Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Themen zum Bogenbau
Benutzeravatar
Bogenbas
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1114
Registriert: 19.10.2018, 21:38

Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von Bogenbas » 14.01.2023, 17:47

Klingt verlockend gleich zwei Sachen in einem Schritt zu erledigen. Aber kann denn da der Sehnenbelag vernünftig trocknen? Bzw muss ich dann länger als einen Monat warten bis ich weiter machen kann?

Benutzeravatar
kra
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 6725
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von kra » 14.01.2023, 18:46

Ich bin da vlt. bei Sehne etwas unorthodoxer, aber du kannst die HLP ja auf ca 80° einstellen, dann kommt der Sehnenbelag nicht über 60° hinaus. Da du das ausstreichen des Leims per Hand machst besteht eh wenig Gefahr, das du die 60° Grenze reißt ;) .

Mein Vorgehen: Sehne drauf, wickeln (ich nehme da Felgenbänder für, ist aber Geschmackssache), erwärmen und dem überschüssigen Leim an den Kontaktstellen des Wickelbandes mit den Fingern sanft rausdrücken (kleine Malerrolle geht auch) und den Belag dabei gleich glatt streichen, abkühlen und durchgelieren lassen, Band abwickeln (bevor es antrocknet!) und die dabei sich evtl. lösenden Fasern wieder mit Hautleim aufstreichen, trocknen lassen (je länger desto besser), dann mit Schmirgel egalisieren und nochmal mit leicht verdünntem Hautleim einstreichen, das alles glatt ist. Dann Leim und die feuchte (nicht nasse) Rohhaut drauf (Achtung, Falten vermeiden!), vorsichtig anwickeln (Verbandsmull geht da gut) und gelieren lassen, Wicklung abnehmen solange der Leim noch feucht ist (sonst verklebst du das Wickelmaterial mit der Rohhaut ;) ), trocknen lassen, Überstand abschneiden bzw. abschleifen, Oberfläche evtl. leicht beschleifen und zum Schluß die Versiegelung drauf. Die Versiegelung sollte etwas elastisch sein, sonst reißt sie gerne mal ein.

So bekommst du eine glatte, geschlossene und geschützte Sehnenschicht.

PS. Freu dich auf das Aufbringen der Rohhaut, bei mir hat das in Fluchorgien geendet, weil das Glibberzeug sein Eigenleben entwickelt hat und nicht wie ich wollte, gerade beim Fixieren mit der Mullbinde!
PPS. zur Wartezeit - so lange wie möglich und so kurz wie es deine Ungeduld zuläßt. Der Bogen wird auch die nächsten 9 Monate noch etwas an Zuggewicht zulegen, noch ein Grund noch etwas mit der Rohhaut zu warten. Und da die Rohhaut auch feuchtighkeitsdurchlässig, ist sie nicht der entscheidende Faktor. Das ist deine Geduld >:)
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

Benutzeravatar
fatz
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 6238
Registriert: 12.05.2015, 21:54

Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von fatz » 14.01.2023, 19:29

@Bas: Kann mir schlecht vorstellen, dass das so den Unterschied macht. Schau mal in den Sap-Thread wo ich die Fichte gebaut hab: vielleicht findest da noch was verwertbares: viewtopic.php?f=79&t=31029
Haben ist besser als brauchen.

Benutzeravatar
schnabelkanne
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5553
Registriert: 11.10.2012, 05:36

Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von schnabelkanne » 15.01.2023, 06:01

Servus, wie so der Aufwand, ich hätte wie von kra vorgeschlagen nur rechts nach dem Griff etwas Sehne zusätzlich aufgebracht und gut ist es, dann brauchst du auch im Nachhinein nicht wieder Zugkraft reduzieren und dann die Sehnen versiegelt oder mit etwas ganz leichtem verkleidet z.B. Seide.
lg Thomas
The proof of the pudding is in the eating!

Benutzeravatar
Bogenbas
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1114
Registriert: 19.10.2018, 21:38

Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von Bogenbas » 16.01.2023, 10:08

kra hat geschrieben:
14.01.2023, 18:46
Ich bin da vlt. bei Sehne etwas unorthodoxer, aber du kannst die HLP ja auf ca 80° einstellen, dann kommt der Sehnenbelag nicht über 60° hinaus. Da du das ausstreichen des Leims per Hand machst besteht eh wenig Gefahr, das du die 60° Grenze reißt ;) .
Erstmal danke für die ausführliche Beschreibung :-*
Bei meiner HLP kann ich die Temperatur leider nicht einstellen.
kra hat geschrieben:
14.01.2023, 18:46
...abkühlen und durchgelieren lassen, Band abwickeln (bevor es antrocknet!) und die dabei sich evtl. lösenden Fasern wieder mit Hautleim aufstreichen...
Geht das Durchgelieren schnell genug um den Leim solange warm stehen zu lassen?
kra hat geschrieben:
14.01.2023, 18:46
PS. Freu dich auf das Aufbringen der Rohhaut, bei mir hat das in Fluchorgien geendet...
Schön zu wissen dass da nicht nur ich so bin 😂
kra hat geschrieben:
14.01.2023, 18:46
PPS. zur Wartezeit - so lange wie möglich und so kurz wie es deine Ungeduld zuläßt. Der Bogen wird auch die nächsten 9 Monate noch etwas an Zuggewicht zulegen, noch ein Grund noch etwas mit der Rohhaut zu warten.
Zu dem Thema hatte ich mal Kontakt mit Rudolf Faustmann. Der meinte dass er auch erst nach dem er sein Buch geschrieben hatte (Skythenbogen), festgestellt hat dass die langen Wartezeiten den Unterschied machen (ich hoff das hab ich grad richtig in Erinnerung 😅).
So lange zu warten wäre es mir nur bei einem Kompositbogen wert. Ich wette ich würde den Unterschied sowieso nicht spüren. Ich bin da sehr schlecht im Wahrnehmen von Pfeilgeschwindigkeiten usw...
fatz hat geschrieben:
14.01.2023, 19:29
Schau mal in den Sap-Thread wo ich die Fichte gebaut hab: vielleicht findest da noch was verwertbares: viewtopic.php?f=79&t=31029
Nach was genau soll ich bei deinem Fichsel ausschau halten? Der hat ja weder Sehnenbelag noch Rohhaut.
schnabelkanne hat geschrieben:
15.01.2023, 06:01
Servus, wie so der Aufwand, ich hätte wie von kra vorgeschlagen nur rechts nach dem Griff etwas Sehne zusätzlich aufgebracht und gut ist es, dann brauchst du auch im Nachhinein nicht wieder Zugkraft reduzieren und dann die Sehnen versiegelt oder mit etwas ganz leichtem verkleidet z.B. Seide.
lg Thomas
Naja ob ich jetzt nur einen kleinen Bereich mit Sehne belege oder den ganzen Wurfarm macht für mich vom Aufwand her nicht viel unterschied. Die Sehnen kaufe ich bereits zerfasert und ansonsten würde ich mir ja nichts sparen. Und warum ich eine Rohhaut machen will hab ich im Thread ja schon mehrfach erklärt. Ich will ihn bemalen. Und Rohhaut scheint mir dafür der bessere Untergrund zu sein.

Benutzeravatar
fatz
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 6238
Registriert: 12.05.2015, 21:54

Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von fatz » 16.01.2023, 14:10

uups sorry: den wollt ich dir kompieren: viewtopic.php?f=76&t=30497
Haben ist besser als brauchen.

Benutzeravatar
kra
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 6725
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von kra » 21.01.2023, 10:59

Puh, Quoting-Orgie ;-)
Bogenbas hat geschrieben:
16.01.2023, 10:08
kra hat geschrieben:
14.01.2023, 18:46
Ich bin da vlt. bei Sehne etwas unorthodoxer, aber du kannst die HLP ja auf ca 80° einstellen, dann kommt der Sehnenbelag nicht über 60° hinaus. Da du das ausstreichen des Leims per Hand machst besteht eh wenig Gefahr, das du die 60° Grenze reißt ;) .
Erstmal danke für die ausführliche Beschreibung :-*
Bei meiner HLP kann ich die Temperatur leider nicht einstellen.

Wenn du nicht mehr anfassen kannst ist es >60°. Stelle die HLP auf niedrigste Temperatur. Oder nimm einen normalen Haarfön. Das klappt mit (fast) jedem Fühn/HLP. Du siehst ja, wie der Leim aus der Wicklung herausläuft und beim ausstreichen fühlst du die Temperatur. Regelbare HLPs gibt es ja auch erst seit ca. 50 Jahren, wie haben sie es denn vorher gemacht ;)
kra hat geschrieben:
14.01.2023, 18:46
...abkühlen und durchgelieren lassen, Band abwickeln (bevor es antrocknet!) und die dabei sich evtl. lösenden Fasern wieder mit Hautleim aufstreichen...
Geht das Durchgelieren schnell genug um den Leim solange warm stehen zu lassen?

Kein Problem, das Gelieren geht primär über die Temperatur (wenns nicht gerade reiner Fischleim ist), nach 15 Min sollte der der Bogen weit genug abgklühlt und Leim geliert sein. Als Verschärfung kannst du ihn ja 15 min in die Kälte stellen :D . Ob du den Leim jetzt weitere 15 Min warm hälst ist nicht relevant. Zudem kannst du ja einen kleinen Teil des Leims hierfür abzweigen.

...
kra hat geschrieben:
14.01.2023, 18:46
PPS. zur Wartezeit - so lange wie möglich und so kurz wie es deine Ungeduld zuläßt. Der Bogen wird auch die nächsten 9 Monate noch etwas an Zuggewicht zulegen, noch ein Grund noch etwas mit der Rohhaut zu warten.
Zu dem Thema hatte ich mal Kontakt mit Rudolf Faustmann. Der meinte dass er auch erst nach dem er sein Buch geschrieben hatte (Skythenbogen), festgestellt hat dass die langen Wartezeiten den Unterschied machen (ich hoff das hab ich grad richtig in Erinnerung 😅).
So lange zu warten wäre es mir nur bei einem Kompositbogen wert. Ich wette ich würde den Unterschied sowieso nicht spüren. Ich bin da sehr schlecht im Wahrnehmen von Pfeilgeschwindigkeiten usw...

;D DAS merkst du schon beim ziehen. Nach nem 3/4 Jahr an der Wand hast du einen anderen Bogen ;D
...
schnabelkanne hat geschrieben:
15.01.2023, 06:01
Servus, wie so der Aufwand, ich hätte wie von kra vorgeschlagen nur rechts nach dem Griff etwas Sehne zusätzlich aufgebracht und gut ist es, dann brauchst du auch im Nachhinein nicht wieder Zugkraft reduzieren und dann die Sehnen versiegelt oder mit etwas ganz leichtem verkleidet z.B. Seide.
lg Thomas
Naja ob ich jetzt nur einen kleinen Bereich mit Sehne belege oder den ganzen Wurfarm macht für mich vom Aufwand her nicht viel unterschied. Die Sehnen kaufe ich bereits zerfasert und ansonsten würde ich mir ja nichts sparen. Und warum ich eine Rohhaut machen will hab ich im Thread ja schon mehrfach erklärt. Ich will ihn bemalen. Und Rohhaut scheint mir dafür der bessere Untergrund zu sein.
Na ja, 15 Min vs. 1h ist für mich schon relevant. Zudem mußt du dann nur den kleinen Bereich wickeln und... und nur einen WA zusätzlich zu belegen halte ich für keine gute Idee. Die verschobene Balance kannst du erst nach dem Durchtrocknen korrigieren - unnötiger und fehlerträchtiger Aufwand.

Rohhaut läßt sich VOR DEM VERSIEGELN sehr gut bemalen. Farbe sollte halt etwas in die Rohhaut einziehen, also eher Pigmente in wasserbasiertem Medium.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

Benutzeravatar
Bogenbas
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1114
Registriert: 19.10.2018, 21:38

Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von Bogenbas » 21.01.2023, 16:07

kra hat geschrieben:
21.01.2023, 10:59
und nur einen WA zusätzlich zu belegen halte ich für keine gute Idee. Die verschobene Balance kannst du erst nach dem Durchtrocknen korrigieren - unnötiger und fehlerträchtiger Aufwand.
Sorry, da hab ich mich nur falsch ausgedrückt. Ich würde natürlich nicht nur einen Wurfarm sondern wann dann den ganzen Bogen belegen.
Und natürlich danke für alle anderen Klarstellungen ;D

Benutzeravatar
Hieronymus
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3038
Registriert: 18.08.2016, 19:50

Re: Eibe-Recurve mit Sehnenbelag?

Beitrag von Hieronymus » 22.01.2023, 15:38

...ich sehe keine Disbalance, aber ihr dürft mich gerne aufklären. Für mich sieht er harmonisch aus. Ich würde wenn überhaupt, auf der rechten Seite zwischen A und B noch was wegnehmen, denn da ist er für mich noch etwas steif.

LG Markus
«Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, daß das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.»
Salvador Dalí

Antworten

Zurück zu „Bogenbau“