Härten- In einer Hobbyschmiede unmöglich???

Hier kommt alles rein, was in irgendeiner Form mit der Herstellung von Messern zu tun hat.
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Dead junior
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Härten- In einer Hobbyschmiede unmöglich???

Beitrag von Dead junior » 18.02.2007, 18:42

Hallo Leute!
Ich habe eine eine eigene Methode entwickelt, wie man Klingen auch ohne Härteofen ganz gut härten kann:
Als erstes schmiede ich die Klinge (logischerweise...). Dazu benutze ich: Federstahl, Damast (wenn ich günstig rannkomme), Einfachen Baustahl (restbestände) oder ähnliches.
Die fertige (Schwert-/messer-) Klinge oder Pfeilspitze Härte ich zweimal mit Härtepulver (erhältlich bei www.Angele.de, Anleitung steht auf Büchse), dann härte ich mit Motorenöl (vorsicht- Explosionsgefahr!!!!! Kleinere mengen!!!!!) nach. Jetzt schleife ich die Klinge grob mit Maschienen vor. Als nächstes hülle ich die Klinge (geölt/gefettet) in frischen Ton und buddle im Garten ein Loch. Darin entzünde ich ein Feuer, in das ich später (in die Glut) die Klinge im Ton hineinlege. Am besten ihr schüttet auch Glut über den Ton. Dann Warte ich, bis alles einigermaßen abgekühlt ist. Als nächstes zerschlage ich den Ton und entnehme die Klinge.
Diese sollte jetzt eigentühmlich schwarz sein... Den rest schleife ich mit der Hand.
Am besten ihr testet die Klinge vorher an einem Baum oder ähnlichem...
Habt ihr noch verbesserungsvorschläge oder andere Tipps und Tricks für mich, tragt euch bitte hier ein... Ich nehme gern Ratschläge und andere härtemethoden an.
Vielen Dank,
Dead junior

bogensee

Härten - aber klar !

Beitrag von bogensee » 18.02.2007, 23:04

Hej, Death j.,

-> Schneiden härten ist garnicht soo dramatisch; mit dem Öl bist Du eindeutig auf der richtigen Spur.

->Was mir da nicht so gefällt, ist das Motorenöl: wir arbeiten mit Pflanzenöl (quasi "Frittenbuden - Reste"), da mineralische Öle vom Umweltgedanken her am besten im Motor bleiben sollten.Auch die entstehenden Dämpfe, sosehr sie auch stinken, atmen sich sicher sehr viel unbedenklicher ein (was sich ja ganz nie vermeiden läßt). Unterschiede im Ergebnis sehe ich da keine.

-> Was zum T ... ist denn Härtepulver ?

-> Da Du bei der KLinge ja eh nur den Schneidenbereich wirklich härtest, macht es sich gut, `nen alten Bräter oder etwas ähnlich wannenartiges, am besten mit passendem Deckel zum Qualmeinsperren, zu benutzen.

-> Pfeilspitzen würde ich nicht unbedingt ernsthaft härten - `ne ETWAS weichere Spitze verformt sich zwar schneller, läßt sich aber auch besser unterwegs mit `ner Zange aus dem Köcher wieder richten. Zu harte Spitzen brechen dann u.U. schonmal ganz gern; ist dann schade um die Arbeit.

-> Was ich jetzt nicht ganz durchschaut habe, ist Dein Arbeitsgang mit dem Loch und dem Ton.
Geht es da um`s Schwarzbrennen des Materials ?
Dazu reicht es, das Stück auf ca. 400 - 500 Grad zu erwärmen (hat dann noch keine Farbe)und entweder mit Öl einzustreichen bzw. zu tauchen;
wie gesagt, wenn es nur um`s Schwarzbrennen geht.

-> Du erwähnst die "Explosions - Gefahr" : was da bei Motorenöl abgeht, weiß ich nicht so genau; wie gesagt, ich nehme immer Pfl.-Öl, und da ist das teilweise recht dramatisch aussehende Brennen des Öls auf der Oberfläche wirklich ein schöner Effekt, das Publikum ist begeistert. Naja.

-> So, genug der Sprüche. Laß Dich bloß nicht entmutigen!

-> Ein Tipp : Lehrbuch für die Berufsbildung / KLEINSCHMIEDE - ARBEITSMITTEL UND VERFAHREN / von Hermann Hundeshagen / (ehem.) VEB Verlag Technik Berlin / ein uraltes Ost - Lehrbuch / wenn es Dir gelingt, das antiquarisch zu ergattern, kann Dir nichts mehr passieren. DA steht dann wirklich ALLES drin !!!

-> Gruß. Bogensee.

Juergen Becht
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Beitrag von Juergen Becht » 19.02.2007, 09:13

-> Was zum T ... ist denn Härtepulver ?

Wahrscheinlich NitritPulver.
Damit kann man im Oberflächenbereich härten.
Durch das Pulver wird der Nitritgehalt des Metalls im Bereich von einigen Tausendstel mm erhöht, um dem Metalle eine Oberflächenhärte zu verpassen.
Gaht allerdings nicht mit jedem Stahl.
(Kannste auch mit HühnerKacke machen, sofern genügend vorhanden)
Guckst du hier

-> Was ich jetzt nicht ganz durchschaut habe, ist Dein Arbeitsgang mit dem Loch und dem Ton.

Ich ehrlich gesagt auch nicht.
Gehts hier um das Anlassen ?
Das kannste auch einfacher haben.
Oder gehts darum die Zunderschicht vom Härten besser entfernen zu können ?

bogensee

@ Juergen

Beitrag von bogensee » 19.02.2007, 18:24

-> Danke für den Link; man staunt doch immer wieder, was es alles gibt auf dieser schönen Welt!

-> Aber Hühnerkacke klingt cool.

-> grüße an Euch. Bogensee.

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killerkarpfen
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Beitrag von killerkarpfen » 19.02.2007, 19:00

Das geht auch einfacher.

Man nehme tierisches Fett wie Schweineschmalz, auch abgestandener Urin am besten Pferde oder Schafspisse. Es geht um die Nitrifizierung der Oberfläche und nur diese, meines Wissens auch bei Härtepulver, wird dadurch vergütet.
Hab den LINK
schon öfter gesetzt, ist aber eine sehr gute Erklärung dazu. Musst Dich halt etwas durchkämpfen.


Ps
Eine Messerklinge würde ich versuchen nur an der Schneide und nicht am Rücken zu härten. Ich habe geschmiedete Klingen immer geglüht und das Fett als Klumpen immer und immer eingeschnitten wie eine Wurst. dadurch kommt einerseits Wärme zurück an die Schneide und der Rücken kühlt langsam ab und bleibt weich. Dafür habe ich aber nie hochwertige teure Stähle verwendet, sondern unlegierten Werkzeugstahl mit 0.5% Kohlenstoffgehalt. Noch ein Tipp. Kohlenstoff verbrennt bei mehrmaligem und langem glühen. Also mit so wenigen Wärmen wie möglich arbeiten.
Eppur si muove

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Beitrag von Juergen Becht » 21.02.2007, 12:27

Aber Hühnerkacke klingt cool.

Soweit ich weiss, hatte man das schon im Mittelalter verwendet, da HK ziemlich Nitrithaltig ist.
Guckst du hier -> Das Schwert Mimung

Dead junior
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Beitrag von Dead junior » 21.02.2007, 19:21

So Leute; Als erstes kleine erklärung zu dem Loch und dem Ton: Das Schwert/Messer oder was auch immer sieht nach dem schleifen einfach besser aus...
Zum Tipp mit der Hühnerkacke... Wo kriege ich denn SOWAS her????? Ich wohn´zwar auf´m Dorf, aber es ist ja nicht gerade so das die überall rumliegt...
Danke für die ganzen Links, die schau ich mir jetzt erstmal an...
Weitere Tipps könnt ihr natürlich immer noch geben.
Wenn ich noch welche in den schmiedebüchern die ich gerade welze finde, und die gut funktionieren, schreib ich die natürlich auch noch rein.
Mein Buchtipp: [red]Messer schmieden[/red]
Eine Norwegische Kunst

Klingen- Griffe- Scheiden
selbst gemacht
von: Havard Bergland
Verlag: Th. Schäfer
Zu kaufen bei www.Amazon.de
Danke nochmals
euer Dead junior

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Beitrag von Juergen Becht » 21.02.2007, 19:43

Zum Tipp mit der Hühnerkacke... Wo kriege ich denn SOWAS her?????

Tja, da bliebe einem nur übrig, sich ein paar Hühner (die mit den Federn) anzuschaffen.
Dann haste zur Not auch was zum Futtern.

Aber mal Schurz beiseite.
Grade deswegen hat man ja das Härtepulver erfunden.
Ist gleichmässiger in der Qualität, und bei der heutigen HK mit den ganzen Antiboitka u.s.w ist es wohl auch noch die gesündere Wahl.
Wer weiss, was man für Krankheiten nach dem härten von ein par Klingen am Hals hätte.
;-)

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Beitrag von Dead junior » 21.02.2007, 20:08

Hühnerkacke ist voller Bakterien, und daher giftig. Ich rate euch also davon AB!!!!!
Tut mir leid für alle die dachten sie hätten was günstiges entdeckt... erkundigt euch mal im Internet danach, oder fragt einfach eure Mütter (so wie ich :-) ).
Eure Links waren übrigens Klasse! Danke!
Ach ja, wer hier die Artikel mit "Damaszenerstahl ist relativ", oder so gelesen hat: Ich finde halt die Muster toll...
Außerdem: Wer das härten einigermaßen beherrscht (ist das richtig geschrieben???), der wird wissen das auch Damast sau hart sein kann... entschuldigt meine Ausdrucksweise...
Ist nicht bös´gemeint oder so...
Übrigens kann ich schon 20- 25 lagigen Damast selbst herstellen. In dem Buch (Messer schmieden...) ist sowas nämlich beschrieben...
So, also danke noch mal, und schreibt kräftig weiter! Auch Artikelempfehlungen nehme ich gern´an... Ich kann schließlich nict alles lesen! :-(
Euer DJ

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Der_Iwan
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Beitrag von Der_Iwan » 21.02.2007, 21:13

Wenn du so sehr damast-interessiert bist, dann guck mal hier. Da gibts eine Menge Threads, in denen Peter Broich (pit03 im Forum) Damastmesser vorstellt. Das sind echt geile Teile! :)

LG Iwan

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Beitrag von Dead junior » 22.02.2007, 11:00

Danke nochmal für die schönen vielen Links von euch.
Das man aus Gänsekot mit Metallspänen Schwerter machen kann war mir neu...
Also ICH teste das jedenfalls lieber nicht... :)
Euer DJ

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Beitrag von Dead junior » 23.02.2007, 20:12

Gibt´s eigentlich noch was härteres als Federstahl?
Und wenn ja, wie härtet man sowas???
Gute Frage, oder?
D J

LaCroix
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Beitrag von LaCroix » 26.02.2007, 11:45

Kommt drauf an, welchen Federstahl du meinst. Da gibts so viele Sorten und Neuerscheinungen, das man kaum mit dem zählen nachkommt.

Aber einige Werkzeugstähle (zb. für Kaltlochung) sind sicher "härter" als die meisten Federstähle. Dafür gibts spezielle Öle und Härtevorschriften, um die Maximalhärte rauszubekommen.
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graph zahl
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Beitrag von graph zahl » 03.03.2007, 16:56

so, nun will ich mich auch mal an metallbearbeitung wagen und sicher gehen, dass ich alles richtig verstanden habe, daher auch kein neuer thread.
rauskommen soll am ende eine blattspitze mit dorn:
ich flexe/schleife (d.h. maschinell, also heiß) die (grobe) form aus einem flachen stück federstahl aus, gebe den schneiden dann mit feile und grobem schleifstein die endgültige form und schleife mit feinem stein nach.
jetzt muss ich noch härten, oder? die schneiden sollen durchaus scharf werden.
Bring deine trivialen Angelegenheiten in Ordnung, dann kriegst du auch die gro?en Dinger in den Griff.

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