Holz der Belastung gewachsen?

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Putzi2610!
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Holz der Belastung gewachsen?

Beitrag von Putzi2610! » 06.08.2023, 10:30

Moin, Moin!

Bin mal wieder am experimentieren... :D

Habe im Mai am Straßenrand in einem Hochmoor in der Nähe von Bremen ein Stück Holz aufgelesen. Ca. 210 cm lang, schön gerade gewachsen und an den Stirnenden schon etwas eingerissen. Leider waren keine Rückschlüsse auf die Holzart möglich, natürliches Habitat war nicht mehr vorhanden (wurde offenbar an einem anderen Ort geschlagen, keine Äste, Knospen oder Blätter auffindbar) ::).
Habe es trotzdem mitgenommen, auf 196 cm gekürzt, versiegelt und bis vor kurzem in der Rinde getrocknet.

Leider habe ich keine Fotos von den Stirnseiten mehr, lediglich die beiden unten eingefügten Fotos vom entrindeten Bogenrücken und der Holzstruktur der Bauchseite nach dem Ausarbeiten der Bogengrobform sind noch vorhanden.
230707_Rücken entrindet.JPG
entrindeter Bogenrücken
230701_Oberfläche.JPG
Detailansicht Holzstruktur
Aufgrund der Farbe, Dichte, Härte und Holzstruktur vermute ich, dass es sich um eine gewöhnliche Mehlbeere oder eine andere Unterart der Gattung handelt.

Ursprünglich hatte ich vor, die ganze Länge des Rohlings auszunutzen.
Beim Bodentillern stellte sich jedoch schnell heraus, dass sich diese Holzart aufgrund der hohen Dichte und des Gewichts nicht für einen Flachbogen in dieser Länge eignen würde. Bei diesem Design und dieser Länge wäre aufgrund des hohen Gewichts vermutlich nur ein lahmer Prügel daraus geworden... ;)

Also habe ich kurz entschlossen den Rohling radikal auf eine Bogenlänge von 57'' NTN eingekürzt >:)

Mittlerweile habe ich den Prügel so weit, dass daraus ein halbwegs vernünftiger Bogen werden könnte.
Da ich jedoch noch nie einen derart kurzen Bogen gebaucht habe, bin ich mir nicht sicher, ob das Holz bei diesem Design (siehe unten) der zu erwartenden Belastung standhalten wird. ???
(vollpyramidal bei symmetrischer Bauweise, Breite/Dicke ca. 45/25 mm an den Fadeouts auf ca. 10/12 mm an den Tips, Griff 25/30 mm)

Der Bogen wiegt jetzt knapp über 550 g und hat bei 18'' Auszug ein Zuggewicht von ca. 47#.

Die Bilder des entspannten Bogens, auf Standhöhe und bei einem Auszug von 16'' habe ich unten eingefügt.
230806_SH 6,7''.JPG
Standhöhe etwas über 6,5''
230806_Auszug 16''.JPG
Auszug 16''
230806_nach dem Abspannen.JPG
nach dem Abspannen
Was meint ihr dazu?
Der Tiller sieht für für mich schon ganz brauchbar aus, daher denke ich, dass im Laufe des weiteren Tillerprozesses nur noch kleinere Korrekturen notwendig sein werden.
Wollte eigentlich eine Auszuglänge von 26'' erreichen...
Ist das aus eurer Sicht möglich, ohne den Bogen drastisch zu schwächen? ???

Danke und Gruß,

Heiko
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fatz
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Re: Holz der Belastung gewachsen?

Beitrag von fatz » 06.08.2023, 16:10

Holz und Bast nach ist das Hasel. Nebenbei: Auch die Rinde ist zur Bestimmung nicht schlecht.... ::)
Haben ist besser als brauchen.

Putzi2610!
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Re: Holz der Belastung gewachsen?

Beitrag von Putzi2610! » 06.08.2023, 17:48

Asche auf mein Haupt, habe alle anderen Fotos (u.a. auch die von der Rinde) aus Versehen gelöscht ::)

Aber Hasel würde ich ausschließen...Hier steht (wie überall) massig Hasel rum, die Rinde sah definitiv anders aus, mich erinnerte sie mehr an Vogelbeere.

Hab noch keinen Bogen aus Hasel gebaut, aber frage mich ernsthaft, ob Hasel tatsächlich derartig schwer sein kann. Vollständig getrocknet und bei 77'' Bogenlänge NTN wog das Teil im fast fertigen Zustand (war bereits auf Standhöhe) über 1000 Gramm :o

Kann das angehen?

Gruß,
Heiko
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Re: Holz der Belastung gewachsen?

Beitrag von schnabelkanne » 06.08.2023, 22:20

Ja der Tiller sieht gut aus, ich würde links und rechts die WA im letzten Drittel, zu den Enden hin, noch etwas mehr biegen lassen.
lg Thomas
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Snake-Jo
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Re: Holz der Belastung gewachsen?

Beitrag von Snake-Jo » 07.08.2023, 07:35

@Heiko
Eine verläßliche Bestimmung ist mit diesen Informationen nicht möglich!!!
Ansonsten: Man tastet sich bei unbekannten Hölzern vom langen Bogen zum kürzeren langsam heran, denn:
Kürzen kann man immer, verlängern ist schwierig. >:)
Bei einem schweren Holz kann man erstmal mit einem schmalen Design arbeiten.
Also bislang nicht viel richtig gemacht.... ::)
Tiller: Ja, da bin ich auch bei Thomas.

Putzi2610!
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Re: Holz der Belastung gewachsen?

Beitrag von Putzi2610! » 07.08.2023, 07:49

Snake-Jo hat geschrieben:
07.08.2023, 07:35

Also bislang nicht viel richtig gemacht.... ::)
:'( :'( :'(

Habe es doch zu Beginn mit einem längeren Bogen versucht. Hat nix getaugt, war bei der Länge viel zu schwer (bei über 1000g und schon erreichter Standhöhe im Auszug bei 20'' lediglich 30#). Das war ja der Grund, warum ich den Rohling eingekürzt habe. Und aufgrund der unbekannten Holzart habe ich den Bogen erst einmal möglichst breit gebaut und den Bogenbauch möglichst flach gehalten. Jetzt fühlt er sich deutlich besser an, habe heute mal bis 20'' ausgezogen, den Tiller überprüft und das Zuggewicht gemessen, 52# bei diesem Auszug... Ich denke ich werde die 26'' Auszug erreichen, wenn ich die Enden noch etwas verschmälere und auf diese Weise mehr biegen lasse.

Gruß,
Heiko
Zuletzt geändert von Putzi2610! am 07.08.2023, 09:40, insgesamt 1-mal geändert.
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fatz
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Re: Holz der Belastung gewachsen?

Beitrag von fatz » 07.08.2023, 09:06

Schoenreden hilft ned
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Holz der Belastung gewachsen?

Beitrag von MrCanister123 » 07.08.2023, 09:07

Ich hätte von der Farbe des Holzes und von der Struktur auf dem Bogenrücken auch ganz klar auf Hasel getippt.
Aber wenn du sagst dass der Prügel 1000g wiegt kann das eigentlich nicht auf Hasel zutreffen, soviel würde ned mal ein Haselrohling am Stück wiegen :D

Was auch sein kann ist dass es Eiche ist.. Eiche sieht an der Oberfläche unterhalb der Rinde/Bast auch so ähnlich aus.
Würde dann auch das Gewicht erklären..
Schaffa Schaffa

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Neumi
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Re: Holz der Belastung gewachsen?

Beitrag von Neumi » 07.08.2023, 09:38

MrCanister123 hat geschrieben:
07.08.2023, 09:07
Was auch sein kann ist dass es Eiche ist.
Eiche ist ringporig, also eindeutig keine Eiche.
Ich würde bei der Länge den Griff mitbiegen lassen. Das Dingens hier hat jetzt schon sehr viel Set (vorausgesetzt, dass der Rohling gerade war).
Grüße - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Holz der Belastung gewachsen?

Beitrag von Putzi2610! » 07.08.2023, 09:49

Neumi hat geschrieben:
07.08.2023, 09:38
Ich würde bei der Länge den Griff mitbiegen lassen. Das Dingens hier hat jetzt schon sehr viel Set (vorausgesetzt, dass der Rohling gerade war).
Grüße - Neumi
Also auf dem letzten Auszugsfoto (unten eingefügt) meine ich zu erkennen, dass der Griff schon deutlich mit biegt, oder nicht?
230807_Auszug 18''.JPG
Auszug bei 18''
Und nein, der Rohling war (wie immer bei mir ::)) nicht gerade.
Hatte links etwas Reflex und rechts etwas Deflex. Das hat sich gelegt, beide WA haben jetzt etwas? Set, aber nach meiner Bewertung relativ gleichmäßig.
Der im Bild linke Wurfarm soll der untere werden, wenn mich nicht alles täuscht, könnte der rechte im Bereich 8-10 noch ein paar Streicheleinheiten mit der Ziehklinge vertragen ???

Gruß,
Heiko
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Re: Holz der Belastung gewachsen?

Beitrag von benzi » 07.08.2023, 13:56

Sieht doch gut aus, muss nicht schön geredet werden! 😊
Ob er bei der Länge die 26" mitmacht wirst Du ausprobieren müssen, ohne zu wissen was für Holz das ist kann das niemand vorher sagen...
Und wie sich das breite Profil bei dem schweren Holz schießt, wirst Du merken... Ein mitbiegender Griff wirkt sich da meiner Einschätzung nach negativ aus... Schweres Holz plus mitbiegender Griff gleich mehr Handschock... Du wirst es merken und berichten, viel Erfolg!

Also bisher alles richtig gemacht... Ok ausser die Fotos zu löschen, aber das war ja wohl keine Absicht... 😊

Ach vergessen... Rechts schwächen ist aus meiner Sicht ein guter Plan... 😊
"Du hast den Verstand verloren, weißt Du das?" "Dafür hab ich ein Leben lang üben müssen"
(Peaceful Warrior, Film)

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Re: Holz der Belastung gewachsen?

Beitrag von Neumi » 07.08.2023, 15:55

Putzi2610! hat geschrieben:
07.08.2023, 09:49
Also auf dem letzten Auszugsfoto (unten eingefügt) meine ich zu erkennen, dass der Griff schon deutlich mit biegt, oder nicht?
In den mittleren 10 cm zwischen 1 und 1 sehe ich keine Biegung. Dann biegt er deutlich mit, ja.
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Holz der Belastung gewachsen?

Beitrag von Putzi2610! » 07.08.2023, 18:41

Vielen Dank für Eure Beiträge und Rückmeldungen.

Ich glaube, ich brauche ohnehin einen neuen Plan....oder stärkere Rückenmuskeln :o :o :o
Habe heute noch etwas weiter gearbeitet, Feinkorrekturen am Tiller, Wurfarmenden etwas verschmälert etc...

Dann hatte ich den Gedanken, dass es eventuell eine gute Idee wäre, den Bogen noch etwas mit der HLP zu bearbeiten.
Ich dachte, dass würde dem Set ein wenig vorbeugen, zumal ich mir nicht sicher war, ob das Holz tatsächlich schon richtig trocken war (Holzfeuchtemessgerät besitze ich leider nicht). Der Rohling hatte zwar in der letzten Trocknungsphase kein Gewicht mehr verloren, jedoch hatten wir in der letzten Zeit ziemlich viel Feuchtigkeit in der Luft.
Habe jeden Wurfarm ca. 20 min mit der HLP behandelt und dabei so langsam erwärmt, dass diese kaum Färbung angenommen haben.

Hat super funktioniert, zu gut ::)
Danach habe ich den Bogen mit viel Mühe aufgespannt, auf den Tillerstock gehängt, mehrmals kräftig gepumpt und dabei mächtig dicke Backen gemacht :-[ .

Dann habe ich mir die Schnur um die Hüfte gebunden, um ein Foto vom Tiller zu machen, eigentlich hatte ich vor, bis 24'' auszuziehen. Das habe ich aber leider nicht geschafft, bei ca. 22'' Auszug hat die dünne Schnur an der Hüfte mächtig Aua gemacht...
Also langsam wieder zurück und bei ca. 20'' Auszug noch schnell ein Foto gemacht.
Dann noch einmal per Hand ausgezogen, dabei kam die Zuggewichtswaage zum Einsatz.
Ergebnis: ca. 70#@22'' :o

Also entweder ich tillere den jetzt bis 26'' fertig (sofern er das aushält) und muss zukünftig mächtig trainieren oder ich schwäche den jetzt so weit, dass auch ein Hänfling wie ich den gezogen bekommt ;)
Schwächen wäre eigentlich schade, da der Tiller immer noch einigermaßen stimmig aussieht.
230807_Auszug 20''_nach Tempern.JPG
Auszug 20'' nach Korrekturen und Behandlung mit HLP
Gruß,
Heiko
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inge
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Re: Holz der Belastung gewachsen?

Beitrag von inge » 07.08.2023, 20:09

MrCanister123 hat geschrieben:
07.08.2023, 09:07

Aber wenn du sagst dass der Prügel 1000g wiegt kann das eigentlich nicht auf Hasel zutreffen, soviel würde ned mal ein Haselrohling am Stück wiegen :D
Einspruch.
Ich habe schon Haselrohlinge gehabt die 1500 g auf die Waage brachten. Bei 170 cm Länge.
LG
inge
Am Ende stellt sich die Frage:
Was hast du aus deinem Leben gemacht?
Was du dann wünschst getan zu haben, das tue jetzt.
( Erasmus von Rotterdam )

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F'al Gran
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Re: Holz der Belastung gewachsen?

Beitrag von F'al Gran » 07.08.2023, 20:17

Hallo Heiko, ich verweise mal auf die ganzen Anleitungen hier im Forum, wobei du nicht stärker am Bogen ziehen sollst, als du später auch auf den Fingern haben möchtest.

Wenn du während der Bauphase stärker dran ziehst, hast du den Bogen im Vorfeld bereits überlastet und baust dir unnötig Set ein. Ä: Das habe ich selbst leider oft genug (3, 4 mal) erfahren müssen.

Ich schaffe leider auch nicht immer, den Vorsatz einzuhalten (wenns fluppt, fluppt's), aber ich bemühe mich stets und dann kann man den Bogen ja ein wenig stärker bauen, wenn er das aushält...
Man müsste sich nur mal aufraffen, öfter schießen zu gehen, dann würde es bei mir auch mit der Muskulatur. :-[
Alles wird gut...
... nichts wird besser.

m(fg)²

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