Weichgeglühte Klinge Form schleifen

Hier kommt alles rein, was in irgendeiner Form mit der Herstellung von Messern zu tun hat.
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ThomasThome
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Weichgeglühte Klinge Form schleifen

Beitrag von ThomasThome » 09.11.2008, 15:30

Schönen Sonntag alle miteinander,

ich habe vor, mir folgende Klinge:

http://www.nordisches-handwerk.de/shop/wbc.php?sid=110354301b116&tpl=produktdetail.html&pid=1199&recno=1

zuzulegen und sie selber zu schleifen und am Ende härten zu lassen. Laut Beschreibung ist die Klinge ölhärtend und hat folgende Zusammensetzung (C: 1,07 Si:0,4 Mn:0,4 Cr:17,00 Mo:1,1 V:0,1 Co:1,5).

Erste Frage: Der Härter nimmt keine hochlegierten Stähle an. Wie habe ich den Stahl einzuordnen?

Zweite Frage: Kann ich die Klinge einfach mit meinem Bandschleifer in Form bringen? Kann man da irgendetwas falsch machen?

Ich weiss, es handelt sich um eine nicht ganz billige Klinge. Habe bisher auch nur Griffe gebaut und keine Erfahrung mit der Metallverarbeitung. Schleift man lange? Ist es schwierig, eine gleichmässige Form zu erreichen? Die Löcher für die Griffnieten bohre ich vor dem Härten, oder?  ::)

Fragen über Fragen.

Gruß

Thomas
Wäre der Mensch nicht ohne Achtung vor allem, was Schöpfung und Wetterspiel geschaffen, mit dem Unverstand, der in der Zerstörung den Sieg sieht, es stürzte um alle Ewigkeiten nur eine Eibe. Denn dieser Baum ist heilig.
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Wittiko
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Re: Weichgeglühte Klinge Form schleifen

Beitrag von Wittiko » 10.11.2008, 00:07

Laut Beschreibung ist die Klinge ölhärtend und hat folgende Zusammensetzung (C: 1,07 Si:0,4 Mn:0,4 Cr:17,00 Mo:1,1 V:0,1 Co:1,5).

Erste Frage: Der Härter nimmt keine hochlegierten Stähle an. Wie habe ich den Stahl einzuordnen?


Stahl ist hochlegiert, da die Legierungselemente mehr 5% ausmachen. Der Preis (und nicht der einzige) für eine rostfreie Klinge.  ;)

Zweite Frage: Kann ich die Klinge einfach mit meinem Bandschleifer in Form bringen? Kann man da irgendetwas falsch machen?



Vor dem Härten nicht. Auf Gesundheitsschutz achten! Klinge kann abgrundtief häßlich werden.  :D

Schleift man lange?


Hängt von der Schärfe, Körnung, Leistung des Bandschleifers und dem Zustand des Stahles ab. 30 min sind das Minimum, wenn es ordentlich sein soll.

Ist es schwierig, eine gleichmässige Form zu erreichen?


Ja. Mit steigender Erfahrung wird es einfacher. Dennoch nicht abschrecken lassen, vielleicht an einem Rest Baustahl üben.

Die Löcher für die Griffnieten bohre ich vor dem Härten, oder?


Ja. Lochkanten abrunden, wenn die Angel (in der Härterei) mitgehärtet wird, um Risse zu vermeiden.

ThomasThome
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Re: Weichgeglühte Klinge Form schleifen

Beitrag von ThomasThome » 10.11.2008, 11:36

Vor dem Härten nicht


Meinst Du damit, dass ich vor dem Härten eine Feile benutzen soll wegen der Wärmeentwicklung? Eine gehärtete Klinge bekomm ich doch nicht mehr geschliffen, oder?

Thomas
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Wilfrid (✝)
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Re: Weichgeglühte Klinge Form schleifen

Beitrag von Wilfrid (✝) » 10.11.2008, 11:49

Vor dem Härten kannst Du beim schleifen nix verkehrt machen, nach dem Härten kommt das Pließen und da kannst Du viel falsch machen.
Als Anfänger nass schleifen nach dem Härten, denn die Härtespuren müdden wohl runter
Viel Glück
Bogenschützen sind irgendwo alle Spanner, aber das Schießen entspannt definitiv
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Re: Weichgeglühte Klinge Form schleifen

Beitrag von Wittiko » 10.11.2008, 22:20

ThomasThome hat geschrieben:
Vor dem Härten nicht


Meinst Du damit, dass ich vor dem Härten eine Feile benutzen soll wegen der Wärmeentwicklung? Eine gehärtete Klinge bekomm ich doch nicht mehr geschliffen, oder?


Einen weichgeglühten Stahl kannst Du gut feilen und natürlich schleifen, Wärme vom schleifen schadet nicht. Nach dem Härten richtest Du bei einem geeigneten Klingenstahl mit der Feile nichts mehr aus, es bleibt nur schleifen. Dabei darfst Du die Schneide nicht wieder über die Anlasstemperatur erhitzen, dann geht Härte verloren. Mann kann dann erneut härten, verliert aber Material. Oder man lebt mit einem weicheren Fleck, den man im Gebrauch vielleicht gar nicht bemerkt. ;) Häufig kühlen!


Du mußt nach dem Härten auch nicht den kompletten Schliff wiederholen, eine verzunderte Oberfläche kann auch ganz gut aussehen. Wobei dabei die Rostfreiheit verloren geht (gibt ein Mittel, mit dem man Zunderschichten auf rostfreiem Stahl rostfrei bekommt, Namen habe ich vergessen, mal bei Schmiedebedarf schauen). Wichtig ist, die Schneide von der entkohlten Randschicht zu befreien, die beim Härten entsteht, da sie weicher ist. Ein halber Millimeter reicht sicher, das kannst Du auch von Hand mit Schleifpapieren machen, wenn es Dir an der Maschine zu heikel ist.

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Re: Weichgeglühte Klinge Form schleifen

Beitrag von jerryhill » 11.11.2008, 12:08

Bloss mal so, bei meiner Klinge freue ich mich regelrecht auf die Zunderschicht nach dem Härten. Das gibt einen urigen Eindruck, gerade bei selbstgemachtem.

lg, jerryhill
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ThomasThome
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Re: Weichgeglühte Klinge Form schleifen

Beitrag von ThomasThome » 11.11.2008, 13:35

Besten Dank für die vielen Tipps!!!

Also wenn mir die Optik nach dem Härten gefällt, schärfe ich die Klinge nur und fertig ist sie?
Jetzt muss ich noch einen Härter finden, der hochlegierte Stähle kann...

Thomas
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messermacher
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Re: Weichgeglühte Klinge Form schleifen

Beitrag von messermacher » 17.11.2008, 19:17

Die Klinge kannst Du zu Wolf Borger , Stefan Steigerwald oder Jürgen Schanz schicken. Google spuckt die Adressen aus. Wenn diese Klinge vom Härten zurück kommt wird keine Verzunderung vorhanden sein. Der Stahl wird im Schutzgas oder Vakuum gehärtet.

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Re: Weichgeglühte Klinge Form schleifen

Beitrag von Juergen Becht » 18.11.2008, 10:07

Ich weiss, es handelt sich um eine nicht ganz billige Klinge

Naja

Der Härter nimmt keine hochlegierten Stähle an.

Warum eigentlich nicht ?
Hat er keine Ahnung ?


Ich denke, du solltest dich eher mal mit jemandem zusammensetzen, der von der Materie ahnung hat, und dir die rudimentärsten Begriffe und möglichkeiten zeigt.
Ansonsten wirst du dir und deinem zukünftigen Messer nur wehtun.

Die Klinge kannst Du zu Wolf Borger , Stefan Steigerwald oder Jürgen Schanz schicken.

Das wären auch meine Topfavoriten, die haben wenigstens Ahnung.

ThomasThome
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Re: Weichgeglühte Klinge Form schleifen

Beitrag von ThomasThome » 18.11.2008, 20:39

Ich hab mich umentschieden... danke für die Namen von den Spezialisten. Ich bekomme einen kleinen amboss (für etwas mehr als den Klingenpreis ~50 Euro für 45 kg Eisen) und mein nachbar will mir eine kleine Feldschmiede besorgen. Dann schleife ich erstmal den "Abfall"  :-\ , den ich wohl vorerst produzieren werde.  Wenn etwas gutes dabei herauskommt, kann ich die Klinge ja dann zum Härten schicken. Hab eben in der Scheune ein paar alte Pflugschare vom Großvater gefunden. Vielleicht geht ja damit etwas...

Gruß

Thomas
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Re: Weichgeglühte Klinge Form schleifen

Beitrag von Juergen Becht » 19.11.2008, 08:59

Hab eben in der Scheune ein paar alte Pflugschare vom Großvater gefunden. Vielleicht geht ja damit etwas...


Ja, Frevel am Material !

Wer solches hochwertiges Material aus der 'guten alten Zeit' für Test und Übungszwecke missbraucht, kann nicht ganz richtig sein !
(meine Meinung)

Schorl
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Re: Weichgeglühte Klinge Form schleifen

Beitrag von Schorl » 19.11.2008, 09:18

Juergen Becht hat geschrieben:
Hab eben in der Scheune ein paar alte Pflugschare vom Großvater gefunden. Vielleicht geht ja damit etwas...


Ja, Frevel am Material !

Wer solches hochwertiges Material aus der 'guten alten Zeit' für Test und Übungszwecke missbraucht, kann nicht ganz richtig sein !
(meine Meinung)


Hallo,

und sowas könnte man auch etwas anders Formulieren und einen Unwissenden nicht als "Blödian" titulieren.  ;)

Was Jürgen damit zum Ausdruck bringen möchte ist das dieses alte Eisen normalerweise ein recht gutes Ausgangsmaterial für hochwertige Klingen und Werkzeuge sein kann. Das solltest du vorher einmal abklären, denn für erste Schmiedeversuche wäre solches Material zu schade.

Nimm doch zum Üben normalen Baustahl (Eisenhandel; Stahlbauhandel, usw. Notfalls Baumarkt (aber für solche Preise kann man schon besseren Stahl bestellen)) oder wenns danach härtbar sein soll sowas wie C45 oder C60 bzw. einen günstigen (niedriglegierten) Werkzeugstahl. Von rostfreiem Stahl würde ich dir jetzt am anfang abraten.

Versuchs einfach mal damit und wenn dann deine Technik etwas weiter ist kannst aus den Plugscharen bestimmt tolle Messer schmieden.

Schorl
Zuletzt geändert von Schorl am 19.11.2008, 09:19, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Weichgeglühte Klinge Form schleifen

Beitrag von ThomasThome » 19.11.2008, 12:26

@ Jürgen:

Da hab ich mich falsch ausgedrückt. Natürlich werde ich erstmal an Abfall  rumprobieren. Mein Vater reisst mir den Kopf ab, wenn ich ihm erzähle, dass ich die Pflugschare von seinem Opa zu einem Gummimesser verarbeitet habe. Wenn ich (irgenwann) mal Erfahrungen gesammelt habe ist das vielleicht ein Projekt...
Ausserdem habe ich überlegt bei Jan Krauter einen Kurs zu machen (ist gleich um die Ecke). Mir ist schon klar, dass man das Schmieden nicht mal eben so lernt und bestimmt erstmal eher weniger schöne Ergebnisse erzielen wird.

Achso, ich hab auch noch einen richtig großen Pflugschar aus der guten modernen Zeit. Ob der zum Schmieden taugt? Muss dem Bauern wohl am Feldstein hängengeblieben sein...

@ Schorl: Ich hab den Jürgen schon verstanden. Meine Formulierung war wohl etwas naiv und vielleicht auch anmaßend. Danke für Deine Tipps

Gruß

Thomas
Zuletzt geändert von ThomasThome am 19.11.2008, 12:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Weichgeglühte Klinge Form schleifen

Beitrag von Juergen Becht » 19.11.2008, 16:22

"Blödian"


Dieses Wort habe ich nicht benutzt!

Trotzdem ist die entsprechende Einsicht da, deshalb :
Alles wird gut.

Da hab ich mich falsch ausgedrückt. Natürlich werde ich erstmal an Abfall  rumprobieren. Mein Vater reisst mir den Kopf ab, wenn ich ihm erzähle, dass ich die Pflugschare von seinem Opa zu einem Gummimesser verarbeitet habe.


Das waren ja auch meine Bedenken.
(Denn ohne Kopf könnter er ja gar keine Beiträge hier lesen. ;D)

Solch hochwertiges Material kriegste heute einfach nicht mehr.

Ansonsten : Zum Formgebung üben = Baustahl
Dann, wenn genügend Erfahrung vorhanden, mit hochwertigem Stahl weitermachen.
Nicht umsonst ist das ein Lehrberuf mit 3 1/2 Jahren Dauer

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