Schwarzer Holunder: 51 lb/ 28"

Hier kann man seine selbstgebauten Sachen zeigen. Nicht für Händler zum Vorstellen neuer Artikel gedacht.
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Arcito
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Schwarzer Holunder: 51 lb/ 28"

Beitrag von Arcito » 19.02.2013, 21:34

Ich wollte euch gerne meinen neuen Bogen vorstellen!

Zur Entstehungsgeschichte: Als ich im November letzten Jahres eines Abends in der Berliner Hasenheide spazieren ging,
entdeckte ich am Wegesrand einen großen haufen frischgeschlagener Äste und Stämmchen, welche von den Park-Arbeitern noch nicht in den Häcksler geschoben worden waren...Mein Blick fiel sofort auf den angesägten Querschnitt eines Holunder-Stämmchens von ca. 10cm Durchmesser. Ich zog den Stamm aus dem Haufen und stellte erfreut fest, dass er gut und stave-tauglich gewachsen war. Ich ging also schnell nach Hause, holte die Säge und sägte mir den gerade gewachsenen Teil ab, trug ihn durch Berlin-Kreuzberg :), entrindete ihn, versiegelte die Schnittflächen und trocknete ihn im Keller und Wohnzimmer. Im Januar nahm ich ihn auf einer Mitfahrgelegnheit mit zu meinen Eltern an die Flensburger Außenförde und arbeitete 3 Tage an dem schönen Stück. Letzte Woche habe ich ihn dann auf einem weiteren Besuch zu Ende gebaut (Neben einer Holzfäll-aktion von 4 kranken 15-20m Eschen und deren Verarbeitung zu Brennholz).

Die Daten:

schwarzer Holunder
knapp 65 Zoll Nock-to-Nock
Auszugsgewicht von 51 Pfund auf 28 Zoll Auszugslänge
Fades-Breite 5,5 cm, Nockbreite 1 cm, stärkere Verjüngung ab 2/3 der WA-Länge
Gewicht liegt bei 600 Gramm über alles. (Entspricht ziemlich dem Bogenmasseprinzip von Steve Gardner)
Tip-Overlays aus Wasserbüffelhorn
Arrowpass aus Leder
Mark-Kanal Einlage aus eigener Garten-Pflaume

Zum Tiller muss ich noch bemerken, dass besonders der obere Wurfarm etwas in der Längsachse verdreht ist, die
Biegung um mittleren Teil des oberen WA's deswegen ein wenig kräftiger erscheint.

Einen Namen habe ich ihm noch nicht gegeben, es soll ein Bezug zur Berliner Hasenheide hergestellt werden, wo der Strauch gefällt wurde. Villeicht ein Bezug zum Turnvater Jahn, der dort gewirkt hat ;)

Der Bogen schießt sich ausgesprochen gut und präzise. Für mich ist er eine Zuggewichtssteigerung von 11 Pfund im Vergleich zu meinem stärksten älteren Bogen, aber ich habe keinerlei Probleme , er lässt sich wunderbar weich ziehen und die Pfeile
gehen kräftig und schnell raus.

Hier nun ein paar Impressionen, freue mich über Kommentare!

Grüße
Dateianhänge
Vollauszug_446x714.jpg
Vollauszug
untere Nocke_486x864.jpg
untere Nocke
Standhöhe_486x864.jpg
oberer Wurfarm_864x486.jpg
oberer WA
oberer Wa_486x864.jpg
oberer WA
obere Nocke_486x864.jpg
obere Nocke
krokodils-knubbel_864x486.jpg
Krokodils-Knubbel
griff und unterer wa_486x864.jpg
Griff und unterer WA
griff_486x864.jpg
Griff

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Heidjer
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Re: schwarzer Holunder: 51Pfund bei 28Zoll

Beitrag von Heidjer » 19.02.2013, 21:52

Interessantes Design, handwerklich sehr sauber gearbeitet obwohl ich da wohl einiges anders gemacht hätte. Funktioniert der Arrowpass so wirklich und kann man da den Pfeil im Auszug irgendwie sehen?


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

Snightlo
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Re: schwarzer Holunder: 51Pfund bei 28Zoll

Beitrag von Snightlo » 19.02.2013, 22:47

Ein schöner schlichter Bogen. Der aufgefüllte Markkanal gefällt mir gut und ich fand es schön das du die Geschichte über die Beschaffung des Staves.

Die Enden wirken etwas sehr dick, ich bin zwar bestimmt noch kein Experte, aber ich glaube du hättest sie auch noch dünner machen können ohne das sie mitbiegen.

Als Name würde mir spontan "Hasenpfote" einfallen weil mich auch die Form der Tips an eine erinnert. Außerdem sind es ja "magische Glücksbringer" ;)

Bild

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Arcito
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Re: schwarzer Holunder: 51Pfund bei 28Zoll

Beitrag von Arcito » 20.02.2013, 11:52

@heidjer: Ja, mit dem Arrowpass das war ein Versuch. Beim Einschießen hat mich eigentlich nix gestört. Was meinst du denn genau mit der Frage ob man den Pfeil im Auszug sehen kann? und was hättest du konkret anders gemacht?

@snightlo: Danke für deine Rückmeldung. Das mit der Hasenpfote werd ich mir mal durch den Kopf gehen lassen :D
Bezüglich der Enden bin ich glaube ich schon relativ nahe am Limit...vielleicht hätten sie noch 1bis 2 millimeter schmaler gekonnt, aber sie sind zum bogenbauch hin ziemlich abgerundet. Der dickere Eindruck des unteren Endesrührt hauptsächlich von einem eingewachsenen Querast her, dem ich ein kleines sicherheitspolster gegönnt habe...

Hier nochmal ein paar andere Bilder...
Dateianhänge
IMG_8875_972x1728_486x864.jpg
IMG_8872_972x1728_486x864.jpg
Vorderansicht
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entspannt

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Re: schwarzer Holunder: 51Pfund bei 28Zoll

Beitrag von maze2602 » 20.02.2013, 12:59

WOW Saubere Arbeit Kompliment

Schöner Bogen

LG Maze

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Re: Schwarzer Holunder: 51 lb/ 28"

Beitrag von Snake-Jo » 20.02.2013, 15:38

@Arcito: Gefällt mir gut, saubere Arbeit. :)

Den Arrowpass würde ich bei Gelegenheit ein wenig verändern; er hängt da etwas verloren am Bogen.
Entweder ein Glattleder einlassen (wie eine Intarsie) oder doch zumindest die Kanten schärfen und besser verkleben.

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Arcito
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Re: Schwarzer Holunder: 51 lb/ 28"

Beitrag von Arcito » 20.02.2013, 16:19

Danke für die Rückmeldungen :)

@Snake-Jo: ich denke ich werde den Arrowpass nochmal überarbeiten und das Leder einlassen!Das war so mehr eine Schnell-Lösung, um den Bogen einzuschießen...vielleicht mach ich da auch was aus Horn oder Knochen. mir ist das Leder farblich auch ein wenig dominant im Bezug zum schlicht-gehaltenen Rest des Bogens, insbesondere des Griffs.

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Re: Schwarzer Holunder: 51 lb/ 28"

Beitrag von Ravenheart » 20.02.2013, 16:31

Hmmm... allgemeine Anmerkung zum Einlassen:

Bei absolut steifem Mittelteil (MT) ja.
Bei auch nur leicht mitbiegendem MT: Vorsicht!

Bei Materialien, die ähnlich fest wie Holz sind (Horn, Knochen, Geweih) ist es kein Problem. Das entfernte Holz wird durch das neue Material gleichwerig ersetzt.

Ist das Material aber WEICHER (Leder), hat man evtl. einen biegenden Teil mit scharfen Kanten (Kante der Einlassung), an dem Spannungsspitzen auftreten und zur Rissbildung führen können. Das weiche Leder bietet keinen ausreichend starken Widerstand gegen Verformung!

Man muss also immer überlegen, welcher Weg der bessere ist.
Ich schneide bei Leder-Pfeilanlagen die Ränder dünn. Ich mache das mit einem extrem scharfen Stechbeitel von der Unterseite her, indem ich das Leder mit der Klebesite nach oben auf eine glatte, harte Unterlage lege (Wandfliese) und in flachem Winkel nach außen hin wegstoße. Feinkorrekturen mit nem Schleifkopf auf der Dremel.
So entsteht ein Lederstück, das in der Mitte dicker ist.

Rabe

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Re: Schwarzer Holunder: 51 lb/ 28"

Beitrag von Felsenbirne » 20.02.2013, 16:51

Sehr schöner Bogen, gefällt mir!!!
Gruss Matthias

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Re: Schwarzer Holunder: 51 lb/ 28"

Beitrag von Arcito » 20.02.2013, 19:44

@ Rabe: Danke für die ausführliche Erklärung! Die Idee mit dem Stechbeitel ist ein guter Tipp denke ich, werde ich berücksichtigen, wenn ich die Pfeilanlage bearbeiten werde.

@mschwanner: Danke für die Blumen! Das Holz ist auch einfach super. Ich hatte vorher zur Probe 2 Minibögen aus Holunder gebaut, wobei der erste beim Tillern leider zerbrach (Übertrocknung...). Der zweite ist dafür ganz gut geworden und schießt für seine Länge von 50 cm die Pfeile ziemlich schnell heraus! (65 m bei 13# :D)

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