Wie gestern Abend im Chat schon angekündigt will ich euch mein erstes Messer zeigen. Es ist komplett selbst gemacht.
Die Klinge wurde aus einer alten Feile selbst geschmiedet und gehärtet. An dieser Stelle nochmal ein liebes dankeschön an Eddytwobows, für das schöne Stück Stahl
Jetzt erstmal zu den Fakten:
- Klinge aus Feilenstahl
- Länge 85mm
- Dicke 2mm
- Härte beträgt Laut technischen Angaben zum Stahl und dem Härteverfahren etwa 64HRC
- scharf genug zum rasieren
- Steckangel
- Das schwarze vorn am Griff ist auf Hochglanz poliertes Horn
- Finish besteht aus Leinölfirnis als Grundierung welches dann mit Schellack poliert wurde
Vorgehensweise:
Schmieden und Formgebung:
Die Zähne der Feile waren bereits mit der Flex weggeschliffen worden. Um die Klinge bearbeiten und in Form bringen zu können habe ich sie in meiner aus einem 5L Bierfass selbstgebauten Esse weichgeglüht und gleich geschmiedet. Der Stahl musste erstmal von 4 auf 2mm ausgedünnt werden. Dadurch hat sich gleichzeitig die benötigte Breite, so wie eine angenehme Länge ergeben. Ausserdem konnte ich beim Schmieden auch gleich eine Phase in den Stahl bringen, aus der dann später die Schneide werden sollte. Dann muss man nicht so viel Schleifen
Nach dem Schmieden war die Klinge 10cm lang. Mir kam das zu dem Zeitpunkt zu lang vor, also hab ich sie nach Augenmaß und Gefühl gekürzt. Durch das Weichglühen war das mit der Säge überhaupt kein Problem. Im Nachhinein hätte ich sie aber lieber 10cm gelassen... der Griff wirkt jetzt für meinen Geschmack etwas zu lang.
Nachdem ich die Klinge dann noch ein wenig gerade gerichtet habe (leider im Kalten zustand, sowas sollte man immer WARM machen, aber da komme ich gleich noch zu) Habe ich mit einer anderen Feile die Schneide endgültig geformt und auch gleich scharf gemacht, damit ich später nicht den harten Stahl schleifen muss bis ich blöde werde.
Ausserdem habe ich die Flanken der Klinge geputzt und noch ein wenig planiert. Ganz absolut eben schmieden habe ich nicht geschafft...
Damit man sieht das die Klinge geschmiedet ist, habe ich ein paar grobe Schmiedespuren drin gelassen. Finde ich ganz angenehm rustikal
Härten
Dann ging es ans Härten. Dazu hab ich mich schlau gemacht und herrausgefunden, dass der Feilenstahl etwa 1,3% C enthält. Somit sollte der Stahl zuerst bei etwa 630-650°C für 30-60min entspannt werden und danach zum Härten auf etwa 780°C erwärmt und ein paar Minuten gleichmäßig auf dieser Temperatur gehalten werden. Anschließend habe ich den Stahl direkt mit der Messerspitze voran ins Wasser getaucht und die Angel ausserhalb des Wassers gelassen, damit sie nicht zu hart und brüchig wird. Nach den Informationen aus dem Netz sollte der Stahl, wenn alles richtig war, eine Härte von 67 bis zu 69HRC erreichen. Zum Vergleich: ein Standard-Küchenmesser hat etwa 57-59HRC. Man hönnte also theoretisch mit der Klinge Späne von dem Küchenmesser abschaben ohne der Klinge groß zu schaden.
Beim Härten hat sich, zu meinem Erstaunen, so gut wie kein Zunder gebildet. Das führe ich darauf zurück das ich die Klinge sehr sorgfältig und dicht mit Kohlestücken umstapelt hatte, so das kaum Sauerstoff den Stahl erreichen konnte. Die Leichten Verschmutzungen habe ich dann wieder weggeschliffen (Mordsarbeit bei der hohen Härte des Stahls)
Probleme beim Härten:
Wie ich vorhin schon erwähnt habe, sollte man eine Klinge, wenn sie nicht ganz gerade ist, nicht in kaltem Zustand richten. Beim Härten hat sich gezeigt warum: Durch das Biegen im kalten Zustand, bilden sich Spannungen im Stahl. Diese führen beim Härten dazu, das sich der Stahl verzieht. und genau das ist mir passiert. Wenn sie dann hart ist, würde sie beim Richten brechen. Dem kann man durch nochmaliges Weichglühen und Normalisieren entgegenwirken, ganz ausschließen kann man das aber nie. Also hieß es: Entweder so lassen, oder nochmal weichglühen, dabei richten und neu härten. Das war mir zu mühselig. Sie hat sich zwar "nur" um etwa 0,5mm verzogen, das reicht aber schon, damit man die Klinge nicht mehr schön sauber auf einem planen Schleifstein schärfen kann. Und glaubt mir! ---> 0,5mm gehärteten Stahl schleift man nicht mal eben einfach weg... Beim nächsten mal weiß ichs besser und werde mir die Mühe machen.
Anlassen:
Da der Stahl nach dem Härten so hart, spröde und brüchig ist wie Glas, muss der Stahl angelassen werden. Ich wollte eine sehr harte und damit lange scharf bleibende Klinge. Deshalb habe ich sie nur für 1h bei 200°C im Backofen angelassen. Sie dürfte daher jetzt noch etwa um 63-64HRC haben, ist aber um Größenordnungen weniger spröde und bruchgefährdet. Eine Feile macht auf der Klinge jedenfalls jetzt nur noch kaum sichtbare Kratzer und wird sofort stumpf
Nach dem Anlassen hatte der Stahl die für 200°C typische goldene Verfärbung, die ich jedoch großteils wieder weg poliert habe. Ganz verschwunden ist sie jedoch nicht.
Griff:
Dann ging es an den Griff. Dieser wurde einfach aus einem Stück Brennholz als Klotz ausgeschnitten und auf die Stirnfläche habe ich etwas von meinem pechschwarzen Horn mit Epoxy aufgeklebt. Dann noch ein passendes Loch für die Angel gebohrt und die Klinge mit Epoxy in das Holz geklebt. Bei der Form konnte ich mich nicht so recht entscheiden, aber er sollte schlicht ausfallen. Man muss dabei darauf achten das der Griff in gerader Linie zur Klinge ausgearbeitet wird. Dazu kann man sich mit Hilfslinien die Arbeit erleichtern. Also habe ich einfach die Rückenlinie mit dem Bleistift in den Griff verlängert, sowie die Breite ebenfalls.
Ist die Form geschafft, ist das Messer so gut wie fertig Nur noch alles schön glatt schleifen und die Klinge schärfen. Bei so hartem Stahl habe ich insgesamt etwa 3h lang geschärft mit verschiedenen Körnungen, bis alle Riefen der Feile und des groben Sandpapiers aus dem Stahl geschliffen waren.
So, jetzt genug geschwafelt, hier das Ergebnis:
Als Kleines Extra, und weil ich weiß, das einige hier gerne Holz erraten, habe ich absichtlich nicht erwähnt welches Holz ich für den Griff verwendet habe *gg*
Hiermit ist also jetzt ein Neues Holzrätsel eröffnet *gg*
Dann ratet mal schön!
(Ist aber glaube ich nicht all zu schwer)