Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

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Bogenbas
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Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von Bogenbas » 09.12.2022, 00:28

Heute meld ich mich mal mit einem Projekt dass schon ziemlich weit fortgeschritten ist. Ich zeig euch einfach mal ein paar Bilder vom bisherigen Bauprozess und vom Iststand, beschreibe euch meine Gedanken dazu wie es weiter gehen könnte und möchte wissen was ihr für Sinnvoll haltet. Wichtig ist mir bei dem Bogen dass er lange hält. Das soll mein Haupt- und Turnierbogen werden.

Und zwar baue ich gerade einen Recurvebogen aus perfekt gerade gewachsener Eibe. Er ist ca 153cm NtN und soll um die 45# bekommen. Die Recurves sind je ca 15cm lang ab Nockkerbe und der Griff kurz und steif. Wurfarmbreite momentan 4cm mit halbpyramidaler Verjüngung. Bauch ist flach. Da bin ich aber am überlegen ob ich den noch etwas schmäler und linsenförmig mach, wenn er mal auf Standhöhe aufspannen geht. Was ich auf jeden Fall machen will ist ein Backing (vermutlich nehm ich Störhaut, und bevor jemand nach dem Sinn fragt: Der Bogen soll einfach nur Aufmerksamkeit wecken).
Jetzt die Frage an euch. Weil ich mir jetzt irgendwie denke dass der doch recht wenig Biegebereich hat, was nicht wirklich für einen haltbaren Bogen spricht, überlege ich unter der Haut einen Sehnenbelag zu machen. Ich sehe das gerade irgendwie als win-win-win-Situation weil die Störhaut, die ich ja sowieso machen will, gleich einen Feuchteschutz bietet, der Sehnenbelag den Bogen haltbarer macht, und ich zusätzlich auch noch die Recurves arbeiten lassen kann, was mehr Biegebereich und aber auch mehr Leistung bedeutet. Die Frage ist jetzt nur, Stell ich mir das grad geiler vor als es ist? Also denkt ihr ein Sehnenbelag würde sich da lohnen? Und wenn ja, sollte ich dann die Recurves eher breiter lassen damit sie ordentlich Biegung vertragen (also ähnlich wie bei einem Fiberglasbogen, bzw wie es sich hald durch die halbpyramidale verjüngung sowieso ergibt)?

Also dann mal zu den Fotos.
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Der Rohling
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Sehnenlage bei geringer Standhöhe
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Beunruhigender Ast. Könnte beim verschmälern der Wurfarme wegfallen.
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Selber Ast Bauchseitig
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Schon ein wenig Vorgetillert
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Neue Biegeform
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Hieronymus
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Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von Hieronymus » 09.12.2022, 08:26

Der hat schon sehr wenig Bereich ,in dem die Wurfarme arbeiten. Als Bruchschutz wird dir das zu Gute kommen, aber es wird dir das Set, was du sicherlich bekommen wirst, verstärken. Die Wurfarme würde ich aus diesem Grund nicht verschmälern!
Wie du dich jetzt entscheidest, kann dir keiner abnehmen. Eibe macht schon viel mit, aber auch sie hat ihre Grenzen. Ich würde auf jeden Fall die Äste ausbohren und dübeln....da könnte sie kolabieren. Bei meinen Hybrid Eibe Bögen ist der Biegebereich auch nicht sehr groß, deshalb habe ich die Wurfarme breiter gestaltet, damit diese Bögen nicht so viel Set entwickeln, das hat sehr gut funktioniert. Die hatten aber ein Backing aus Hasel und somit auch ein Bruchschutz ;)

Aber schönes Projekt ;)


LG Markus
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Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von schnabelkanne » 09.12.2022, 09:04

Servus, ich versuche gerade das Gleiche aber mit Esche.
Versuche den Biegebereich möglichst lang zu bauen, sprich wenn möglich Griffbereich biegt etwas mit.
Lg Thomas
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Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von Bogenbas » 09.12.2022, 18:30

Hieronymus hat geschrieben:
09.12.2022, 08:26
Als Bruchschutz wird dir das zu Gute kommen, aber es wird dir das Set, was du sicherlich bekommen wirst, verstärken.
Bei dem Satz bin ich mir grad unsicher was du meinst. Meinst du das verschmälern der Wurfarme, sodass der Ast rausfällt?

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Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von Hieronymus » 09.12.2022, 19:04

Wenn Eibe so kurz gebaut wird bekommt sie Set... das lässt sich gar nicht vermeiden... Ich gehe jetzt mal von 28'' Auszug aus. Wieviel hängt von der Eibe selbst ab, vom Design und von dem der tillert. Wenn du der Eibe ein Backing verpasst, erhöht das den Druck auf den Bauch, deshalb sagt ich....lass ihn so breit wie möglich, dann wird es etwas kompensiert ;) Aber auf jeden Fall die Äste dübeln...

LG Markus
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Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von Nacanina » 09.12.2022, 20:43

Eibe mit Sehnenbacking ist eine gute Idee.
Allerdings hätte ich dann nur Kernholz verarbeitet (wenn genug Fleisch da ist).
Ich würde die Tips statisch lassen, aber das ist nur meine Vorliebe.

Grüße

Nacanina

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Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von Spanmacher » 09.12.2022, 21:15

Nacanina hat geschrieben:
09.12.2022, 20:43
Eibe mit Sehnenbacking ist eine gute Idee.
Allerdings hätte ich dann nur Kernholz verarbeitet (wenn genug Fleisch da ist).
Das kann ich gerne unterschreiben.
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

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Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von Nacanina » 09.12.2022, 22:08

Hieronymus hat geschrieben:
09.12.2022, 19:04
...
Wenn du der Eibe ein Backing verpasst, erhöht das den Druck auf den Bauch, deshalb sagt ich....lass ihn so breit wie möglich, dann wird es etwas kompensiert ;) ...

LG Markus
Auch ganz wichtig was Markus da schreibt.
Und den Bogen möglichst stark revers spannen (und nachspannen beim Trocknen), damit die trocknenden Sehnen auch schön unter Spannung geraten.

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Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von Bogenbas » 10.12.2022, 08:45

Hieronymus hat geschrieben:
09.12.2022, 19:04
Wenn Eibe so kurz gebaut wird bekommt sie Set... das lässt sich gar nicht vermeiden... Ich gehe jetzt mal von 28'' Auszug aus. Wieviel hängt von der Eibe selbst ab, vom Design und von dem der tillert. Wenn du der Eibe ein Backing verpasst, erhöht das den Druck auf den Bauch, deshalb sagt ich....lass ihn so breit wie möglich, dann wird es etwas kompensiert ;) Aber auf jeden Fall die Äste dübeln...

LG Markus
Achso, das war auf das Backing bezogen. Okay alles klar. Werd ich so machen 😊
Nacanina hat geschrieben:
09.12.2022, 20:43
Eibe mit Sehnenbacking ist eine gute Idee.
Allerdings hätte ich dann nur Kernholz verarbeitet (wenn genug Fleisch da ist).
Dafür ist nicht mehr genug Kern vorhanden aber ich müsste zumindest einen Splintring noch entfernen können. Aktuell hat der noch 3 Splintringe mit je 2mm stärke.
Und insgesamt ist er am Wurfarmende 12mm dick. Also sollte da sowieso noch ein Splintring runter, sonst bleibt mir kaum noch Kernholz übrig. Und arbeitende Recurves will ich einfach mal probiert haben.
Nacanina hat geschrieben:
09.12.2022, 22:08
Und den Bogen möglichst stark revers spannen (und nachspannen beim Trocknen), damit die trocknenden Sehnen auch schön unter Spannung geraten.
Das spielchen kenn ich schon 😉

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Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von kra » 10.12.2022, 10:46

So was hatte ich auch mal probiert, allerdings aus einem Eibenbrett. Am Ende hat die Eibe bauchseitig versagt (ganze Stücke sind rausgebrochen). Wg. den Splintringen würde ich mir keine Gedanken machen, da kommt ja Sehne drüber. Auf jeden Fall so viel wie möglich vom Kernholz erhalten.
Was ein Problem geben kann ist der Splint selber, weil der evtl. den Zug vom Sehnenbelag, der beim Trocknen ja längs wie quer schrumpft, nicht aushält. So weit ich mich erinnere sind die historischen Vorbilder (Eibe mit Sehne) immer nur mit Kernholz gebaut.
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Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von Bogenbas » 10.12.2022, 16:46

Also dass da der Bauch so massiv versagt hätte ich nicht erwartet. Hatte der eine ähnliche Länge wie meiner? Ja dann werd ich erstmal einen Ring am Rücken abtragen, dann kontrollieren wie stark er ist, und eventuell dann noch einen. Oder ist Splint unterm Sehnenbelag so bedenklich dass ich es lieber lassen sollte? Denn 1 Splintring wird auf jeden Fall drauf bleiben.

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Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von kra » 10.12.2022, 17:12

Das war in meiner Anfangszeit Lehrzeit vor ca. 17 Jahren und heute würde ich aus dem Eibenbrett keinen Bogen mehr bauen ;) . 158cm NtN, Eibenbrett mit stehenden Jahresringen und dann ein solides Sehnenbacking drauf. Ca. 50-55#
War lustig, beim Schießen hatte ich plötzlich das Gefühl, die Pfeile fliegen nicht mehr vernünftig und dann erst habe ich die "Fehlstellen" am Bauch gesehen. Hab ihn dann geflickt. Eben gesehen, das der immer noch an der Wand hängt. Aufspannen werde ich ihn aber nur sehr vorsichtig im Sommer mal.

Aber laß dich nicht abhalten es zu versuchen. Es ist ein tolles Projekt.
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Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von Neumi » 10.12.2022, 18:01

Es ist eine Frage der Holzqualität. Versprödeter Eibekern hält halt nix aus. Wenn das Holz OK ist, dann hält das locker ein Sehnenbacking aus. Und wieso Eibesplint Probleme mit einem Sehnenbacking bekommen soll, erschließt sich mir auch nicht.
Gute Eibe hält schließlich auch Bambusbackings aus.
Grüße - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von Hieronymus » 10.12.2022, 18:48

@Neumi ... ja bei ausreichender Länge der Eibe ist das kein Problem und wenn das Holz top ist. Aber hier ist der Bogen sehr kurz und die beiden Recurves nehmen dem Bogen schon mal 15cm je Seite + Steifer Griff. Ich denke nicht, dass der Bauch es nicht aushält, aber Set wird er bekommen. Jetzt darf man entscheiden...ist es mir wichtiger einen Bruchschutz zu haben und dafür etwas Set bekommen oder weniger dafür kein Bruchschutz. Ich habe hier eine Garteneibe liegen auch ca.150cm lang ohne Recurves... hatte 30#@28''. Ich habe sie sehr schmal angelegt, da ich dachte das macht die locker mit. Das war nicht die beste Entscheidung, denn sie hat viel Set bekommen ... mehr als 2'' Set.

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Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von kra » 10.12.2022, 18:52

@Neumi, Jetzt wird es aus dem Gedächtnis schwierig, aber ich erinnere mich das es um den Zusammenhalt Splint/Kern ging. Der Splint würde vom Sehnenbelag in beiden Richtungen zusammengezogen und kann dabei delaminieren. Aber wie geschrieben, ein Merker im Hinterkopf von vor ca. 17 Jahren.
Btw, die Eibe von damals würde ich heute auch nicht mehr verwenden - aus dem von dir genannten Grund.
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