Drehwuchs / Verdrehungen Tillern -Anfängerfrage

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pillepalle
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Drehwuchs / Verdrehungen Tillern -Anfängerfrage

Beitrag von pillepalle » 31.03.2024, 22:19

Moin Leute,
Ich baue gerade meinen ersten Bogen (Osage Flachbogen) und habe es mit einer Längs-Verdrehung zu tun, da ich den Bogen diagonal in den Stave legen musste. Wenn ich das richtig verstanden habe, kann ich der Verdrehung beim Tillern ja entgegenwirken, indem ich die sich wegdrehende Seite des Wurfarms schwäche, so dass sich die Wurfarme im Auszug möglichst gerade stellen. Meine Frage wäre nun wie ich das beim Tillern angehe - Ist das Ziel das sich die Verdrehung der Wurfarme bereits auf Standhöhe aufhebt oder bei welcher Auszugslänge wäre dieser Zustand optimal? Ich dachte, dass angenommen man schafft es die Verdrehung bereits bei Standhöhe aufzulösen, sich die Wurfarme beim weiteren Auszug ja wahrscheinlich in die entgegengesetzte Richtung über den Nullpunkt hinaus verdrehen oder habe ich da einen Denkfehler?

Danke schonmal,
Philipp

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Re: Drehwuchs / Verdrehungen Tillern -Anfängerfrage

Beitrag von Bogenbas » 01.04.2024, 08:43

Zeig am besten mal ein paar Fotos damit man einen Eindruck davon bekommt wie stark die Verdrehung ist. Denn bis zu einem gewissen Grad kann man sowas auch einfach ignorieren.
Wird die Verdrehung im Auszug mehr oder ist sie gleichbleibend zu dem wie er abgespannt aussieht?

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Re: Drehwuchs / Verdrehungen Tillern -Anfängerfrage

Beitrag von fatz » 01.04.2024, 09:14

@Pille: Im Prinzip kannst du sowas machen, nur Osage kann man extrem gut mit Waerme biegen und die Spielchen die du beschreibst sind eher was fuer Fortgeschrittene. Ich hab mal einen Osage-Stave mit 180Grad Drehung komplett ausgedreht. Der schiesst immer noch. Sowas geht mit keinem anderen Holz

Einfach den Bogen ueber dem Topf fixieren, am andern einen Hebel (Schraubzwinge) mit Gewicht dran und ein Handtuch drueber. Dann aufwaermen bis er kommt. Ist leichter als Ostereiersuchen
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Drehwuchs / Verdrehungen Tillern -Anfängerfrage

Beitrag von Neumi » 01.04.2024, 09:52

Zusätzlich zu fatz: man kann bei Osage nicht einfach einen Bogen nach Belieben ins Holz legen. Osage hat nur sehr selten einen geraden Faserverlauf und den Verlauf sollte man unbedingt beachten.
Deswegen am besten aussagekräftige Fotos posten.
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Drehwuchs / Verdrehungen Tillern -Anfängerfrage

Beitrag von fatz » 01.04.2024, 10:45

Ups, richtig. Das wollt ich eigentlich auch schon schreiben, hab's dann aber vor lauter Daempfbeschreibung vergessen.
Das Zeug reisst gern mal entlang der Faser
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Re: Drehwuchs / Verdrehungen Tillern -Anfängerfrage

Beitrag von Roby-Nie » 01.04.2024, 13:12

pillepalle hat geschrieben:
31.03.2024, 22:19
... den Bogen diagonal in den Stave legen musste ...
Hallo Philipp,
wie die Beiden schon geschrieben haben, ist das bei Osage keine gute Idee. Da ist dann ein Riss vorprogrammiert.
Dampfbiegen, oder mit Heißluft geht super bei Osage.
Hast du schon ausgeschnitten?
Wenn nein, dann plane den anders.
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Re: Drehwuchs / Verdrehungen Tillern -Anfängerfrage

Beitrag von pillepalle » 01.04.2024, 19:37

Hallo,
Danke erstmal für das Feedback. Es ist mir nicht gelungen aussagekräftige Fotos zu machen, da ich den Bauch noch nicht vollständig heruntergearbeitet habe und seitliche Fotos wohl keinen Sinn ergeben. Das seitliche Profil steht größtenteils und bedarf in meinen Augen nur noch kleiner Korrekturen.

Die Mittellinie ist mmn. nur leicht diagonal gesetzt. Dennoch hat das zu Verdrehungen geführt, die aber ebenfalls nicht gerade drastisch sind glaube ich. Auf den Bildern ist es schlecht zu erkennen, aber die Verdrehung beläuft sich auf max ca. 20 Grad. Ein Wurfarm ist quasi komplett betroffen und der andere nur im letzten Drittel. Mir ist klar, dass es da bei Osage ganz andere Verdrehungen gibt, dennoch wüsste ich gerne wie ich damit beim Tillern umgehe oder ob ich das tatsächlich rausdämpfen sollte

Und eine Einschätzung was den Faserverlauf betrifft, also ob das so schon problematisch ist würde mich ebenfalls freuen.

Danke,
Philipp
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Re: Drehwuchs / Verdrehungen Tillern -Anfängerfrage

Beitrag von fatz » 01.04.2024, 21:34

Soweit ich das sehe ist der Faserverlauf OK. Ausser wer hat bessere Augen....

Rausdaempfen unbedingt. Mit den Verdrehungen rumwurgsen kannst dir getrost fuer spaeter aufheben und bei Osage generell sparen. Macht weder Spass noch sonstwas.
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Re: Drehwuchs / Verdrehungen Tillern -Anfängerfrage

Beitrag von Bogenbas » 01.04.2024, 22:12

Seh ich wie Fatz. Rausdämpfen ist wesentlich einfacher als über den Tiller zu korrigieren und außerdem auch die schönere Lösung da er dann auch abgespannt keine Drehung hat.

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Re: Drehwuchs / Verdrehungen Tillern -Anfängerfrage

Beitrag von pillepalle » 01.04.2024, 22:17

Vielen Dank für die hilfreichen Tipps
Dann nehme ich das in Angriff und kann anschließend vllt sogar meinen alten Plan in Angriff nehmen, noch Recurves zu biegen - Da hätte ich aber gleich noch eine Frage: Wenn man den gesamten Wurfarm mit Wasserdampf richtet, tempert man den anschließend dann auch komplett? und muss ich das mit den recurves im selben durchgang machen oder kann ich den 2x dämpfen?

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Re: Drehwuchs / Verdrehungen Tillern -Anfängerfrage

Beitrag von fatz » 01.04.2024, 22:47

Ich hab gedaempfte Bereiche nie getempert.

Mit Recurves wird's interessant. Wenn du Holz gegen die Belastung biegst, geht das meist wieder raus. Zumal wenn die Revurves arbeiten. Da kenn ich keine funktionierenden Beispiele. Ausserdem ist der Naehrwert von Recurves bei Selfbows eher optisch, ausser man hat durch einen kurzen Bogen schon Stacking. Dann macht man aber eher nicht arbeitende geflippte Enden.
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Drehwuchs / Verdrehungen Tillern -Anfängerfrage

Beitrag von Bogenbas » 01.04.2024, 22:54

Steife Recurves halten bei Osage normal schon aber deine Enden sehen mir dafür zu dünn aus. Mit arbeitenden Recurves hab ich noch keine Erfahrung. Und ja, tempern kannst du dir sparen.

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Re: Drehwuchs / Verdrehungen Tillern -Anfängerfrage

Beitrag von pillepalle » 01.04.2024, 23:12

@fatz Also möglich ist das schon. Ich habe einen Bogen mit arbeitenden Recurves die auch nach Jahren kein Set bekommen haben. Ich denke mir halt nur das 2x dämpfen vielleicht auch zu viel für das Holz ist, aber wenn ichs probiere mit den Recurves halte ich euch auf dem Laufenden :D

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Re: Drehwuchs / Verdrehungen Tillern -Anfängerfrage

Beitrag von schnabelkanne » 02.04.2024, 10:13

Servus, die Verdrehung ist wirklich nur minimal, Osage verträgt Dampf ja sehr gut, ich habe aber auch Bögen mit mehr Verdrehung die gut schiessen, ich korrigiere solche Drehungen nur mehr wenn die Sehnenlage nicht passt, aus optischen Gründen ist mir ein leichte Verdrehung egal.

Recurves in den Osage würde ich hier nicht machen, das verstärkt oft nur die Verdrehung, Recurves sind halt immer ein Risiko und bringen an Leistung m.E. nicht viel.
lg Thomas
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Re: Drehwuchs / Verdrehungen Tillern -Anfängerfrage

Beitrag von benzi » 02.04.2024, 10:30

Du musst halt bedenken, dass beim zweiten mal Dämpfen die erste Biegung meist komplett zurückgeht...

Zu Recurves, kommt halt drauf an wo man die Grenze zwischen geflippten Enden und Recurves zieht... Ich würde die meisten Osage Bogen von Konrad Vögele als Recurves bezeichnen... Nicht biegend, aber ohne Sehnen Kontakt...
Deine Enden scheinen mir auch noch genug Material dafür zu haben... Wenn Du möchtest, dann kann ich die Dicke an meinem Vögele Osage nachmessen...
Ich würde in diesem Fall vermutlich mit der Verdrehung leben und wenn nötig, die Sehnen Lage beim Biegen der Recurves korrigieren...

Liebe Grüße benzi
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(Peaceful Warrior, Film)

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