Anfängerfragen zu einer Eibe

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Doughal
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Anfängerfragen zu einer Eibe

Beitrag von Doughal » 21.02.2023, 21:39

Hallo, mein Name ist Daniel bin 41 und komme aus Köln. Wärend des ersten lockdowns hab ich mit meinem Sohn einen Bogen aus Manau gebaut und bin irgenwie dabei hängen geblieben. Unter anderem mit Hilfe dieses Forums ( bisher als Passiver mitleser) hab ich jetzt einen Bogen aus Hasel einen aus Esche und einen aus Holunder mal mehr mal weniger erfolgreich gebaut. Jetzt bin ich gerade an einem, ich würde mal sagen semiguten, Stück Garteneibe bei der sich mir ein paar Fragen stellen.
Die Länge beträgt von Nocke zu Nocke 180cm. Der Griff ist asymmetrisch Platziert. Der Untere Wurfarm ist 81cm und der obere 86cm lang. Der Querschnitt der Wurfarme würde ich mal als Brotleibförmig beschreiben. Die Jahresringe sind im Schnitt etwa 2mm Dick. Hab ihn jetzt auf ca 14 cm Standhöhe und bei 20 Zoll Auszug ca 40#. Das sollte so ungefär auch das Zuggewicht bei 28 Zoll werden.
Die Eibe selber bestand zu gut dreiviertel aus Splint bei ca 8cm Durchmesser. Am Rücken waren mehrere Totäste die ich aufgebohrt und Epoxi eingeföhnt habe
Rücken Ast.jpg
Am unteren Wurfarm habe ich noch drei Jahresringe Splint, am Oberen geht mir aber lansam das Kernhölz aus( am Rücken läuft der Selbe Ring durch)
Unten (2).jpg
Oben (2).jpg
oben bauch.jpg
Kann ich das am Ende des Wurfarms ignorieren? Oder Ist es vielleicht Kernholz das sich noch nicht Verfärbt hat?
Und jetzt zum Tiller. Der macht mir Probleme und ich habe schon mehrfach verschiedene Pläne zum weitermachen gehabt die ich dann beim nochmaligen anschauen wieder verworfen habe.
Entspannt.jpg
Fast Standhöhe.jpg
Eibe5.jpg
Der linke Wurfarm ist der Obere welcher ja im Letzten Drittel noch so gut wie gar nicht biegt.
Am Unteren Wurfarm kommt es mir si vor das ich dort eine Schwachstelle bekomme ( oder schon habe?)
Kurz hinter der Schwachstelle sind drei Astlöcher die ich etwas dicker gelassen habe wodurch der bereich davor wohl zu Stark biegt.
Eibe6.jpg
Ich habe mir gedacht das ich erstmal die Grün markierten Stellen schwäche bis es etwas harmonischer ausschaut.
Ausserdem gibt es am Bauch einige kleine Totaststellen
Ast Bauch.jpg
Ast Bauch2.jpg
Sollte ich bei denen was unternehmen ?

Für etwas Hilfe von den Profies hier wäre ich sehr Dankbar
Danke und Grüsse,
Daniel

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Stefan73
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Re: Anfängerfragen zu einer Eibe

Beitrag von Stefan73 » 22.02.2023, 10:45

Hallo Daniel,

Vorsicht, bitte: Ich bin in der Tat kein Profi, höchstens fortgeschrittener Anfänger, wenns um Eibe geht. Ich will trotzdem versuchen, Dir ein bisschen unter die Arme zu greifen - es gibt hier aber definitiv kompetentere Einschätzungen von anderen Leuten. Wenn mir also jemand widerspricht, dann ist es wahrscheinlich, dass derjenige recht hat.

Grundsätzlich: Dein Holz hat recht dicke Ringe, was für Dein angepeiltes Zuggewicht aber kein Problem darstellt. Die Farbe von sowohl Splint als auch vom Kernholz sieht für mich gut aus. 40 Sachen sind nach meiner Einschätzung damit kein Problem. Wegen der Äste würde ich mir ebenfalls keine Gedanken machen. Ich habe hier im Forum gelernt, dass Eibe in der Hinsicht recht unkritisch ist. Ausbohren muss wirklich nur dann sein, wenn Du schwarzes, bröseliges Zeugs im Holz hast. Ein Ast aus homogenem Material kann in der Regel bleiben. Die beiden, wegen derer Du fragst, würde ich ignorieren.

Dass Dir das Kernholz am einen Wurfarm ausgeht (und beim weiteren Tiller wird das sicher passieren), ist eher ein optisches Thema. Der Bogen wird trotzdem werfen.

Eibe5E.jpg

Wegen Tiller: Mir hilft es noch sehr, wenn ich jeweils die Zwischenstände fotografiere und am PC eine Ellipse drüber lege.

Bei Deinem Bild sehe ich die von Dir erkannte Schwachstelle rechts außen, dort wo die Ellipse den WA schneidet. Hier würde ich erst dann wieder abtragen, wenn die Biegung insgesamt harmonisch ist.

Rechts von der Schwachstelle biegt nichts, da musst Du dran.

Links gefällt mir schon ganz gut, hier fehlts ebenfalls noch deutlich gegen Wurfarmende hin.

Alles in allem hast Dus mit den von Dir grün markierten Stellen schon gut erkannt. Ich würde erstmal die WA-Enden angehen und dann erst die Bogenmitte.

So insgesamt muss ich noch sagen, dass ich die Sache mit dem Griffteil ein bisschen - seltsam - finde. Hätte ich nicht gemacht, allein schon deswegen, weil damit ein ganzes Stück Material in der Mitte wegfällt, das eigentlich mitarbeiten könnte. Außerdem sieht es für mich einfach komisch aus. Das kann aber an meiner persönlichen ELB-Fixierung liegen. Und es ist ja schließlich Dein Bogen. Hoffe, Du hast Spaß damit :)

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Re: Anfängerfragen zu einer Eibe

Beitrag von benzi » 22.02.2023, 12:38

Bitte mit vorsicht genießen meinen Kommentar, denn ich bin ebenfalls weit weg vom Eibe Spezialist...
Bevor mir das wunderschöne und druckstabile Kernholz ausgeht, würde ich überlegen ob ich nicht einen Splintholz Ring runtermache, ich kann aber nicht einschätzen ob Du dann noch auf Dein gewünschtes Zuggewicht kommst..
"Du hast den Verstand verloren, weißt Du das?" "Dafür hab ich ein Leben lang üben müssen"
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Re: Anfängerfragen zu einer Eibe

Beitrag von klausmann84 » 22.02.2023, 14:21

Moin und Grüße aus Bonn!
Schön mal nen Rheinländer anzutreffen....
Ich finde deine Einschätzung des Tillers relativ stimmig auf den ersten kurzen Blick.

Holz am Bauch bei Astknoten stehen zu lassen habe ich auch mal so gesehen bei einem englischen Bogenbauer auf youtube. Beim Tillern meiner Problemeibe habe ich diese Verdickungen nach und nach immer weiter runtergearbeitet. Ich fand vom Gefühl her auch die Gefahr sehr groß, dass man sich zwischen den Aststellen Schwachstellen einbaut Ein bisschen mitbiegen können kleinere Knötchen denke ich problemlos, wenn man da überhaupt drauf Rücksicht nehmen muss.

Ob die gezeigten Totaststellen, vor allem die zweite, problematisch sind kann ich nicht einschätzen

Ich finde das Holz insgesamt sehr reizvoll und mit gefällt auch das Bogendesign sehr gut. (Team steifer Griff O0 )
Im Tannenwald, in klammem Spalt, stellen die Mannen bald die Hannen Alt Kannen kalt.

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Re: Anfängerfragen zu einer Eibe

Beitrag von Doughal » 22.02.2023, 16:47

Erstmal danke euch allen für eure Einschätzungen.
Noch einen Ring runterzunehmen hatte ich mir auch schon mal überlegt. Wenn es dann am Ende doch weniger Zuggewicht wird ist mir erstmal nicht so wichtig. Ich könnte zur Not die Enden noch etwas kürzen und dann den Griffbereich mitbiegen lassen ( was ich von der Optik aber nicht so schön finde ;D (Jeder Jeck ist anders)).
An den Astlöchern bin ich wahrscheinlich zu vorsichtig. Ich denke das ich Seitlich eigendlich Überall genug zugegeben habe so das ich nicht auch noch was in der Dicke brauche.
20230222_163027.jpg
Das ist die Stelle am rechten Wurfarm vor der Schwachstelle

@Stefan. Mir eine ellipse am Rechner über den Bogen zu legen hab ich auch schon versucht. Ich hab aber das gefühl das ich mir die dann immer so zurechtbastel das Sie in den Bogen passt und nicht umgekehrt. Auf deinem Bild fällt es mir dann auch leichter den Tiller zu beurteilen.
Vor dem Wochenende werde ich wohl sowieso nicht dazu kommen an dem Bogen weiter zu arbeiten. In der Zeit werde ich mir mal überlegen ob ich noch einen Ring runter nehme oder nicht.

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Re: Anfängerfragen zu einer Eibe

Beitrag von Rotzeklotz » 22.02.2023, 17:01

Falls du kürzt, gleich dabei die Wurfarme etwas an. 5cm Differenz finde ich etwas arg viel. 2 - maximal 3cm tuns auch.

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Re: Anfängerfragen zu einer Eibe

Beitrag von schnabelkanne » 22.02.2023, 17:50

Servus, wenn die Ringe dicker sind, ist oft auch schnell zuwenig Zuggewicht übrig, ist mir schon öfters passiert.
The proof of the pudding is in the eating!

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Re: Anfängerfragen zu einer Eibe

Beitrag von Doughal » 22.02.2023, 19:40

Ich weiß nicht genau was ich da gestern gemessen habe. Der Beitrag von Rotzeklotz hat mich auf jedenfall stutzig gemacht. Der untere Wurfarm ist 80cm und der Obere 85cm. Eigendlich hatte ich den Griff mit 12cm geplant, ist aber 15cm. Dann werde ich das wohl als erstes mal korrigieren und dem unteren noch 3cm dazu geben.
Danke ;D

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Re: Anfängerfragen zu einer Eibe

Beitrag von Doughal » 25.02.2023, 16:12

Hallo,
Ich hatte heute etwas Zeit um an dem Bogen weiter zu arbeiten.Ich hab mich dagegen entschieden einen Ring runter zu nehmen und habe erstmal den Griff gekürzt. Danach etwas getillert und dann sind mir Risse in den Fadeouts aufgefallen. Vorallem in dem den ich versetzt habe. Dann hab ich den Fadeouts eien hollow shape verpasst (keine Ahnung ob das nötig oder eher kontraproduktiv war :-\ ). Leider geht der Riss noch etwas weiter nach unten und ich bin mir unsicher wie ich damit weiter umgehen soll. Hab jetzt erstmal nicht weiter getillert.
20230225_154349.jpg
Den Riss im Griff würde ich erstmal als unbedenklich einschätzen oder ?
Eibe7.jpg
So sieht der Tiiler bis jetzt aus

@KLausmann. meintest du mit deiner Problemeibe deine Experimentelle Eibe? Der Bogen gefällt mir echt gut. Halen die Recurves noch ? Es wurde ja speculiert das das Epoxi nicht druckstabil genug ist.

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Re: Anfängerfragen zu einer Eibe

Beitrag von Stefan73 » 26.02.2023, 10:53

Hallo.

Längsrisse im Kernholz sind meiner Erfahrung nach unproblematisch. Ich nehme etwas Epoxi in solchen Fällen und bringe mit Heißluft - Haarföhn genügt - so viel davon in den Riss, bis keine Blasen mehr kommen.

Der Tiller sieht für mich schon recht ordentlich aus.

Ich würde mir die Schwachstelle rechts außen gut sichtbar markieren und sie in Ruhe lassen, bis der Wurfarm insgesamt harmonisch biegt, danach den linken Arm vorsichtig angleichen.

Links außen am WA-Ende sehe ich noch keine Biegung, rechts noch zu wenig.

Viele Grüße!

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Re: Anfängerfragen zu einer Eibe

Beitrag von Doughal » 26.02.2023, 20:15

Danke für deine Einschätzung. In den Griff werde ich dann mal was Epoxi einföhnen. Ich glaube das ich in die feinen Risse der Fadeouts nichts reingekommen werde, die sind wirklich Haarfein und für mich aus ca 40 cm Entfernung schon nicht mehr zu sehen. Werde die aber im Auge behalten. Die Schwachstelle hatte ich mir schon markiert.

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Stefan73
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Re: Anfängerfragen zu einer Eibe

Beitrag von Stefan73 » 26.02.2023, 20:23

Ich spanne einen Bogen, in dem ich Längsrisse habe, vor dem Einföhnen auf Standhöhe auf. Das macht die Risse breiter und bringt das Epoxi tiefer ins Holz. Danach natürlich wieder abspannen.

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Re: Anfängerfragen zu einer Eibe

Beitrag von Doughal » 26.02.2023, 21:27

Alles klar. Werd ich dann auch so machen.

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Re: Anfängerfragen zu einer Eibe

Beitrag von Doughal » 07.03.2023, 18:43

Hallo,
Nach einer Corona Zwangspause hab ich heute mal etwas an meiner Eibe geschnitzt. Leider bin ich jetzt schon an meinen angepeilten 40# vorbei getillert. Er hat jetzt noch 37# @ 28*. Beim Tiller bin ich mir nicht sicher. So richtig gefällt der mir mit meinem ungeschulten Auge aber nicht.
Eibe8.jpg
Ich finde das er links aussen etwas zu stark und dafür Rechts etwas zu wenig biegt. Andererseits ist Links ja oben und rechts der Stärkere.
Eibe9.jpg
Was meint Ihr? Kann man den so lassen ? Oder ist der Tiller noch so beschi**en das ich den Zuggewichtsverlust in Kauf nehmen muss.
Schon mal Danke für eure Einschätzungen.
Daniel

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Re: Anfängerfragen zu einer Eibe

Beitrag von schnabelkanne » 07.03.2023, 18:48

Einer meiner Lieblingssprüche, „Es wurden auch schon Bögen zu Tode getillert“.
Sieht doch ok aus, lass mal ein paar Pfeile fliegen und dann nochmal Kontrolle….
Lg Thomas
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