Eibenholz zu spröde / übertrocknet

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lignum curvum
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Eibenholz zu spröde / übertrocknet

Beitrag von lignum curvum »

Hallo an die Gleichgesinnten Holzraspler! Vorweg eine etwas ausführlichere Vorstellung bevor ich meine erste Frage im Forum stelle.

Ich habe vor drei Jahren den traditionellen Bogenbau für mich (wieder)entdeckt. (Leisten zusammenpappen und das Griff-Dings dann mit industriell gefertigten Wurfarmen zu vervollständigen ist nicht mein Ding) . Ich baue seither mit jedem Holz, daß ich in die Finger bekomme, habe aber eine Vorliebe für Eibe aufgrund der Besonderheiten dieses Holzes. Ich besitze die vier Bibel Bände, Junkmanns Pfeil und Bogen, Wiethases Pfeile der Welt, Hermanns Bogenschießen Schritt für Schritt. Das Bogenbauerbuch (Hörnig Verlag) habe ich kürzlich verschenkt. Die üblichen youtube videos (adamus minor, rowan bows, thuringia, bogenbauer.it, etc. und einige anglikanische Beiträge, sowie diverse Forenpostings habe ich verfolgt.

An die ersten Haselnuss, Eschen und Eibenbögen kann ich mich nicht mehr genau erinnern, die wurden vor Jahrzehnten, bzw. vor drei Jahren innerhalb von wenigen Wochen zum Kennenlernen "zerarbeitet". In den letzten Jahren habe ich verschiedene Hölzer (Esche, Eibe, Haselnuss, Liguster, Amber Baum, Robinie, Ulme, Wildkirsche) eingelagert und folgende Bögen gebaut:

1.) Haselnuss: Holmegaard. Stark drehwüchsig... dann eingekürzt, verschmälert und mit gedämpften Recurves versehen, beim Tillern gebrochen.
2.) Eibe: ELB: zu schmal und schwach, dann umgebaut in Kinderbogen und zerrissen.
3.) Eibe: Ursprünglich ELB mit verschnitztem Bogenrücken im Griff, Wurfarm dann knapp unterhalb der Nocke an einer natürlich kritischen Stelle gebrochen. Dann umgebaut in ein Mischdings aus ELB/Molle 40#@29''...Griff nicht eingezogen...schießt seit drei Jahren aber zuverlässig.
4.) Eibe: ELB: mittlerweile 46#@29''...schleife aber immer noch manchmal am Tiller...der Handschock war anfangs brutal grausam...ich mache das Ding immer schwächer. Verwende den Bogen kaum.
5.) Eibe: Mischdings aus Holmegaard/Molle mit hitzebehandelten Enden (ganz leichte Recurves, auf einer Seite primär um einen Drehwuchs zu korrigieren und die Sehne mittiger zu bringen). Schießt präzise und zuverlässig. Auszug 57#@29''; 140fps mit 28.4g Holzpfeil., 149fps mit 21.4g Holzpfeil, 163fps mit 14.5g Carbonpfeil. Carbonpfeil nur, weil ich es mal probieren wollte.
6.) Esche: Holmegaard; nur 30#@29''....verwendet meine Frau, weil sanft zu ziehen.
7.) Eibe: Aus einem Rest einen Eibenstammes einen Molle für ein Kind gebaut...schoss/schießt bei 20#@20'' mit 20g Pfeilen immerhin 100m.
8.) Liguster: aufgrund eines Drehwuchses ein sehr kurzer Bogen, der aber bisher nie fertig gestellt wurde. Das Holz ist dermaßen schwer zu bearbeiten, daß das Ding seit zwei Jahren immer wieder angefangen und wieder zur Seite gelegt wird. Was es wird, kann ich noch nicht sagen. Vielleicht irgendein Indianer-Flachbogen mit Backing.
9.) Ulme: ein schwacher Molle 44#@29'', der langsam aber sehr präzise schießt. War für meine Frau gedacht. Hat einen natürlichen Reflex in einem Wurfarm nahe am Griff. Tillern war schwierig, aber ich möchte das Ding noch Wärmebehandeln. Somit nicht fertig.
10.) Wildkirsche: Mollegabet...war ungewohnt schnell fertig (super zu bearbeitendes Holz) und sehr präzise, den Bogen hat´s allerdings beim zehnten Vollauszug zerrissen. Ein mit den Resten konstruierter Kinderbogen Holmegaard zerbröselte dann auch schon beim dritten Schuß. Die Wildkirsche war wohl auch zu lange zu trocken gelagert (der Stamm kam von einem Bekannten). Fraglich, ob ich den zweiten Spaltling noch ´mal zu einem extra breiten Holmegaard rasple, oder gleich verbrenne.

Mein Eibenbestand war nun jedenfalls aufgebraucht und die Verwandtschaft war so nett mich zum aktuellen Geburtstag mit Eibenholz zu versorgen (von einem Anbieter, der sic: "das Material für den Bogenbau eingelagert hatte, dann aber feststellte, daß ihm diese Arbeit doch ein bisserl zu anspruchsvoll und zeitraubend ist"). Nachdem es ein Überraschungsgeschenk war, konnte ich das Holz natürlich vorher nicht inspizieren. Es stellte sich heraus, daß nur wenige Stämme gespalten waren. Die meisten wurden gesägt. Die Kernholzjahresringe sind extrem dick (diese Eibe muß wohl jeden Tag gegossen und gedüngt worden sein); der Spintholzanteil ist durchschnittlich. Hauptproblem: dieses Holz ist schon extrem trocken und spröde. Naja, einem geschenktem Gaul schaut man nicht in´s Maul...daher angefangen damit Bögen zu konstruieren.

In den letzten Wochen habe ich damit einen 185cm Mollegabet und einen 192cm Oberflacht gebaut. Den Molle hat´s nach dem fünften Schuß im Vollauszug zerrissen (an einer fehlerfreien, astfreien, sauberen Stelle 40cm von der Bogenmitte entfernt im Wurfarm). Aus dem Rest wurde ein kleiner Kinderbogen (schmaler Holmegaard, ca. 130cm Länge) gebaut. Das kleine Ding hatte 20#@20'' in der Einschussphase und wurde ca. 80 mal ohne Probleme gezogen/geschossen. Dann überzog meine Frau den Bogen um einige wenige cm und das Ding zersprang in vier Teile. Den Oberflacht hatte ich gestern Abend auf dem Tillerstock und war knapp am Ende des Prozesses angelangt. Beim Oberflacht ließ ich die Splintholzschicht absichtlich etwas dicker, als beim Molle. Der Bogenrücken wurde bei allen Bögen natürlich mit der Ziehklinge auf einen durchgehenden Spätholz-Splint-Jahresring abgearbeitet. Beim neuerlichen Aufspannen mit einer etwas weiter eingekürzten Sehne, hat´s den Bogen dann zerrissen. Wieder mittig im Wurfarm. Das Reststück habe ich ziemlich leicht über´s Knie brechen können. Daher kein weiterer Versuch mit dem Holz. Heute gehe ich die Robinie an. Soll ein schmaler Recurve werden; vielleicht setzte ich auch den Griff etwas zurück. Mal schauen, was das Kernholz hergibt.

Soweit meine Vorstellung im Forum.

Meine Frage an die Runde: Kann man zu trockenes, sprödes Eibenholz durch längeres Wässern (also die Eibenstämme einfach ein paar Wochen in einen Teich legen) wieder ausreichend rehydrieren? Bringt das ´was? Wer hat das schon ´mal ausprobiert und kann von seinen Erfahrungen berichten?
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Re: Eibenholz zu spröde / übertrocknet

Beitrag von Spanmacher »

Herzlich willkommen und ein Dankeschön für die informative Vorstellung.

Mein Wissensstand: Bogenholz, das einmal versprödet ist, bleibt für den Bogenbau unbrauchbar.
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.
lignum curvum
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Re: Eibenholz zu spröde / übertrocknet

Beitrag von lignum curvum »

Danke Spanmacher für das Willkommen und Deine Einschätzung.

Ich befürchte auch, daß dieses Eibenkonvolut für den Ofen ist. Wäre trotzdem schade. Vielleicht fällt mir etwas anderes für das Holz ein. Lanzenstiele sind aktuell nicht unbedingt mein Ziel ;-) Backing wäre eine Option...bei sauber verarbeiteter Eibe dennoch ein faux pas.
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Re: Eibenholz zu spröde / übertrocknet

Beitrag von Neumi »

lignum curvum hat geschrieben: 14.11.2024, 10:51 Meine Frage an die Runde: Kann man zu trockenes, sprödes Eibenholz durch längeres Wässern (also die Eibenstämme einfach ein paar Wochen in einen Teich legen) wieder ausreichend rehydrieren? Bringt das ´was?
Nein, das Holz ist erledigt, wenn es versprödet ist.
Grüße - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...
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Re: Eibenholz zu spröde / übertrocknet

Beitrag von Haitha »

Herzlich willkommen. Schöne Vorstellung.

Ja, leider gehört Eibe mEn (und vieler anderer), dass wenn versprödet, auch nicht mehr reversibel und somit nicht mehr für den Bogenbau geeignet.

Grüße
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Re: Eibenholz zu spröde / übertrocknet

Beitrag von fatz »

Die Kernholzjahresringe sind extrem dick
das hilft, neben der Trockenheit, auch nicht wirklich
Haben ist besser als brauchen.
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Re: Eibenholz zu spröde / übertrocknet

Beitrag von schnabelkanne »

Servus und herzlich willkommen.
Ja du kannst ja etwas auf die Eibe drauf kleben, Eibenkernholz ist eine Augenweide.
Lg Thomas
The proof of the pudding is in the eating!
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Re: Eibenholz zu spröde / übertrocknet

Beitrag von Spanmacher »

Aus so einem mistigen Eibenstave habe ich mal einen sehr schönen Wanderstab gemacht.

Es gibt also vor der thermischen Verwertung noch eine Zwischenstufe. ;)
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.
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Re: Eibenholz zu spröde / übertrocknet

Beitrag von fatz »

Na soweit muss man auch ned gleich gehen. Wenn man Hasel auf einen Fichtenast pappen kann, kann man auch Hasel auf eine uebertrocknete Garteneibe pappen.
Haben ist besser als brauchen.
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Re: Eibenholz zu spröde / übertrocknet

Beitrag von Alwin.K »

Glückauf in die Runde aus dem Erzgebirge-Vogtland 8)

Herzlich willkommen lignum curvum im Forum.

Ich bin kein Bogenbauer und hantiere mit Holz auch nur im normalen Hausgebrauch sowie beim Pfeilebau mit gekauften Holzschäften

Soviel ich weiß, funktioniert das "rehydrieren" nur bei Rattan-/Manau-Bögen. Diese dann allerdings nicht brutal wässern, sondern den Bogen nur in feuchte Luft stellen (zum Bsp. bei Regenwetter mal einen Tag rausstellen, allerdings unter einem Dach, nicht direkt in den Regen stellen)

Ich könnte mir vorstellen, daß das, was bei Rattan funktioniert, auch bei Bambus funktionieren könnte; wissen tue ich es allerdings nicht
"Wer aufhört besser werden zu wollen, hört auf gut zu sein."
(# Langbogen und Reiterbogen)
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Re: Eibenholz zu spröde / übertrocknet

Beitrag von Indie12 »

Hinsichtlich der Tatsache, dass man meist eher schlecht an Eibe kommt,ohne arm zu werden und weils ja ein Geschenk ear, würde ich auch versuchen, durch lamineren was schießbares draus zu machen.
Kannste nur bei lernen.

Gruß Martin
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Hieronymus
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Re: Eibenholz zu spröde / übertrocknet

Beitrag von Hieronymus »

Hallo und herzlich willkommen im Forum :)

eine gute Kombination für schnelle und haltbare Bögen wäre Ulme auf den Eibenkern zu kleben. Die Ulme sollte dann nicht dicker als 5mm am Griff sein. Für stärkere Zuggewichte dann 8mm.

LG Markus
«Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, daß das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.»
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