Messerbau für Dummies

Hier kommt alles rein, was in irgendeiner Form mit der Herstellung von Messern zu tun hat.
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shewolf
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Messerbau für Dummies

Beitrag von shewolf » 21.03.2006, 16:05

Von Gervase habe ich eine schöne, handgeschmiedete Klinge erstanden, und nun mach ich mal was neues: ich will ein Messer bauen.

Was ich bisher im FC gelesen habe, brauche ich dazu ein Stück Holz und eine Klinge - ha, aber der Teufel steckt im Detail, vermute ich mal :D

Mal ganz grob: ich bohe ein Loch in das Holz, so tief wie der Erl lang ist minus der vorausplazierten Hornscheibe.

Die Hornscheibe bekommt ein minutiös dem Erl angepaßtes Loch.

Dann schiebe ich die Hornscheibe auf den Erl und klebe den Erl in das Holz mit Epoxy und Jaberwoks freundlicher Unterstützung.

Ist der Kleber hart bearbeite ich den Griff so lange, bis er mir gefällt...


...fehlt noch was?

Worauf muß ich besonders achten? Was habt ihr für Erfahrungen gemacht, wo man besonders schnell was falschmacht beim Messerbau?
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Beitrag von Archiv » 21.03.2006, 16:27

Ein Tip: auf peinlich genaue Passung/Klebung zwischen Griffholz und Kopfplatte (Horn in deinem Fall) achten. Wenn dann nach dem Kleben und der Fertigstellung des Griffes eine Klebefuge bleibt ist das ärgerlich. Diese Erfahrung musste ich leider machen!
Dafür kann das Loch für den Erl eher grobschlächtig und großzügig gebohrt bzw. gesägt werden - die Öffnung wird ja durch die Kopfplatte verdeckt.
Noch ein Tip: Uhu 300 verwenden, im Backofen tempern und die Konstruktion mit Zwinge fixieren.
Formung des Griffes erst nach dem Tempern (geringere Gefahr des Reißens).

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shewolf
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RE:

Beitrag von shewolf » 21.03.2006, 17:59

Original geschrieben von johnny.winter

... im Backofen tempern und die Konstruktion mit Zwinge fixieren


Wie lang und wie heiß? Ober/Unterhitze oder Umluft?

Als ich neulich Horn gepreßt habe, find mir eine Zwinge schon an zu schröggeln... kann ich das irgendwie vermeiden?
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dietze
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Beitrag von dietze » 21.03.2006, 18:00

Hallo Genossin!

Danke für den Thread, ich fang nämlich auch bald mit meinem ersten Messer an!

Bin gespannt auf dein Ergebnis, und ne schöne Lederscheide wirds dazu ja bestimmt auch geben, oder?
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RE:

Beitrag von shewolf » 21.03.2006, 18:01

Original geschrieben von dietze

Bin gespannt auf dein Ergebnis, und ne schöne Lederscheide wirds dazu ja bestimmt auch geben, oder?



Das ist noch das einfachste!!! :) :) :)
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Archiv
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Schöner Backen mit Umluft

Beitrag von Archiv » 21.03.2006, 18:27

Original geschrieben von shewolf
Wie lang und wie heiß? Ober/Unterhitze oder Umluft?

10 min bei 100°C hat bei mir immer gefunzt. Aber Umluft ist wichtig!!
:D

Harbardr
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wirklich notwendig ???

Beitrag von Harbardr » 21.03.2006, 18:31

...denn in den zwei bestehenden Messer-Treads wurde (fst) alles ja schon erörtert, bzw. berichtet.
Daß es natürlich mühselig ist wegen einer "Kleinigkeit" 50 Seiten durchzulesen mag mir schon eingehen, aber dauernde Wiederholungen nerven nicht minder.

Sei's drum, so langsam sollten sich dioe Mod's vielleicht auch mal Gedanken machen, ob es nicht gar sinnvoll wär, eine sep. "Abteilung" für die Messer einzurichten. Bedarf scheint da zu sein!

Aber nun zu Deinen Fragen, Frau Wolf :)

- der Erl sollte nicht länger sein, als die Hanfläche breit (wenn er am Griffende vernietet werden soll sieht's natürlich anderst aus).
Das hat den Vorteil, daß das Griffende besser in "Form" gearbeitet werden kann, ohne daß man Angst haben muß, daß man auf das Loch kommt.

- in den Erl werden Mulden, o. Kerben gefeilt, damit der Epoxit-Kleber ein Widerlager bilden kann. Bruchgefahr ist an diesen Stellen nicht zu befürchten (es sei denn, der Erl wird fast durchgefeilt).

- das Fixieren von Kline u. Griff ist notwendig, um ein verutschen, o. aufschwimmen der Kopfplatte/Klinge zu vermeiden.
Es sieht m.E. besch..... aus, wenn zwischen Kopfplatte u. Klinge, o. Kopfplatte u. Griff sich Spalten auftun.

Werkzeuge hierfür können meist selbst hergestellt werden, Bilder hierzu (natürlich auch die Werkzeuge)gibt's bei Brisa

Für's Backen von UHU-Endfest 300 reichen 10 Min. bei 100 Grad C. Das zu verbindende Material vor Beginn der Kleberei ebenfalls auf diese Temp. bringen, was den Vorteil hat, daß der Epoxi besser fließt.
An der Kopfplatte ausgetretenen Epoxi rechtzeitig abwischen, o. nach dem Backen/Abkühlen mit eiem schlanken Messer entfernen.

So, tut noch was fehlen tun? Dann werdet ihr's sicher kund tun. :D

elric
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Beitrag von elric » 21.03.2006, 18:33

am besten ist es natürlich erstmal zu experimentieren, und nich gleich die besten materialien zu benutzen...
Wein, Weib und Gesang...
Und das ganze ein Leben lang...

Harbardr
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Anfänger...

Beitrag von Harbardr » 21.03.2006, 19:02

...sollten sich erstmal mit den billigeren Klingen (bei Brisa z.B. ab 8 Euronen) "versuchen" nur so lassen sich Fehler bei den teureren Teilen vermeiden.
Wobei "die besten Materialien" relativ zu sehen ist. Messer aus billigen Teilen stehen, vorausgesetzt sie sind "gut gemacht", denen aus teuren Teilen kaum nach.

Auch muß nicht teures Griffholz gekauft werden, unsere Wälder u. Gärten geben die schönsten Hölzer her u. das (meist) kostenlos.

Meine erste Damastklinge lag'n Jahr u. einige "Billigmesser" über im Regal, bevor ich mich getraut habe dies edle Teil mit ebenso edlem Griffmaterial zu verarbeiten.

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geomar
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RE: wirklich notwendig ???

Beitrag von geomar » 21.03.2006, 20:08

Original geschrieben von Harbardr

...
Sei's drum, so langsam sollten sich dioe Mod's vielleicht auch mal Gedanken machen, ob es nicht gar sinnvoll wär, eine sep. "Abteilung" für die Messer einzurichten. Bedarf scheint da zu sein!
...


ICH sage dazu nichts mehr. Meine diesbezüglichen Gedanken, Versuche und Vorschläge dürften den meisten hier im Forum hinlänglich bekannt sein.

Ich bin damit durch...:wueste




@ shewolf
zwei Dinge, dir mir einfallen:
Den Übergang zwischen Zwinge und Holzgriff kann man durch eine Lederscheibe versehen, wodurch leichte Unsauberkeiten/Unregelmäßigkeiten ausgeglichen werden. Dann kommt es nicht zu den weiter oben beschriebenen unschönen Kleberfugen.

Bei Verwendung von Horn hab ich auch schon die Erfahrung gemacht, dass bei höheren Temperaturen das Horn unangenehm "reagiert".

Bei 75 Grad hab ich bisher keinerlei Probleme gehabt
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tipiHippie
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Beitrag von tipiHippie » 21.03.2006, 21:26

ein paar klitzekleine Tipps noch:

bei Klingen aus Massenfertigung wie z. B. die bei Brisa angebotenen von Lauri oder Kankaanpää sind die Rohlinge ausgestanzt; erkennbar an den Kanten des Erls. Dadurch ist der Erl oft leicht gewölbt und an der Unterseite ist ein leichter Grat.Im Bereich des Übergangs von Erl zur Klinge ist das Material meist auf Nennmaß (z. B. 3,2 mm). Dort soll die Zwinge ja möglichst spaltfrei sitzen, also ist es bei diesen Klingen meist erforderlich den Erl dünner zu schleifen so daß die Zwinge drüber passt.

Die bei Brisa angebotenen Zwingen ("Guards" oder "Bolster" genannt) sind ebenfalls Stanzteile und durch den Fertigungsprozeß leicht gewölbt mit reichlich Grat auf der Unterseite. Beim Ebenschleifen kanns schon mal vorkommen daß die Materialstärke dananch ungleichmäßig ist - das sieht am fertigen Messer SCH... ...lecht aus.
Ich "tune" die Dinger folgendermaßen:
-mit der Rückseite (also die Seite mit dem Grat) auf den (hoffentlich ebenen!) Amboß des Schraubstocks legen
-mit nem Abfallstück dünnem Leder die (nach oben gewölbte ) Sichtseite der Zwinge abdecken
-ein Stück EBENES Hartholz SENKRECHT drauf halten
- mit nem (relativ) dicken Hammer auf das Hartholz pfriemeln (vorzugsweise auf Hirnholz)
Der Aufwand an Schleifarbeit reduziert sich durch diese Methode um einiges


Abzuraten ist von Klingen wo der Anschliff bis in den halben Erl geht. Ein hundert pro spaltfreies Anpassen der Zwinge ist bei den Dingern fast unmöglich; auch wenn man die Brisa-Zwingen mit dem V-förmigen Schlitz benutzt. Deshalb kaufe ich nur noch Klingen mit kurzer "Fehlschärfe".

Beim Ausarbeiten des Schlitzes in der Zwinge mache ich den Schlitz nicht rechtwinklig, sondern hinten (wo der Griff sitzt) geringfügig breiter. Das erleichtert das spaltfreie Anpassen weil man dann auf der Klingenseite nur wenige Zehntel Materialstärke haargenau anpassen muß (notfalls halt "Presspassung...). Der Spalt der dabei griffseitig entsteht wird beim Verkleben sowieso durch austretenden Kleber ausgefüllt.

Wenn man vor dem Verkleben die Klinge im Bereich vor der Zwinge mit irgendwas fetthaltigem (Vaseline, Handcreme, etc) einschmiert haftet austretender Kleber nicht an oder lässt sich relativ leicht entfernen. (so braucht man sich nicht grün und blau zu ärgern wenn man die mühsam polierte Zwinge beim Entfernen des Papps wieder verkratzt)
>>>=====> HUGH ich habe gepostet

Angrod
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Beitrag von Angrod » 21.03.2006, 21:33

Oh ja...verbranntes Horn im Backofen in der Küche ist sicherlich nicht gerade angenehm. das ist in der Werkstatt schon blöd.
Achte wirklich auf die Klebefugen!Ich habe bei meinem letzten Messer leider auch den Fehler der Nachlässigkeit gemacht... :bash

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Beitrag von Archiv » 21.03.2006, 21:34

Super Tips, Tipi! Werde ich beim nächsten Versuch beherzigen, die Probleme kennt wohl jeder...

Harbardr
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Horn u. Hitze...

Beitrag von Harbardr » 21.03.2006, 22:42

...mitnichten würd ich raten, es bei 100°C in den Ofen tun, wenn ich da bisher Probleme gehabt hätte.

Also, nur keine Panik machen. :motz

Wichtig ist, daß das Horn ohne Risse ist, da es sonst u.U. bei den Themperaturen reißen, o. platzen könnte. Ist mir bei all meinen Messern aber auch nur einmal passiert.
Hab dann selbige Risse mit schwazeingefärbten Epoxi geflickt u. nach der Endpolitur war dann nicht's mehr zu seh'n.

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geomar
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RE: Horn u. Hitze...

Beitrag von geomar » 21.03.2006, 23:00

Original geschrieben von Harbardr

...mitnichten würd ich raten, es bei 100°C in den Ofen tun, wenn ich da bisher Probleme gehabt hätte.

Also, nur keine Panik machen. :motz

...


Ruhig, Grauer, gaaaanz ruhig... :knuddel

Aus deinem Beitrag war und ist halt nicht ersichtlich, dass sich die 100 °C auch auf Horn bezogen... ;-)

Darüber hinaus hat hier nun wirklich niemand auch nur im Entferntesten "Panik gemacht" 8-)

Ich hab halt mal eine Hornzwinge bei 130 °C getempert und das Ergebnis war wirklich nicht sonderlich schön, weil das Horn sich total verzogen hatte und sehr spröde geworden ist.

Wenn 100 °C noch "im grünen Bereich" sind, ist doch auch alles in Ordnung. Wichtig ist doch nur die Erkenntnis, dass deutlich höhere Temperaturen das Horn durchaus deformieren kann ...
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