen "Probehorn" versucht, die Vertiefungen mit Henna zu färben. Das habe ich aber schnell wieder abgebrochen, als ich gesehen habe, dass in kleinen Rissen im Lack natürlich dann auch Farbpigmente drinne waren - sieht einfach nicht schön und unsauber aus.

Dann habe ich mich jetzt hingesetzt und dachte mir, gut, Acrylfarbe hast du da, Pinsel auch - also bepinselst du es mit Acrylfarbe. Aber das ist so eine schreckliche Fusselarbeit, weil die Acrylfarbe ja recht pastos ist (verdünnt mir Wasser wird sie zu hell und sieht blöd aus), und weil deshalb die Linie in der Vertiefung sehr unsauber wird. Außerdem dauert mir das zu lange, und ich denke mir, das muss doch einfacher gehen!

Ich bin eigentlich auf der Suche nach einem Verfahren ähnlich dem Tiefdruckverfahren. Das bedeutet, man trägt die Farbe auf, und wischt sie auf den lackierten Stellen wieder ab. Denn die gravierten Stellen sind ja rau und nehmen die Farbe besser an, und von den lackierten Stellen müsste sich die Farbe doch leicht wieder abwaschen lassen, eigentlich. So müsste man nicht wie bei der Bemalung mit dem Pinsel so peinlich genau drauf achten, dass die Linien auch stimmen.

Nun habe ich hier bei meiner Suche in einem anderen Thread auch gelesen, dass es schon jemand mit Tuschetinte versucht hat - funktioniert das gut? Und mit was wurde die Tuschetinte aufgetragen - mit dem Pinsel, oder mit einer Feder? Oder war es gar ein Stift?

Oder hätte da jemand von euch noch Vorschläge oder Ideen zu, wie ich das bewerkstelligen könnte?

Hier mal ein Bild von meinem "Probehorn". Man sieht gut die "Unfälle" von der Henna-Färbung sowie die ungleichmäßig aufgetragene Acrylfarbe:
Bild

Das hier ist die Gravur auf dem "großen" Horn - wie man sieht, habe ich hier nicht nur Linien wie beim Probestück, sondern auch ganze Flächen, die eingefärbt werden sollen:
Bild

Benutzeravatar
Snake-Jo
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 8691
Registriert: 10.10.2003, 11:05

Re: Gravur bei einem Rinderhorn färben?

Beitrag von Snake-Jo » 22.02.2011, 14:01

Ja, ich weiß, was du meinst. Nun ist weißes Horn auch sehr empfindlich. Geh doch mal in den Armbrust-Bereich, da haben sie verschiedene Experimente gemacht.

viewtopic.php?f=34&t=15215

Mußt dich halt mal durchlesen.
Eine relativ stabile Einfärbung bekommt man mit gefärbtem Epoxy hin. ich nehme UHU-Endfest 300, färbe mit Pulver von Beizen ein, schmiere alles in die Ritzen, erwärme mit HLP und wische den Überschuss wieder weg. Versuch machen, aber nicht am Original! ;)
Das klappt aber nur, wenn nur die Linien vertieft sind und eingefärbt werden sollen. Eventuell nützt bei flächenhaften Abträgen vom Horn nur das Bemalen mittels Stift.

P.S. Denk an dein Userbild, es muss dem User entsprechen! ;) :)

Benutzeravatar
Ravenheart
Forengott
Forengott
Beiträge: 22358
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Gravur bei einem Rinderhorn färben?

Beitrag von Ravenheart » 22.02.2011, 14:06

wg. Userbild guckst Du:

viewtopic.php?f=23&t=7733#p139689

;)

Rabe

whitelady
Newbie
Newbie
Beiträge: 38
Registriert: 26.09.2004, 14:16

Re: Gravur bei einem Rinderhorn färben?

Beitrag von whitelady » 22.02.2011, 14:13

Danke für den Link und für die Tipps, Snake-Jo! Da werde ich mich mal einlesen... Was bedeutet HLP?

Hajo, dann kommt das Userbild einfach wieder weg... persönliche Fotos von mir stelle ich grundsätzlich nicht in Foren ein, ich bitte da um Verständnis ;-)
Zuletzt geändert von whitelady am 22.02.2011, 14:17, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Ravenheart
Forengott
Forengott
Beiträge: 22358
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Gravur bei einem Rinderhorn färben?

Beitrag von Ravenheart » 22.02.2011, 14:15

hihi, das ist Dir natürlich völlig freigestellt, aber im Vertrauen: Unter den 3000 Anderen würde es kaum auffallen...
;)

Rabe

whitelady
Newbie
Newbie
Beiträge: 38
Registriert: 26.09.2004, 14:16

Re: Gravur bei einem Rinderhorn färben?

Beitrag von whitelady » 22.02.2011, 14:17

Ja, ich weiß. Trotzdem ;-)

whitelady
Newbie
Newbie
Beiträge: 38
Registriert: 26.09.2004, 14:16

Re: Gravur bei einem Rinderhorn färben?

Beitrag von whitelady » 22.02.2011, 14:25

Oha, das ist interessant - das mit der ölbasierten Farbe beim Scrimshaw. Ich habe schon woanders gelesen, dass jemand Ölfarbe genommen hat, aber mir war nicht klar, warum.

Zu dumm, dass ich mein gesamtes Probestück jetzt schon mit Acryl bemalt und den Dremel wieder an seinen Eigentümer zurückgegeben habe... Ich seh schon... das wird ne längere Sache mit dem Horn... ::)

Benutzeravatar
Pyromir
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 721
Registriert: 09.06.2009, 09:27

Re: Gravur bei einem Rinderhorn färben?

Beitrag von Pyromir » 22.02.2011, 14:35

Moin,

zu Deinem Problem (quatsch, nix Problem, Herausforderung) fallen mir spontan Techniken aus dem Bereich der Zinnfigurenmalerei ein: Washes, Blendings, Shadings usw. Teilweise ähnlich dem, was Snake-Jo geschrieben hat. Allerdings weiß ich nicht, in wiefern das bearbeitete Horn welche Farben annimmt. Im Miniaturenbereich wird sehr viel mit Acrylfarben (plus Acryl Retarder, Malmittel etc.) gearbeitet.

Da ich so gar keine Ahnung habe, würde ich mal versuchen, eine Probegravur satt mit unverdünnter Farbe vollzukleistern und dann mit unterschiedlich feuchten und festen (!) Schwämmen nachzuarbeiten. Unter Umständen wäre es sogar möglich Farbverläufe mit mehreren Farben zu realisieren.

Alternativ (vorausgesetzt Acrylfarbe hält) wären Inks für die tiefsten Vertiefungen und Drybrush-Techniken für erhabene Stellen meine Favoriten.

Dauert alles seine Zeit, aber das soll ja auch kein Wegwerfartikel werden (denke ich ;) )

Grüße
Marc
"Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will." Albert Schweitzer

72" *WhiteWidow* 50#@29"
70" Alemannen-Esche 30#@29"

whitelady
Newbie
Newbie
Beiträge: 38
Registriert: 26.09.2004, 14:16

Re: Gravur bei einem Rinderhorn färben?

Beitrag von whitelady » 22.02.2011, 15:18

Hi Pyromir,

auch dir vielen Dank für deine Ideen! Diese Inks lassen vermuten, dass man das ganze Prob... äääh, die ganze Herausforderung, auch mit Tusche angehen könnte. Die Frage ist bloß - ist es tatsächlich so, dass die lackierten (ungravierten) Stellen die Farbe nicht annehmen?

Was meinst du, kriegt man die Farbe auf den lackierten Stellen mit Schwämmen wieder ab? Bei dem Henna hatte ich kein Glück, da habe ichs sowohl mit der weichen als auch mit der rauen Seite von nem Spülschwamm probiert...

Benutzeravatar
Ravenheart
Forengott
Forengott
Beiträge: 22358
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Gravur bei einem Rinderhorn färben?

Beitrag von Ravenheart » 22.02.2011, 15:26

Schleifpapier!

;D

Rabe

whitelady
Newbie
Newbie
Beiträge: 38
Registriert: 26.09.2004, 14:16

Re: Gravur bei einem Rinderhorn färben?

Beitrag von whitelady » 22.02.2011, 15:30

Gute Idee. Nächste Frage: Kriegt man dann wieder ne gleichmäßige Lackierung drüber, oder muss ich dann das komplette Horn nochmal abschleifen? ;)

Ich hätte auch Bedenken, ob dann wohl die feinen Kanten des Triskells nicht verschwinden würden, wenn man drüberschmirgelt.

Aber es heißt wohl: Ausprobieren...
Schade, ich hätte gewettet, hier hätte schon jemand Erfahrung damit ;)

Benutzeravatar
Galighenna
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 8835
Registriert: 19.07.2004, 21:59

Re: Gravur bei einem Rinderhorn färben?

Beitrag von Galighenna » 22.02.2011, 15:33

Es kommt drauf an welche Farbe man benutzt. Henna Farbe färbt soweit ich weiß Keratinhaltige/Keratinverwandte Substanzen, wie z.B. Horn/Haar/Haut richtig ein. Das Heißt die Farbe wandert ins Material und lässt sich dann nur durch wegschleifen desselben entfernen.
Tusche z.B. würde einfach nur eine schicht AUF dem Horn bilden die man auch wegwaschen kann.
Man könnte evtl tusche Satt auftragen, trocknen lassen und dann mit einem feinen Schleifleinen auf einem harten Schleifklotz (aus Holz oder sowas) die Tusche auf den hochstehenden Flächen wieder entfernen. In den Tiefliegenden Flächen wird die Tusche nicht berührt weil der Schleiflotz zu hart ist um dort hin zu gelangen.
Ähnliches gilt wohl dann auch für Acrylfarbe. Man muss dann nur aufpassen das man mit dem Schleileinen die feineren Erhöhungen im Horn nicht runterschleift.
Tusche wäre vielleicht echt die beste Möglichkeit, weil ich glaube sie ließe sich auch mit einem Tuch trocken runterwischen (ebenfalls auf einem harten klotz). Anschließend mit klarlack oder mit Leinöl die Tusche fixieren und dann das Horn nachpolieren...
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

Wer das Forum unterstützen möchte, möge auf den Paypal-Button klicken, oder einen der Moderatoren um die Kontodaten bitten ;)

whitelady
Newbie
Newbie
Beiträge: 38
Registriert: 26.09.2004, 14:16

Re: Gravur bei einem Rinderhorn färben?

Beitrag von whitelady » 22.02.2011, 16:10

Das mit dem Einfärben und der oberflächlichen Schicht auf dem Horn leuchtet ein, danke, Galighenna!!! Das macht mir Mut, den nächsten Versuch mal mit Tusche zu starten. Ich wusste auch gar nicht, dass es Schleifleinen gibt, auch das hört sich gut an, um eventuelle Fehler schonend wieder wegzubekommen.

Acrylfarbe ist halt so eine Sache, denn wenn die einmal trocken ist (und das geht sehr schnell - außer halt, man nimmt den schon erwähnten Retarder), geht sie nur sehr schwer wieder ab. Also, ich wüsste nicht, wie ich sie dann nochmal abbekommen sollte, wenn ich sie großzügig quer über alles, also Gravur und Drumherum, verteile, weil die Farbe, wenn man sie nicht mit Wasser verdünnt, eben auch sehr kräftig ist. Ich denke, sie wird auch auf den lackierten Stellen sehr hartnäckig haften, und nur mit viel Schleifen wieder abzubekommen sein.

Benutzeravatar
Pyromir
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 721
Registriert: 09.06.2009, 09:27

Re: Gravur bei einem Rinderhorn färben?

Beitrag von Pyromir » 22.02.2011, 16:15

whitelady hat geschrieben:Die Frage ist bloß - ist es tatsächlich so, dass die lackierten (ungravierten) Stellen die Farbe nicht annehmen?
...
Was meinst du, kriegt man die Farbe auf den lackierten Stellen mit Schwämmen wieder ab?
Die Frage stelt sich nicht, wenn Du die (verdünnte, siehe unten) Tusche mit einem Pinsel großzügig nur in den Vertiefungen verteilst. Schnell sollte es gehen, sonst wird es evtl. etwas ungleichmäßig. Andernfalls mit Tusche auf lackiertem Probestück testen.
Galighenna hat geschrieben:Tusche z.B. würde einfach nur eine schicht AUF dem Horn bilden die man auch wegwaschen kann.
Man könnte evtl tusche Satt auftragen, trocknen lassen und dann mit einem feinen Schleifleinen auf einem harten Schleifklotz (aus Holz oder sowas) die Tusche auf den hochstehenden Flächen wieder entfernen. In den Tiefliegenden Flächen wird die Tusche nicht berührt weil der Schleiflotz zu hart ist um dort hin zu gelangen.
Das erreicht man besser durch das Verdünnen der Tuschen und das gezielte :D Aufbringen.

Kurzbeispiel: Ich möchte einen dunkelblauen Schatten in den Falten des Umhanges, dieser soll nach Oben, also in Richtung der erhabenen Stellen immer heller werden und in die nächste Farbe (oder die natürliche Farbe des Materials) fließend übergehen.

1: Tusche verdünnen, alles einpinseln, ein zuviel an Farbe mit Schwämmchen aufsaugen, trocknen lassen. die meisten Farbpigmente sammelt sich in den tiefsten Stellen
2: Tusche stärker verdünnen, etwas mehr Tuscheverdünnung als vorher stehen lassen, trocknen lassen
3: usw. usf.
Dabei kommt dann so etwas heraus (bitte bedenken, das ist Farbe auf Zinn, in der Regel mit verdünnter Acrylfarbe grundiert, die gezeigte Miniatur ist übrigens knapp 28mm hoch):

Bild
Da braucht man dann auch nicht mehr schleifen (was ja den feinen Strukturen auch schaden würde)

Sollen erhabene Stellen eingefärbt, Highlights gesetzt werden, dann wird das Drybrush-Verfahren genutzt. Mit einem guten Pinsel etwas Farbe aufnehmen, die Farbe mit einem Küchentuch wieder aus dem Pinsel holen (zum allergrößten Teil) und dann mit diesem fast trockenen Pinsel über die Erhebungen bürsten. Ggfs. zig-mal wiederholen, es soll nur ein Hauch Farbe aufgebracht werden.

Ähnliches gilt wohl dann auch für Acrylfarbe. Man muss dann nur aufpassen das man mit dem Schleileinen die feineren Erhöhungen im Horn nicht runterschleift.
Jupp, aber ohne das Schleifen. Gute Tusche ist viel besser, weil wesentlich besser und feiner pigmentiert.
Anschließend mit klarlack oder mit Leinöl die Tusche fixieren und dann das Horn nachpolieren...
Ohne einen guten Lack zum Abschluss geht gar nichts.
"Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will." Albert Schweitzer

72" *WhiteWidow* 50#@29"
70" Alemannen-Esche 30#@29"

Benutzeravatar
Galighenna
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 8835
Registriert: 19.07.2004, 21:59

Re: Gravur bei einem Rinderhorn färben?

Beitrag von Galighenna » 22.02.2011, 17:08

@whitelady
Es gibt halt Schleifpapier. Das sind Schleifkörner mit einem Bindemittel auf Papier aufgebracht. Und es gibt Schleifleinen. Das ist das gleiche nur mit Leinen ans Grundlage.
Wenn ich so drüber nachdenke würde ich allerdings lieber Schleifpapier nehmen und dann Körnung nicht unter 400. Sonst machst du dir das Horn zu rauh und brauchst ewig um es anschließend wieder poliert zu bekommen. Oder noch besser zuerst versuchen die Tusche mit dem Tuch einfach ab zu reiben. Die dürfte nicht all zu gut auf dem glatten Horn haften.
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

Wer das Forum unterstützen möchte, möge auf den Paypal-Button klicken, oder einen der Moderatoren um die Kontodaten bitten ;)

Antworten

Zurück zu „Ausrüstungsbau“