Eibe 95#@32"

Hier kann man seine selbstgebauten Sachen zeigen. Nicht für Händler zum Vorstellen neuer Artikel gedacht.
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Stefan73
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Eibe 95#@32"

Beitrag von Stefan73 » 07.03.2023, 18:24

Hallo alle :)

Es ist meine erste Präsentation seit zwei (?) Jahren:

Eibe aus unbekannter Herkunft (Hackschnitzelhaufen)
196 Zentimeter NtN
95#@32"
Nocken gewickelt aus Stoffstreifen, getränkt mit Epoxy und Holzkohle, lackiert.
Der Bogen ist mit Treppen-Lack überzogen. Grund dafür ist die Verstärkung aus Glasfaser und Epoxy auf dem unteren Wurfarm. An und für sich hätte ich lieber Leinölfirnis gehabt, auf Epoxy geht das naturgemäß nicht. Also habe ich alles lackiert. Die verstärkte Stelle ist dadurch immer noch erkennbar, aber eben mit versiegelt.

So siehts aus:

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Viele Grüße!

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Spanmacher
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Re: Eibe 95#@32"

Beitrag von Spanmacher » 07.03.2023, 22:36

Das ist ja mal ein interessantes Teil!
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

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kra
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Re: Eibe 95#@32"

Beitrag von kra » 08.03.2023, 08:41

Und von einer interessanten Herkunft ;-) - klasse Sache.
Zum Lack, Leinölfirnis kannst du auch auf Epoxy auftragen. Wenn der Treppenlack auf Acrylbasis ist hast du auch zwei deutlich unterschiedliche Stoffe (wasserbasierter Lack und Epoxy). Nur bei 2K (Epoxy)-Lack würdest du einen zum Epoxy der Verstärkung chemisch passenden Lack verwenden.

Btw, man kann auch mit sehr gut mit dünnflüssigem Epoxy-Kleber lackieren. Auftragen, mit dem Fön warm und dünnflüssig machen und mit Küchenpapier den Überschuß abnehmen. Klappt sehr gut, ist wasserfest, robust und dauerhaft.
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Re: Eibe 95#@32"

Beitrag von schnabelkanne » 08.03.2023, 08:55

Schöne Biegung sieht top aus.
Hornnocken von der Kuh ist doch viel einfacher als deine gewickelten Epoxy Nocken und auch authentischer.
Lg Thomas
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Re: Eibe 95#@32"

Beitrag von Neumi » 08.03.2023, 11:06

Sieht gut aus. Das Gewicht würde mich noch sehr interessieren.
Die Nocken allerdings finde ich echt gruselig - formal gelungen, aber das Material...
Wenn man Veganer ist OK, aber ansonsten :-X :'(
Grüße - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Eibe 95#@32"

Beitrag von klausmann84 » 08.03.2023, 19:19

So nem Häckselhaufen würde ich auch gerne mal zufällig über den Weg laufen.

Extrem spannend sin natürlich die Nocken. Ich darf nicht klagen, nachdem ich mal an nem Bogen die Enden eingesägt und mit Epoxy gefüllt habe, um sie zu biegen. Und wahrscheinlich hält das ewig und bombenfest was du gemacht hast. Aber schon sehr außergewöhnlich, vor allem die Kombination aus klassischer Form und modernem Material und dann wieder das eher grobe Finish... Ich finde nicht die passenden Worte. :D
Im Tannenwald, in klammem Spalt, stellen die Mannen bald die Hannen Alt Kannen kalt.

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Re: Eibe 95#@32"

Beitrag von Snake-Jo » 08.03.2023, 19:24

Schönes Projekt!
Die Endabnahme gebe ich aber nicht: Sowohl bei den Hornnocken als auch bei der Oberflächenbehandlung geht noch was (s. Bild 2 und vorletztes Bild). Mit anderen Worten: das Finish überzeugt nicht! ::)

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Re: Eibe 95#@32"

Beitrag von kra » 09.03.2023, 08:46

Ich finde die Herstellung der Nocken erstmal nicht schlecht. So ne Art Micarta-Nocken - auch mal ne clevere Erweiterung der Möglichkeiten. Wo ich Jo aber zustimme ist, das das Finish am Holz und den Nocken noch eine Nacharbeitung verträgt.
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Re: Eibe 95#@32"

Beitrag von Roby-Nie » 09.03.2023, 09:33

Schöner Bogen mit gutem Zugegewicht und schön wie du die Fehlstelle entschärft hast.
Die Nocken sind aber auch nicht so meins.
42

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Re: Eibe 95#@32"

Beitrag von Spanmacher » 09.03.2023, 09:47

Ich schließe mich kra an.

Diese Art von Nocken muss man nicht mögen.
Aber damit ist das Spektrum der Möglichkeiten erweitert, was zu begrüßen ist. Danke an Stefan dafür.
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Re: Eibe 95#@32"

Beitrag von Snake-Jo » 09.03.2023, 17:27

Ganz klar auch meine Meinung: Wenn man kein Horn zur Verfügung hat, kann man auch mit Ideenreichtum ausweichen.
Nur: Auch Kunststoff/ Epoxynocken (auch möglich: Gießharz mit Glasfaser) bedürfen der Feinarbeit.

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Re: Eibe 95#@32"

Beitrag von Stefan73 » 09.03.2023, 17:37

Hallo alle

Dass die Nocken-Geschichte jetzt nicht direkt in eine Nominierung fürs Bundesverdienstkreuz münden würde, das hatte ich mir fast gedacht :)

Entstanden ist die Idee aus dem Umstand, dass ich zwar kein konsequenter Veganer bin - mir aber die Viecher furchtbar leid tun und ich deswegen eine ausgeprägte Abneigung gegen Schlachthöfe habe. Nocken aus Horn erinnern mich jedes Mal, wenn ich sie sehe, an die genannte Herkunft. Ist für mich kein erstrebenswertes Gefühl, wenn ich meinen Bogen aufspanne. Also habe ich mich mit Alternativen befasst.

Overlays sind nett. Passen aber nicht zu Eibenlangbögen mit viel Zuggewicht. Nocken aus Holz dürften machbar sein, ich traue aber nicht der Belastbarkeit bei 100 lbs und mehr.

Was mich dagegen schon lange interessiert hat, ist Micarta: Belastbarkeit, Haltbarkeit, beides top. Dazu kommt, dass dieses Material ein wirklich großes kreatives Potenzial mitbringt.

Jetzt sind ELB-taugliche Nocken aus Micarta eine spezielle Geschichte. Normalerweise wird das Material mit viel Druck in Form eines Blockes gebracht und dann geschliffen/gefräst. Ich wollte die Herstellung dagegen möglichst direkt am Bogen hinkriegen, wegen der Verbindung mit dem Holz. Also habe ich einen kleinen Ast mit entsprechender Biegung und länge genommen, Rinde runter, dickes Ende rundgefeilt und dann ein Loch in den Bogen gebohrt, in der Flucht mit dem Rücken. Ast mit Epoxy rein und dann die Stoffstreifen in Epoxy und Holzkohle getränkt und vom Tip-Ende hin zum Ende des Astes gewickelt. Möglichst stramm.

Für den ersten Versuch, finde ich, hat das ganz gut geklappt. Die Fotos sind in der grellen Sonne wirklich nicht freundlich geworden. Im Alltag sehen die Nocken fast vollständig glatt aus und praktisch tief schwarz. Ähnlich wie Klavierlack. Die Maßerung vom Stoff kommt überhaupt nur bei extremer Beleuchtung heraus. Ein bisschen Nachbearbeitung ist aber auf jeden Fall noch nötig, weil der verwendete Lack auch nach über 24 Stunden in der Sehnenkerbe noch nicht komplett getrocknet war und jetzt aufgeraut ist. Das kommt noch noch weg.

Für meine Bedürfnisse ist das Material top, und ich freu mich drauf, rauszufinden, was damit so alles geht.

Der Bogen selber ist nicht perfekt geschliffen, das stimmt. Kann sein, das lag an dem Glas-Epoxy-Pflaster, so unbewusst. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass ich kein perfektes Finish hinkriegen würde - also habe ich wohl geschludert. Es ist auch so, dass der Bogen von Anfang an einen ziemlich starken Deflex hatte, an mehreren Stellen (vermutlich sinnlos) gedübelt ist und auch noch der Rücken ziemlich stark verdreht ist. Irgendwie hat das dem guten Stück wohl zwischenzeitlich einen Stiefkind-Status bei mir eingebracht. Unverdienter Weise, ganz klar. Mittlerweile liebe ich das gute Stück, auch wenn es Mängel hat.

Beim nächsten wird alles besser :) Ich habe noch sieben Eiben-Staves unterschiedlicher Qualität aus der gleichen Quelle. Den nächsten habe ich schon angefangen. Soll bei 100 - 120 lbs landen. Der kriegt dann perfektes Finish mit Leinöl-Firnis. Und wieder Micarta-Nocken. Ich bin sicher, dass ich mittelfristig welche hinkriegen werde, die zumindest in handwerklicher Hinsicht nix mehr zu bemängeln lassen. Hoffentlich :)

Neumi hat geschrieben:
08.03.2023, 11:06
Sieht gut aus. Das Gewicht würde mich noch sehr interessieren.
Laut meiner Küchenwaage kommt der Bogen auf 860 Gramm.
Zuggewicht bei 20" ist fast genau 50 lbs, Zuggewicht bei 32 " ist aktuell 100,2 lbs.

Viele Grüße!

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Re: Eibe 95#@32"

Beitrag von locksley » 11.03.2023, 01:08

Wie geil ist das denn. Ein Warbow mir Micarta Nocken und Klarlack versiegelt. Verständlich, dass Du damit auch mit einem Bogen "aneckst". Grundsätzlich gilt, "Erlaubt iat was gefällt und funktioniert"
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)

Wenn das Atmen schwieriger waere, haetten wir weniger Zeit um Unsinn zu reden.

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Re: Eibe 95#@32"

Beitrag von Stefan73 » 11.03.2023, 09:43

locksley hat geschrieben:
11.03.2023, 01:08
Verständlich, dass Du damit auch mit einem Bogen "aneckst". Grundsätzlich gilt, "Erlaubt iat was gefällt und funktioniert"
Hallo :)

Mit Anecken habe ich kein Problem, solange sich alles im halbwegs freundlichen Rahmen abspielt. Davon lebt so ein Forum irgendwie ja - auch. Ich habe viel im Forenarchiv gestöbert, und es gab ja mal eine Zeit, in der zugstarke Eibenbögen schwer angesagt waren. Bin froh, dass das vorbei ist. Damals gab es ja regelrechte Glaubenskriege und ich hätte wahrscheinlich ordentlich auf die Schnute gekriegt mit meinem Krempel ;D

Ich muss allerdings sagen, dass ich selber an historischer Authentizität nur begrenzt interessiert bin. Ernsthafte historische Nachbauten haben sicher ihre Berechtigung und ihren Reiz. Sie verlangen aber halt ein eng begrenztes Vorgehen ohne viel kreativen Spielraum, und das liegt mir nicht.

Ehrlicher Weise wundere ich mich auch ein bisschen, warum Dacron oder FF in dem Kontext noch nie ein Problem gewesen zu sein scheinen und warum Hornnocken mit Uhu Endfest aufgeklebt werden dürfen. Authentischer als meine Micarta-Nocken jedenfalls sind solche Materialen auch nicht.

Vielen und aufrichtigen Dank Euch allen, die mir bis hierher geholfen haben. Das schließt auch alle Kritik hier im Thread mit ein. Das Bogenbauen bedeutet mir viel und ohne Euch wäre ich nicht da, wo ich bin.

Ich habe mal noch ein Foto geschossen in weniger grellem Licht:

IMG-0232.jpg

Das entspricht deutlich eher dem tatsächlichen Eindruck. Ich sehe, dass die Oberfläche unter dem Lack nicht optimal ist. Das dürfte daran, liegen, dass ich UHU Endfest verwendet habe. Daran habe ich gespart, weil das Zeug ganz schön teuer ist. Aktuell bin ich auf der Suche nach einem passenden Ersatz. Also schnell bindendem und glasklarem Epoxy mit hoher Klebekraft in ausreichender Menge zu vernünftigem Preis.

Hat vielleicht jemand einen Tipp?

Viele Grüße!

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F'al Gran
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Re: Eibe 95#@32"

Beitrag von F'al Gran » 11.03.2023, 11:48

Stefan73 hat geschrieben:
11.03.2023, 09:43
...schnell bindendem und glasklarem Epoxy mit hoher Klebekraft...
Wie schnell ist "schnell" und willst du mit oder ohne Temperatur(erhöhung) arbeiten?
Alles wird gut...
... nichts wird besser.

m(fg)²

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