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Re: Pfeilpräsetationen 4

Verfasst: 29.08.2020, 09:36
von fatz
Neumi hat geschrieben:
28.08.2020, 23:04
...interessiert eh niemand.
Geht gar ned. Soooo einfach kommst ned weg ;D

Re: Pfeilpräsetationen 4

Verfasst: 29.08.2020, 11:53
von Neumi
Alla guud - Details sind eingefügt.

Re: Pfeilpräsetationen 4

Verfasst: 30.08.2020, 18:57
von klausmann84
Finde die Details auch interessant, vor allem merkt man dadurch noch mehr wieviel Arbeit darin steckt und was bei der Herstellung alles bedacht und gezielt umgesetzt wurde.

Die Verarbeitungsgüte der hier präsentierten Pfeile ist eh meist schwer beeindruckend und ästhetisch höchst ansprechend. Man liest aber eben manchmal trotzdem nur mit und schhaut sich die Bilder an und hinterlässt dann keinen Kommentar. Trotzdem finde ich es klasse dass ihr solche Sachen zeigt und gerne mit vielen Details beschreibt. Mir bringt das immer wieder auch Freude und Motivation und einen kleinen Lerneffekt auch, was man alles beim Pfeilbau berücksichtigen kann.

Viele Grüße, Klaus

Re: Pfeilpräsetationen 4

Verfasst: 31.08.2020, 20:11
von Coal
Sehr schöne Pfeile, ganz besonders die verdigris grünen.
Grüße
Coal

Re: Pfeilpräsetationen 4

Verfasst: 21.09.2020, 18:00
von Jolinar
(sollte das Branding auf den Bildern nicht okay sein, bitte mir mitteilen - ist aber nichts gewerbliches)

Darfs gefällig was für die Mitte des 15. Jahrhunderts sein? Ja?

Gut, denn hier habe ich für euch eine Interpretation des Pfeils, der am Porträt des Anton Bastard von Burgund zu sehen ist, das vor 1461 von Rogier van der Weyden gemalt wurde.
Zu sehen ist ein tonnenförmiger Schaft, der in eine ausgeprägte Nocke übergeht. Die Innenseiten der Nocke ist schmal gesetzt, sodass der Pfeil "einrastet" und nicht von der Sehne fällt. Die Befiederung mutet filigran an: es wurde auf eine Wicklung verzichtet, stattdessen wurden die Federn nur mit Hautleim aufgeklebt.

Hervorsticht eine dreifarbige Farbgebung: eine Feder rein weiß (Weidegans), eine schwarze Feder (Graugans) und eine weiße Feder mit zwei roten Farbsegmenten (Weidegans).

Hierfür gibt es zwei Möglichkeiten wie dies gehandhabt wurde:
- entweder wurde die Feder in fünf Federsegmente aufgeteilt und aufgeklebt. Dafür wurde zuvor eine Feder rot eingefärbt (klassischer Federspleiß). Um dies sauber umzusetzen, setzt dies aber technische Hilfsmittel voraus. Ob sowas wie ein Befiederungsgerät damals schon Anwendung fand, wissen wir leider nicht.
- oder man nahm eine vollständige Federn und die Farbbereiche wurden direkt auf der Feder bemalen. Für diese Variante entschied ich mich bei diesem Interpretationsversuch.

Ich hier die Federn vom Kiel abgezogen, nicht den Kiel gespalten. Dadurch ergibt sich eine u-förmige Unterseite, die nur schwer mit Hautleim zu kleben ist. Fazit: nächstes Mal wird der Kiel wieder gespalten.

Da keine Spitze zu sehen ist, entschloss ich mich für vorrätige kleine Bodkinspitzen (nicht geklebt).

Sonstige Daten:
Schaft: Kiefer
Maße: Barrelled, 23/64" zu ca. 11/32"
Länge: 78,5cm exkl. Spitze
Spine: 55-60

Re: Pfeilpräsetationen 4

Verfasst: 21.09.2020, 19:04
von KnechtKarl
Eben schon bei Facebook gesehen. Sehr geil

Re: Pfeilpräsetationen 4

Verfasst: 21.09.2020, 19:52
von fatz
Jo! Coole Teile. Wie hast die Nocken gemacht? Sieht aus als waer der Schaft so dick gewesen und du hast das ganze aus dem Vollen geschliffen.
Wer jetzt das Portrait des Herrn sucht: https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Bas ... rgogne.jpg

Re: Pfeilpräsetationen 4

Verfasst: 21.09.2020, 19:56
von Jolinar
fatz hat geschrieben:
21.09.2020, 19:52
Jo! Coole Teile. Wie hast die Nocken gemacht? Sieht aus als waer der Schaft so dick gewesen und du hast das ganze aus dem Vollen geschliffen.
Merci fürs Posten des Bildes - habe vergessen den Link dazuzusetzen :)
Ja, die Schäfte waren ca. 1x1cm Kanthölzer. Gehobelt hauptsächlich, aber die Nocke natürlich mit Feilen bearbeitet.

@KnechtKarl
Dankeschön! :)

Re: Pfeilpräsetationen 4

Verfasst: 21.09.2020, 22:05
von wanttostart
Gefällt mir sehr gut.
Immer weiter zeigen.
Danke.

Re: Pfeilpräsetationen 4

Verfasst: 10.11.2020, 20:35
von Jolinar
Da heute so ein Wikingerspiel veröffentlich wurde, dachte ich mir...machen wir was ordentliches.

Grabungen in Haithabu ist es zu verdanken, dass wir durch gefundene Fragmente die Elemente wikingerzeitlicher Pfeile kennen und sie somit sehr genau rekonstruieren können. Insbesondere die Funde aus einem Bootkammergrab geben genaue Informationen preis und zeugen davon, dass die Pfeile aus Haithabu extravagante Objekte darstellten, die der Repräsentation des Standes des Besitzers galten. Wurde zuvor angenommen, dass Bogenschützen innerhalb der Wikingersippschaften zur niederen Gruppe der Gesellschaft gehörten, so konnten die Funde in Haithabu dies eindeutig widerlegen.

Aufgrund der Tatsache, dass die archäologischen Grabungen keine vollständigen Pfeile zu Tage brachten, kann die ungefähre Länge der Birkenschäfte nur geschätzt werden. Sie hatten eine, wie für mittelalterliche Pfeile üblich, tonnenförmige Form und verstärkten sich zur Nocke erneut. Neben stärker ausgeprägten und am Schaft ausgeformten Nocken wurden im Bootkammergrab neun verzierte Nocken aus Messing gefunden, die durch einen Dorn im Schaftende durch Birkenpech eingeklebt wurden. Denselben Klebstoff nutzte man für die Befiederung, für die dasselbe Verfahren wie für die Pfeile in Nydam angewandt wurden. Die Federn, deren Art leider nicht bestimmbar ist, wurden in das Birkenpech gedrückt und durch einen Zwirn fixiert. Dabei drücken sich Faden und Federn in das Birkenpech und werden damit zusätzlich vor oberflächlicher Beschädigung geschützt.

Die Auswahl an wählbaren Spitzen ist groß, was die meisten gemeinsam haben ist deren Aufbau für die Befestigung am Schaft: als Dorngeschossspitzen war es notwendig, ein Loch in den Schaft zu bohren um darin die Geschossspitze mit Birkenpech einzukleben. Um ein Ausbrechen der Spitze aus dem Schaft zu verhindern, wurde der Schaft außen mit Draht komprimiert. Hierfür stehen Messing-, Bronze- oder Kupferdraht im Raume, eine genaue Untersuchung hierfür steht noch aus. Der Beginn des Drahtes wurde überwickelt und wurde zum Schluss mit dem anderen Ende tordiert. Dies wurde in ein-, zwei- oder dreifacher Folge durchgeführt.

Re: Pfeilpräsetationen 4

Verfasst: 10.11.2020, 20:51
von wanttostart
Danke für die ausführliche Information und die schönen Bilder.
Die Pfeile gefallen mir sehr gut.

Viel Mühe hast Du Dir gegeben und ausgezeichnet ist es geworden.

Re: Pfeilpräsetationen 4

Verfasst: 11.11.2020, 09:24
von Mühle
Schöne Pfeile mit außergewöhnlichen Nocken, sauberer Verarbeitung und echt enger Federwicklung.
Sind es Ausstellungsstücke oder werden die auch mal geschossen?
LG Mühle

Re: Pfeilpräsetationen 4

Verfasst: 11.11.2020, 10:29
von Jolinar
Vielen Dank!

@Mühle
Sie sind voll einsetzbar, vermutlich werden sie aber nicht geschossen. Zudem gelten die Pfeile mit den Messingnocken als Grabbeigaben, demnach sollten wohl auch die Originalen nur "schön" ausgesehen haben. Der Pfeil mit der Selfnock wäre aber praktisch nutzbar.

Re: Pfeilpräsetationen 4

Verfasst: 11.11.2020, 10:46
von MrCanister123
Wow, die gefallen mir!
Da steckt halt echt ne Menge Arbeit drin, vor allem in der Federwicklung.
Was hast denn da für ne "Schnur" zum wickeln genommen.
Die gefällt mir weil die halt komplett naturbelassen ist.
Gruß Basti

Re: Pfeilpräsetationen 4

Verfasst: 11.11.2020, 11:04
von Jolinar
Das ist ein recht grober handgesponnener Flachsgarn. Beim nächsten Mal werde ich einen dünnere Variante davon wählen. Fürs Erste hat das aber schon ganz gut gepasst :)