Messer, die 7. (ab 9. Juli 2014)

Hier kommt alles rein, was in irgendeiner Form mit der Herstellung von Messern zu tun hat.
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Chilly
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Re: Messer, die 7. (ab 9. Juli 2014)

Beitrag von Chilly » 10.06.2015, 15:43

Die Elbenschmiede Gondolins neigen ehrfürchtig ihr Haupt!!!

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Chilly
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shokunin
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Re: Messer, die 7. (ab 9. Juli 2014)

Beitrag von shokunin » 10.06.2015, 21:39

Danke danke

Mit der Kunst ist es so ‘ne Sache…

"…macht aber viel Arbeit”, wie Karl Valentin einmal so treffend sagte.

Und die Arbeit ist nicht primär in der Qualität der Arbeit (Technik)… wer technisch gut arbeitet ist halt ein guter Techniker. Etwas irgendwo gesehenes nachbauen ist eben “keine Kunst” …auch wenn es bisweilen technisch sehr anspruchsvoll ist.
Liegt die Kunst also in der Originalität…?
Auch nur sehr bedingt, denke ich.
Da fällt mir ein zweites Zitat ein...
Ich hab' vergessen wer's gesagt hat... ein skandinavischer Designer aus der klassischen modernen Szene, (...aber nachdem sich diese Bewegung eben tot gelaufen hatte,) der meinte: Früher suchten wir nach der besseren Form - heute genügt eine neue.

Kunst ist eben mehr als technische Kompetenz, oder Originalität, ihrer selbst willen...

Ich werde hier oft als Künstler angesprochen, ich habe aber in Sachen Messer nicht wirklich das Gefühl dort schon angelangt zu sein.
Zur Kunst gehört dass das Werk eine eigene Stimme hat...

Naja, freut mich jedenfalls sehr wenn meine Arbeiten gefallen - Danke :)
...und irgendwie kristallisiert sich durch's machen und dass man darüber schreibt auch heraus was denn nun meine Stimme sein könnte.

Gruss,
Mark
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Re: Messer, die 7. (ab 9. Juli 2014)

Beitrag von Holzbieger » 11.06.2015, 14:05

Also Mark,

stell jetzt Dein Licht nicht unter den Scheffel, das finde ich genauso unpassend wie wenn Du von basteln sprichst (wir hatten das schon mal).
Was Du machst ist Kunst gepaart mit perfektem Handwerk. Deine Messer haben für mich eine erkennbare Elementsprache (in meinen Augen) und sind nicht nur nachbauten. Du machst Dir Gedanken über das was Du tust und bei diesem Messer ist nichts Zufall.

Auserdem hat Karl Valentin auch gesagt: " Kunst kommt von können nicht von wollen, sonst hiese es Wulst." Du bist ein Könner nicht ein Woller.

Gruß
Roland
- Es ist besser ein gute Entscheidung rechtzeitig zu treffen als eine sehr gute zu spät.
- Ancora Imparo

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shokunin
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Re: Messer, die 7. (ab 9. Juli 2014)

Beitrag von shokunin » 11.06.2015, 18:01

Das wird Valentin auch gern zugeschrieben - stimmt.
Weiss aber gar nicht ob er das war... :-\

Eigentlich habe ich ja immer mehr Sorge zu hochtrabend zu klingen als zu bescheiden :-\
...und ich bin eben noch nicht 100% happy, daher bin ich eher so, dass ich das was ich baue als Experimente einstufe.

Ich spiele aber eben schon gelegentlich mit dem Gedanken das Messer-Bauen auch "ernsthaft" (gewerblich) zu betreiben... von daher komme ich da auch aus einer anderen Ecke als vieles was hier gezeigt wird und stelle an das, was ich tue, eben einen Anspruch der über technische Kompetenz hinaus geht.
Wenn man heute, in unserer Welt, kunsthandwerkliche Arbeit verkaufen will, dann muss es entweder im Taschengeld-Preissegment sein, oder etwas ganz Besonderes. Man konkurriert immer mit Importware und Industrie.
Und man muss sich da eben schon Gedanken machen, ob der Markt noch einen Messermacher braucht, der das 150ste Drop-point Jagdmesser mit Wüsteneisenholz Griffschalen auflegt.
Daher befasse ich mich eben mit der Frage: Was würde ich bauen wollen wenn...?
Das Messer hier geht schon in die Richtung und ist eben weder Kopie, noch ein totales Unikum, das nur anders ist um anders zu sein.
Im Gegenteil, es ist eigentlich total klassisch, gebrauchstauglich und alles was dran ist hat auch einen praktischen Sinn.
Das ist irgendwie das Schwierigste, ein Messer zu bauen das nicht versucht zu viel zu sein, das dem klassischen Bild entspricht aber dennoch etwas Eigenes ist...

Wenn man sich für Messer interessiert, dann recherchiert man ja auch in Netz, Foren, Messermacher-Seiten...
Es gibt vieles was schön ist...
...nun kommt das ABER...
Wenn Du von 100 handgemachten Messermacher-Arbeiten und von 100 Qualitätsmessern aus der Industrie den Namen runtermachst und sie in eine Tonne wirfst und diese den nächsten Hang runter rollst und ausleerst... wer könnte sagen was ist Industrie und was ist Handarbeit?
Was ist besser, wertiger, schöner,...wer hat was gebaut?
Ok, Bearbeitungsspuren verraten gelegentlich die Handarbeit, prinzipiell hast Du da aber 100x das handliche Droppoint-Messer mit Edel-Irgendwas Griffschalen und es ist, was den Gebrauch oder Gestaltung angeht, völlig wurst wer es gebaut hat.

Man kann Spass haben so etwas selbst zu bauen, nicht dass mich da jemand falsch versteht...
Als Hobby kann ich mir so etwas bauen und das ist was ganz Tolles - selbst gebaut eben. Und es ist ja eine Herausforderung wenn man nicht vom Fach ist.

Wenn ich aber Metallhandwerker bin, oder gar Messermacher...

dann tut sich die Frage auf: wenn ich alles haben kann, was ich nur will (ich bau' es mir ja selbst...) will ich das dann?
Und will ich z.B. der 101. Messermacher sein, der sich hinter einen Tisch mit Wüsteneisen-Droppoint-Messern stellt und der Welt erklärt die sind einzigartig und das was ich mir unter dem tollsten und besten Messer vorstelle?

Naja, es ist aber eben immer eine Frage der Perspektive...
Hier "basteln" eben sehr viele verschiedene Leute nebeneinander her - jeder mit seinen eigenen Ansprüchen und auch Möglichkeiten.
Wie schon gesagt, ich stelle mir diese Fragen nur weil es mir mittlerweile nicht mehr darum geht halt ein Messer selber zu machen und weil ich eben noch nicht wirklich weiss wo ich mit der Idee Messerbau hin will.
Das mal zu formulieren kann da auch hilfreich sein...

Und ich hoffe eben auch die Bilder bieten einen gewissen Unterhaltungswert ...oder inspirieren gar jemanden sich auch ein Messer zu bauen und sich mal zu fragen: was wäre mein Traummesser...?

Gruss,
Mark
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Re: Messer, die 7. (ab 9. Juli 2014)

Beitrag von Hairun » 11.06.2015, 19:45

Gefällt mir auch sehr gut, auf den ersten Blick sahs für mich nachnem Wieland-Messer aus.
Nach ein paar mal anschauen ist es doch anders aber es sprichst mich auf ähnliche Weiße an ;D

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Re: Messer, die 7. (ab 9. Juli 2014)

Beitrag von Haitha » 11.06.2015, 20:42

@Shokunin bezüglich Zitatfrage:
Zitat Wikipedia:
"Eine ironische Ergänzung geht auf den damals sehr bekannten, heute weitgehend vergessenen Bühnenautor Ludwig Fulda zurück. In Heft 15 des Magazins für Literatur vom 14. April 1894 schreibt er unter der Überschrift „Sinngedichte“:

Weiß nicht, was echte Künstler sollen
Mit eurem theoretschen Schwulst;
Kunst kommt von Können, nicht von Wollen:
Sonst hieß es „Wulst.“
"

Zum Messerle kann ich nur sagen - großes Tennis, wie immer.
:)
Fall down seven times, stand up eight.

Carve a little wood, pull a few strings and sometimes magic happens - Gepetto

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Re: Messer, die 7. (ab 9. Juli 2014)

Beitrag von locksley » 12.06.2015, 23:06

´Für den gewerblichen Messerbau, mal so als Anregung und Denkhilfe, könnte ich mir gut vorstellen, dass es für die "Tonnenmesser, wie Du hier ja auch schon welche vorgestellt hast, durchaus einen Markt gibt, der auch durchaus im Hochpreissegment anzusiedeln ist, Mark. Mir fallen da auch einige Dinge für den Reenactment und Living History Markt ein wie historische Taschen-/Klappmesser etc.
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Re: Messer, die 7. (ab 9. Juli 2014)

Beitrag von kra » 13.06.2015, 11:56

Mark, deine, ich will es mal "Skrupel" nennen ;-), kann ich gut nachempfinden, aber - gerade das ist ja ein Teil des Weges zwischen Handwerker und Künstler, auf dem du dich imho äußerst souverän bewegst.

Nun hat Künstler hier bei uns oft den Beigeschmack des "gewollt anders" oder einen Anflug von Manierismus. Und gerade das ist es bei dir nicht. Früher bezeichnete Handwerk wohl eine Arbeitstechnik, die nach mehr oder weniger strengen Regeln ablief, aber in Grenzen individuelle Züge tragen durfte. Aber die vorgebene Ausführung und Formensprache waren die Grenzen, innerhalb derer es zu geschehen hatte. Ende des 18. Jh zweigte davon die Manufaktur ab, in der die Uniformität der Dinge bestimmend war und was dann zu der heutigen industriellen Produktion führte. Und dazu als Gegenbewegung entwickelte sich ein Handwerksbegriff, das auf die erkennbare Individualität des Werkes Wert legte - und auch auf den jeweiligen Handwerksmeister verweisen sollte. Und dazwischen immer wieder ein reger Austausch.
Aus der ersten Handwerks-Form haben immer wieder Einzelne herausgeragt, weil sie die Grenzen des Könnens weitergetrieben und mit der individuellen Ausdrucksform amalgiert haben - das was wir aus heutiuger Sicht als die Künstler jener Zeiten sehen.
Wenn wir heute das kleine ganulierte Gefäß aus der Etruskerzeit sehen (imho Victoria und Albert Museum?) erkennen wir das: die handwerkliche Ausführung ist auch nach heutigen Maßstäben außerordentlich und die Formensprache stellt dieses Können "in Form".

Zum Messer --- das Beispiel mit der Tonne hat mir eben den Unterschied klar gemacht - bei der Tonne hast zu als Ergebnis eine Menge von Messern mit zufälligen, wahllosen Kratzern, bei einem Messer eines Handwerk(skünstl)ers zeigen evtl. die Spuren des Herstellungsprozesses, aber als erkennbaren Ausdruck dieses Handwerkers.

Bei deinem Messer kommt das klar zum Vorschein. Die Form einer Klinge ist weitgehend durch den Zweck gegeben (was man schön an den manchmal unsäglichen "Neuerungen um des Neuen willen" erkennt, die im Messermagazin zu sehen sind), der Griff hat auch seinen klar definierten Zweck, beim Verbindungselement/vorderen Abschluß ist das schon weniger gegeben. Aber dein Messer zeigt ein Gleichgewicht in sich, im Zitat des "Parierstücks" im Anfang der Klinge / des Rückens den Bezug zum Griff. Der Schwung im Griff ist erkennbar, drängt sich aber nicht auf und die Klingenform folgt dem Zweck, ohne auf Gestaltung zu verzichten. Und dazu noch das Schmankerl mit dem Trennmöglichkiet von Klinge und Heft, das eine sichere beherrschung der Technik verrät. Das Übergangsstück ist erkennbar durchgestaltet, aber dann nicht glattgeschliffen sondern die Schlagspurne (oder Gußspuren, kann ich jetzt nicht erkennen) zeigen, das es gerade SO gemacht wurde und nicht nachträglich für den Zweck zurechtgeschliffen wurde.
Jedes Teil zeigt die vollständige Beherrschung des Materials durch den Handwerker ohne das er ihm die Eigenständigkeit genommen hätte.

Du hast mal Ziehklingenstähle mit Holzgriffen gefertigt - auch hier erkennbar die Unterordnung unter den Zweck, aber bei unverkennbarer Meisterschaft in der Herstellung und erkennbar individueller Form.

Du hast geschrieben:
Ich werde hier oft als Künstler angesprochen, ich habe aber in Sachen Messer nicht wirklich das Gefühl dort schon angelangt zu sein.
Zur Kunst gehört dass das Werk eine eigene Stimme hat...

Es komt nicht darauf an, das das Werk aufdringlich schreit ;), zu oft kommt einem dann der Gedanke "Man spürt die Absicht und...", eine leise Stimme ist meistens die dauerhaftere Botschaft - Ich bin!

Von daher, mach bitte so weiter. Du bist ein fähiger Handwerker und kannst deinen Werken eben das mitgeben, das sie zu Kunst werden läßt.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
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Re: Messer, die 7. (ab 9. Juli 2014)

Beitrag von shokunin » 14.06.2015, 11:23

Danke für das Feedback :)

Ich denke das Schlüsselwort hier ist Authentizität.

Etwas zu machen nur weil man meint es gibt einen Markt, oder sich etwas Neues aus den Fingern saugen, nur damit man anders ist… wird sich beides schnell tot laufen.
Es muss wirklich eine Begeisterung dahinter sein und man muss das was man anbietet auch irgendwie verkörpern.
Da arbeite ich eben gerade dran...

Historische Dinge nachbauen interessiert mich handwerklich zwar mitunter schon… um da ein Geschäft draus zu machen müsste ich viel tiefer einsteigen und das eben auch leben.
Und man muss da eben auch immer den Markt anschauen…
Es gibt einige wenige Sammler, die hunderte oder auch tausende ausgeben… die muss man aber auch erst mal finden und ansprechen. Der Gros des Marktes an Hobby, Freizeit, MA usw ist im bis 100 Euro Bereich, oder mal 200, 300,… dann wird es sehr dünn, denke ich.

Und wenn man z.B. für €200 ein handgemachtes Messer auflegen will, dann muss man schon recht rationell arbeiten. Meist wird da dann eben in Serie produziert, mit CNC und Laser geschnitten, industriell gehärtet usw. ...der Messermacher montiert, schleift, schärft dann nur noch.
Drum sieht man ja so viele dieser eher technisch-taktischen Designs - alles CNC Arbeit die dann halt nur montiert wird.

Da bin ich mir eben einigermassen sicher, dass ich das auf Dauer nicht machen wollte - und auch nicht Drop-point Jagdmesser mit Edelholz-Schalen.
Auf der andern Seite hab’ ich aber auch wenig Lust €1000.- Vitrinenmesser für Sammler zu bauen.

Ich möchte eigentlich Messer entwerfen, die gebrauchstauglich sind und auch preislich noch Sinn machen… aber halt trotzdem nicht die “von der Stange Optik" haben.

Und eigentlich bin ich eben kein Messer-Freak.
...das soll heissen: ich bin kein Sammler oder Fetischist und der Markt interessiert mich auch nicht. All so das: ich hab’ den tollsten Stahl und mein Flipper schnippt 3 Millisekunden schneller mit Teflon-Beschichtung usw…

Ich denke, sein Messer selbst gebaut zu haben hingegen, das hat wirklich was.
Und wenn es gut ist brauche ich eben nur eins (oder für entsprechende Zwecke je eins… oder zwei…naja,… :-\ ).
Eigentlich hab' ich mehr Interesse das Selber-Machen zu fördern, als was Fertiges zu verkaufen.
Und ich hab’ eigentlich auch wenig Interesse 100 Klingen im Jahr zu feilen, wenn ich ehrlich bin.

Momentan geht es bei mir gedanklich dahin, dass ich das Ganze evtl (wenn... :-\ ) in Richtung Bausätze laufen lassen werde.
Dann kann der Nutzer das eben so fertig gestalten wie es ihm liegt, er kann selbst in das Messer auch Arbeit und Persönlichkeit investieren - was ich denke eben auch sehr wichtig ist.
Und das Ganze bleibt auch eher erschwinglich.
Ein Hunderter ist da sicher auch schnell weg, aber wenn man ein wirklich besonderes Einzelstück fertig kaufen wollte wäre man eben bei 500 oder gar 1000.- .

Naja, dahin geht mein Denken momentan… Designs, die eben über die Laser-geschnittene Drop-point-Klinge mit Maser-Irgendwas Schalen hinausgehen, die aber trotzdem jeder auch selbst fertig bauen und mit-gestalten kann.

Soll jeder sein eigener Künstler sein und es so machen wie es ihm entspricht...

Gruss,
Mark
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Re: Messer, die 7. (ab 9. Juli 2014)

Beitrag von Squid (✝) » 14.06.2015, 12:50

Mhhhm...
Ich hab keinen Bock in diese Kunst und Wunst Debatte einzusteigen...

Was ich sehe sind handwerklich erschaffene Dinge, seien es Messer oder Ziehklingenschärfer, die einem - aus meiner Sicht - hohen ästehtischen Anspruch entsprechen. Quasi nicht nur das Werkzeug, sondern auch noch das Drumherum bis zum Finish.

Keine Ahnung ob Shokunin ein Künstler ist. Aber was er macht ist sehr schön.
Und das macht er ohne "ja, aber in dem Messer ist ja eine Lage Stahl von der Panzerkanone eingearbeitet" und andere Spezialitäten.

Und irgendwie zeichnet ihn das aus.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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AndreasJ
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Re: Messer, die 7. (ab 9. Juli 2014)

Beitrag von AndreasJ » 14.06.2015, 15:04

Ich werde mich jetzt outen, ich hab lieber ein handgemachtes Flachangelmesser mit Gfk - Schalen als ein Messer das aussieht wie aus Herr der Ringe....Auch für mich haben Messer eine Bedeutung und sind wenn, ich sie für einen Kumpel baue auch eine Art Talisman, auch wenn sie taktisch aussehen....

Ich habe auch lieber einen Panzerkanonenflugzeugzerschneiderstahl am Messer als z.b. eine Gravur. Der Preis wird wohl ähnlich sein, nur anders verteilt....

So hat jeder seine eigenen Vorlieben.

Die Aussagen bezüglich der taktischen Messer sind übrigens meines erachtens unbegründet und nicht durch wirkliche Informationen hinterlegt.....

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Re: Messer, die 7. (ab 9. Juli 2014)

Beitrag von shokunin » 14.06.2015, 19:36

Ja mei,…

darf ja gern auch jeder mögen was er will,…

...aber welche Aussagen…? Bezüglich CNC-Produktion, oder was?

Natürlich kann der Enthusiast das schon auch mal von Hand machen - das was man aber so angeboten sieht sind industriell gefertigte Kleinserien. All so die taktischen Messermacher Dinger - sei es nun Strider, Shirogorov, Lerman, was-weiss-ich, sind natürlich alle aus CNC Teilen gebaut, mit einem Minimum an Handarbeit. Meinst Du ernsthaft da sitzt noch einer und macht die Komponenten händisch... frei Auge womöglich (so wie ich übrigens eben z.B. zu 99% arbeite...)
Alles CNC-Teile und alles nur auf dem Reissbrett und PC gestaltet… meine Meinung, sorry.
Und ich hab' eben einige Messermacher im Freundeskreis in UK. Die haben schon vor 20 Jahren ihre Rohteile Wasserstahl-schneiden lassen. Sonst könntest Du damit doch schon lange nix mehr verdienen...

Und mal prinzipiell… “Taktisch”…? Panzerrohr…?
Was soll das überhaupt in unserer Welt hier? Für welchen Zweck und mit welchen Assoziationen wird da bitte gestaltet?


Naja, auf jeden Fall… wenn “tactical" eben Dein Ding ist und Dich das anspricht und Dir als Mensch entspricht… wunderbar, viel Freude noch damit.
Und was ich persönlich ansprechend finde, oder unter Kunst oder Handwerk verstehe, muss ja zum Glück kein Masstab für Dich sein.
Du kannst aber sehr gern mal erklären worin Du da den gestalterischen Wert siehst und womit Du Dich dann in so einem Produkt identifizierst…
…vielleicht versteh’ ich es dann besser.

Gruss,
Mark
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Re: Messer, die 7. (ab 9. Juli 2014)

Beitrag von AndreasJ » 14.06.2015, 20:19

Hallo Mark,

das Strider und Co, bis auf die Custom Messer aus Wasserstrahlteilen bestehen stimmt sicherlich, jedoch bestehen alle Messer die man von der Stange kauft aus solchen Teilen. Da hat aber auch das Böker, Haller.... mit Hirschhorngriff auch nicht viel mehr Handarbeit gesehen.... es ging mir nur um die Aussagen um die taktischen Messer, nicht um die allgemeine Herstellung von Klein und Mittelserien...

An dem Wörtchen Panzerrohr brauchst du dich hier nicht versteifen, ich kann mich noch an eine Stahldiskussion erinnern und wollte damit ein übertriebenes Beispiel bringen.... Aber ich habe z.B.: einen rostfreien "Highendstahl" lieber als einen C100, da er für meine Anwendungen besser geeignet ist.

Man sollte vl. noch klären was du unter taktischen Messern verstehst bevor man über deren Daseinsberechtigung spricht.

Für mich sind taktische Messer alle Messer, deren Materialwahl und Aufbau mehr Einsatzmöglichkeiten erlaubt, als das reine Schneiden von diversen Gut.

Mein Ding, wie du es nennst, ist in erster Linie das Fertigen von gut funktionierenden Werkzeugen. Ob das taktisch ist oder nicht ist mir eigentlich ziemlich egal. Ich verwende nur gewisse Materialien lieber als andere, wodurch ein eher taktischer Eindruck entsteht.

Und natürlich darfst du einen anderen Geschmack haben, den kann und wird dir auch keiner verbieten, umgekehrt sollte das aber auch der Fall sein.

Der gestalterische Wert liegt bei mir immer darin, dass das Messer möglichst gut die angedachten Aufgaben erfüllt.
Ob ich jetzt eine Zwinge oder Backen aus Puddeleisen in Kombination mit Hirschhorn verbaue oder Gfk,Carbon und Titan, ist mir wie oben schon gesagt egal, ich finde Carbon und Co nur einfach besser :D. Ich habe auch schon ein Messer für einen Freund bei der Polizei gebaut, hier wird die Materialwahl quasi vorgegeben, da Hirschhorn an der Dienstkoppel etwas seltsam aussieht.

Ich wollte mich hier eigentlich gar nicht mehr zu Wort melden, da das Messer das du gezeigt hast ja wirklich schön und sauber gearbeitet, jedoch bewegt mich dein latent herablassenden Ton, den du so in deinen Beiträgen pflegst immer wieder dazu..... Manchmal sollte man ja auch offen für die andere Ansichten sein, findest du nicht ;)

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Re: Messer, die 7. (ab 9. Juli 2014)

Beitrag von kra » 14.06.2015, 21:29

Ich hab ja mit meinem Beitrag da einiges in der Diskussion mit-losgetreten.

Worum es zumindest mir ging war, die Bereiche Handwerk, Handwerskunst und Kunstwerk etwas gegeneinander anzugrenzen. Sicherlich bin ich da nicht unemotional an die Sache gegangen, weil ich meine Vorstellungen von Ästhetik mit einbringe, aber was ich vermeiden will, ist eine weitergehende Wertung (also alles was über die Einteilung in die oben genannten Bereiche hinausgeht) einzuführen.

Ein Messer kann natürlich, um ein Extrem zu nennen, wie das große Victorinox Messer aus Massenfertigung kommen und trotzdem für seinen Einsatzzweck perfekt passen - es ist ein hervorragendes Werkzeug, das ich praktisch immer mit mir führe. Stahl ist sehr gut, Form passt, Funktion sehr gut, Preis angemessen - was will ich mehr erwarten?

Anderseits kann ein Messer custom-made sein bis zum handgeschmiedeten Damaszener-Stahl mit einer Einlage aus blauem Papierstahl (bitte keine Diskussion über den Sinn dieser Mischung :D , nur als Bsp. gedacht) und einem Griff aus Mammuthelfenbein, aber trotzdem kann die Form einfach unpassend sein und, wenn es hoch kommt, nur für die Vitrine taugen.

Und dann gibt es das Custom-made Messer das _mir_ so in der Hand liegt, das ich es nicht mehr weglegen möchte und das meinem Zweck vollig entspricht, aber aus einem umgeschliffenen HSS Sägeblatt besteht.

Alle drei Varianten und alle Mischformen haben ihre Daseinsberechtigung, mir ist auch die Ästhetik des Werkzeugs und der gewisse Tick darüber hinaus wichtig, von daher reizen mich solche wie die hier oft vorgestellten Messer besonders. Und das Messer von Shokunin hat für mich genau diesen Tick über das Normale oder Übliche hinaus. Und deshalb gehört es für mich auch in den Bereich Handwerks-KUNST.

Thats all!
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Re: Messer, die 7. (ab 9. Juli 2014)

Beitrag von shokunin » 14.06.2015, 22:00

@Kra

Diskussion ist immer gut... ;D

@andreasJ

Ich denke nicht, dass hier irgendwer der Industrie, den "taktischen" Messern oder sonst etwas die Daseinsberechtigung ansprechen will...
Es geht rein um eigene Vorlieben und da darf jeder seinen Standpunkt vertreten, denke ich.
Ich bin da auch durchaus offen… oder zu minderst pragmatisch. Preis und Nutzen müssen irgendwie immer unter einen Hut...

Ich hab’ auch nix gegen CNC-Prozesse. Natürlich kommen die überall zum Einsatz (spätestens) wenn Stückzahlen den zweistelligen Bereich überschreiten. Das war ja auch der Punkt mit den Maser-Irgendwas-Jagdmessern. Auch da schenken sich Industrie und Handwerk mittlerweile nix mehr - und im taktisch-technischen Bereich eben noch weniger. Jeder bedient sich heute der Technik. Und wieso auch nicht - wo wäre der Sinn per Hand die CNC Fräse nach zu machen... da sind wir ja wieder beim Balanescu Quartett ;D
Und von der Leistung her wird man eben auch kaum einen Unterschied bemerken - nicht wenn man, wie ich, mal ein Bisschen schnitzt, ‘ne Semmel aufschneidet oder ‘ne Grillwurst damit wendet.
Aus dem Grund halte ich eben auch all so den Leistungsfetischismus für reines Marketinggedönze.

Und es ist eben mein Empfinden, dass im taktischen Bereich nur sehr sehr wenige wirklich eigenständige und originelle Designer zu finden sind.
Da werden fast nur noch Versionen von Versionen von hundert mal gesehenen Designs gebaut.
Wolle man da mal geistig die theoretischen 200 taktischen Messer in die metaphorische Tonne werfen und diese dann kräftig schütteln… wen ziehst Du da dann noch als erkennbaren echten Handwerker heraus?
Ist ja im klassischen Bereich schon schwierig - aber im taktischen Bereich hat doch nun wirklich niemand mehr eine eigene Handschrift.

Ich muss da rein für mich einfach sagen: auch wenn man die Funktionalität nicht tadeln kann, setze ich mich in meiner Zeit nicht hin und bau’ Industrie-Einheitsbrei nach (..oder Versionen davon). Ich sitze meist bereits 7 Tage die Woche an der Werkbank, da reizt mich das weder technisch noch gestalterisch.

Tut mir sehr leid wenn Du das als herablassend empfindest.

Ich interessiere mich eben mittlerweile weniger für Technik als für die Kunst und das Menschliche im Handwerk.
Die unaufhaltsame Technisierung unserer Welt schreitet auch ohne mein Zutun voran. Und es wird immer schwieriger sich mit reiner handwerklichen Arbeit über Wasser zu halten.
Darum ging es hier ja… wohin könnte ich (im Speziellen und rein persönlich) gehen mit der Kunst in meinem Messerbau...
Deswegen kannst Du in Deinem Hobby gern Industriedesign mögen und Versionen davon von Hand bauen.
Ich wollte hier aber eben mal die Idee durchspielen das zu machen um davon zu leben
Und da kannst Du ohne CNC und Serienproduktion mit technisch-taktischen Produkten nirgend wo auf der Welt mehr existieren... in my not so humble opinion :P .

Ich befasse mich seit 30 Jahren mit Handwerk und mit Gestaltung und lebe davon. Und ich komme eben z.B. gerade vom Essen hoch… am selbst gebauten Tisch und total begeistert momentan von neuem handgemachtem Geschirr von Judith Radl http://www.keramikradl.com (und von noch jemandem nicht so neuem, dessen Namen ich nachschauen müsste…).

Mich interessiert eben Hochleistungsstahl in meinem Freizeitmesser genau so viel wie mich Hochleistungskeramiken bei Tisch interessieren.
Die Ästhetik der Dinge, die mich umgeben, hingegen interessiert mich sehr...

Naja, eigentlich müssig das zu diskutieren... über Geschmack usw... :-X

Einigen wir uns evtl in William Morris... der meinte:
Habe nichts in Deinem Haus, von dem Du nicht weisst dass es nützlich ist, oder glaubst es sei schön...
Dann hast Du eben nützlich und ich lege den Schwerpunkt auf schön.

Gruss,
Mark
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