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Bauernwehr für Landleute

Verfasst: 23.11.2018, 23:00
von Sherrif Sherwood
Mal wieder bin ich unter die "Messerbauer" gegangen.
Dieses Mal eine Bauernwehr aus den bekannten Bauernkriegen um 1550 rum.Original Nachbau nach einer Pause auf Papier

Zutaten: Kohlenstoffstahl 1260 und weicheres Eisen C60
Design und Ausführung: Damast
Gewicht: 630gr
Länge: 54cm
Lagen: 188
Schmiedezeit : 40 Stunden
Schmied: Hanspeter Hug aus der Schweiz
Schmiedelehrling und Kohlebrecher: Jürgen Serif

Re: Bauernwehr für Landleute

Verfasst: 27.11.2018, 13:53
von Markus
Schön! Gefällt mir gut.
Gibt es auch schon Bilder vom fertigen Produkt?

Gruß,
Markus

Re: Bauernwehr für Landleute

Verfasst: 30.11.2018, 16:51
von Sherrif Sherwood
Hi Markus,
leider nein, die Arbeit stresst wie Sau. Jahresendproblematik und kein Personal.

Als nächstes muss ich noch ein ausreichend großes Hirschhorn beschaffen und den "Nagel" anfertigen.
Ja und schleifen, schleifen, schleifen ist angesagt ujd ja natürlich das Endfinish mit ätzen steht ja auch noch aus.
Wird dieses Jahr eher nix mehr.

Gruss Jürgen

Re: Bauernwehr für Landleute

Verfasst: 01.12.2018, 09:15
von Snake-Jo
Magst du noch die Bilder kurz kommentieren? Ist ja nicht jeder fit im Messerbau! ;)

Re: Bauernwehr für Landleute

Verfasst: 01.12.2018, 10:37
von Sherrif Sherwood
Hi Snake- Jo,
here you are.

Als erstes wurden 5 Metallplatten mit unterschiedlichen Härtegraden zusammengeschweisst, siehe unteres Bild.
Die Kontaktflächen wurden schön sauber geschliffen.
C60 Stahl und irgendwas mit 1260 oder 1250. ( Kohlenstoffstahl mit hohem Kohlenstoffanteil)
Also zwei harte und drei weiche Eisen.
Dann alles zusammen in die Esse rein, gelb glühend erhitzen, Borax auf die Kanten und auf der 40t Presse den ersten Druck zum Feuerschweissen aufgebaut. Anschliessend wieder in die Esse rein, das Spiel wiederholt sich ca. 5 mal. Damit werden dann Unreinheiten ausgetrieben, was wichtig ist für den späteren Zusammenhalt des Eisengefüges.
Wichtig die Schweisskanten an den Übergängen mit Borax bestreuen, das verhindert die O2 Bindung am Eisen und eventuelle Schweissfehler. So das braucht in den ersten Schritten den ganzen Tag ca 12 h. Erste Länge auf ca 50 cm ausgetrieben. Zweites Bild unten.
Die erste Länge wurde gepalten/ geteilt und wieder zusammengeschmiedet.
So nun geht da ganze Spiel am nächsten Tag weiter, erhitzen und austreiben, abwechelnd mit dem 20t Lufthammer und mit der Hand. Abwechselnd wird die geschmiedete Stange nun ausgetrieben, gespalten und umgelegt. Insgesamt sind so 188 Lagen entstanden.( recht grob, es gibt welche die sind locker mit 600 Lagen) Die Lagen erhöhen sich ja sehr schnell proportional dadurch, dass ja immer verdoppelt oder verdreifacht wird.
Zu guter letzt, haben wir am Eisenpaket mit der Flex auf beiden Seiten mehrere 60 Grad Schnitte aufgebracht und anschliessend auf Endmaß ausgeschmiedet. Wieder hilft hier Borax der den Sauerstoff fernhält.( Handarbeit)
Siehe erste beiden Bilder.
Der letzte Schmiedetag war damit verbunden die Schneidkante und das Griffstück auszuschmieden. Der Meister "Hans Peter Hug" aus der Schweiz hat mit kundiger Hand die Schneidkante mit jedem Schlag geformt. Da bleibt einem echt die Spucke weg. Es waren so gut wie keine Schleifarbeiten für die Schneide nötig.Ebenso für den Rücken der Bauernwehr.
Der Knauf hinten wurde in der Hand geschmiedet, d.h. Klinge festhalten und mit dem Schmiedehammer die Form rausarbeiten. Der Händedruck des Schmiedes ist dementsprechned. Lol.
Nach Beendigung der Schmiedearbeiten wurde ein Eisenrohr mit Härteöl vorbeitet auf ca. 230 Grad, dann das rotglühende Eisen in das Öl getaucht und für eine Weile darin belassen. Nach dem Härtevorgang zeigt sich wie gut da gute Stück geworden ist, es gab nur eine kleine Biegung in der Klinge nach rechts, die der Schmied mir gekonntem Schlag und Auge richtete. Hier zeigt sich das Können eines gelernten Schmiedes, denn es reichten gerade mal zwei Schläge mit feinst dosierter Kraft.
Unten hab ich mal die Homepage eingefügt.
Nach dem Härten erfolgt das Anlassen und die Beruhigungsphase für das Eisen, denn jetzt ist es hart wie sau und würde bei Belastung brechen. Also noch mals die Esse anschmeissen und auf ca 830 Grad bringen und anschliessen in alter Asche unter der Esse ausruhen lassen, dadurch entspannt sich das Eisengefüge auf seine Endhärte und wird dadurch flexibel. ( 62 Hc Härte)
Jetzt ist schon leicht die Damstierung zu sehen, welche dann mit der Schwefelsäure zum Vorschein kommt. ( Kurzes Einsteichen mit dem Pinsel) Bild drei von unten.

Es benötigt jedoch noch einen zweiten längeren Aätzvorgang zum Abschluss in ein paar Wochen.
Insgesamt haben wir ca 130kg Koks verheitzt und ca 1 kg Borax.
Den Koks mussten wir von Hand auf 2,5cm Durchmesser brechen, den der kommt in großen Brocken. Mortz die Sauerei, da siehste aus wie ein "Kumpel von Untertage".
Für mich folgt ja nun das anschleifen und polieren und die besagte Ätzung. Fortschritte kommen in Kürze.

https://kunst-und-werkzeugschmiede-hug.jimdo.com/
https://www.youtube.com/channel/UCrLdCf ... ZwzziYV-Aw

Gruss Jürgen

Re: Bauernwehr für Landleute

Verfasst: 01.12.2018, 12:06
von Hetzer
Ja, denn seyh zu -- ich verfolge das ja nun auch hier und harre gespannt der Dinge... Bild

Re: Bauernwehr für Landleute

Verfasst: 01.12.2018, 13:29
von Sherrif Sherwood
Hetzer,
yes i will do my very best........... ;D ;D ;D ;D ;D ;D

Re: Bauernwehr für Landleute

Verfasst: 22.12.2018, 14:10
von Sherrif Sherwood
Keines Update zu den Arbeiten mit den drei verschiedenen Bauernwehren.
Anbei mal die Erste von Dreien die gerade in der Mache sind.

Das Original hing in irgendeinem Bauernmuseum im Schwäbischen rum, flugs das Butterbrotpapier als Kopie missbraucht und schon die Idee zum Nachbau entstehen lassen.Aktuell ca.25 Stunden reingesteckt.

Material: C75 Klingenstahl von Schmiedeglut
Maße: Länge gesamt 58cm
Klinge: länge 44cm
Gewicht: 600gr
Klingendicke: 3mm
Klingenhöhe: 3cm

Re: Bauernwehr für Landleute

Verfasst: 31.12.2018, 16:50
von Sherrif Sherwood
Sodale fertig iss das erste Stück.
Eibehandgriff nur leicht geschliffen und mit Olivenöl eingelassen.
Klinge poliert.
Klingenscheide relativ einfach ohne Schnickschnack mit Holzkern und Lederüberzug.
Klingennagel heiss aufgeglüht und vernietet, so wie früher, nix Klebstoff und so.... asnchliessend plan geschliffen und poliert.

Re: Bauernwehr für Landleute

Verfasst: 01.01.2019, 01:59
von locksley
Gefällt mir gut. Schön wäre noch eine Ansicht der kompletten Waffe um das Bild abzurunden.

Re: Bauernwehr für Landleute

Verfasst: 01.01.2019, 12:42
von Sherrif Sherwood
Hi sorry,
anbei die Bilder der gesammten Bauernwehr.
Die Bauernwehr wurde mit Absicht sehr schlicht gehalten, da die einfachen "Bauern" ja auch keine superteuren und mit Edelsteinen verzierte Waffen hatten. Erst viel später hatte der eine oder andere reiche Bauer,Grundbesitzer, oder Edelmann die "Schönheit" mancher Bauerwehren erkannt. Manche sind mit Allmandinen oder anderen Edelsteinen besetzt und mit allerlei Verzierungen in absoluter Perfektion versehen.

Re: Bauernwehr für Landleute

Verfasst: 01.01.2019, 18:23
von locksley
Ja so muß ein "langes Messer" aussehen. Zierrat ist hier unnötig. Prunkwaffen fand ich schon immer daneben.

Re: Bauernwehr für Landleute

Verfasst: 01.01.2019, 19:37
von Neumi
Nettes Messerchen, damit kann man auch mal nen großen Käselaib zerteilen :D :D
Grüße - Neumi

Re: Bauernwehr für Landleute

Verfasst: 01.01.2019, 22:37
von Sherrif Sherwood
Jawohl,
oder vergleichsweise 10 Butterbrote auf einmal.
Also den Kürbistest hat es schon bestanden.Scharf ist es,aber net so scharf, dass man die Haare am Arm scheren kann. ;D ;D

Re: Bauernwehr für Landleute

Verfasst: 01.01.2019, 23:48
von Hetzer
Ja, chiq!
Und quasi der Vorläufer des Bowie.
Was - das Teil rasiert nich ? ::)
Hoffe, du änderst das aber noch, wa... wo gibts 'n sowas. Kauf dich mal n black Arkansas und dann schubberste das Teil da für ca. 2 Wochen drauf rum. Sollste mal sehen - anschließend fallen die Haare allein schon beim Anblick der Klinge aus! 8)