Leinenzwirn als Sehnengrundmaterial

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Pathgalen
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Leinenzwirn als Sehnengrundmaterial

Beitrag von Pathgalen » 18.06.2005, 20:11

Ich habe vor mir demnächst für meinen englischen Langbogen Ersatzsehnen aus Leinezwirn zu drehen. Hat wer von euch erfahrung was dieses Material angeht? Wie sieht es mit der Stangzahl aus?
Bis dann
Path
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Ravenheart
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leider keine..

Beitrag von Ravenheart » 18.06.2005, 22:53

..eigenen Erfahrungen; und ich würde auch nicht auf die Idee kommen, auf die bewährte Qualität und Sicherheit einer Dacron-Sehne zu verzichten!

Ein Sehnenriss kann Dir den Bogen kosten, und wenn man in den viel Liebe und Arbeit hinein gesteckt hat; warum ihn riskieren??

Ich verwende für Wicklungen ein wirklich hochwertiges Leinengarn, dass ICH nicht von Hand durchgerissen bekomme; ABER immer wieder gibt es mal EINE Stelle auf der Rolle, die schon beim Wickeln DOCH reißt; DIE Erfahrung reicht mir, um mich von dem Gedanken, daraus eine Sehne zu fertigen, unzweifelhaft abbringt!

Zur Strangzahl:

Dacron hat laut Herstellerangabe 49# Bruchlast (Darum heißt es z.B. "B50"!)

Mache einen Reißfestigkeitstest mit Deinem Leinen; es muss dafür zur Befestigung auf einen Stab gewickelt, also knotenfrei befestigt sein!

Dann Hänge einen oder mehrere Eimer dran, und kippe Liter für Liter (mitzählen!) Wasser rein, bis es reißt; am besten mehrfach wiederholen!

Aus der so ermittelten Bruchlast kannst Du dann die erforderliche Strangzahl errechnen (Angaben für Dacron findest Du im Lexikon hier!) Beispiel: Ist die Bruchlast 25#, brauchst Du statt 14 Strängen Dacron eben 28 von Deinem Garn!

Ja, Leinen-Sehnen sind i.d.R. deutlich dicker; dafür halten sie auch nur ca. 5000 Schuss; hab ich jedenfalls gelesen! Vmtl., weil man wegen der ohnehin schon großen Dicke auf eine Mittelwicklung verzichten muss... (is geraten).

5000, das wäre bei mir, in guten Zeiten, 3 Monate...
:D

Rabe

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Beitrag von Wittiko » 19.06.2005, 00:45

Ich verwende inzwischen nur Sehnen aus Leinengarn, daher fehlt mir der direkte Vergleich zu Dacron was die Standzeit angeht.

Die Zugfestigkeit habe ich etwa so ermittelt, wie Ravenheart es beschrieben hat. Mein einziger Sehnenbruch (nach 4 Jahren Gebrauch, zählt ihr alle eure Schüsse??) bisher ist am Bognerknoten am unteren Nock aufgetreten, und zwar, nachdem der Pfeil schon aus dem Bogen raus war. Ein paar Schuss vorher hatte ich wegen zu wachsigen Fingern einen Leerschuss, kann also gut daran gelegen haben. Wenn nicht war es sicher durchgescheuert. Ich werde meine nächste Sehne dort verstärken.

Die Sehnen sind dicker als Kunststoffsehen, und auch schwerer, allein schon, weil sie mehr Wachs aufnehmen. Also nur die Ersatzsehen aus Leinen zu machen könnte Probleme geben, wenn Du sie mal einsetzten willst. Spricht aber auch nichts dagegen, die Schießsehen auch aus Leinen zu machen, dann mußt Du Dich nicht umstellen.

Ich persönlich finde, daß an einen traditionellen Holzbogen nur eine Leinensehne passt. Klingt auch besser.

Bei dem Garn, was ich verwende, komme ich bei einem 40 Pfund Langbogen mit 2x3 Strängen aus. Dazu noch die Mittelwicklung aus einem halben Strang. Ich hatte eine Bruchlast von 25 Pfund ermittelt.

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Strangzahl

Beitrag von Ravenheart » 19.06.2005, 02:14

2 x 3 Stränge a 25#???

8-|

Für einen 40#-Bogen verwende ich 12 Stränge Dacron; Das ergibt theoretisch 49 x 12 eine Bruchlast von 588#.

6 x 25 wären 150#; irgendwie ein Mißverhältnis, oder? Da müsste ich ja mit 4 Strängen Dacron locker auskommen!!
(...reizt mich ja glatt, das zu testen!)

gut, 588 ist sicher viel! Aber die Sehne unterliegt ja auch einer wesentlich größeren Belastung als nur durch das Zuggewicht! Die Beschleunigung und die punktuelle Kraftübertragung durch die Nocke erzeugen eine lokale Beanspruchung weit überhalb des Zuggewichts. WIE weit drüber, wäre zu diskutieren, aber "NUR" das 3 -fache scheint mir doch recht tief gegriffen!

Erstaunlich!

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Beitrag von nordbogen » 19.06.2005, 06:49

Ich schieße Leinen oder Dacron, je nach Laune, meist Leinen. Die Dacron geben sehr nach. und brennen, wenn sie dünn sind trotz Schießhandschuh ganz schön auf dem Finger, wenn lange nicht geschossen wurde,

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Beitrag von Pathgalen » 19.06.2005, 11:36

Bei mir ist es in dem Fall so, das ich den Bogen
auch auf Mittelaltermärkten nutzen will. Und ich auf
einem Traditionelen Bogen eine Leinen oder Hanfsehen
irgendwie einfach besser finde.
Nutz ihr wenn ihr von Pfund redet das englische oder das
deutsche?
Momentan ist auf meinem 45" Bogen einen Sehne drauf
die aus 16 Strängen Leinegarn besteht. Die Sehen
haben wir im Rahmen des Bogenabuseminars gedreht, bin
mir also nicht ganz sicher wie stark da der einzel
Faden ist. Von daher werde ich wohl einfach mal
die Wassereimer methode von euch ausprobieren.
Und dannach abschätzen wieviel Stränge ich bei dem
Garn das ich hier habe brauche.
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Beitrag von nordbogen » 19.06.2005, 12:00

Bei den Angaben ist das engl. Pfung gemeint. Es ist grob 10% weniger als das deutsche. Ca. 454g.
Natürlich finde ich auf einem trad. Bogen eine Hanf- oder Leinensehne auch schon einmal von der Optik her angebrachter.
Wenn schon Dacron, dann wenigstens ein dezentes "Braun".

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Beitrag von Pathgalen » 19.06.2005, 12:30

ich hab hier das Buch Praktisches Handbuch für Traditionelle
Bogenschützen
von Hilary Greenland rumfliegen.
Wenn ich den Text zum Thema Sehne richtig verstanden habe,
schlägt sie vor das die Sehne eine Bruchlast haben sollte die
dem 4 Fachen des Zuggewichts entspricht.
Also müste ich wie folgt arbeiten:
  • Abmessen der Zugfästigkeit des Zwirn mit der Eimer Methode
  • Zuggewicht des Bogen mit 4 Multipizieren um auf die Soll-Bruchlast der Sehne zu kommen
  • Teilen dieser Sollbruchlast durch die Zugfästigkeit des einzel Strangs um die notwendige Anzahl der Stränge zu ermitteln.

Wenn ich mit dem deutschen Pfund dabei arbeite, erhalte
ich doch sogar noch einen zusaätzlichen kleinen Sicherheits-
puffer oder?
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Beitrag von Wittiko » 19.06.2005, 12:33

Pathgalen,

wenn ich von Pfund schreibe, meine ich auch das deutsche. Sonst eben lbs oder dieses Symbol -> #.

Wenn Deine Sehne aus 16 Strängen besteht, hast Du eben ein wesentlich dünneres Garn als ich. ;)

Ravenheart,

da gibt es doch die Faustregel, daß die Sehne die 4-fache Stärke des Bogens halten muß. Bei meinem Beispiel liege ich mit 150 Pfund Sehne also 10 Pfund drunter (40 Pfund bogen).

Nehme ich 2x4 Stränge, wird mir die Sehne schon etwas zu dick, dann müßte in der Tat die Mittelwicklung hauchdünn ausfallen, damit sie noch in die Pfeilnocken passt. Die 2x3 Sehne ist an der breitesten Stelle 3mm stark.

Die Dacronsehnen haben vermutlich aus diesem Grund mehr Stränge, damit man auch noch was zum Greifen hat.

Es wäre in der Tat eine super Sache, ein winziges Kraftmeßgerät in die Sehne mit einzubauen, um zu ermitteln, wann welche Kräfte beim Schuss auftreten. Ich habe den Eindruck, daß die größte Belastung beim erreichen der Standhöhe, also zum Schussende hin auftritt.

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Beitrag von Pathgalen » 19.06.2005, 12:48

was das erreichen der höchsten Kraft angeht, sehe ich das
wie du. Sollte von der Mechanik so sein das es der Punkt ist
wo die Standhöhe erreicht wird die Belastung am größten ist
weil sich die Lage der Sehne nicht mehr wirklich ändern
kann, dadurch sollte quasi ein Ruck durch die Sehne gehen.
Die belastung beim Ziehen hingegen ist mechanische
gesehene noch eine recht freundlich weil sie langsam aufgebaut
wird.
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Leinen

Beitrag von Archiv » 19.06.2005, 17:04

Gegen Leinengarn als Sehnenmaterial spricht meiner Meinung nach absolut nichts, solange man mit einer dickeren Sehne leben kann.
Das dünne Garn von boegli hält mindestens 25#; das habe ich an verschiedenen Stücken mehrerer Rollen ausgemessen.
Und seit Jahren kommt mir auf meinen 40# Holmegaard nichts anderes als 8 Stränge Leinen, ohne auch nur einen Sehnenriß - regelmäßiges Wachsen und Kontrolle der Sehne vor und nach dem Schießen vorausgesetzt.

hraban

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Beitrag von Pathgalen » 19.06.2005, 21:49

das nichts dagegen spricht hab ich mir ja auch zu Anfang
schon gedacht. Und ich werde mir glaube ich auch nie was
anderes auf meinen Bogen machen. Wäre ohne euch nur nie auf
die Idee mit dem Zerreistest gekommen.
Hab vorhin mal zwei Fäden von meinem Leinenzwirn mit
einer vollen 10 l Regenkanne belastet und die beiden Fäden
sind nicht gerissen. Das heist eine Faden sollte dann
mindestens schon mal 11,5 Pfund aushalten. werde nochmal
mit einem einzel Faden testen.
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Beitrag von Pathgalen » 20.06.2005, 13:17

so hab mein Leinezwirn nu ausgetestet.
ein Faden hällt zwischen 11,5 - 12,5 Pfund (deutsch) aus sicherheits gründen nehme ich mal den niedigeren Wert. Wenn ich den in eng. Pfund umsetzte erhalte ich einen Wert von 12,7#. Mein Bogen hat 45# also solte die Sehne eine Bruchlast von 180# haben. Wenn ich diesen Wert durch die Bruchlast des Einzelfadens teile komm ich auf eine benötigte Faden/Strangzahl von : 14,17, also bau ich die Sehne aus 14 Fäden auf.
Hab euch doch soweit richtig verstanden?
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Wurzelpeter
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jepp

Beitrag von Wurzelpeter » 20.06.2005, 13:44

Ich würde sagen: Das hast du richtig verstanden!
Zumindest versteh ich das genauso.:D

Steffen
Der Grund f?r den Anlass war letztlich die Ursache f?r den Ausl?ser.

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Beitrag von Ravenheart » 20.06.2005, 13:46

So weit logisch und richtig!

Rabe

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