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Re: Bogenbruch

Verfasst: 05.02.2024, 14:19
von fatz
Also fuer 32" Auszug ist der Bogen deutlich zu kurz. Ich hab mal eine Schlehe mit biegendem Griff gebaut mit 32" Auszug. Die war um 1.70m lang und das war schon verdammt grenzwertig und aus definitiv besserem Material als stehende Esche

Rohhaut: Klar ist das ein Backing, aber wenn weit genug ueberziehst gibt alles auf.

Re: Bogenbruch

Verfasst: 05.02.2024, 16:56
von Neumi
moreflow hat geschrieben:
04.02.2024, 23:10
Rohhaut ist kein vollwertiges backing. Sondern was? Nur Schutz?
Rohhaut verstärkt den Bogenrücken und nimmt einen Teil der Zugbelastung von der darunter liegenden Lage. Dafür sollte der Bogenrücken unter der Haut aber einwandfrei sein, ansonsten brauchst du ein härteres Backing wie Sehnenbelag, Flachsbelag oder starkes Leinengewebe. Ganz besonders wenn das Bogendesign sehr kurz ist, siehe Reflexbogen mit Sehnenbelag.
Ansonsten kann ein Rohhautbacking zum Schutz eines Sehnenbelages oder als Grundlage für Bemahlungen dienen. Oder einfach als Designmerkmal.
Grüße - Neumi

Re: Bogenbruch

Verfasst: 06.02.2024, 01:11
von moreflow
Aha!
Ein Flachsbelag kann also so einen Murks wie stehende Jahresringe wettmachen? Vorausgesetzt Design und Tiller stimmen natürlich...
Du meinst sowas wie das Foto unten, oder? Sind glaub drei Lagen mit Holzleim geklebt.
Würde Brennnessel hierfür auch gehen? Müsste ich die noch extra behandeln (außer kämmen usw.)?

Nochmal zur Bogenlänge:
Deine Schlehe geht ja schon Richtung klassisch Auszug x 2 = arbeitender Bereich (bei steifen Enden).
Der Bogen unten ist 165cm NtN.
Im Prinzip ein Robinien-selfbow mit ein bisschen Nuss auf dem Bauch und eben dem Flachsbelag.
Ok, hat deutlich set bekommen, aber den habe ich immerhin fünf Jahre lang auf 31" geschossen. Und meine Bogenbau-Fähigkeiten waren nicht die Besten. Als meine Technik sich zu 32" geändert hat, hat der Bauch geknittert.
Meine Frage ist, was kann man aus dem Holz rauskitzeln?
Wie kurz kann ein 32 Zoll Recurve-selfbow sein, wenn alles stimmt? Guter Bogenbauer, guter Tiller, gutes Holz (Eibe, Goldregen,...), flacher (breiter) Rücken, usw.

Sorry für die vielen Fragen, manch eine davon brennt mir schon lange auf der Zunge.


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Re: Bogenbruch

Verfasst: 06.02.2024, 01:15
von moreflow
Der Griffbereich des Robinienbogens ist natürlich deutlich kürzer als der des gebrochenem.

Re: Bogenbruch

Verfasst: 06.02.2024, 10:26
von moreflow
Sorry, nochmal ich.

Die gute, alte, dicke Leinenbettwäsche aus Uromas Aussteuer wäre auch geeignet für einen verkorksten Rücken?
Davon haben wir einige noch...

Re: Bogenbruch

Verfasst: 06.02.2024, 10:39
von benzi
Ich unke mal dazwischen... 😈
Wenn Du allen Ratschlägen hier folgst, dann kommt bestimmt ein leistungs starker haltbarer Bogen dabei heraus... aber leider in einem sehr engen Spektrum...
Dein Robinie Recurve gefällt mir sehr... 32" bei der Bogen Länge sind ne geile Sache! 😊
Warum der Bogen aus Deinem Eingangs Beitrag gebrochen ist kann ich nicht sagen...
Du warst ja erst bei 26" und dafür reicht der Biege Bereich allemal...
Stehende Jahresringe sind keinesfalls Murks! 😊 Die meisten von uns haben nur zu wenig Erfahrung damit....
Ich hätte spontan und ohne tiefere Kenntnisse, gesagt, dass das Walnuss Holz zuerst nachgeben hat...
Wie Snake-Jo geschrieben hat, hat die Firma Wings Esche mit stehenden Jahresringen im unteren Zuggewichts Bereich erfolgreich vermarktet... 😊

Liebe Grüße benzi

Re: Bogenbruch

Verfasst: 06.02.2024, 13:44
von fatz
benzi hat geschrieben:
06.02.2024, 10:39
Stehende Jahresringe sind keinesfalls Murks!
Bei 55#, der Bogenlaenge und dem Auszug ist das sogar grober Murks, auch wenn irgeneine Firma mal Kinderboegen so gebaut hat

Re: Bogenbruch

Verfasst: 06.02.2024, 16:30
von Neumi
benzi hat geschrieben:
06.02.2024, 10:39
Stehende Jahresringe sind keinesfalls Murks! 😊 Die meisten von uns haben nur zu wenig Erfahrung damit....
Das hat nichts mit Erfahrung zu tun. Bei stehenden Jahrringen sind zwangsläufig alle Zonen des Jahrringes, somit auch die Übergangszone zwischen Spät- und Frühholz, sowie das komplette Frühholz in der Zuglage - das läßt sich nicht umgehen!
Beim Frühholz geht die Dichte (und somit die Zugfestigkeit) gegen Null. Somit reduziert sich die Zugfestigkeit des Laminates entsprechend stark. Wenn man zusätzlich berücksichtigt, dass sich bei ringporigen Hölzern wie Esche, die Dichte und somit auch die Zugfestigkeit von Spätholz bis Ende der Übergangszone um grob 50% reduziert und weiterhin berücksichtigt, dass die Dichte (und somit Zugfestigkeit) ab Ende der Übergangszone steil gegen Null abfällt, sieht man dass die Gesamt-Zugfestig stark reduziert ist. Da Esche durchschnittlich das zugstärkste einheimische Holz ist, kann man mit stehenden Jahrringen durchaus Kinderbogen daraus bauen (ich würde es nicht machen, da ich der Meinung bin, dass man ganz besonders Kindern nur möglichst bruchsicheres Material geben sollte).
Zum anderen muss man berücksichtigen, dass Holz wie Esche zwar im unteren Stammbereich häufig sehr gerade wächst, aber keinesfalls kerzengerade. Stämme mit praktisch Null Abweichung von der geraden sind ausgesprochen selten zu finden und müssten für Laminate mit stehenden Jahrringen entsprechend exakt entlang des Faserverlaufs gesägt werden.
Schon die kleinste Welle im Holz (und hier spreche ich von Millimetern) sorgt dafür, dass die Fasern beim sägen unterbrochen werden und somit die Zugfestigkeit massiv reduziert wird.
Bogen mit stehenden Jahrringen zu bauen ist Murks ;D Hickory nehme ich bei dieser Überlegung ausdrücklich aus.
Aus der hier vorliegenden Esche lassen sich bestimmt auch Laminate mit liegenden Jahrringen herstellen. Das mag zwar etwas mehr Arbeit sein, aber eine zusätzliche Lage aus Flachs oder was auch immer ist auch viel Arbeit.
Wenn ein Bogen wirklich kurz sein soll, empfiehlt es sich für die Bauchlage Osage Orange zu benutzen. Alle anderen Hölzer werden bei sehr kurzer Bauweise starken Set entwickeln (auch Eibe und Goldregen), siehe dein Beispiel.
Aber warum überhaupt derart kurz mit diesen unnötig langen Recurves bauen? (die sind schwer, echte Leistungsbremsen und erzeugen Handschock!) Kann ich nicht nachvollziehen. Wenn's wirklich ganz kurz sein soll, muss man halt glasbelegte Bogen bauen.
Schau mal hier, das ist nicht übertrieben lang (ich schieße bevorzugt mit 32" Auszug): viewtopic.php?f=16&t=32858&p=586780&hil ... te#p586701

Re: Bogenbruch

Verfasst: 06.02.2024, 17:58
von moreflow
Warum ich die Bögen so baue?

Das hat hauptsächlich ästhetische Gründe. Ich finde z.B. beim Robinienbogen die Proportionen (nach meinem Geschmack)sehr gelungen.
Das mit den Recurves hält sich in Grenzen. So wie ich sie baue geht es schon in Möllegabet-Richtung.
Ein bisschen dicker, dafür nur 8mm an den Tips. Ist dann halt ein mords Gef...cke bis mir die Sehne nicht mehr aus der Sehnenführung springt.

Aber vermutlich habt Ihr recht: erst mal meine Fähigkeiten perfektionieren bevor ich mich an die Extreme wage, und dann keine Kompromisse mit dem Material machen.

Das mit dem Osage kann ich bestätigen:
Habe einen Rattan/Osage Bogen. Ich schätze 155cm, wobei der arbeitende Bereich davon WIRKLICH wenig einnimmt. Ich nenne ihn meinen Punkrock-Bogen, weil der mittlerweile so verratzt ist. Den kann ich jedem ausleihen weil ich weiß, dass den niemand kaputt bekommt!

Habe mal wieder viel gelernt.
Danke dass Ihr Euch die Zeit genommen habt.

Kann noch jemand was zu der Brennnessel als Backing sagen? Klempnerhanf aus dem Baumarkt finde ich ein bisschen unromantisch...

Grüße

Re: Bogenbruch

Verfasst: 06.02.2024, 18:48
von schnabelkanne
Servus,
du kannst für den Rücken ja auch ein dünnes Hasellaminat (durchgehende Ringe) nehmen, das hält die 55# locker aus und ist verfügbar und günstig.
Wenn du kurz bauen willst dann ist Rattan die beste Wahl (Preis/Leistung) oder natürlich auch Osage, wie schon erwähnt.
Das geht alles ohne Backing.
Lg Thomas

Re: Bogenbruch

Verfasst: 06.02.2024, 18:50
von fatz
moreflow hat geschrieben:
06.02.2024, 17:58
... weil ich weiß, dass den niemand kaputt bekommt!
Niemand ist mein 2. Vorname ;D
Kann noch jemand was zu der Brennnessel als Backing sagen?
Der TomTom hat mal Brennnessel auf eine Fichte gepappt (Bitte erst sowas nachmachen, wenn du wirklich Ahnung hast. Also die Fichte, nicht die Nesseln).
War schwer totzukriegen. Dazu hat's meine Affenarme gebraucht ;D
Edith sagt: Guckst du da viewtopic.php?f=80&t=31492
und da fast ganz unten viewtopic.php?f=24&t=31376&start=270

Re: Bogenbruch

Verfasst: 06.02.2024, 18:54
von benzi
@Neumi ich glaube in Deinem Beitrag steht versehentlich an mehreren Stellen liegend wo Du stehend gemeint hast... 🤔

Re: Bogenbruch

Verfasst: 06.02.2024, 19:45
von Neumi
benzi hat geschrieben:
06.02.2024, 18:54
@Neumi ich glaube in Deinem Beitrag steht versehentlich an mehreren Stellen liegend wo Du stehend gemeint hast
Da sag ich danke für den Hinweis - hab's korrigiert.

Re: Bogenbruch

Verfasst: 06.02.2024, 20:40
von benzi
@Neumi gerne! 😊

Ich habe mich eben bei den Pferden gefragt warum ich mich immer wieder in solche Konfrontationen begebe? 🤔

Weil mir die Vielfalt wichtig ist... bei allem Fachwissen von Neumi und fatz... bei diesen Kriterien gäbe es keine kurzen Plainsbogen, keine mongolischen Bogen, keine afrikanischen Deflexbogen,, keine Inuitbogen und keine Yumis (mehr)...

und das fände ich extrem schade....

Sie sind alle entweder nicht leistungsstark oder nicht komfortabel oder beides... aber sie sind geil, haben ihren ganz eigenen Charakter, sind schieß technisch eine Herausforderung...

So genug gelabert... 😊

Brennnessel als backing fände ich mega geil! 😊 bitte testen und berichten! 😊

Liebe Grüße benzi

Re: Bogenbruch

Verfasst: 06.02.2024, 21:15
von fatz
gelöscht, Jo