Pfeilpräsentationen 4

Hier kann man seine selbstgebauten Sachen zeigen. Nicht für Händler zum Vorstellen neuer Artikel gedacht.
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MrCanister123
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Re: Pfeilpräsetationen 4

Beitrag von MrCanister123 » 11.11.2020, 11:09

Musst da dann wahrscheinlich immer noch bissle Kleber oder Holzleim drumrum schmieren dass keine Fusseln wegstehen oder ?
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Jolinar
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Re: Pfeilpräsetationen 4

Beitrag von Jolinar » 11.11.2020, 11:21

Ich ziehe es durch ein Wachs-Pech-Harz Gemisch. Das schützt die Oberfläche, glättet sie und macht die Bearbeitung einfacher. Lässt sich zwar nicht nachweisen (weil halt ganz selten die Wicklung erhalten bleibt und falls ja sind es einzelne Fasern), aber ist durchaus schlüssig dass es so gemacht wurde.

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kra
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Re: Pfeilpräsetationen 4

Beitrag von kra » 15.11.2020, 10:38

Da hast du einen in meinen Augen wichtigen Punkt angesprochen - ich nenne es die "Archäologie im Hirn". Rekonstruktion als dem was man gefunden hat und was sich aus den Fundumständen, der Zeit und den Möglichkeiten als logisch sinnvoll ergibt. Die waren ja (auch??) nicht dumm damals und was dem Überleben diente wurde gemacht.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
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Re: Pfeilpräsetationen 4

Beitrag von fatz » 15.11.2020, 18:31

Jolinar hat geschrieben:
11.11.2020, 11:21
Lässt sich zwar nicht nachweisen (weil halt ganz selten die Wicklung erhalten bleibt und falls ja sind es einzelne Fasern)
Ich denk mal mit einem Massenspektrometer wuerde man da schon noch was finden. Sowas steht halt eher in einem Physiklabor ....
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Pfeilpräsetationen 4

Beitrag von StauSau » 13.01.2021, 22:18

Okay, dann traue ich mich auch mal. Ist - abgesehen von meiner Vorstellung - mein erster Beitrag...

Habe mir über die Feiertage einen neuen 12er Satz Pfeile gebaut. Allerdings sämtliche Einzelkomponenten einschließlich der Federn im Fachhandel gekauft. Ist meine zweite Selbstbau-Serie überhaupt, erstmals mit Selfnocke.

Schaft: Zeder 5/16", 45-50#, 29"
Spitze: brünierter Bodkin/Historypoint 70gn
Nocke ca. 6mm tief, mit Horn-Inlay
Naturfedern Spiked Style 5", rechts gewunden angebracht

20201229_232446 (Mittel).jpg
20201230_130945 (Mittel).jpg
20201230_194317 (Mittel).jpg
Eigentlich wollte ich die Schäfte dunkel beizen, aber der Test an den Resten vom Kürzen hat mir nicht gefallen; sah einfach nur schmutzig aus und machte Werkzeugspuren an den Resten extra sichtbar. Habe die Schäfte daher vor dem Befiedern nur 2 x mit Bootslack eingerieben.

Ich schieße sie mit einem Pflaumenbogen (wohl Zwetschge), den ich Ende 2019 in unserem Garten geerntet habe. Hat ca. 55# bei 28", die ich mit meiner Armlänge aber nicht ganz ausziehe. Nach dem Trefferbild scheint das - auch im Vergleich zu meinen vorherigen Pfeilen mit niedrigerem Spine und schwererer Spitze - ziemlich gut zusammen zu passen.

Den Bogen stelle ich auch irgendwann mal vor, wenn ich geeignete Bilder für eine Präsentation habe. Und wenn mich das Feedback hier nicht komplett demotiviert. Nach dem, was hier zuletzt gezeigt wurde, hängt die Latte schon ziemlich hoch... ::)

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Re: Pfeilpräsetationen 4

Beitrag von apaloosa » 13.01.2021, 23:20

Hallo und herzlich willkommen,
saubere Arbeit, brauchst dich nicht zu verstecken :)

VG
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Re: Pfeilpräsetationen 4

Beitrag von locksley » 13.01.2021, 23:27

Die sind doch schön geworden. Was meinst Du warum ich hier keine Pfeile präsentiere. Ich baue nur Munition. ;D Da ist nix dabei was präsentabel wäre.
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)

Wenn das Atmen schwieriger waere, haetten wir weniger Zeit um Unsinn zu reden.

Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd (Sprichwort)

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Re: Pfeilpräsetationen 4

Beitrag von Heidjer » 13.01.2021, 23:29

Glaube mir, meinen 2. ten Satz Pfeile traue ich mich nicht hier zu präsentieren, Dein 2.ter Satz sieht schon mal optisch sehr gelungen aus. Man lernt mit jedem Pfeil den man baut mehr über das Thema, zumindest die ersten 10-15 Jahre bzw. bei den ersten 500 Pfeilen. ;)

Dir ist aber bekannt das für die Abstimmung Bogen-Pfeil-Schütze der dynamische Spine ausschlaggebend ist!
Worauf ich hinaus will, der dynamische Spine wird höher (steifer) wenn man Schäfte mit höheren Spine verwendet und/oder man eine leichtere Pfeilspitze verwendet, hier hast Du den Pfeil gleich auf zwei Wegen steifer gemacht-

Ansonsten mal hier im Thread, mit solchen handwerklichen Fähigkeiten, herzlich Willkommen im Forum, ruhig weiter Eigenbauten präsentieren.


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Pfeilpräsetationen 4

Beitrag von Hieronymus » 14.01.2021, 07:44

Von mir auch Daumen hoch und nur Mut.... was auch immer hier kommen mag ist konstruktiv und wir dich nicht auseinander nehmen, sondern weiter bringen ;)

Gruß Markus
«Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, daß das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.»
Salvador Dalí

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Re: Pfeilpräsetationen 4

Beitrag von MrCanister123 » 14.01.2021, 08:13

Sieht top aus, solche wollte ich mir ebenfalls mal machen (mit der Federform Indian Style).
Ich denk aber immer "wenn die mal im Dreck landen..... :D
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Re: Pfeilpräsetationen 4

Beitrag von StauSau » 14.01.2021, 10:43

Danke für das freundliche Feedback!

@Heidjer

Danke für den Hinweis! Mein Verständnis vom dynamischen Spine war der Grund für die jetzige Zusammenstellung, wobei ich da natürlich noch am Experimentieren und auch damit erst am Anfang bin. Am besten stelle ich zum Vergleich mal kurz meine ersten Pfeile vor. Es waren im Grunde zwei identische 10er-Sätze, in Rot für meine Frau, in Schwarz für mich.

Schaft Kiefer 5/16", 40-45#, 29"
Spitze: brünierter Bodkin/Historypoint 100gn
Klebenocke
Naturfeder Shield Cut 5"
Wicklung mit Mittenwicklungsgarn

20200920_010153 (Mittel).jpg
Abgesehen von dem Strubbel-Look, den ich aufgrund leider erst nachfolgender Lektüre hier im Forum den offenbar üblichen Anfängerfehlern zuschreibe (Federwicklung ungleichmäßig, zu fest und mit zu dickem Faden...) war ich ganz zufrieden, nur dass die Treffenbilder meiner Frau (schießt 38#) bzw. mit Bögen um die 40# meist etwas enger waren als bei mir und meinem Pflaumenast. Nachdem meine Frau dann zwei Robin-Hoods produziert hatte, die den Schaft erfreulicherweise jeweils nur bis zur Wicklung spalteten,

20200923_085800 (Mittel).jpg
habe ich die beschädigten Pfeile um die Schadstellen gekürzt, die Befiederung entsprechend nach vorn versetzt, und das Ganze auf meinem Pflaumenbogen getestet. Das brachte die Erkenntnis, dass

1. die knapp 1,5" Längenunterschied trotz der durch die Verkürzung höheren Steifigkeit zumindest bei mir keinen merkbaren Einfluss auf das Trefferbild hatten, und
2. die längeren Pfeile sich für mich aus irgendeinem Grunde angenehmer schießen, auch wenn ich sie bei meiner Auszugslänge eigentlich nicht so lang brauche.

Vermutlich wäre es jetzt folgerichtig gewesen, zunächst entweder den Spine oder das Spitzengewicht zu verändern. Allerdings wollte ich zumindest erstmal auch bei einem Schaftdurchmesser von 5/16" bleiben, wo ein Spine-Sprung lediglich noch in die nächsthöhere 5er-Gruppe (45-50#) möglich war. Da ich mir davon aber keine größeren Auswirkungen als durch die bereits getestete Verkürzung versprach, habe ich gleichzeitig die Spitzen eine Variante leichter gewählt. Passt wie gesagt ziemlich gut, aber das Experimentieren geht mit Sicherheit weiter...

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Coal
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Re: Pfeilpräsetationen 4

Beitrag von Coal » 14.01.2021, 20:01

Sehr sauber gearbeitete Pfeile und gleich bei der 2. Serie auf Selfnocks umgestiegen. Thumbs up.
Merke: immer nach deiner Frau schiessen!
Grüße Coal
Wer nur einen Hammer hat, für den schaut jedes Problem aus wie ein Nagel.

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Re: Pfeilpräsetationen 4

Beitrag von StauSau » 28.01.2021, 10:34

MrCanister123 hat geschrieben:
14.01.2021, 08:13
Ich denk aber immer "wenn die mal im Dreck landen.....
Sind sie schon mehrfach; momentan ist ja fast nur Schietwetter, und der Strohballen, der bei uns als Zielhalter und Pfeilfang dient, fault nach drei Jahren stellenweise auch schon langsam dahin. Sahen daher manchmal schon ziemlich räudig aus nach dem Schießen, aber nach dem Abspülen mit klarem Wasser bis jetzt immer wieder schick...

Ziel (Mittel).jpg
Coal hat geschrieben:
14.01.2021, 20:01
Merke: immer nach deiner Frau schiessen!
Sowieso; ich lasse ihr in Allem den Vortritt... ;D

Grüße, StauSau

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Jolinar
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Re: Pfeilpräsetationen 4

Beitrag von Jolinar » 31.03.2021, 14:35

Huhu! :)

Hab mal wieder was gemacht.
Pfeile des 14. Jahrhunderts zu rekonstruieren erweist sich schwierig, da wir keine archäologischen Funde besitzen, schriftliche Quellen schweigen und auch historische Abbildungen wenig Aussagekraft besitzen. Die einzige Ausnahme stellt das Wilton-Diptychon dar, das zur Jahrhundertwende entstand. Daher tappen wir im Dunkeln, wie Pfeile im 14. Jahrhundert ausgesehen haben und welche Materialien und Rohstoffen verwendet wurden. Regionale Unterschiede erlaubt es zudem nicht, eine „Art“ Pfeil zu generalisieren.

Für die folgende Interpretation orientiere ich mich also an den Informationen vor und nach dem 14. Jahrhundert. Für den Schaft eignet sich eine Fülle unterschiedlicher Hölzer, im vorliegenden Fall handelt es sich um barrelled Pappelschäfte. Die Spitzen (von Hector Cole) sind ebenso variabel, hierzu gibt es zahlreiche archäologisch gesicherte Optionen.

Die größte Ungewissheit besteht bei der Befiederung. Während Gänsefedern als recht sicher angesehen werden können, stellt der handgesponnene Leinengarn eine Vermutung dar. Wir wissen, dass Leinen bereits zuvor verwendet wurde. Für Seide, wie sie im 15. Jahrhundert genutzt wurde, könnte es aber womöglich noch zu früh gewesen sein. Aber auch hier dürfte es bereits regionale Unterschiede gegeben haben. Nachdem Leinen sich nicht so gut färben lässt, entspricht er der natürlichen Farbe.
Die größte Besonderheit ist jedoch das Gemisch, dass diese Pfeile zu einer Frühform der spätmittelalterlichen Verdigris-Mischung macht. Es handelt sich um eine Verbindung aus Bienenwachs und Tierfetten. In diesen Verbund werden die Federn gedrückt und mit dem Faden fixiert. Der Faden drückt sich dabei tief in das Gemisch. Strittig ist das Kupferacetat, das bei späteren Pfeilen nachweisbar ist und den Bereich im bekannten Grünton färbt. Da dies für den Großteil des 14. Jahrhunderts nicht nachweisbar ist, verarbeite ich das Gemisch entweder mit oder ohne diesem.

Jedoch vermute ich, dass erst die Absicht zur Verwendung des Kupferacetats dieses Gemisch entstehen ließ. Im Falle des Schutzes vor mechanischen Schäden eignet sich Birkenpech ebenso hervorragend, zudem lässt es sich leichter verarbeiten. Das Wachs-Fett Gemisch ist mit seiner Konsistenz kein Kleber, sondern meiner Ansicht nach nur das Bindemittel, damit das Kupferacetat aufgetragen werden konnte.

NebenbeI: 33", 57#
Dateianhänge
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Burgunder12
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Re: Pfeilpräsetationen 4

Beitrag von Burgunder12 » 31.03.2021, 17:17

Sehr schöne Pfeil! Deine Arbeiten sind immer großes Kino!

Ohne Inlay an den Nocken würde ich mir solche Pfeile nicht schießen trauen!

Wie lange und hoch sind die Federn und ist die Leitfeder gefärbt?
Gruß Burgunder12

Der Weg ist das Ziel!
Irgendwann habe ich den Bogen raus!

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