Bogenmesser

Hier kommt alles rein, was in irgendeiner Form mit der Herstellung von Messern zu tun hat.
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bulletknives
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Re: Bogenmesser

Beitrag von bulletknives » 03.11.2014, 19:58

Die Fingermulde vor dem Guard ist zum kurz greifen beim Schnitzen gedacht. Da hat man mehr Gefühl. Wie ich den Anschliff genau mache weiß ich noch nicht. Auf jeden Fall nicht bis in die Spitze hinein, das ginge zu Lasten der Stabilität. Das hintere Griffende wird recht rund, so kann man gut Druck ausüben. Ich überleg noch ob ich den Erl hinten etwas überstehen lasse, damit man auch mal drauf kloppen kann wenn denn sein muss.
Tantospitzen sind eigentlich recht stabil, ich mag nur keine Tantos. Die Bowieform hab ich gewählt weil sie mir zum Bogenschießen einfach am besten passend erscheint.
Zum Stahl. Ich wollte eigentlich Federstahl nehmen, mit der richtigen Wärmebehandlung eine feine Sache. Vielleicht nehm ich aber auch 2842/O1. Der kann doch noch etwas mehr.
Das ganze Ding wird in Serie gehen wenn ich meinen Proto fertig habe. Ich arbeite nebenher noch für eine kleine Messerfirma. Ein Bushcrafter Messer von mir ist grad in Produktion, soll diesen Monat kommen.

Freut mich dass mein Projekt hier so gut diskutiert wird. Ich nehm mir alles zu Herzen, deswegen frag ich ja hier bei Euch Fachleuten. Danke für Eure Mithilfe.
Gruß aus der Schmiede

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mbf
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Re: Bogenmesser

Beitrag von mbf » 03.11.2014, 20:43

Was die Sache mit dem Knauf angeht, da wäre neben dem schon angesprochenen WildSteer auch das Böker Magnum Survivor einen Hnweis wert. Sonst kriegt man die (Schraubendreher)Spitze nicht vernünftig ins Holz. Oder die üblichen Finnenmesser, bei denen geht die Klinge aber nicht durch. Nur so zur Anregung, wie ich mir den Knauf vorstelle.

12 cm Klingenlänge wären mir persönlich zu viel, um das Messer als Hebel einzusetzen. Da muss ich schon viel Vertrauen zum Stahl haben. Oder eine kulante Rückgaberegelung... ;) Das Ding muss kompakter werden, um die Robustheit darzustellen.

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Re: Bogenmesser

Beitrag von bulletknives » 03.11.2014, 21:00

Kleiner machen geht immer.
Der O1 kann Sachen ... ich hatte mal ein Schwert daraus in der Hand. 60 HRC. Konnte man rund biegen ... ohne Bruch ... und die Klinge ging auch von selbst in die Ausgangsstellung zurück ... lach ...
Beim Stahl mach ich mir da wenig Sorgen. Das mit der Klingenlänge macht schon Sinn.

Na ich werd die Tage nochmal zeichnen ...
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Re: Bogenmesser

Beitrag von mbf » 04.11.2014, 07:08

Das Klingt gut. :D

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Phalax
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Re: Bogenmesser

Beitrag von Phalax » 04.11.2014, 09:03

Guten Morgen,

anfang des Jahres habe ich auch einen Threat aufgemacht weil ich auf der Suche war nach einem Messer zum Bogenschießen. habe mir dann das Wildsteer angeschaut aber wie schon erwähnt ist es etwas teuer. Ich habe jetzt ein Böker Magnum survivor und bin sowas von begeistert. Habe damit schon eniges gemacht und habs noch nicht nachschleifen müssen. Ich finde du soltlest an der Rückseite noch eine Schlagplatte dran haben. die dicke des Stahls würde ich bei 3 mm lassen. ich kann bezeugen das 3mm für eine Hebelwirkung beim Magnum survivor reichen. Das Messer hält Stand und wird nicht krumm oder bricht.
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Re: Bogenmesser

Beitrag von kra » 04.11.2014, 09:32

ich hab mir auch ein Gebrauchsmesser zum Bogenschießen gebaut, allerdings materialbedingt und gemäß meinen Möglichkeiten eher schlicht.

Material: altes Sägeblatt einer großen Bügelsäge ("HSS Schnellschnittstahl", zumindest wurde es mir so gesagt).

P1120175.JPG


P1120172.JPG

Die Klinge ist, wieder materialbedingt, nicht so sauber geschliffen und poliert wie es gerne hätte, aber das Zeugs ist echt ein Gegner. Deshalb auch der kurze Anschliff.

P1120171.JPG


Die Spitze ist ähnlich zu nem Tanto geformt und bewußt kurz geschliffen, damit sie stabil bleibt und nicht ausbricht.

Maße: 19,5cm Länge über alles, Klinge 9cm, 2,5mm dicker Stahl.

Bisher hat es gute Dienste geleistet. Ich möchte es aber nochmal aus "eigentlichem" Messerstahl feilen und erst dann härten. Dann soll die Klinge dicker sein (4-5mm), der Anschliff breiter und die vordere Schneide etwas schmaler werden.
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Re: Bogenmesser

Beitrag von Hetzer » 03.01.2015, 10:17

Rado hat geschrieben:Ich kenne das von finnischen Leuku-Messern, dass man machmal an verschiedenen Stellen unterschiedliche Anschliffe für unterschiedliche Zwecke hat. Ein flacher Skandischliff ist toll in Sachen Schärfe und Nachschleifen, beim Holz oder gar Knochenhacken aber empfindlich etc. deshalb sind manche Stellen ballig geschliffen.
http://3.bp.blogspot.com/-g2ss-VJxbvo/T01Vs6gpzaI/AAAAAAAACMw/9Oy4N4AIE-g/s1600/JR+leuku+blogiin+CR.jpg
Ich finds auch nicht unbedingt schön, aber wers lieber nützlich will.


Die original Leuku hatten das nie, es ist vielmehr ein marketing-gag, den Marttiini vor ca. 6 Jahren mit einem neuen Jagdmesser-Typ, dem 'Wincut 160' herausbrachte. Das ist auch schon das so ziemlich einzig mir bekannte scandinavische Messer mit dieser Klingenunterteilung und hat mit dem traditionellen Leuku bis auf die Birkenholz Griffschalen nichts mehr gemein, sogar der Stahl ist Scandinavien-untypisch 440er C.
Das Leuku in deinem link sieht mir ziemlich nachgearbeitet aus, möglich daß man sich da an dem Wincut orientiert hatte. ;)

Als ausschließliches Jagdmesser beträgt der vordere Klingenteil der etwa 16 cm langen Klinge hat im Gegensatz zum hinteren mit 22°, einen balligen Schleifwinkel mit 28 Grad und ist neben gröberen Arbeiten in erster Linie zum Enthäuten gedacht.

Die original Leuku, die bei den Saami als echte Universalmesser eingesetzt werden, haben selten Klingenlängen unter sieben bis eher neun Zoll, sind aus Karbonstahl (wie halt in deinem link gezeigt, nur eben mit einem weniger schmuckvollen Griff) und ersetzen u.a. auf ganzer Länge auch Säge und Axt - da brauchste keinen extra Anschliff mehr... :D

Das Leuku in dem link ist aber sehr schön - ist das deins ? Wenn ja, woher hast du es ?
./.

@ TE

Für ein "Bogenmesser" würde ich darauf achten, daß das Messer eine einseitig geschliffene, extra gehärtete Spitze haben sollte die von ihrer Geometrie nicht zu stumpf sein sollte. Klingenlänge nicht unter 16 cm und einen möglichst etwas abgewinkelten Griff - natürlich in full tang Bauweise und mit nicht zu breitem Klingenrücken - würde nicht über 4 mm gehen, möglichst 3-3,5 mm - mit einem guten, elastischen Stahl und korrekter WB reicht das völlig hin.


Gruß,

Hetzer
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Re: Bogenmesser

Beitrag von Rado » 03.01.2015, 13:30

Hetzer hat geschrieben:Das Leuku in dem link ist aber sehr schön - ist das deins ? Wenn ja, woher hast du es ?

Nee, meins ist das nicht.
Ich fand es auf Google beim Suchen nach Inspiration, nachdem ich mir bei Brisa.fi eine relativ günstige 10" Leukuklinge von Jaaranen bestellte. Meins sieht noch so aus:
Bild
Ich mag grad auf dem Balkon nicht arbeiten und mein momentaner Keller ist zu klein für eine Werkstatt.

Und das hier soll ein einheitliches Set mit Geweih und Maserbirke werden:
Bild

Leukus sind der einzige traditionelle Messertyp bei dem ich so einen Schliff überhaupt je gesehen habe. Das meinte ich.
Und ich habe hier mittlerweile auch eine Menge Bilder antiker Leukus zusammengesammelt, die schon ziemlich aufwändig verarbeitet und verziert sind. Klar gibt es auch sehr schlichte Exemplare. Aber vieles ist schon sehr schick.
Dazu fand ich in einem anderen Forum die Erklärung, dass man sich in einer manchmal recht öden Schneelandschaft zum einen damit die Zeit vertrieb, zum anderen die eingeschnitzten Gravuren zusammen mit den Leder- und Birkenrindenscheiben dem Benutzer einen etwas besseren Griff geben.
Und die gewisse Farbenvielfalt (auch bei der Kleidung) und Lebendigkeit der Optik einen vor Depressionen in dieser kalten, dunklen Gegend schützt.
Plus der Tatsache dass kostbare, aufwendige Stücke eher die Jahrhunderte überdauern als die Schlichteren.
Auf der Seite hier gibt es teilweise sehr interessante Antiquitäten
http://www.cultur.nu/knivar/samemapp1.htm

LG
Rado

Hetzer
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Re: Bogenmesser

Beitrag von Hetzer » 05.01.2015, 09:06

Also ich habe sowas beim Leuku zum ersten mal auf diesem Bild in dem link gesehen, kenne diesen Anschliff aber ansonsten schon eher von diversen Kampf- Jagd- od. Überlebensmessern. Traditionell gibts ein Messer aus russischer Herstellung, bei dem das ähnlich wie beim Marttiini Wincut ausgelegt ist, das is aber auch eher 'n halber Säbel und war ursprünglich als Beiwaffe für Bogenschützen gedacht... ->

Bild
(Quelle: Empire knives)

Naja, traditionelle und für den tägl. Gebrauch hergestellte Leuku gibt es eigentlich nur in zwei hauptsächlich von Strømeng angebotenen Varianten - einmal mit mit Klinge aus Karbonstahl und natürlicher Schmiedepatina, die auch gleichzeitig vor Rost schützt, einem Schaft aus Birke, die gegen Feuchtigkeit mit Teeröl behandelt wird sowie einem Messinbeschlag und dann das Ganze nochmal mit polierter KS-Klinge wobei der Griff meist mit einer Leinölmischung eingelassen wird. Die nordische Bevölkerung schwört nebenbei darauf, daß die patinierten Klingen schärfer sein sollen und so sieht man auch häufig nur diesen Messertyp bei den Einheinmischen. Neuester Gag ist ein Modell mit Fingerschutz, der ursprünglich für ne Spezialeinheit beim Militär angefertigt wurde, sich aber auch allgemein und speziell bei Exportmessern immer größerer Beliebtheit erfreut.

Daneben gibts natürlich noch liebevoll umgearbeitete Stücke mit Horn vom Ren, die nicht selten auch reich mit Schnitzwerk verziert sind, jeder Hersteller hat wohl mind. ein so'n Ding in seinem Angebot und natürlich ritzen auch DIY Messermacher und die einzelnen Besitzer ab und an ein paar Motive in ihre Griffe oder hübschen beides auf, indem sie für hiesige Begriffe voll abgefahrene Materialien wie Damaststahl und bunte Hornschäfte für ihre Messer verwenden.
Die von dir angesprochenen Stücke aus Voll- od. Halbhorn sind aber meist Einzelanfertigungen verschiedener Messerschmiede und dazu noch sündhaft teuer - da kosten selbst kleine Puukkos oft weit über 10.000,- kr und mehr. Die wirst du nie in Gebrauch sehen, erst recht nicht in Mittel- oder Südskandinavien, da nimmt man zur Jagd und für alles andere Mora oder vllt. noch Eka Messer für 'n paar Kronen und gut is.

Doch meist werden solche verzierten Teile von Haugrud oder Brusletto aus Norwegen als Sammlerstücke zum Schaulaufen auf Nationalfeiertagen angefertigt, oft mit viel Zinn- und Neusilberapplikationen und auch eher bei den kleineren Puukko Jagdmessern. Diese beiden Marken gelten gemeinhin auch als "nobel" und sind eher bei begüterten Trägern zu finden oder werden von vornherein für den Export ins Ausland angefertigt. Meist sind deren Klingen auch aus rostfreien Stählen, was man bei den Leukus eher nicht hat. Ich glaube, nur Heimo Roselli, Iisakki Järvenpää und Kainuun Tommi haben überhaupt, ich sage mal... "Leuku-ähnliches" im Angebot, wobei sich alle diese drei Messer eher dem Puukko zuordnen lassen, da keines über max. 18 cm Klingenlänge hat.

Die Tommi Messer sind natürlich ne Kategorie für sich. Die haben in ihrem Ateljee einen absolut fähigen Schmied, Veijo Käplylä, der sich sogar international schon einen Namen gemacht hat und selbst in Japan(!) hoch anerkannt ist. Ich sach mal, man sieht deren Messern ihre Qualität buchstäblich an...


Gruß,

Hetzer
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